Was alles versprochen und dann nicht gehalten wird. Diesmal im Lebensmittel-Check: Beim Streichfett angeschmiert – beim "Arla Kaergarden ungesalzen" ist jetzt um 50 g weniger Inhalt und um 9 Prozent weniger Fett drin.
Arla Kaergarden ungesalzen: Shrinkflation und Skimpflation
Der Produzent hat "Arla Kaergarden ungesalzen" verkleinert und verdünnt. Statt 250 g bekommen Konsument:innen jetzt nur mehr 200 g fürs gleiche Geld. Zudem wurde der Butter- und Ölanteil reduziert, der Wassergehalt aber erhöht.
Das steht drauf: Arla Kaergarden ungesalzen
Gekauft bei: Interspar
Das ist das Problem
Frau A. schickte uns eine Nachricht mit gleich drei wütenden Emojis. Sie hatte das Streichfett "Arla Kaergarden ungesalzen" nachgekauft und festgestellt: "Weniger Rapsöl, dafür mehr Wasser und der Gipfel: jetzt nur mehr 200 g. Das sind 20 Prozent weniger Inhalt bei gleichem Preis!"
Klassischer Fall von Shrinkflation
Wir sind der Sache nachgegangen. Bei Interspar ist das Streichfett "Arla Kaergarden ungesalzen" jetzt in einer 200 g Packung erhältlich. Der Hersteller hat das Produkt um 50 g verkleinert, denn zuvor waren Packungen zu 250 g üblich. Da der Preis mit 2,19 Euro gleich geblieben ist, wie uns die Konsumentin berichtete, handelt es sich hierbei um eine klassische Shrinkflation. Das Streichfett ist damit im Supermarkt um 25 Prozent teurer geworden.
Zusätzlich Skimpflation: Fett gespart
Der Produzent hat nicht nur eine verdeckte Preiserhöhung mittels weniger Inhalt durchgeführt, sondern auch die Qualität verändert: Der Fettanteil ist gesunken und der Wasseranteil gestiegen. Beim Vergleich der Zutatenlisten wird offensichtlich, der Hersteller hat mit Butter und Öl gespart.
Zuvor war zu lesen: "Mischstreichfett 72 %. Zutaten: Butter (65 %), Rapsöl (19 %), Wasser, Milchsäurekulturen".
Jetzt ist ausgelobt: "Mischstreichfett 65 %. Zutaten: Butter (63 %), Wasser, Rapsöl (13 %), Milchsäurekulturen".
Eine solche für die Kund:innen ungünstige Veränderung der Zusammensetzung hat, angelehnt an den schon üblichen Begriff der Shrinkflation, die Negativbezeichnung Skimpflation erhalten ("to skimp" bedeutet auf Englisch so viel wie "knausern").
Somit fällt die Verteuerung noch "fetter" aus. Die Kund:innen bekommen für dasselbe Geld nicht nur eine kleinere Packung, sondern auch ein magereres Streichfett aufs Brot. Gesundheitlich gesehen vielleicht ok, aber gleich viel für mehr Wasser bezahlen?
Welche Herkunft hat das Produkt?
"Arla Kaergarden ungesalzen" wurde laut Kennzeichnung in Deutschland oder Dänemark verpackt oder zuletzt verarbeitet. Das zeigen die beiden aufgedruckten Länderkürzel im Identitätszeichen, das bei Milch- oder Fleischprodukten den EU-weiten Hygienestandard des Verarbeitungsbetriebes garantiert.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum auf der Vorderseite gibt mit einem Kürzel Aufschluss, dass es sich in diesem Fall um einen deutschen Betrieb handelt. Die ursprüngliche Herkunft des Produktes oder der Zutaten lassen sich daraus nicht ablesen. Woher also die Milch für die Butter stammt, ist nicht deklariert.
Reaktion von Arla Foods Deutschland
Der Hersteller gibt an, das Produkt aufgrund von Verbraucher-Feedback umgestellt zu haben. Die Preisgestaltung obliege dem Handel.
"Im Rahmen regelmäßiger Rezepturüberprüfungen haben wir die Rezeptur von Arla Kærgården® Ungesalzen im Frühjahr dieses Jahres geringfügig angepasst. Dabei wurde der Butteranteil im Fett von 65 Prozent auf 63 Prozent gesenkt, der Anteil des Rapsöls von 19 auf 13 Prozent. Dies entspricht einem Gesamtfettgehalt von 65 Prozent im Produkt. Damit entspricht der Gesamtfettgehalt nun dem Marktstandard der am häufigsten gekauften Markenprodukte im Segment der Mischstreichfette (In Deutschland). Dabei ist wichtig zu betonen, dass wir die Anpassung der Rezeptur im Voraus in einem Test mit Konsumentinnen und Konsumenten getestet haben. Hierbei konnten die Verbraucherinnen und Verbrauchern keinen Unterschied in Geschmack oder Konsistenz des Produktes feststellen.
Die Umstellung der Verpackungsgröße erfolgte im Sommer dieses Jahres aufgrund von Verbraucherfeedback. Im Zuge dessen haben wir die Verpackungsgrößen auf 200 g und 350 g geändert.
Selbstverständlich haben wir mit Einführung der neuen Packungsgrößen die unverbindliche Preisempfehlung für unsere Handelspartner angepasst. Dabei ist der Kilogrammpreis der neuen Verpackungsgrößen verglichen mit dem bisherigen Kilogrammpreis nahezu gleich geblieben."
Arla Foods Deutschland GmbH
2.10.2023
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Skimpflation ist leider schwer zu erkennen, ändert sich ein Produkt in Größe und Design, lässt sich manchmal beim Vergleich der Zutatenliste mit älteren Verpackungen auch eine Änderung oder Verminderung der Inhaltsstoffe ermitteln. Gegen Shrinkflation hilft nur der Vergleich der Grundpreise. Sehen Sie bei Preis und Zutaten genau hin. Und melden Sie uns gerne, wenn sich ein Produkt ungünstig verändert!
Umstellung der Verpackungsgröße
gerd49, 3. Januar 2024, 21:01
Echt jetzt? Für wie blöd werden die Kunden da gehalten?