40 Jahre lang blieb das Pfand auf Bierflaschen gleich. Zu Beginn waren 1 Schilling und 20 Groschen für die meisten ein Grund, die Flaschen zurückzugeben. Immerhin war mit dem Pfand für nur fünf zurückgegebene Leerflaschen schon eine frische, prickelnd goldgelb gefüllte zu bekommen. Heute müsste schon eine dreiviertel Kiste ausgetrunken werden, um das Pfand der Leerflaschen gegen eine einzige neue Bierflasche tauschen zu können.
Die Tradition
Die 1 Schilling 20 wurden mit der Einführung des Euro einfach auf 9 Cent umgerechnet. Dieser Betrag wurde aber nie an die Inflation angepasst. Mit der Auswirkung, dass in den letzten Jahren die 9 Cent offenbar für viele kein Anreiz mehr war, Mehrwegflaschen zurückzugeben. Der Verlust von 9 Cent wurde in Kauf genommen. Dadurch landeten immer mehr Flaschen – im besten Fall – im Altglas und gingen so dem Mehrwegsystem verloren. Dieses Verhalten verursacht nicht nur höhere Kosten für die Bierhersteller, sondern auch eine erhebliche Belastung für die Umwelt.
Mehrweg ist mehr Wert
Die Mehrweg-Bierflasche ist eine Öko-Heldin der ersten Stunde: Sie kann bis zu 40-mal wiederbefüllt werden. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass sie rechtzeitig und unversehrt zurückgegeben wird. Die Erhöhung des Pfands soll dazu beitragen, dass die Flaschen schneller in den Kreislauf zurückkehren und weniger Neuglas produziert werden muss. Dies spart wertvolle Rohstoffe und Energie.
Christian Kornherr vom Österreichischen Umweltzeichen zur Erhöhung dieses Mehrwegpfandes
Es ist sehr zu begrüßen, dass der Mehrwegkreislauf in Schwung gehalten wird. Noch dazu, weil es für die Konsument:innen keinerlei Nachteile gibt. Mehrweg ist für unsere Umwelt notwendig, weil so sehr viel Energie und Rohstoffe eingespart und CO2-Ausstoß vermieden werden. Daher wünschen wir uns auch die Ausweitung des Mehrwegsystems auf weitere Glas-Produkte.
Der Pfandbetrag
Durch die Erhöhung des Pfands auf 20 Cent ergibt sich für eine Kiste mit 20 Flaschen ein Gesamtbetrag von 7 Euro. Davon entfallen 4 Euro auf die Flaschen und 3 Euro auf die Kiste. Bei der Rückgabe wird dieser Betrag wie bisher vollständig erstattet. Damit bleibt das Prinzip des Mehrwegsystems erhalten: Wer die Flaschen zurückbringt, bekommt sein Geld zurück.
Nur Bierflaschen?
Betroffen von der Pfanderhöhung sind all jene Flaschen, für die bisher 9 Cent Pfand bezahlt werden müssen. Dazu zählen hauptsächlich die „klassischen“ 0,5-Liter-Bierflaschen, aber auch Weißglasflaschen mit Schraubverschluss sowie viele 0,33-l-Flaschen. Um welche Flaschenformen es sich handelt, sehen Sie auszugsweise in der folgenden Abbildung unten.
Was kann ich tun?
- Leere Flaschen zurückbringen. Sie gehören weder in den Altglascontainer noch in den Restmüll.
- Flaschen nicht horten. Leergut sollte so bald wie möglich zurück in den Handel gebracht werden.
- Sauber halten. Verschmutzungen oder Fremdkörper in Flaschen erschweren die Wiederverwendung.
Was ist Mehrweg, was Einweg?
Mehrwegverpackungen können sehr oft verwendet werden. Sie werden nach Rückgabe chemisch gereinigt und wiederbefüllt.
Einwegverpackungen werden für den nur einmaligen Gebrauch hergestellt. Daher sind der CO2-Ausstoß und der Verbrauch an Rohstoffen und Energie – selbst bei Recycling – viel höher.
Mehrwegpfand – Einwegpfand
In der Praxis unterscheidet sich das Mehrwegpfandsystem für die Konsument:innen nicht vom heuer erst eingeführten Einwegpfandsystem (konsument.at/einwegpfand). Kauf und Rückgabe der Gebinde laufen gleich ab. Rechtlich gibt es aber Unterschiede zum vom Staat geregelten Einwegpfandsystem. Das Mehrwegpfand ist eine privatrechtliche Vereinbarung zwischen Käufern, Inverkehrbringern und Rücknehmern. Nachdem das österreichische Mehrwegsystem bei Getränkeflaschen und -kisten seit Jahrzehnten so gut funktioniert, dürfte eine staatliche Vorgabe nicht notwendig sein.
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