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Applejuicification: Fruchtsäfte mit hohem Apfelsaftanteil auf gelbem Hintergrund
Bild: Shutterstock/Pixel-Shot

Applejuicification: Warum so viele Äpfel in Fruchtsäften stecken

Wenn Getränkehersteller mit teuren Beeren werben, aber ein Obstgarten voller Äpfel drinsteckt, ärgern sich Konsument:innen zu Recht. Wir haben uns 13 Produkte näher angesehen und auf ihren Apfelsaftgehalt hin überprüft. 

Nachdem der Begriff "Applejuicification" in den sozialen Medien für viel Aufruhr gesorgt hat, hat er es im Juni 2024 sogar ins Cambridge Dictionary geschafft. Bei dem Trend geht es um die Verwendung von Apfelsaft als Hauptzutat in Fruchtsäften, während die Produktaufmachung eine andere Zusammensetzung nahelegt. 

Auslöser für die Diskussion über die "Apfelsaftifizierung" von Fruchtsäften war ein Beitrag auf X (vormals Twitter), in dem ein User Säfte aus dem Supermarkt auf ihre Zusammensetzungen hin kontrollierte und feststellte, dass die meisten davon zu 50 Prozent aus Apfelsaft bestehen, obwohl im Produktnamen kein Apfel vorkommt. Die Täuschung von Konsument:innen stand im Raum. 

Was ist das Problem?

Tatsächlich suggerieren die Produktaufmachung und -bewerbung von beispielsweise Smoothies meist eine andere Zusammensetzung, als es der Fall ist.  Höherpreisige, exklusivere Früchte, wie etwa Beeren oder exotische Früchte wie Maracuja und Mango, werden hervorgehoben, während günstigere Zutaten, wie Äpfel oder Trauben, teils nur in der Zutatenliste zu finden sind. Dabei machen diese günstigeren Früchte oft einen recht hohen Anteil des Getränks aus.

Bilden die Hersteller Äpfel und Trauben doch auch am Etikett ab, dann meist nur im Hintergrund – während sie die teureren Früchte oft als Blickfang groß im Vordergrund abdrucken. Konsument:innen erwarten sich daher durch Produktnamen und Fruchtabbildungen oft eine andere Zusammensetzung bei Smoothies und Säften, als es tatsächlich der Fall ist.  

Spar enjoy Weichsel-Banane Smoothie: 40 Prozent Apfelsaft enthalten; Bild: K. Schreiner/VKI
Neuer Name, gleich Rezeptur: Spar enjoy Smoothie Cherry & Co mit 40 Prozent Apfelsaft

Ist das ein neues Phänomen?

Tatsächlich nicht. Wir berichten auf der Plattform Lebensmittel-Check schon seit über einem Jahrzehnt regelmäßig über Smoothies und Säfte, die wider Erwarten zum Großteil aus Apfel- oder Traubensaft bestehen, etwa 2012 über den Himbeer-Brombeer-Smoothie von Jeden Tag oder 2014 über den Weichsel-Bananen-Smoothie von Spar enjoy (Foto). Manche Produkte werden sogar tatsächlich “verwässert”, ohne dass die Hersteller es ausreichend klar deklarieren – wie es auch beim Hohes C Juicy Balance Multi Fruchtsaftgetränk aktuell der Fall ist.

Warum so viel Apfel- und Traubensaft?

Die Hersteller verweisen in ihren Stellungnahmen meist auf dieselben Argumente: 

  • Bei der Namensgebung des Produktes beziehe man sich auf die geschmacksgebenden Früchte.
  • Die Produktaufmachung solle Konsument:innen zeigen, was sie geschmacklich erwartet.
  • Trauben- und Apfelsaft besäßen wenig Säure und seien sehr süß, was die Säure anderer Früchte ausgleichen würde – sie werden als "geschmacksneutrale" Grundlage eingesetzt und würden von Konsument:innen nur als leichte Unternote wahrgenommen werden.
  • Püriertes Obst sei alleine zu dickflüssig für Smoothies – Saft werde zur Verflüssigung des Produktes eingesetzt.
  • Der reine Geschmack der geschmacksgebenden Komponente wäre zu bitter/sauer/herb etc. 

Unsere Vermutung, warum Hersteller auf Apfelsaft zur "Verdünnung" zurückgreifen, ist Folgende: Apfelsaft ist günstig, sorgt für ein verflüssigtes Trinkerlebnis und bringt ordentlich Süße mit sich. Perfekt, um bei teureren Zutaten sparen zu können. 

13 Produkte im Check

Wir haben einige Produkte aus Supermärkten, Diskontern und Drogeriemärkten eingekauft und die Zutatenliste mit der Produktaufmachung abgeglichen. Dabei handelt es sich um folgende Smoothies oder Fruchtsäfte:

Gruppenbild der Fruchtsäfte und Smoothies im Test
Bild: VKI/Alexandra Konstantinoudi

  • Ali JuusMango Passion
  • AndrosShot Energy Kiwi
  • BiottaRote Bete-Zitrone-Ingwer
  • Clever SmoothieErdbeere, Banane & Cranberry
  • dm Bio – ACE Smoothie mit Karotte, Orange & Weizenkeimöl
  • firefly still – Kiwi, Lime & Mint
  • hohes C Plus Eisen – Apfel, Granatapfel, Himbeere
  • Innocent – Direktsaft Orange-Karotte 
  • InnocentImmunshot Ingwer
  • Innocent Inner Winner Pinke Drachenfrucht, Litschi, Apfel, Baobab + Vitamine
  • Rauch happy day Honigmelone
  • Rauch Juice Bar – Ananas Orange Maracuja
  • San Lucar Smoothie – Mango Maracuja

Um die Bildergalerie in voller Größe zu öffnen, in der rechten oberen Ecke des Bildes auf die vier Pfeile klicken,

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Ali Juss Mango Passion
Mango Passion von Ali Juus: Mangopüree (44 %) und Passionfruitpüree (5,5 %) machen nur rund die Hälfte des Produktes aus, der Rest sind Apfelsaft, Orangensaft, Ananassaft und Chia-Samen. | Bild: VKI
hohes C plus Eisen Apfel, Granatapfel, Himbeere
Hohes C plus Eisen besteht zu 80 % aus Apfelsaft, die beworbenen Früchte (Granatapfel und Himbeeren) machen nur rund 6 % des Produktes aus. Der verwendete Schwarzkarottensaft färbt zusätzlich rötlich und könnte so einen höheren Anteil der beworbenen Zutaten vermuten lassen | Bild: VKI
Innocent 	Inner Winner Pinke Drachenfrucht, Litschi, Apfel, Baobab + Vitamine
Der "Inner Winner" von Innocent mit pinker Drachenfrucht, Litschi, Apfel, Baobab und Vitaminen besteht aus 70 % aus Apfel- und zu 10 % aus Birnensaft. Es sind nur 3,2 % Drachenfruchtpüree, 4,5 % Litschisaft und 0,41 % Baobabpüree enthalten. | Bild: VKI
Andros Shot Energy
Shot Energy Kiwi von Andros besteht aus rund 60 % Apfelsaft und -püree, das enthaltene Spirulinakonzentrat färbt zusätzlich grün. | Bild: VKI
dm Bio ACE Smoothie mit Karotte, Orange & Weizenkeimöl
Smoothies überraschen oft mit einer anderen Zusammensetzung, als es die Produktaufmachung am ersten Blick verspricht. So auch der "ACE Smoothie mit Karotte, Orange & Weizenkeimöl" von dm Bio, der 41 % Apfelmark und 5 % Traubensaft enthält. | Bild: VKI
Biotta Rote Bete-Zitrone-Ingwer
Rote Bete-Zitrone-Ingwer von Biotta besteht überraschenderweise zu 34 % aus Trauben- und Orangensaft. Rote Rübensaft ist im Handel auch ohne Zusatz von anderen Frucht- und Gemüsesäften erhältlich. | Bild: VKI
Clever Smoothie Erdbeere, Banane & Cranberry
Der Clever Smoothie "Erdbeere, Banane & Cranberry" besteht zu 26 % aus Traubensaft und 12 % aus Apfelmark. Der zusätzlich enthaltene Aroniasaft färbt rötlich und könnte einen höheren Erdbeergehalt suggerieren. | Bild: VKI
Innocent Ingwershot
Als Basis für Ingwershots wird oft Apfelsaft verwendet, wie auch beim dem von Innocent. Er besteht zu 60 % aus Apfelsaft. | Bild: VKI
firefly still Kiwi, Lime & Mint
Beim firefly still "Kiwi, Lime & Mint" ist nur ein geringer Anteil der beworbenen Zutaten enthalten (1,4 % Kiwi, 2,5 % Limette und natürliches Minzaroma). Der Saft besteht fast zur Hälfte aus Traubensaft (47 %) und zu 4 % aus Apfelsaft. | Bild: VKI
Rauch Happy Day Honigmelone
In Rauch happy day Honigmelone stecken 22 % Apfelsaft. Zusätzlich wurden Zucker und Aroma zugesetzt. | Bild: VKI
Innocent Orange Karotte Direktsaft
Die Aufmachung des Direktsafts Orange-Karotte von Innocent lässt keinen zugesetzten Apfelsaft vermuten, doch tatsächlich sind 16 % Apfelsaft enthalten. | Bild: VKI
Rauch Juice Bar Ananas, Orange, Maracuja
Der Ananas-Orange-Maracuja der Rauch Juice Bar besteht fast zur Hälfte aus Traubensaft (45 %). Das enthaltene Färberdistelextrakt färbt zusätzlich orange-gelb. | Bild: VKI
San Lucar Smoothie Mango Maracuja
Der Mango-Maracuja-Smoothie von San Lucar besteht zu 69 % aus Apfelsaft und -püree. Die beworbenen Früchte (Mango und Maracuja) machen nur 31 % des Produktes aus. | Bild: VKI
Ali Juss Mango Passion
Mango Passion von Ali Juus: Mangopüree (44 %) und Passionfruitpüree (5,5 %) machen nur rund die Hälfte des Produktes aus, der Rest sind Apfelsaft, Orangensaft, Ananassaft und Chia-Samen. | Bild: VKI
hohes C plus Eisen Apfel, Granatapfel, Himbeere
Hohes C plus Eisen besteht zu 80 % aus Apfelsaft, die beworbenen Früchte (Granatapfel und Himbeeren) machen nur rund 6 % des Produktes aus. Der verwendete Schwarzkarottensaft färbt zusätzlich rötlich und könnte so einen höheren Anteil der beworbenen Zutaten vermuten lassen | Bild: VKI
Innocent 	Inner Winner Pinke Drachenfrucht, Litschi, Apfel, Baobab + Vitamine
Der "Inner Winner" von Innocent mit pinker Drachenfrucht, Litschi, Apfel, Baobab und Vitaminen besteht aus 70 % aus Apfel- und zu 10 % aus Birnensaft. Es sind nur 3,2 % Drachenfruchtpüree, 4,5 % Litschisaft und 0,41 % Baobabpüree enthalten. | Bild: VKI
Andros Shot Energy
Shot Energy Kiwi von Andros besteht aus rund 60 % Apfelsaft und -püree, das enthaltene Spirulinakonzentrat färbt zusätzlich grün. | Bild: VKI
dm Bio ACE Smoothie mit Karotte, Orange & Weizenkeimöl
Smoothies überraschen oft mit einer anderen Zusammensetzung, als es die Produktaufmachung am ersten Blick verspricht. So auch der "ACE Smoothie mit Karotte, Orange & Weizenkeimöl" von dm Bio, der 41 % Apfelmark und 5 % Traubensaft enthält. | Bild: VKI
Biotta Rote Bete-Zitrone-Ingwer
Rote Bete-Zitrone-Ingwer von Biotta besteht überraschenderweise zu 34 % aus Trauben- und Orangensaft. Rote Rübensaft ist im Handel auch ohne Zusatz von anderen Frucht- und Gemüsesäften erhältlich. | Bild: VKI
Clever Smoothie Erdbeere, Banane & Cranberry
Der Clever Smoothie "Erdbeere, Banane & Cranberry" besteht zu 26 % aus Traubensaft und 12 % aus Apfelmark. Der zusätzlich enthaltene Aroniasaft färbt rötlich und könnte einen höheren Erdbeergehalt suggerieren. | Bild: VKI
Innocent Ingwershot
Als Basis für Ingwershots wird oft Apfelsaft verwendet, wie auch beim dem von Innocent. Er besteht zu 60 % aus Apfelsaft. | Bild: VKI
firefly still Kiwi, Lime & Mint
Beim firefly still "Kiwi, Lime & Mint" ist nur ein geringer Anteil der beworbenen Zutaten enthalten (1,4 % Kiwi, 2,5 % Limette und natürliches Minzaroma). Der Saft besteht fast zur Hälfte aus Traubensaft (47 %) und zu 4 % aus Apfelsaft. | Bild: VKI
Rauch Happy Day Honigmelone
In Rauch happy day Honigmelone stecken 22 % Apfelsaft. Zusätzlich wurden Zucker und Aroma zugesetzt. | Bild: VKI
Innocent Orange Karotte Direktsaft
Die Aufmachung des Direktsafts Orange-Karotte von Innocent lässt keinen zugesetzten Apfelsaft vermuten, doch tatsächlich sind 16 % Apfelsaft enthalten. | Bild: VKI
Rauch Juice Bar Ananas, Orange, Maracuja
Der Ananas-Orange-Maracuja der Rauch Juice Bar besteht fast zur Hälfte aus Traubensaft (45 %). Das enthaltene Färberdistelextrakt färbt zusätzlich orange-gelb. | Bild: VKI
San Lucar Smoothie Mango Maracuja
Der Mango-Maracuja-Smoothie von San Lucar besteht zu 69 % aus Apfelsaft und -püree. Die beworbenen Früchte (Mango und Maracuja) machen nur 31 % des Produktes aus. | Bild: VKI

Was sagt das Gesetz?

Gemäß der Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV) dürfen die Informationen eines Lebensmittels nicht irreführend sein, z.B. bezüglich der Zusammensetzung. 

Zudem gibt es die QUID-Regelung (Quantitative Ingredient Declaration – "QUID"). Diese besagt, dass eine quantitative Angabe der Zutat dann erforderlich ist, wenn die Zutat durch Worte, Bilder, grafische Darstellungen auf der Verpackung hervorgehoben wird oder die Zutat eine wesentliche Bedeutung für die Charakteristik des Lebensmittels hat. Die Menge der Zutat ist in Prozent anzugeben und entweder im Zutatenverzeichnis oder in der Bezeichnung des Lebensmittels zu deklarieren. 

Bei vielen Mehrfruchtsäften wird jedoch der Anteil der beworbenen Zutaten nicht deklariert, wie uns Konsument:innen immer wieder melden. So ist schlussendlich auch nicht auszumachen, wie sich das Produkt genau zusammensetzt. Ignorieren Hersteller die QUID-Regelung, kann ein Verstoß gegen die LMIV vorliegen. Doch auch mit einer mengenmäßigen Angabe der Zutaten können sich Konsument:innen bezüglich der Zusammensetzung von Säften und Getränken getäuscht fühlen. Ist Ihnen ein solches Produkt aufgefallen? Dann melden Sie es uns gerne in unserem Lebensmittel-Check-Formular! 

Fazit

Günstige Zutaten wie Trauben-, Orangen- oder Apfelsaft finden sich in allen Produkten in zum Teil hohen Mengen, obwohl am Produkt selbst andere Obstsorten wie Ananas oder Maracuja beworben werden. Bei 5 Produkten liegt der Apfelsaftgehalt sogar bei 60 Prozent und mehr.

Auch über das Lebensmittel-Check-Formular erhalten wir regelmäßig Meldungen zur "Verdünnung" von Fruchtsäften. Viele Verbraucher:innen fühlen sich aufgrund der Aufmachung von Mehrfruchtsäften und Smoothies getäuscht. Aus unserer Sicht ist eine Produktaufmachung, die groß mit Obstsorten wirbt, die im Saft aber kaum enthalten sind, nicht verbraucherfreundlich und schon gar nicht transparent.  

Konsument:innen wünschen sich von den Herstellern eine klare Kennzeichnung, bei der schon am ersten Blick eindeutig erkennbar ist, woraus sich das Produkt zusammensetzt. Dies kann durch wahrheitsgetreue Abbildungen der enthaltenen Früchte und einen passenden Produktnamen einfach realisiert werden. 

Es gibt auch bereits einige Hersteller, die – etwa bei Smoothies – auf der Produktvorderseite die Basiszutat "Apfel" genauso groß schreiben wie die restlichen geschmacksbeschreibenden Zutaten und dabei auch das Auge nicht mit Grafiken, Fruchtabbildungen oder Ähnlichem ablenken. Aufgefallen sind uns beispielsweise die Smoothies von truefruits sowie die bei Hofer erhältlichen Smoothies der Eigenmarke "Good Choice". 

Wir empfehlen

  • Lesen Sie die Zutatenlisten und den Anteil der Früchte nach. Hält das Produkt, was die Verpackung verspricht? Wenn nein, können Sie es uns gerne melden. Wir konnten auch schon positive Kennzeichnungsänderungen bewirken und Verfahren gegen Getränkehersteller gewinnen, etwa 2018 gegen Innocent und 2024 gegen die DrinkStar GmbH mit dem Erfrischungsgetränk "Gröbi Waldbeer".
     
  • Gelegentlich kann ein Smoothie oder ein Glas Saft eine Portion Gemüse oder Obst am Tag ersetzen. Frisches Obst und Gemüse sollten allerdings im Alltag bevorzugt werden. Optimal wären insgesamt fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag, wobei eine Portion jeweils einer Handvoll entspricht. 
     
  • Smoothies und Säfte enthalten weniger Nährstoffe als ganzes Obst. Denn durch das Schälen und Entfernen von Pressrückständen (wie Fruchtfleisch) sowie teilweise auch durch Erhitzen gehen wichtige Nährstoffe verloren. Dafür werden andere Inhaltsstoffe, wie der von Natur aus enthaltene Zucker, konzentriert. Und: Vom Trinken wird man aufgrund des fehlenden Kauerlebnisses nicht satt, wodurch eine größere Menge an Energie (kcal) und Zucker aufgenommen werden kann. 

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