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DIY Milchalternativen
DIY Milchalternativen Bild: Beck/VKI

Hafer- und Nussdrinks selbstgemacht

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Für die Herstellung von Hafer- und Nussdrinks benötigt ihr keine teuren Gerätschaften – sie gelingen ganz einfach und schnell mit üblichen Haushaltsgeräten und dem nötigen Knowhow. Damit könnt ihr jede Menge Verpackungsmüll sparen, teilweise auch Geld.

Im Mai-KONSUMENT 2020 veröffentlichten wir einen Test gängiger Marken Haferdrinks aus dem Super- und Biomarkt. Außerdem interessierte uns wie Sojamilchbereiter in der Praxis funktionieren. Bei diesen handelt es sich um Kochmixer mit speziellen Programmen für Sojadrinks. Soja muss vor dem Verzehr erhitzt werden, da die im Rohzustand enthaltenen Lektine schädlich sind. Durch die Erhitzung werden sie inaktiviert. Aber auch Getreide- und Nussdrinks können mit diesen Geräten zubereitet werden.

Diese lassen sich im Haushalt allerdings auch ganz einfach selbst herstellen. Hier ein paar DIY-Anleitungen (DIY = Do it yourself – Mach es selbst).

Blitzrezept – Mandeldrink

Mein absolutes Lieblingsrezept, wenn es mal ganz schnell gehen muss, ist ein Mandeldrink aus Mandelmus. Dazu benötigt ihr:

  • 2 Esslöffel weißes Mandelmus (ca. 50 g)
  • 500 ml Wasser

Cremiger wird es mit einem Hochleistungsmixer (Blender), aber mit einem Pürierstab funktioniert das Rezept auch. Zutaten in einen hohen Becher geben – mixen – fertig!

Günstiger kommt diese Variante allerdings nicht – je nach Mandelmus-Marke kommt ein Liter fertiger Mandeldrink auf rund 2,90 € und kostet damit ungefähr so viel wie gängige Marken aus dem Supermarkt. Vorteile des selbstgemachten Drinks: Der Mandelanteil ist deutlich höher (die Produkte aus dem Handel enthalten meist 2 % Mandeln, manchmal 5 bzw. 7 %) und der selbstgemachte Drink kommt ohne Zusatzstoffe aus. In Produkten aus dem Supermarkt findet man Stabilisatoren, Verdickungsmittel oder Emulgatoren. Dafür muss man den selbstgemachten Drink allerdings auch rasch verbrauchen – ich hebe ihn maximal zwei bis drei Tage im Kühlschrank auf.

Mandeldrinks werden oft als nicht nachhaltig kritisiert. Dies stimmt natürlich – 80 % der weltweiten Mandelernte stammen aus Kalifornien. In unseren Geschäften gibt es zumindest im Biobereich auch Mandeln aus Europa. In Europa werden die durstigen Mandelbäume im trockenen Süden kultiviert. Der Wasserverbrauch ist damit deutlich höher als bei der entsprechenden Menge Kuhmilch, aber in allen anderen Kriterien (Treibhausgasemissionen, Gewässeremissionen sowie im Landverbrauch) schneiden Mandeldrinks weitaus besser als Kuhmilch ab. Die genauen Werte gibt es im Mai-KONSUMENT Test Haferdrinks.

Mandeldrink aus ganzen Mandeln

Es ist auch möglich, einen Mandeldrink aus ganzen Mandeln (streng genommen sind Mandeln keine Nüsse sondern Kerne) herzustellen, dafür müssen die Mandelkerne allerdings über Nacht eingeweicht werden. Das Mischungsverhältnis für einen Mandeldrink ist ein Teil Mandeln und drei Teile Wasser. Ihr benötigt also

  • 1 Tasse ganze Mandeln
  • 3 Tassen Wasser

Am Abend eine Tasse Mandeln in eine Schüssel geben und mit Wasser gut bedecken. In der Früh abseihen. Ich entferne das braune Häutchen, damit der Mandeldrink schön weiß wird. Mandeln in einen Blender geben, drei Tassen Wasser dazu, mixen, abseihen durch einen Nussmilchbeutel (gibt es in Bio- und Naturkostgeschäften) oder ein Passiertuch und fertig!

Prinzipiell ist die Zubereitung auch mit einem Pürierstab möglich, dabei fallen allerdings bei mir deutlich mehr feste Rückstände an.

Billig ist diese Art von Mandeldrink auf Grund des hohen Mandelanteils allerdings auch nicht. Mit Bio-Mandeln kommt er auf rund 4 € pro Liter, mit konventionellen Mandeln auf rund 3 € pro Liter.

Cashewdrink

Bis auf den Einweichprozess geht auch ein Cashewdrink schnell. Ihr benötigt dafür

  • 1 Tasse Cashewkerne
  • 4 Tassen Wasser

Cashewkerne (auch bei Cashews handelt es sich im botanischen Sinn um Kerne und keine Nüsse) über Nacht in Wasser einweichen. In der Früh abseihen und in ein Gefäß mit vier Tassen Wasser geben. Mixen bzw. pürieren, abseihen durch ein Sieb, einen Nussmilchbeutel oder ein Passiertuch. Hier sieht man auch den Unterschied zwischen Pürierstab und Blender schön. Es funktioniert zwar mit einem Pürierstab, aber beim Abseihen bleiben deutlich mehr feste Rückstände zurück als bei der Herstellung im Blender.

Ich kaufe für den Cashewdrink immer Bruch, weil dieser deutlich günstiger ist als ganze Kerne, und für den Drink ist es egal, ob die Kerne ganz sind oder Bruchstücke.

Mit der Bio-Bruchware kommt 1 Liter Cashewdrink auf ca. 2,50 €. Aber auch hier ist der Cashewanteil beim selbstgemachten Drink deutlich höher als bei gekaufter Ware, die einen Anteil von rund 3 bis 6 % Cashews aufweist.

Wenn es mal ganz schnell gehen muss und man nur eine kleine Menge benötigt, können Cashewkerne auch mit kochendem Wasser aufgegossen werden. Die Einweichzeit reduziert sich dann auf rund eine Stunde. Und im Verhältnis 1:1 mit Wasser vermischt erhält man Cashew-Sahne, die sich wunderbar zum Kochen eignet – zum Beispiel für eine cremige Schwammerlsauce zur Pasta.

Ich mag Cashewdrinks aber nicht nur zum Kochen, sondern auch für Matcha-Latte und Kurkuma-Latte.

Kurkuma- und Matcha Latte aus Cashewdrink
Kurkuma- und Matcha Latte aus Cashewdrink Bild: Beck/VKI

Haferdrink

Mit den Soja- und Nussmilchbereitern vom Praxistest lassen sich ganze Haferkörner verarbeiten, man erhält einen sämigen Drink mit intensivem Getreidegeschmack. Für die schnelle DIY-Methode eignen sich zarte Haferflocken besser. Ihr benötigt

  • 50 bis 100 g zarte Haferflocken
  • 1 Liter Wasser

Auch hier geht die Zubereitung sehr schnell. Haferflocken und Wasser gut mixen und durch einen Nussmilchbeutel bzw. ein Passiertuch abseihen. Das ist alles. Dieser Drink ist deutlich weniger süß als Haferdrinks aus dem Handel, da bei dieser Variante keine Haferstärke zu Zucker abgebaut wird.

Habt ihr keine zarten Haferflocken zur Hand, könnt ihr auch gröbere nehmen. Diese am besten für eine Viertelstunde im Wasser einweichen und dann erst mixen.

Diese Variante ist auch mit Abstand die günstigste. Mit Bio-Haferflocken kostet euch ein Liter rund 0,20 €.

Barista Haferdrink

Wird der Drink nicht per Hand sondern maschinell aufgeschäumt, ist ganz wichtig, dass man den Haferdrink durch einen Nussmilchbeutel oder ein Passiertuch abseiht und die Feststoffe entfernt, da diese Milchaufschäumdüsen verstopfen können.

Barista-Varianten zeichnen sich insbesondere durch einen höheren Fett- und Eiweißgehalt aus. Im Netz findet man die Empfehlung Cashewmus dem Haferdrink hinzuzufügen. Manche Rezepte empfehlen auch Sojalecithin als Emulgator, damit sich die beiden Zutaten nicht entmischen. Ich halte meine Rezepte aber gerne bewusst einfach, deshalb verzichte ich auf den Emulgator und schüttle den Haferdrink vor der Verwendung gut durch, denn das Cashewmus setzt sich recht schnell am Boden ab.

Hier ist das Rezept:

  • 1 Liter Haferdrink
  • 1 Esslöffel Cashewmus

Beides gut durchmixen (Pürierstab oder Blender) und innerhalb weniger Tage verbrauchen. Leider war das Ergebnis bescheiden – so richtig schönen Schaum wie bei unserem Testsieger[1] erhält man nach dieser Methode nicht. Damit könnt ihr euch, meiner Meinung nach, die 0,60 € Mehrkosten pro Liter für das Cashewmus sparen.

Barista Haferdrink selbstgemacht
Barista Haferdrink selbstgemacht Bild: Beck/VKI

Süße

Wem die Naturvarianten zu wenig süß sind, der kann ein wenig nachhelfen. Idealerweise mit ein paar eingeweichten Datteln. Nachdem die Drinks ohnehin püriert werden müssen, geht das gut, und es landet nicht nur Zucker sondern auch ein paar Ballaststoffe von den Datteln im Drink.

Warum einweichen?

Einweichen macht nicht nur die Kerne weicher für den Püriervorgang, sondern reduziert auch antinutritive sekundäre Pflanzenstoffe wie die Phytinsäure. Phytinsäure bindet Mineralstoffe, und es entstehen Phytate. Diese Komplexe sind für den Körper nicht mehr verfügbar. Auf der anderen Seite werden Phytaten auch gesundheitsförderliche Wirkungen (Senkung von Blutzucker und Blutfetten sowie Dickdarmkrebsprävention) zugeschrieben. Trotzdem empfiehlt es sich Nüsse, Kerne oder ganze Getreidekörner über Nacht einzuweichen damit der Phytinsäuregehalt reduziert wird. Bei Haferflocken oder bei der Herstellung von Kleinmengen (zum Beispiel eine kleine Portion Cashew-Sahne zum Kochen) kann dieser Prozess entweder ganz entfallen oder verkürzt werden.

Eingeweichte Mandeln und Cashewkerne
Eingeweichte Mandeln und Cashewkerne Bild: Beck/VKI

Flaschen für die Drinks

Die selbstgemachten Drinks müssen natürlich in einem geeigneten Behältnis im Kühlschrank gelagert werden. Mir persönlich sind Glasflaschen am liebsten, Kunststoff versuche ich in Kontakt mit Lebensmitteln so weit wie möglich zu vermeiden. Meine liebsten Behältnisse sind derzeit die 700-ml-Flaschen, in denen man Tomatenpassata unterschiedlichster Marken kaufen kann. Diese Einwegflaschen lassen sich so wunderbar wiederverwenden. Ich lagere darin übrigens auch trockene Lebensmittel im Küchenschrank, wenn ich keine leeren Vorratsgläser mehr habe.

Abschließend wünsche ich viel Spaß beim Zubereiten eurer DIY-Pflanzenmilch!

Birgit Beck - Expertin: Ernährung
Mag.ª Birgit Beck - Expertin: Ernährung Bild: VKI

Ich arbeite als Projektleiterin im Bereich Untersuchungen und blogge über Lebensmittel- und Ernährungsthemen.

Birgit Beck, Ernährungswissenschafterin

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