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Konsume-Ente 2024 - Kotányi Grill Gemüse, Rio Mare Thunfisch-Pesto mit Pistazien und Zitrone, Rauch Happy Day Cocos Ananas, Lindt Maître Chocolatier, Hohes C Juicy Balance Multi Fruchtsaftgetränk
KONSUM-Ente - Welches Lebensmittel hat unsere Leser:innen 2024 am meisten verärgert? Bild: VKI/Konstantinoudi

KONSUM-Ente des Jahres 2024

Ein Grillgewürz in einem Behälter, der nur zu etwa einem Drittel gefüllt ist: Damit heimste die Firma Kotanyi die KONSUM-Ente des Jahres 2024 ein. Wer schafft es noch unter die Top fünf?

Einmal mehr sorgten Mogelpackungen, versteckte Preiserhöhungen und weniger Gewicht als auf der Verpackung angegeben für die größten Aufreger beim Lebensmittelkauf. Über 700 Beschwerden gingen zu diesen und ähnlichen Themen im vergangenen Jahr bei uns ein. 105 Fälle haben wir auf konsument.at/lebensmittel-check veröffentlicht.

Shrinkflation & Co

Am meisten ärgerten sich unsere Leser:in­nen über die krummen, inzwischen leider fast handelsüblichen Fälle von Shrinkfla­tion. Dabei stehen praktisch über Nacht Packungen im Regal, die optisch gleich ausschauen, gleich viel kosten, aber weni­ger Inhalt haben. Dazu verzeichnen wir vermehrt Meldungen zu untergewichtigen Packungen, etwa wenn auf dem Mehlpackerl ein Kilogramm angegeben ist, es jedoch nur 970 Gramm wiegt. So perfide derartige Machenschaften sind, so schwer kommt man gegen sie an. Zum einen wird den Herstellern bei den Füllmengen ein Toleranzbereich eingeräumt, zum ande­ren ande­ren können bestimmte Faktoren die Füll­menge beeinflussen, etwa ein sich ver­flüchtigender Wasseranteil. 

Täuschungsmanöver in Rot-Weiß-Rot 

Ebenfalls ein Dauerbrenner sind Angaben zur Herkunft beziehungsweise missver­ständliche Hinweise auf der Verpackung. Beliebt sind etwa rot-weiß-rote Fähnchen oder Österreich-Logos. Diese suggerieren zwar eine österreichische Herkunft, sind aber kein Garant dafür. Sie können etwa bedeuten, dass ein Produkt in Österreich abgepackt wurde oder nur einige der ent­haltenen Zutaten österreichischer Her­kunft sind. "Konsument:innen sollten sich nicht auf Werbung verlassen und immer die zusätzlichen Angaben auf dem Etikett beachten", sagt VKI-Lebensmittelexpertin Teresa Bauer MSc. 

Herkunftsangabe 

Bei Frischobst und -gemüse sowie bei unverarbeiteten Eiern, verpacktem Schweine-, Schaf-, Ziegen- und Geflügel­fleisch und verpacktem sowie unverpack­tem Rindfleisch muss die Herkunft auf dem Etikett angegeben sein. Bei Fisch und Fischereierzeugnissen, die aus dem Meer stammen, muss das Fanggebiet an­gegeben sein. 

Verpflichtend ist die Angabe der Herkunft außerdem bei Olivenöl und Honig. Wie unsere Erhebungen zeigen, erfolgt bei manchen Produkten aus konventioneller Landwirtschaft die Herkunftsangabe der Rohstoffe oft auch freiwillig, etwa bei Tiefkühlgemüse oder passierten Toma­ten. Hier lohnt sich also ein genauer Blick auf die Verpackung. 

Sonderfall Bio 

Bei allen Bio-Produkten, die das EU-Bio- Siegel tragen, muss angegeben werden, woher die landwirtschaftlichen Rohstoffe stammen. Besteht ein Bio-Produkt aus mehreren Zutaten, muss jedoch nicht die Herkunft jeder einzelnen Zutat genannt werden. Dann ist etwa die Angabe "EU-/ Nicht-EU-Landwirtschaft" unterhalb des EU-Bio-Siegels zulässig.

KONSUM-Ente Logo
Bild: VKI

Platz 1: KOTÁNYI GRILL GEMÜSE

Kotányi Grill Gemüse
Kotányi Grill Gemüse - Die Gewürzdose enthält viel Luft. Bild: VKI

Viel Luft

Mit großem Abstand auf Platz 1 rangiert die Gewürzmischung "Kotányi Grill Ge­müse". Knapp 47 Prozent von 7.879 Teil­nehmer:innen an unserer Abstimmung votierten für dieses Produkt.

Die Dose ist nur zu einem Drittel gefüllt.

Kotányi Grill Gemüse
Kotányi Grill Gemüse - Ein Blick in die geöffnete Dose zeigt den geringen Inhalt. Bild: VKI

Die Dose, von der uns eine Leserin ein Foto zukommen ließ, war nur zu etwa einem Drittel gefüllt. Im Kotányi "Grill Gemüse" steckte somit bedeutend weniger Gewürz­zubereitung, als zu erwarten gewesen wäre. 

Von außen war der Füllstand optisch nicht zu erkennen, denn die Dose war blick­dicht und zudem mit einer undurchsichtigen Schutzfolie abgedeckt. Der Mogel­packung kam Leserin P. erst beim Öffnen der Gewürzmischung zu Hause auf die Schliche, und sie fragte sich zu Recht: "Wie darf so etwas sein?"

Für unsere Lebensmittel-Expertin Teresa Bauer löste die Meldung ein Déjà-vu-Erlebnis aus. Denn die Gewürz­mischung von Kotányi hatte schon einmal, im Jahr 2016, einen Auftritt im Lebensmittel-Check, weil schon damals jede Menge Luft in der Dose steckte. Kotányi argumentierte, dass sich Gewürze "beim Transport verdichten" und Konsument:in­nen die Angabe des Füllgewichts beachten sollen. Ähnlich reagierte der Gewürzpro­duzent im aktuellen Fall: "Da es sich bei unseren Produkten um Waren aus der Natur handelt, unterliegen diese auch natürlichen Schwankungen im spezifischen Gewicht – damit erhöht/verringert sich das Volumen der Produkte bei gleichbleibender Füll­menge". Entsprechend müsse Kotányi mit der Größe der Verpackung sicherstellen, dass jederzeit die aufgedruckte Füllmenge (in Gramm) enthalten sei.

VKI: FAZIT

Die Antwort von Kotányi ist unbefriedigend. Ein gewisser Spielraum beim Dosenformat ist aus den von der Firma genannten Gründen nachvollziehbar. Doch eine Ver­packung, die nur zu einem Drittel gefüllt ist, wird – bei allem Verständnis für technische Obliegenheiten – bei Konsument:innen immer als Mogel­packung und Ressourcenverschwendung wahrgenommen werden. Und dies zu Recht, schließlich schaffen es auch andere Hersteller, ihre Gewürzmischungen der Verpackungsgröße besser anzupassen.

Platz 2: RAUCH HAPPY DAY COCOS ANANAS

Rauch Happy Day Cocos Ananas
Rauch Happy Day Cocos Ananas - das Getränkt besteht zu 99,5 % aus Saft aus Ananassaftkonzentrat. Bild: VKI

Wer hat die Kokosnuss geklaut?

Auf Platz zwei wird es exotisch. Mit ihrem Getränk "Happy Day Cocos Ananas" mixte sich die Firma Rauch aufs Sto­ckerl unseres Ne­gativpreises. Für 17,4 Prozent war dieses Produkt das größte Ärgernis des Jahres. 

Wo ist die Kokosnuss...

Der Produktname lässt erwarten, dass in diesem Getränk Bestandteile aus Ananas und Kokosnuss enthalten sind. Dies gilt umso mehr, als auf der Verpackung eine halbierte Ananas und Kokosnuss sowie mehrere Ananas- und Kokosnussschnit­zen zu sehen sind. Der Saft schmeckt auch eindeutig nach Kokosnuss. Dies kann aber nicht an den enthaltenen Kokosnussbe­standteilen liegen. 

Rauch Happy Day Cocos Ananas - Zutatenliste
Rauch Happy Day Cocos Ananas - Zutatenliste Bild: VKI

Laut Zutatenliste sind lediglich 0,5 Prozent Kokosnusswasser enthalten, das zudem von Natur aus nur einen schwachen Kokosgeschmack auf­weist. 

Der Kokos-Geschmack im Saft wird durch zugesetztes Aroma erreicht. 

Unklar ist durch die Kennzeichnung "Aroma" in der Zutatenliste, aus welchen Rohstoffen das Aroma gewonnen wurde oder ob es synthetisch hergestellt wurde.

Auf Nach­frage blieb Rauch in seiner Auskunft eben­falls nebulös: "Das verwendete Aroma setzt sich aus natürlichen Aromastoffen und Aromaextrakten zusammen. Über die ursprünglichen Rohstoffe können wir kei­ne Auskunft geben." Hätte der Hersteller Kokosnüsse für dieses Aroma verwendet, hätte er das wohl als "natürliches Kokos­nussaroma" deklariert und entsprechend kommuniziert.

VKI: FAZIT

Am Getränkekarton mit Kokosschnitzen werben, aber dem vermeintlichen "Cocos Ananas"-Saft nur ein we­nig dezent schmeckendes Kokosnusswasser zugeben und den Geschmack durch Aroma erzeugen, passt nicht zusammen. Die Aufmachung lässt erwarten, dass der Geschmack aus Ananas- und Kokosnussbestandteilen stammt. Vergleichbare Pro­dukte haben auch einen deutlich höheren Kokosgehalt. Hoch ist bei Rauch "Happy Day Cocos Ananas" vor allem der Zuckergehalt, was sich in einem ungünstigen Nu­tri-Score D niederschlägt. Unser Ratschlag für Konsument:innen: Werfen Sie gera­de bei Fruchtsaftgetränken einen Blick auf die Zutatenliste. Bei derartigen Produk­ten entspricht die Zusammensetzung öfter nicht den Erwartungen, die durch Pro­duktaufmachung und Werbung geweckt werden.

Platz 3: RIO MARE THUNFISCHPESTO MIT PISTAZIEN UND ZITRONE

Rio Mare Thunfisch-Pesto mit Pistazien und Zitrone
"Rio Mare Thunfisch-Pesto mit Pistazien und Zitrone" besteht zu einem hohen Anteil aus Fisolen. Bild: VKI

Grüne Bohnen statt Pistazien

Wo Thunfisch-Pesto mit Pistazien und Zitrone draufsteht, würde man auch selbige Zusammensetzung erwarten, zudem auf dem Glas Thunfischstücke, Pistazien und eine Zitronenschale ab­gebildet sind.

Rio Mare Thunfisch-Pesto mit Pistazien und Zitrone - Zutatenliste
Rio Mare Thunfisch-Pesto mit Pistazien und Zitrone - Zutatenliste Bild: VKI

Mehr Bohne als alles andere

Eine Leserin schaute sich die Zutatenliste genauer an und entdeckte, dass das Produkt hauptsächlich aus grünen Boh­nen, auch Fisolen genannt, und Olivenöl besteht und nur zu 20 Prozent aus Thun­fisch. 14,2 Prozent der Teilnehmer:innen an unserer Abstimmung waren von der Zusammensetzung genauso wenig "an­getan", was sich in Rang drei unserer "Besten"-Liste niederschlug. 

Natürlich schrieben wir, wie im Lebens­mittel-Check üblich, den Hersteller, die Bolton GmbH, an. Die Reaktion geht als Bonmont in unser Archiv ein: Da die grünen Bohnen nur eine untergeordnete Rolle im Produkt spielen, gebe es überhaupt kein Problem mit der Bezeichnung und Gestal­tung des Produktes, schrieb uns Bolton.

VKI: FAZIT

Bei einem Produkt, das als "Thunfisch-Pesto mit Pistazien und Zitrone" verkauft wird, ist nicht zu erwarten, dass es hauptsächlich aus Fisolen besteht. Für Konsument:innen wäre zu erwarten, dass die leicht grünliche Färbung im Pesto durch die enthaltenen Pistazien und nicht durch grüne Bohnen zustande kommt. Doch Pistazien machen nur fünf Prozent des Inhalts aus. Unserer Meinung nach kommt der Hersteller nicht an einer Umbenennung des Produktes vorbei. Erwähnt sei auch, dass es um die Nährwertzusammensetzung des Rio Mare "Thunfisch-Pestos mit Pistazien und Zitrone" nicht zum Besten steht. Mit "D" nimmt das Produkt den zweitschlechtesten Nutri-Score ein.

Platz 4: LINDT MAÎTRE CHOCOLATIER: SCHOKOTAFELN

Lindt Maître Chocolatier: alte und neue Tafel im Vergleich/Bild: VKI
Lindt Maître Chocolatier: Jetzt mit weniger Schokolade fürs gleiche Geld wie zuvor. Bild: VKI/A. Konstantinoudi

Shrinkflation

Der Hersteller, die Lindt & Sprüngli GmbH, nahm im Laufe des vergangenen Jahres einen Relaunch der Produktlinie "Lindt Maître Chocolatier" vor.

Gleicher Preis, zehn Prozent weniger Inhalt

Einem unserer Leser fiel auf, dass die Angabe zur Füllmenge auf die Tafelrück­seite gewandert war und anstatt 110 Gramm nur noch ein Gewicht von 100 Gramm aufwies. Dem Leser war allerdings nicht nur das Design, sondern auch der Preis der Tafel noch präsent. Dieser war nämlich trotz der Reduktion unverändert geblieben. 

Lindt & Sprüngli argumentiert mit einer Marktanpassung der Grammatur und schiebt die Verantwortung für die Preis­gestaltung dem Handel zu. Die Tafellinie "Maître Chocolatier" sei demnach test­halber in der 110-Gramm-Größe auf den Markt gebracht worden. Im Rahmen des Tests sei entschieden worden, die Gram­matur auf "marktübliche" 100 Gramm zu ändern. Dass es bei der Reduktion um reine Geldmacherei ging, bestreiten die Schweizer Chocolatiers. Die finale Preis­gestaltung obliege dem Handelspartner, schrieb uns die Firma.

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Lindt-Maitre-Chocolatier: Hinweis auf 110 Gramm Inhalt auf dem früheren Design. Weiße Schrift auf blauem Hintergrund.
Lindt-Maître-Chocolatier: Früher steckten 110 Gramm in der Packung. | Bild: VKI/A. Konstantinoudi
Lindt Maître Chocolatier: Die neue Verpackung enthält nur noch 100 Gramm. Grammangabe dunkelblau auf hellblauem Grund.
Lindt Maître Chocolatier: Die Neue Packung enthält nur noch 100 Gramm. Der Preis ist weiterhin der ursprüngliche von 1,69 Euro. | Bild: VKI/A. Konstantinoudi
Lindt-Maitre-Chocolatier: Hinweis auf 110 Gramm Inhalt auf dem früheren Design. Weiße Schrift auf blauem Hintergrund.
Lindt-Maître-Chocolatier: Früher steckten 110 Gramm in der Packung. | Bild: VKI/A. Konstantinoudi
Lindt Maître Chocolatier: Die neue Verpackung enthält nur noch 100 Gramm. Grammangabe dunkelblau auf hellblauem Grund.
Lindt Maître Chocolatier: Die Neue Packung enthält nur noch 100 Gramm. Der Preis ist weiterhin der ursprüngliche von 1,69 Euro. | Bild: VKI/A. Konstantinoudi

VKI: FAZIT

Angesichts steigender Kakaopreise ist es nachvoll­ziehbar, dass Schokolade teurer wird. Aber wenn schon eine Preissteigerung, dann bitte transparent und nicht durch die Hintertür. Für eine heimliche Füllmengenreduktion bei gleichem Preis, auch bekannt als Shrinkflation, haben Konsument:innen kein Verständnis, egal, welche Gründe für die Preisgestaltung auch verantwortlich sein mögen. Wenig überraschend wird der Nährwert für diese Schokolade mit dem schlechtesten Nutri-Score, E, bewertet. Verantwortlich dafür ist der hohe Gehalt an gesättigten Fettsäuren und Zucker (55 Prozent). Achten Sie besonders bei Veränderungen des Designs von Produkten des täglichen Bedarfs darauf, ob auch Füllmenge und Preis verändert wurden. Mel­den Sie uns, wenn Sie ein "geshrinktes" Produkt entdecken.

Platz 5: HOHES C JUICY BALANCE MULTI - FRUCHTSAFTGETRÄNK

Hohes C Juicy Balance Multi Fruchtsaftgetränk
Hohes C Juicy Balance Multi besteht aus rund 44 Prozent Wasser. Bild: VKI

Stark verwässert

Auf Platz fünf der KONSUM-Ente hat es mit knapp zehn Prozent der Stimmen das Fruchtsaftgetränk Hohes C "Juicy Balance Multi" geschafft.

Viel teures Wasser im Saft

Einem unserer Leser stachen bei diesem Produkt mehrere Merkwürdigkeiten ins Auge. Auf der Vorderseite der Verpackung sind diverse Früchte in Szene gesetzt: Apfel, Banane, Birne, Guave und Zitrone. Außerdem wirbt der Hersteller sehr auf­fällig damit, dass der Saft 40 Prozent weniger Zucker enthalte und ganz ohne Süßungsmittel hergestellt werde. Man könnte also glauben, ein sehr gesundes und vor allem reichhaltiges Getränk vor sich zu haben.

Dass es sich dabei eher um einen "Schmäh" handelt, wird erst deutlich, wenn man sich die Zutatenliste auf der Packungsrückseite genauer anschaut. Dann wird nämlich klar, dass Hohes C "Juicy Balance Multi" zu 44 Prozent aus zuge­setztem Wasser besteht. Sehr teures Wasser! Denn dieses Getränk mit seinem Fruchtanteil von 56 Prozent ist sogar teu­rer als so mancher Fruchtsaft mit einem Fruchtanteil von 100 Prozent. Hohes C macht praktisch Wasser zu Gold und könn­te damit wohl jeden Marketingpreis ein­heimsen. Könnte, denn beim Verkosten enttäuschte der stark verdünnte Frucht­geschmack. Da kann auch das zugesetzte Aroma nichts mehr retten.

Hohes C Juicy Balance Multi Fruchtsaftgetränk - Zutatenliste
Hohes C Juicy Balance Multi Fruchtsaftgetränk - Zutatenliste Bild: VKI

VKI: FAZIT

Wer stark verdünnten Fruchtsaft ver­kauft, sollte dies auch auf der Verpa­ckung deutlich machen. Bei Hohes C "Juicy Balance Multi" ist nicht klar, dass man ein Produkt kauft, das mit 44 Prozent Wasser gestreckt wurde. Auch die Auslobung "die perfekte Ba­lance aus Frucht und Frische" macht eher Lust auf frische Früchte als auf Wasser. Auf der Packung wird zudem mit Gesundheitsaspekten geworben. So heißt es etwa, dass Vitamin C zu einer normalen Funktion des Immun­systems beiträgt. Bei diesem Hinweis handelt es sich um eine erlaubte ge­sundheitsbezogene Aussage (Health Claim), da der Mindestgehalt an Vita­min C im Produkt eingehalten wird. Eine weitere Werbebotschaft auf dem Karton, "Mach dich und dein Immun­system fit für den Tag", schießt aller­dings für unsere Begriffe übers Ziel hinaus.

Wir raten einmal mehr dazu, die Zutatenliste im Blick zu behalten. Nur diese gibt Auskunft darüber, wie sich ein Produkt zusammensetzt. Einen Fruchtsaft mit Wasser zu ver­dünnen, kann schließlich jeder selbst zu Hause – und zwar deutlich kosten­günstiger. Gemeldet wurde uns Hohes C "Juicy Balance Multi"- Fruchtsaft­getränk" im Übrigen bereits vor etwa einem Jahr, und wir haben den Herstel­ler sofort damit konfrontiert. Er hat bis heute nicht auf unser Anschreiben reagiert.

VKI: TIPPS

- Mogelpackung: Packung nur halb voll? Sparen Sie sich den Ärger zu Hause und prüfen Sie beim Einkauf durch Kippen und Schütteln wie gut die Verpackung befüllt ist. 

- Zusammensetzung: Verlassen Sie sich nicht auf Werbeaussagen wie "traditionelle Rezeptur" oder "besondere Zutaten". Was in einem Produkt steckt, zeigt nur die Zutatenliste verlässlich an. Die Ingredienzien werden gemäß ihrem Mengenanteil angegeben. Je weiter vorne eine Zutat gelistet ist, desto größer ihr Anteil im Produkt. 

- High Protein: Der Hype um sogenannte "High Protein"-Produkte ist ungebrochen. Doch erstens enthalten mit "High-Protein" ge­kennzeichnete Produkte oft nicht mehr Eiweiß als reguläre Pro­dukte und zweitens benötigen gesunde Personen keine Produkte mit Proteinzusatz. Mit der regulären Ernährung nehmen Sie in der Regel ausreichend Protein zu sich! 

- Kennzeichnung: Extra ausgelobte Zutaten bzw. Zutaten, nach denen ein Produkt benannt ist, müssen in der Zutatenliste zusätz­lich in Prozent ausgewiesen sein. 

- Bio oder nicht Bio: Produkte, die mit dem EU-Bio-Logo gekenn­zeichnet sind, unterliegen strengen Vorgaben und Kontrollen. Aufdrucke wie "natürlich" oder "nachhaltig" sind dagegen wert­los, weil noch keine überprüfbaren Regelungen zugrunde liegen.

- Produkte für Kinder: Lebensmittel wie Kekse, Sugo oder Frucht­joghurts, die speziell für Kinder angeboten werden, sind oft hoch verarbeitet oder im Vergleich mit herkömmlicher Ware deutlich teurer. Oft haben "Kinderprodukte" auch ein eher ungünstiges Nährwertprofil. 

- Grundpreis: Das wichtigste Instrument für den Preisvergleich von gleichen Produkten ist der Grundpreis. Dieser gibt den Preis pro Gewichtseinheit (100 g/1 kg oder 100 ml/1 l) an. So kann man herausfinden, welches Produkt günstiger ist und ob sich etwa der Kauf von Großpackungen lohnt. Bei Produkten, die man häufiger kauft und deren Grundpreis man kennt, kann man Fällen von Shrinkflation auf die Schliche kommen.

- Ohne Zuckerzusatz: Lassen Sie sich nicht durch die Auslobung "Ohne Zuckerzusatz" täuschen. Diese sagt nichts über den Zuckergehalt eines Lebensmittels aus. In vielen Lebensmitteln steckt wegen der enthaltenen Zutaten von Natur aus Zucker drin. Beispiele sind etwa getrocknete Früchte oder Fruchtsaft. Beach­ten Sie am besten die Nährwerttabelle und vergleichen Sie. 

- Premium: In Supermärkten werden, meist gegen Aufpreis, so­genannte Premiumprodukte beziehungsweise als Premium ge­brandete Produktreihen verkauft. Diese sind jedoch oft qualitativ nicht besser als vergleichbare günstige Ware. Ein Vergleich lohnt sich immer. Gleiches gilt für Produkte, die etwa mit dem Ausdruck "vital" beworben werden.

Best of KONSUM-Ente

Seit 10 Jahren stimmen Sie liebe Leser:innen über das ärgerlichste Lebensmittel des Jahres ab. Seit 2019 zeichnen wir die Produkte mit unserem Negativpreis KONSUM-Ente aus. 2017 kam es zu keiner Auszeichnung. Die Preisträger waren:

2023: Klosterquell Paw Patrol - Wasser aus Griechenland
2022: Rama Margarine - Statt 500 g nur mehr 450 g enthalten
2021: Dr. Oetker Kuchen-Dekor - Bedenkliches Titandioxid enthalten
2020: Iglo Brokkoli - Brokkoli aus Ecuador
2019: Kelly’s Chips - Statt 175 g nur mehr 150 g enthalten
2018: Rama mit Butter - Palmöl als Hauptzutat
2017 gab es keine Wahl
2016: Nestlé Smarties & Vanillejoghurt - Auslobung "mit 71 % Milch", enthält aber keine Vollmilch
2015: Iglo Dampf-Frisch Tiefkühl-Gemüsemischung - Enthält auch Margarine, Zucker und Essig
2014: Iglo Lachs-Forelle - Auslobung "aus klaren Alpengewässern", aber Fisch stammt aus Zuchtbecken

Lebensmittel-Check

Sagen Sie uns, wenn Sie beim Einkaufen auf ein fragwürdiges Produkt stoßen, etwa eine Mogelpackung, die hauptsächlich aus Luft besteht oder problematische Zutaten enthält. Wir freuen uns über Ihre Meldung. 

Am besten verwenden Sie dazu unser Formular auf konsument.at/lebensmittel-check. Der Lebensmit­tel-Check ist ein Gemeinschaftsprojekt des VKI mit dem österreichischen Ministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz.

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