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Zwei Joghurtbecher nebeneinander: Links ein größerer, rechts ein kleinerer. Davor eine Würfelkette, die den Begriff Shrinkflation zeigt.
In finanziell harten Zeiten werden immer mehr Verpackungsgrößen kleiner. Das geht zumeist auf Kosten der Konsumenten. Bild: Ivan Marc/Shutterstock.com

Shrinkflation: Weniger fürs gleiche Geld

Bleiben Verpackungsgröße und Preis gleich und schrumpft nur der Inhalt, spricht man von „Shrinkflation“. Besonders in Krisenzeiten greift die Industrie gerne zu diesem Trick.

Empfinden Sie beim Einkauf im Supermarkt in letzter Zeit auch schon einmal ein Gefühl von „Leichtigkeit“, wenn sie einen Becher Margarine oder eine Packung Chips aus dem Regal nehmen? Dann befinden Sie sich in guter Gesellschaft. Uns erreichen zunehmend Beschwerden von Verbraucher:innen, in Produkten würde weniger Inhalt stecken, obwohl sich an der Verpackungsgröße nichts geändert habe.

Weniger drin zum gleichen Preis

„Shrinkflation“ heißt neudeutsch der Begriff, der dieses Phänomen beschreibt. Das Wort setzt sich aus dem englischen „shrink“ (schrumpfen) und dem Begriff „Inflation“ zusammen. In den Duden hat es die Wortschöpfung zwar noch nicht geschafft, auf Wikipedia findet sich aber bereits ein Eintrag. Gemeint ist demnach das „Verkleinern der Portionierungsgrößen von Verbrauchsgütern oder das Abfüllen einer geringeren Menge, um Inflation zu verbergen.“

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Teuerung durch die Hintertür

Shrinkflation ist ein Aufreger, weil es sich um eine völlig intransparente Teuerung durch die Hintertür handelt. Durch die gleichbleibende Packungsgröße und einen oft auch unveränderten Stückpreis wird den Konsumenten vorgegaukelt, dass sich nichts verändert habe. Denn wer hat schon die Füllmengen und Preise der Lebensmittel im Kopf, die regelmäßig im Einkaufssackerl landen? Betroffen von Shrinkflation sind alle Arten von Waren. Sie tritt bei Lebensmitteln genauso wie bei Kosmetika, Geschirrspül- oder Waschmitteln auf. Sogar bei Toilettenpapier wurde Shrinkflation bereits beobachtet (z. B. weniger Lagen, kleinere oder weniger Blätter).

Mogelei auf Kosten der Konsument:innen

Shrinkflation ist an sich keine Erfindung der aktuellen Wirtschaftskrise und Teuerung, sie wird schon seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten praktiziert. Doch inzwischen scheint sich die Mogelei zunehmender Beliebtheit zu erfreuen. Dies schlägt sich etwa in der Anzahl der Meldungen nieder, die im Rahmen unseres Lebensmittel-Checks bei uns eingehen. Konfrontieren wir vom VKI die Hersteller mit ihrem zwielichtigen Geschäftsgebaren, rechtfertigen sich viele mit „gestiegenen Rohstoffpreisen“ oder auch, dass der Handel den Endpreis bestimme. Gelegentlich werden aber auch recht abenteuerliche Argumente ins Feld geführt. Etwa, dass sich die Konsument:innen kleinere Portionen wünschten, oder dass es für Konsument:innen leichter zu ertragen sei, wenn sie etwas weniger kaufen, als für die gleiche Menge mehr bezahlen zu müssen.

Verpackungsdschungel

Die Argumentation der Anbieter ist auch insofern nicht nachvollziehbar, als Produkte oft in unterschiedlichen Ausführungen und Designs erhältlich sind, etwa in XXL-Editionen, „2+1 gratis“-Aktionen oder Familienpackungen. Im Verpackungsdschungel ist es selbst für Konsumenten, die genauer hinsehen, schwierig, Veränderungen bei Füllmenge und Preis nachzuvollziehen. Zudem gehören die gesetzlichen Vorgaben für Packungsgrößen bereits seit dem Frühling 2009 der Vergangenheit an. Davor war für bestimmte Lebensmittel wie Milch, Fruchtsäfte, Schokolade oder Zucker vorgeschrieben, in welchen Packungsgrößen und Füllmengen sie im Handel angeboten werden dürfen.

Wir haben nachgefragt: Bei Ihnen!

Shrinkflation ist ein dauerhaftes Ärgernis. Wir wollten genauer wissen, was die KONSUMENT-Community dazu sagt. Deshalb haben wir im September eine Umfrage durchgeführt, an der sich rund 1.400 Personen beteiligt haben.  

Die wichtigsten Ergebnisse haben wir in einer Slide-Show zusammengestellt. 

Umfrage: Die Ergebnisse

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Infografik
93,9 Prozent der Befragten ist im vergangenen Jahr aufgefallen, dass in bestimmten Produkten weniger Füllmenge enthalten ist, während der Stückpreis gleichgeblieben oder sogar angestiegen ist. Viele konnten somit Änderungen bei Füllmengen feststellen. | Bild: VKI
Infografik
98,4 Prozent der Befragten ärgert es, dass Füllmengen von Lebensmitteln und anderen Produkten verringert werden, während Stückpreis und Verpackung meist gleich bleiben. | Bild: igor kisselev/Shutterstock
Infografik
Füllmengen von Lebensmitteln und anderen Produkten werden verringert, während Stückpreis und Verpackung oft gleich bleiben: 64,1 Prozent der Befragten fühlen sich durch dieses Vorgehen von den Herstellern betrogen. | Bild: Lightspring & Pretty Vectors/Shutterstock
Infografik
Vor allem bei Lebensmitteln sind verringerte Füllmengen/Stückzahlen aufgefallen (89,0 %). Am zweit häufigsten bei Wasch- und Putzmitteln sowie Geschirrspültabs (52,1 %). An dritter Stelle Toilettenpapier, Taschentücher und Küchenrollen (49,5 %), gefolgt von Kosmetikprodukten wie Duschgel, Seife und Co (38,6 %). 13,9 % der Teilnehmer:innen ist auch eine Füllmengenreduktion bei Tierfutter aufgefallen. | Bild: VKI
Infografik
In welchen Kategorien sind verringerte Füllmengen/Stückzahlen bei Lebensmitteln aufgefallen? Süßigkeiten (64,4 %), salzige Knabberartikel und Nüsse (54,3 %), Milch und Milchprodukte (48,9 %), Getreideprodukte wie Müsli und Nudeln (44,4 %), Fleisch- und Wurstwaren (38,8 %), Margarine und Butter (32,1 %), frisches, verpacktes Obst und Gemüse (31,6 %). Andere Lebensmittelkategorien wie Fertiggerichte, süße Brotaufstriche oder Getränke wurden von weniger als 20 % der Teilnehmer:innen genannt. | Bild: Lightspring/Shutterstock
Infografik
Angenommen, die Füllmenge wurde bei einem Lebensmittel reduziert: 98,6 Prozent der Befragten wünschen sich eine deutliche Kennzeichnung. | Bild: omravestudio/Shutterstock
Infografik
93,9 Prozent der Befragten ist im vergangenen Jahr aufgefallen, dass in bestimmten Produkten weniger Füllmenge enthalten ist, während der Stückpreis gleichgeblieben oder sogar angestiegen ist. Viele konnten somit Änderungen bei Füllmengen feststellen. | Bild: VKI
Infografik
98,4 Prozent der Befragten ärgert es, dass Füllmengen von Lebensmitteln und anderen Produkten verringert werden, während Stückpreis und Verpackung meist gleich bleiben. | Bild: igor kisselev/Shutterstock
Infografik
Füllmengen von Lebensmitteln und anderen Produkten werden verringert, während Stückpreis und Verpackung oft gleich bleiben: 64,1 Prozent der Befragten fühlen sich durch dieses Vorgehen von den Herstellern betrogen. | Bild: Lightspring & Pretty Vectors/Shutterstock
Infografik
Vor allem bei Lebensmitteln sind verringerte Füllmengen/Stückzahlen aufgefallen (89,0 %). Am zweit häufigsten bei Wasch- und Putzmitteln sowie Geschirrspültabs (52,1 %). An dritter Stelle Toilettenpapier, Taschentücher und Küchenrollen (49,5 %), gefolgt von Kosmetikprodukten wie Duschgel, Seife und Co (38,6 %). 13,9 % der Teilnehmer:innen ist auch eine Füllmengenreduktion bei Tierfutter aufgefallen. | Bild: VKI
Infografik
In welchen Kategorien sind verringerte Füllmengen/Stückzahlen bei Lebensmitteln aufgefallen? Süßigkeiten (64,4 %), salzige Knabberartikel und Nüsse (54,3 %), Milch und Milchprodukte (48,9 %), Getreideprodukte wie Müsli und Nudeln (44,4 %), Fleisch- und Wurstwaren (38,8 %), Margarine und Butter (32,1 %), frisches, verpacktes Obst und Gemüse (31,6 %). Andere Lebensmittelkategorien wie Fertiggerichte, süße Brotaufstriche oder Getränke wurden von weniger als 20 % der Teilnehmer:innen genannt. | Bild: Lightspring/Shutterstock
Infografik
Angenommen, die Füllmenge wurde bei einem Lebensmittel reduziert: 98,6 Prozent der Befragten wünschen sich eine deutliche Kennzeichnung. | Bild: omravestudio/Shutterstock

Ein weiteres interessantes Detail aus der Umfrage: Die Frage...

"Aktuell finden in vielen Bereichen Preissteigerungen statt. Welche Variante bevorzugen Sie grundsätzlich, z.B. wenn Sie an Lebensmittel denken?" 

... ergab folgendes Bild: 

  • 59,5 % bevorzugen eine gleichbleibende Füllmenge und Anstieg des Preises pro Packung. 
  • 16,0 % bevorzugen eine verringerte Füllmenge und einen gleichbleibenden Preis pro Packung.
  • 23,2 %  haben generell kein Verständnis für Preissteigerungen.
  • 1,3 % hat keine Meinung dazu.

Dies zeigt, dass sich die Mehrheit der Teilnehmer:innen gegen die Methode der Shrinkflation ausspricht. Sie sind bereit, mehr pro Packung zu bezahlen, solange die Füllmenge zumindest gleich bleibt.

Bei der Frage nach konkreten Produktbeispielen wurden häufig jene genannt, die aufgrund reduzierter Füllmengen bereits einem Lebensmittel-Check unterzogen wurden, wie Rama und Thea-Margarine, Kelly’s Chips, Nutella oder Ovomaltine. 

Nicht verboten

So ärgerlich die versteckten Preiserhöhungen auch sind, verboten sind sie per se nicht. Die Packungsgestaltung und -angaben dürfen jedoch nicht irreführend sein, geltende Verordnungen müssen eingehalten werden. Am Etikett muss jedenfalls die korrekte Nettofüllmenge angegeben werden. Diese muss innerhalb bestimmter Toleranzen auch eingehalten werden. Im Packerl darf also theoretisch auch etwas weniger drin sein als angegeben.

Mehr Transparenz wünschenswert

Im Sinne der Konsument:innen wäre allerdings zu wünschen, dass Preissteigerungen immer auf den ersten Blick erkennbar sind, z. B. weil der am Regal ausgewiesene Stückpreis gestiegen ist. Reduziert der Hersteller den Packungsinhalt, würden wir uns einen sichtbaren Hinweis auf die verringerte Füllmenge am Packerl erwarten. Außerdem sollte sich ein geringerer Inhalt, nicht zuletzt auch aus ökologischen Gründen, auf die Größe der Verpackung auswirken. Von Vorteil wären auch standardisierte Packungsgrößen mit einer vorgeschriebenen Füllmenge. Dies alles würde Preiserhöhungen nachvollziehbarer machen.

Skimpflation

Inzwischen setzen Hersteller auf eine weitere, im Vergleich zur Shrinkflation vielleicht noch etwas perfidere Strategie: die Skimpflation. Hierbei wird nicht die Füllmenge reduziert, sondern die Qualität eines Produkts bewusst verschlechtert, z. B. qualitativ wertvollere und teurere Zutaten gegen billigere von minderer Qualität ausgetauscht. Derartige Produktmanipulationen dürften wohl nur Konsumenten auffallen, die regelmäßig auf die deklarierten Zutatenlisten achten.

Bei folgenden Produkten ist beispielsweise eine Überarbeitung der Zutaten aufgefallen: 

Übersicht: Geschrumpfte Produkte

Hier ein paar Beispiele für Produkte, die einer Schrumpfkur unterzogen wurden. Unter der Annahme, dass der Preis gleichgeblieben ist, ergäbe sich eine Teuerung bis zu 25 Prozent. Einzelne Preissteigerungen können beim Link des jeweiligen Produktes nachgelesen werden. 

Knabbergebäck:

Süße Produkte:

Fertiggerichte und Tiefkühlprodukte:

Milch- und Fleischprodukte sowie vegane Ersatzprodukte: 

Weitere Lebensmittel:

Rama Packungen: früher mit 500g Inhalt, nun mit 450g
Rama Packungen: früher mit 500g Inhalt, nun mit 450g trotz Teuerung Bild: VKI

Margarine:

Bei einigen Produkten wurde in den letzten Monaten die Füllmenge reduziert, gleichzeitig wurde aber auch der Preis heruntergesetzt, wodurch zum Zeitpunkt der Erhebung keine Preissteigerung oder nur eine geringfügige Preissteigerung <1 % vorliegt (Stand 17.10.2023): 

  • Spar Natur Pur Semmelbrösel (2023): Von 400 g auf 375 g reduziert
  • Lyttos Feta (2023) von Hofer: Von 250 g auf 220 g reduziert
  • Lyttos Halloumi (2023) von Hofer: Von 250 g auf 225 g reduziert
  • Snack Fun Sticks (2023) von Hofer: Von 300 g auf 250 g reduziert
  • Freeway Cola Zero und Soda (2023) von Lidl: Von 2 Liter auf 1,5 Liter reduziert
  • Combino Nudeln (2023) von Lidl: Von 1 kg auf 500 g reduziert
  • Clever Putenschinken (2023): Von 150 g auf 125 g reduziert
  • Penny Champignons geschnitten in der Dose (2023): Von 230 g auf 170 g reduziert
  • Zurück zum Ursprung Sennkäse Natur (2023): Von 300 g auf 200 g reduziert

Bitte beachten Sie, dass diese Auflistungen den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer jeweiligen Veröffentlichung wiedergeben, aktuelle Füllgewichte und Preise können abweichen.

VKI-Tipps

Grundpreise vergleichen. Der Shrinkflation von Produkten auf die Spur zu kommen, ist ein schwieriges Unterfangen. Ein wenig schützen kann man sich, indem man die Grundpreise, also den Preis pro 100 Gramm oder pro Kilogramm, vergleicht. Der Grundpreis muss bei den meisten Lebensmitteln am Preisschild ausgewiesen sein. So lässt sich unabhängig von der Packungsgröße und der enthaltenen Füllmenge erkennen, welches Produkt einer Kategorie günstiger ist.

Genau hinsehen. Seien Sie kritisch bei Preisaktionen, neuen Designs, Sorten und Verpackungen, Limited Editions oder angeblich verbesserten Rezepturen. Hinter derartigen „Innovationen“ verbergen sich allzu oft Taktiken zur Verschleierung von Preissteigerungen.

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