Entdeckt habe ich Milky Plant auf Instagram. Aber auch in anderen sozialen Medien sah ich diese Werbung. Vor Weihnachten wurde ich täglich damit konfrontiert – „Pflanzenmilch in nur 3 Minuten selbst machen, einfach und schnell“. Natürlich wurde ich neugierig 😊 Sojamilchbereiter hatte ich im Jahr 2020 mit einem durchwachsenen Ergebnis getestet. Die Zubereitung war trotz des Gerätes aufwändig, so mein Fazit. Ohnehin können die meisten Pflanzendrinks ohne spezielle Geräte im Haushalt hergestellt werden. Deshalb war ich neugierig, ob Milky Plant mehr als die bereits getesteten Produkte kann. Immerhin ist das Gerät mit knapp unter 310 Euro nicht ganz billig. Um 310 Euro bekommt man im Supermarkt mehr als 200 Liter Bio-Hafermilch. Haferdrinks aus dem Supermarkt haben wir übrigens im Jahr 2020 getestet.
Test: Milky-Plant – ist es den Hype wert?
Massiv auf sozialen Medien in der veganen Bubble beworben, soll Milky Plant die Herstellung von Mandel- und Hafermilch einfach und schnell zu Hause ermöglichen. Ich habe mir angesehen, ob die Werbeversprechen auch gehalten werden und sechs Gründe gefunden, die gegen einen Kauf sprechen.
Das Gerät
Das Prinzip von Milky Plant ist einfach. Man füllt den Wassertank und den oberen Behälter mit Nüssen, Haferflocken oder gekochten Sojabohnen. Das Gerät mixt die festen Bestandteile mit Wasser, vermahlt alles fein und presst am Ende das Püree durch ein feines Sieb. Die fertige Milch läuft in eine Flasche. Den Pressrückstand kann man für Müsli und ähnliches verwerten. Nach jeder Zubereitung muss ein Reinigungszyklus gemacht werden.
Die Zubereitung
Bei der Zubereitung bin ich die ersten Male am Wassertank gescheitert. Zuerst konnte ich ihn gar nicht in das Gerät reinschieben, stattdessen tropfte Wasser aus dem Behälter. Auf der Arbeitsfläche und am Boden war alles nass. Nach etlichen Fehlversuchen hatte ich ein System – Milky Plant umdrehen und auf die Kante der Arbeitsfläche stellen, mit einer Hand von unten den Hebel für den Wassertank nach unten drücken (der sollte eigentlich von selbst halten, tat er aber nicht), mit der anderen den Wassertank reinschieben. Klingt kompliziert, ist es auch. Das ist der erste Grund, der für mich gegen einen Kauf spricht. Vor allem, weil der Wassertank nach jeder Zubereitung und nach jedem Reinigungsvorgang gefüllt werden muss.
Als ich den Wassertank endlich drinnen hatte und mich an die Zubereitung der Mandelmilch machte, hatte ich gleich die erste Fehlermeldung. Ursache war, dass ich den Hebel zur Sicherung des Wassertankes nicht ganz fest nach oben gedrückt hatte. Das passierte in Folge noch öfter, auch wenn ich nach dem ersten Mal besonders darauf geachtet habe. Für mich zweite Grund, der gegen das Gerät spricht.
Fängt das Gerät endlich zum Arbeiten an, ist es sehr laut und sondert bereits nach wenigen Durchgängen einen starken Geruch (Kunststoff ?) ab. Punkt drei, der suboptimal ist. Nach rund 20 Durchgängen löste sich eine Schraube, nach einigen weiteren ein Plastikteil. Minuspunkt vier. Positiv ist, dass die Reklamation umgehend beantwortet wurde, und ich ein Video mit einer Anleitung zur Reparatur bekam. Voraussetzung dafür ist, dass man die englische Sprache gut beherrscht.
Was kostet die selbstgemachte Pflanzenmilch?
450 bis fast 500 Milliliter fertige Milch landen ungefähr bei einem Durchgang in der Flasche. Für die Herstellung habe ich 25 Gramm Cashewkerne, 27 Gramm Haferflocken und 33 Gramm Mandeln benötigt. Gekauft habe ich die Zutaten in Bioqualität im Supermarkt, das heißt pro Liter komme ich auf folgende Kosten:
- Cashewdrink (aus Cashewbruch): 0,75 Euro
- Haferdrink (aus Feinblatt Flocken): 0,20 Euro
- Mandeldrink: 1,20 Euro
Um beim Beispiel der Hafermilch zu bleiben, rechnet sich das Milky Plant nach rund 240 Litern oder 500 Durchgängen selbstgemachter Hafermilch. Voraussetzung ist, dass man keine weiteren Zutaten wie Datteln, Kalziumpulver oder anderes hinzufügt und so die Kosten der eingesetzten Rohware erhöht.
Bei der Herstellung von Mandeldrink braucht man allerdings wesentlich länger bis sich das Milky Plant amortisiert. Ab 2,20 Euro gibt es einen Liter Mandeldrink im Supermarkt. Das heißt, ich muss die Maschine mindestens 600-mal laufen lassen, damit sich das Gerät rentiert.
Wie bereits berichtet, hat sich nach 20 Durchgängen bei mir die erste Schraube gelockert. Grund fünf, der für mich gegen einen Kauf spricht. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was alles passiert bis 600 Mandeldrinks hergestellt sind.
Wie schmeckt die Pflanzenmilch im Vergleich zu anderen Produkten?
Das stärkste Kaufargument für mich persönlich wäre, wenn die zubereiteten Drinks richtig gut schmecken würden.
Deshalb bereitete ich Pflanzendrinks (Soja, Cashew, Hafer und Mandel) auf unterschiedliche Art und Weise zu und kaufte im Biosupermarkt und Drogeriemarkt jeweils ein Referenzprodukt sowie einen pulverisierten Haferdrink, der mit Wasser zum fertigen Getränk gemischt wird. Gegen das Milky Plant trat als Gerät der Vegan Star an. Außerdem kamen mein Blender und ein Nussmilchbeutel zum Einsatz. Angetreten zur Blindverkostung sind acht Kolleg:innen, die Pflanzendrinks im Alltag verwenden.
Details sind in der Grafik zu sehen, aber gleich vorweg: am besten schmeckte der Pflanzendrink aus dem Packerl. Der jeweilige Drink von Milky Plant landete in der Verkostung und in der Präferenzreihung mit einer Ausnahme auf dem letzten Platz. Nur der Cashewdrink, zubereitet im Vegan Star, schmeckte noch weniger. Ein ernüchterndes Ergebnis, und der sechste Grund, der gegen einen Kauf spricht.
Fazit
Ja, die Idee ist cool. Auch ich wünsche mir meine Pflanzendrinks auf einfache Art und Weise selbst herzustellen und so Verpackungsmüll vermeiden zu können. Aber die Umsetzung ist noch ausbaufähig. Für mich sprechen sechs Gründe gegen einen Kauf.
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