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Pflanzendrinks aus Nüssen, Hafer, Sojabohnen, Kokos und Reis
Bild: Shutterstock/Oksana Mizina

Pflanzendrinks als Milchersatz: Was Sie darüber wissen müssen

Immer mehr Menschen greifen zu Milchalternativen aus Sojabohnen, Hafer, Mandeln und Co. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu Pflanzendrinks und geben Tipps, worauf beim Verzehr zu achten ist. 

Das Geschäft mit Milchalternativen

Es ist ein rasant wachsender Markt: Milchalternativen brachten in Österreich im Jahr 2022 laut Good Food Institute fast fünf Millionen Euro Umsatz ein, der Absatz stieg in den Jahren 2020 bis 2022 um 21 Prozent – im Gegensatz zu Milch, deren Absatz im selben Zeitraum um 10 Prozent gesunken ist. Doch welcher Pflanzendrink ist bei der großen Auswahl in den Regalen am beliebtesten? 

Laut den von Nielsen IQ erhobenen Daten gibt es einen klaren Spitzenreiter: Die Österreicher:innen greifen am liebsten zu ­Hafermilch (55 %), gefolgt von Sojamilch (17 %) und Mandelmilch (16 %). Dasselbe Ranking zeigt auch unsere Marktanalyse: 87 von 233 Produkten in unserem aktuellen Test sind auf Hafer-, 32 auf Soja- und 28 auf Mandelbasis. Es gibt aber auch ­exotischere Drinks, etwa aus Kokos, Erbse oder Buchweizen.

Hier geht es zu unserem aktuellen Test von Pflanzendrinks.

Eine Schüssel Haferflocken, daneben eine Glasflasche mit Hafermilch
Hafermilch ist die beliebteste Milchalternative in Österreich Bild: Shutterstock/Oksana Mizina

Warum immer mehr Menschen zu pflanzlichen Alternativen greifen, liegt nicht nur an einer Laktoseintoleranz. Laut ­einer Befragung des deutschen Marktforschungsinstituts Epap unter 507 Kund:innen sind Tierwohl, Klimaschutz und eine gesunde Ernährung die meist verbreiteten Konsummotive für Milchalternativen.

3 Gründe für Pflanzendrinks

Dass vegane Drinks besser fürs Klima sind als Milch, zeigt eine Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg. Demnach hat Milch einen deutlich schlechteren ökologischen Fußabdruck als Milchalternativen. 1 kg pasteurisierte, länger haltbare Vollmilch im Verbundkarton verursacht laut Studie 1,4 kg CO2-Äquivalente, 1 kg Sojadrink hingegen nur 0,4, Mandel- und Haferdrinks 0,3 kg CO2-Äquivalente – der ökologische Fußabdruck der pflanzlichen Alternativen ist also in etwa nur ein Viertel so groß wie der von Milch. 

Wie kann das sein? Eine 2018 in der Fachzeitschrift Science veröffentlichte Metastudie kommt zu dem Ergebnis, dass für die Herstellung von 1 Liter Kuhmilch 628 Liter Wasser benötigt werden, 1 Liter Sojamilch kommt auf 28 Liter, selbst die wasserintensivere Mandelmilch auf 371 Liter. Für 1 Liter Kuhmilch sind 9 m2 Land nötig, für 1 Liter Mandelmilch nur 0,5 m2.

Bauer steht auf Sojafeld, das gerade bewässert wird
Für die Herstellung von 1 Liter Sojamilch werden 28 Liter Wasser benötigt, für 1 Liter Kuhmilch sind es 628 Liter Wasser Bild: Shutterstock/branislavpudar

Aber auch aus ethischen Gründen greifen viele Konsument:innen, zu pflanz­lichen Alternativen. So sind ihnen etwa die Trennung von Kuh und Kalb zeitnah nach der Geburt oder die Milchsteigerungen der Hochleistungskühe ein Dorn im Auge – oder die teils europaweiten Transporte von männlichen Kälbern, die für Milchbetriebe keinen Zweck erfüllen. Und dann gibt es noch die Konsument:innen, die aus gesundheitlichen Gründen auf Milch verzichten.

Die wichtigsten Fragen

Welche vegane Milch ist die gesündeste?

Von den Nährwerten gesehen am ähnlichsten zu Kuhmilch ist eine mit Calcium angereicherte Sojamilch. Welche die gesündesten Milchalternativen sind, kann man in unserer Testtabelle herausfinden. Hier geht es zum aktuellen Pflanzenmilch-Test. 

Woher kommt das Soja?

Dass für Sojadrinks der Regenwald abgeholzt wird, stimmt nicht. Die im Amazonas angebauten Sojabohnen landen meist in den Mägen der Nutztiere und nicht in Lebensmitteln. Oft loben die Hersteller die Herkunft ihrer Grundzutat sogar prominent auf der Verpackung aus und werben mit Hafer aus der EU oder Sojabohnen aus Österreich. Beachten Sie auch unseren Artikel „Vegane Mythen“, in dem wir zahlreiche Fragen rund um die vegane Ernährung beantworten.

Warum steht auf der Verpackung Sojadrink und nicht Sojamilch?

Nach einer Verordnung der Europäischen Union ist der Begriff „Milch“ rechtlich geschützt und darf nur für Kuhmilch verwendet werden. Pflanzliche Milchalternativen dürfen also nicht als Milch bezeichnet werden.

Warum ist pflanzliche Milch so teuer?

Auf Milchalternativen gilt in Österreich der Mehrwertsteuersatz von 20 Prozent, Kuhmilch wird als Grundnahrungsmittel nur mit 10 Prozent besteuert. Pflanzliche Alternativen sind aber auch deswegen teurer, weil sie etwa in geringeren Chargen produziert werden, die Herstellungskosten dementsprechend höher sind – und weil Konsument:innen meist bereit sind, die ­höheren Preise zu bezahlen.

Wie wird vegane Milch hergestellt

Zubereitung von Sojamilch
Bild: Shutterstock/MTS Photo

Die pflanzliche Basis wird entweder trocken vermahlen und mit Wasser vermischt oder die Körner werden eingeweicht, teilweise fermentiert (Abbau von Stärke zu Zucker) und nass vermahlen. Anschließend werden größere Teile entfernt, Zutaten hinzugefügt (z. B. Öl für die Barista-Varianten, Verdickungsmittel, Zucker, etc.) und homogenisiert (gleichmäßige Verteilung der Fettkügelchen). Anschließend wird die Masse erhitzt – entweder pasteurisiert (Lagerung im Kühlschrank) oder hocherhitzt (bei Raumtemperatur lagerbar).

Wie lange ist Pflanzenmilch haltbar?

Verschlossen ist hocherhitzte vegane Milch mehrere Monate haltbar. Oft ist vegane Milch auch noch genießbar, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist. Geöffnet ist vegane Milch ungefähr gleich lange im Kühlschrank haltbar wie Kuhmilch. Sobald die Milch die Farbe verändert, schleimig oder sauer wird, sollte sie entsorgt werden.

Welcher Pflanzendrink schäumt am besten?

Am besten schäumen die Barista-Varianten. Sie enthalten mehr Fett in Form von Öl und häufig Verdickungsmittel, womit ein stabiler Schaum gelingt. Viele Konsument:innen empfinden übrigens Hafermilch im Kaffee am ähnlichsten zu Kuhmilch.

Zwei Capuccinos mit geschäumfter Hafermilch
Am besten schäumen die Barista-Varianten der Pflanzendrinks Bild: Shutterstock/Elena Veselova

Welcher Pflanzendrink eignet sich für den Umstieg?

Diesen Personen empfehlen wir Produkte auf Haferbasis. Diese sind von Natur aus süßer als etwa Sojadrinks (durch den Stärkeabbau von Haferflocken) und mit dem Eigengeschmack von Hafer sind wir eher vertraut – etwa durch Haferschleim oder Porridge. Hafermilch passt somit sehr gut ins Müsli oder auch in den Kaffee. Sojadrinks sind von den Nährwerten her empfehlenswerter, weil sie mehr Eiweiß enthalten. Sie passen auch gut in den Kaffee und es gibt viele Barista-Editionen. Allerdings kann Sojamilch ausflocken, wenn der Kaffee zu viel Säure enthält, und sie hat mehr Eigengeschmack als Hafermilch.

Welche Milchalternativen sollte man sparsam verwenden?

Reisdrinks würden wir eher sparsam einsetzen – aufgrund des möglichen Arsengehalts. Sie sind eher süß, haben aber auch mehr Kalorien als andere. In Nussdrinks ist meist nur eine geringe Menge an Nüssen enthalten. Generell sind diese Produkte ökologisch problematischer, da die Grundzutat weiter gereist ist als etwa Sojabohnen oder Hafer, die oft direkt in Österreich oder der EU angebaut werden (bei Bio-Produkten muss die Herkunft – zumindest Österreich, EU oder Nicht-EU – auf der Verpackung stehen). Allerdings bieten Nussalternativen aufgrund ihres nussigen Aromas spannende Einsatzmöglichkeiten beim Backen, etwa bei Desserts.

Welche vegane Milch ist glutenfrei?

Vegane Milch aus Hülsenfrüchten (Soja, Erbsen), Nüsse und Samen (Mandeln, Cashew) und aus Reis ist glutenfrei. Dinkel enthält Gluten. Beim Hafer gibt es extra glutenfreie Sorten.

Vegane Milch für Babys und Kleinkinder

Als Muttermilchersatz darf ausschließlich vegane Säuglingsanfangsnahrung gegeben werden. Für Muttermilchersatz gelten strenge Vorschriften, damit gewährleistet ist, dass ein Baby, selbst wenn es keine Muttermilch bekommt, bedarfsdeckend ernährt wird. Kleinkinder (ab 1 Jahr) dürfen vegane Milch bekommen. Auf Reismilch sollte man wegen dem potentiell hohem Arsengehalt verzichten. Mehr dazu ist in unserem Online-Beitrag zu lesen. 

Kleinkind sitzt bei Tisch und schüttet Haferflocken in eine Schüssel, daneben steht eine Flasche Milch
Bild: Shutterstock/Irina Wilhauk

Vegane Milch ohne Phosphat

Ökotest fand in Pflanzenmilch Phosphat, und zwar in Form von Calciumphosphat. Die meisten Produkte in unserem Test enthalten Calcium in Form von Calciumcarbonat. Calciumphosphat enthalten z. B. einige Produkte der Marke Alpro (Geröstete Mandel, Cremiger Roggen, Cremiger Hafer) sowie der Haferdrink von Ikea.

Nicht so bedeutend, aber auch Kaliumphosphat kann als Säureregulator enthalten sein, wie etwa bei allen Alpro-Barista-Varianten, Alpro Not M lk, Happy Oats, Happy Soya, einigen Produkte der Marke Joya (Hafer 3,5 % Fett), Produkte der Marke Oatly, Spar Veggie, Vemondo und Vly.

Pflanzendrink ohne Sonnenblumenöl

Um herauszufinden, ob Sonnenblumenöl enthalten ist, sollten Konsument:innen unbedingt auf die Zutatenliste achten. Sonnenblumenöl wird häufig zugegeben. Es steckt in 43 Prozent der von uns getesteten Produkte. Besonders häufig kommt Öl in den Barista-Varianten vor.

Vegane Milch selber machen

Wer wissen möchte, was in der veganen Milch wirklich alles drinsteckt und dabei noch Verpackungsmüll sparen möchte, der kann sich die pflanzlichen Drinks auch mit gewöhnlichen Küchenutensilien selbst zu Hause zubereiten. Noch ein Pluspunkt: Die selbstgemachte Variante ist auch meist noch bedeutend günstiger. 

Selbtsgemachte Mandelmilch

Ein Blitzrezept für Mandeldrink: 2 EL weißes Mandelmus mit 500 ml Wasser im Blender oder mit dem Pürierstab mixen. Für einen Haferdrink 50 bis 100 g zarte Haferflocken mit 1 l Wasser mixen und anschließend durch einen Nussmilchbeutel oder ein Passiertuch abseihen. Ein Liter Haferdrink mit Bio-Haferflocken kostet so etwa nur 20 bis 30 Cent. Für Hafer-Barista-Varianten kann zusätzlich Lecithin, Cashewkerne und/oder Öl verwendet werden. Mehr dazu gibt es in unserem Blog zu selbstgemachten Hafer- und Nussdrinks.

Selbstgemachte Sojamilch

Sojadrinks sind etwas komplizierter – die Sojabohnen müssen einweichen, die gemixte Masse aufgekocht werden. Deshalb gibt es sogenannte Sojamilchbereiter, die zerkleinern und erwärmen können. Wir haben 2020 drei davon getestet und waren mit dem Ergebnis zufrieden, auch wenn wir uns die Zubereitung noch unkomplizierter gewünscht hätten. 

Milky Plant Hype wert?

Der kostspielige Milky Plant, der verzehrfertige Pflanzen- und Nussdrinks in nur wenigen Minuten verspricht, hat uns bei einem Test im Vorjahr allerdings nicht überzeugt – die Handhabung ist mühsam, der Materialverschließ hoch und bei der Blindverkostung landeten die mit Milky Plant hergestellten Drinks mit einer Ausnahme auf dem letzten Platz. 

Milky Plant auf Holztisch mit zubereiteter Nussmilch sowie Mandeln und Haselnüsse als Deko
Bild: Beck/VKI

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