Die Frage stellen sich viele Konsument:innen: Sind vegane Alternativen gesünder? Das Salzburger vorsorgemedizinische Institut SIPCAN (Special Institute for Preventive Cardiology and Nutrition) hat sich des Themas angenommen und 424 pflanzliche Milchalternativen (zum Trinken und Löffeln) auf ihren Zucker- und Fettgehalt untersucht.
Das Ergebnis: Drei Viertel seien zu süß, jedes zehnte Produkt zu fettreich. Die Medien griffen das Thema auf und titeln „Pflanzenmilch – jede Vierte zu süß, jede Zehnte zu fett“ oder „Hafermilch nicht automatisch die gesündere Alternative“. Doch sind die Studienergebnisse wirklich so einfach zu interpretieren? Wir sagen Nein.
Kein Randphänomen
Bei einer Umfrage im Juni 2022 gaben rund 28 Prozent der Befragten in Österreich an, häufig Alternativen zu Milch- und Molkereiprodukten zu konsumieren – das übersteigt den Veganer:innen-Anteil in der Bevölkerung (rund 1 Prozent) bei Weitem und zeigt, dass auch viele Mischköstler:innen auf die pflanzlichen Alternativen zurückgreifen. Pflanzendrinks sind also kein Randthema, sondern stoßen auf rege Nachfrage – weshalb auch immer mehr davon auf den Markt drängen.
Desserts zu süß
Beim sogenannten „Zuckercheck“ legt SIPCAN „in Anlehnung an die entsprechenden Kriterien der WHO und der DACH-Referenzwerte“ einen maximalen Wert von 6,7 Gramm Zucker pro 100 Gramm/Milliliter Produkt (inkl. natürlich enthaltenem Zucker) fest. Sieht man sich die Tabelle der Testergebnisse genauer an, sieht man auch, welche Produkte diesen Wert überschreiten. Es sind großteils gesüßte Drinks mit Vanille-, Kakao- oder Erdbeergeschmack, Puddings, Joghurts und Desserts. Vereinzelt fallen auch ungesüßte Dinkel- und Reisdrinks darunter, da Dinkel und Reis von Natur aus sehr kohlenhydratreich sind und diese Kohlenhydrate bei der Herstellung in Zucker abgebaut werden. Soja-, Hafer- und Nussdrinks ohne zugesetzten Zucker unterschreiten die 6,7-Gramm-Grenze fast vollständig.
Gut zu wissen: Auch Kuhmilch ist nicht zuckerfrei. Der darin enthaltene Milchzucker macht fast fünf Prozent aus. Und würde man Fruchtjoghurts auf Kuhmilchbasis testen, würden diese wohl allesamt die 6,7-Gramm-Grenze übersteigen – genauso wie die veganen Alternativen. Und fettfrei ist Kuhmilch auch nicht – die vollfette Variante kommt auf 3,6 Prozent Fett. Im Pflanzenreich sind laut der SIPCAN-Studie Produkte auf reiner Kokosbasis am fettesten (6,7 Gramm) und die auf Reisbasis am fettärmsten (1,0 Gramm).
Wie gesund sind Pflanzendrinks also wirklich?
Als wir vor zwei Jahren Haferdrinks getestet haben, haben acht von elf Produkten „gut“ abgeschnitten, zwei waren geschmacklich „sehr gut“. Und alle elf Produkte unterschritten den Wert von 6,7 Gramm Zucker pro 100 ml. Auch lagen sie alle unter der von SIPCAN definierten Obergrenze von 4,2 Gramm Fett pro 100 mg/ml Produkt. Was uns noch positiv aufgefallen ist: Die Klimabilanz. Denn der CO2-Abdruck pflanzlicher Drinks ist gegenüber dem von Milch um Längen besser. Haferdrinks etwa verursachen rund 70 Prozent weniger schädliche Klimagase als Kuhmilch.
Bei einem weiteren Test im Jahr 2021 haben wir uns fermentierte Joghurt- und Frischkäsealternativen aus Hafer, Soja, Mandel und Kokos näher angesehen. 24 der 36 getesteten Produkte haben einen Nutri-Score A oder B, der auf eine günstige Nährstoffzusammensetzung hinweist.
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