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Hippe Erfrischungsgetränke
Bild: VKI

Makava, Club Mate und Co: Wie viel Zucker steckt in Trend-Limonaden?

Dass Cola, Fanta und Co sehr zuckerhaltig sind, ist allerorts bekannt. Wie aber sieht es mit Trendgetränken aus, die bewusst mit einem gesunden Lebensstil werben? Wir haben uns angesehen, wie viel Zucker in den „hippen“ Getränken steckt.

Sie wirken modern, haben ein ansprechendes Produktdesign, werben mit hippen Sprüchen und tollen Versprechen. Erfrischungsgetränke, die laut Hersteller Bio oder zuckerreduziert sind, in Österreich hergestellt worden sind oder ohne Zusatzstoffe auskommen. Den Konsument:innen wird suggeriert, ein regionales gesundes Produkt von hoher Qualität zu erstehen. Und diesen Glauben lassen sich die Hersteller auch bezahlen, der Literpreis für diese Art von Erfrischungsgetränken beginnt bei den von uns untersuchten Produkten bei 1,72 Euro und erreicht stolze 7,55 Euro für das teuerste Getränk. Wir haben uns angesehen, ob auch unsere Gesundheit bei diesen Produkten draufzahlt und den Zuckergehalt bewertet. 

Zu viel Zucker

Obwohl der Zuckerkonsum in Österreich in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich abnimmt, liegt er nach wie vor bei etwa 29 kg pro Person und Jahr. Das bedeutet, dass jede:r Österreicher:in pro Tag rund 20 Stück Würfelzucker zu sich nimmt – ideal wären nicht mehr als 6,5 Stück pro Tag. Auch wenn wir damit knapp unter dem EU-Durchschnitt liegen, ist klar: 20 Würfelzucker täglich, das ist zu viel des Guten. Davon loszukommen, ist oft schwierig, denn Zucker aktiviert das Belohnungszentrum im Gehirn, Dopamin, der „Botenstoff des Glücks“, wird ausgeschüttet, wir werden süchtig. 

Versteckter Zucker

Selbst wer auf Süßigkeiten, Torten und Eis verzichtet, nimmt pro Tag noch genug Zucker zu sich. Denn dieser ist auch in Lebensmitteln enthalten, in denen man ihn nicht vermuten würde – etwa in Ketchup, Toastbrot oder Fertiggerichten. Und er steckt in sehr vielen Getränken, die man am ersten Blick nicht als Zuckerbomben enttarnen würde: In Fruchtsäften, Energydrinks und Erfrischungsgetränken, die als Durstlöscher beworben werden. 

Süßigkeiten, Snacks und Softdrinks auf einem Tisch
Nicht nur in Süßigkeiten steckt Zucker, sondern auch in pikanten Snacks und Erfrischungsgetränken Bild: Shutterstock/beats1

Erhöhtes Diabetesrisiko

Dabei kann der tägliche Konsum von zuckergesüßten Getränken das Risiko einer Insulinresistenz erhöhen. Bei dieser sprechen die Körperzellen – vor allem in Muskeln, Leber und Fettgewebe – nicht mehr so sensitiv auf das Hormon Insulin an. Das Insulin kann dadurch den Zucker nicht mehr effektiv aus dem Blut in die Körperzellen transportieren, Typ-2-Diabetes kann die Folge sein. Wobei nicht nur zuckerhaltige Getränke eine Insulinresistenz begünstigen, sondern auch rotes Fleisch, Fleischwaren wie Wurst. Bewegungsarmut, Alkohol, ballaststoffarme Ernährung und Übergewicht spielen ebenso eine Rolle. 

Und Diabetes mellitus ist eine Volkskrankheit. Jede:r Zehnte in Österreich ist laut Österreichischer Diabetes Gesellschaft davon betroffen, alle 50 Minuten stirbt ein Mensch in Österreich an den Folgen des Diabetes, das sind 10.000 Menschen im Jahr. Somit sterben jährlich mehr Menschen an Diabetes mellitus als an Darm- oder Brustkrebs und bedeutend mehr als im Straßenverkehr. 

Das Problem mit Fruchtsäften

Doch nicht nur zuckerhaltige Softdrinks sind ein Problem. Auch Fruchtsäfte können zur Gesundheitsgefahr werden. Laut Bundesministerium für Gesundheit sollten gesunde Erwachsene im Durchschnitt mindestens 2,5 Liter Wasser pro Tag trinken. Bei steigenden Temperaturen und zunehmenden Hitzewellen in den Sommermonaten, kann diese Mindestempfehlung noch weiter nach oben gehen. 

Doch: Wer bei Hitze übermäßig viel Fruchtsaft trinkt, kann dadurch die Nierenfunktion einschränken. Daher rät die deutsche Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention während Hitzeperioden vom Konsum fruktosehaltiger Getränke ab. Denn mit Fruktose (Fruchtzucker) angereicherte Getränke sind in Mengen etwa verantwortlich für erhöhte Blutfettwerte, Übergewicht und Fettleber, weswegen Fruchtzucker in Getränken sogar schädlicher ist als Haushaltszucker. 

Ein Glas Apfelsaft, daneben Äpfel
In einem halben Liter Apfelsaft steckt ein Dreiviertel Kilogramm Äpfel Bild: Shutterstock/Nitr

Und noch ein Problem: Wer etwa Früchte nicht isst, sondern in Saftform konsumiert, nimmt viele Kalorien zu sich, ohne dabei satt zu werden. Ein Beispiel: Für einen Liter Apfelsaft werden etwa 1,5 kg Äpfel benötigt. Würde man statt einem halben Liter Apfelsaft zu trinken ein Dreiviertel Kilogramm Äpfel direkt essen, würde man dieselbe Menge an Zucker zu sich nehmen, wäre aber sehr lange gesättigt. 

Wie gesund sind Erfrischungsgetränke?

Bewusste Konsument:innen werden nun von Firmen mit „gesunden“ Erfrischungsdrinks umworben – sei es Mineralwasser mit Geschmack oder ein hippes koffeinhaltiges Getränk aus Deutschland, das auf keiner Studentenparty fehlen darf. Wer etwas auf sich hält, trinkt nicht konventionellen Eistee, sondern Makava, nicht Red Bull, sondern Club Mate, nicht nur Tonic Water, sondern Fever-Tree – so die Leitlinien der Hersteller. Einige dieser angesagten Getränke werden sogar damit beworben, kalorienarm zu sein, ohne künstliche Süßungsmittel auszukommen oder weniger Zucker zu enthalten. Wir haben uns zwölf „In“-Getränke näher angesehen und hinsichtlich ihres Zuckergehalts bewertet. 

Pona

Pona Pink Grapefruit und Pona Rote Traube Primofiore Zitrone
Bild: VKI

Am wenigsten Zucker der von uns getesteten Produkte hat das „Pink Grapefruit“ von Pona, einem heimischen Bio-Getränkehersteller. Es kommt bei 330 ml Füllmenge auf 4,4 Gramm Zucker pro 100 ml, das sind pro Flasche 3,7 Stück Würfelzucker. Zum Vergleich: Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt pro Tag maximal 12,9 Stück Würfelzucker, nicht mehr als 6,4 Stück seien ideal. Diese Grenze würde man mit zwei Pona-Getränken bereits überschreiten.

„Rote Traube Primofiore Zitrone“ ist das zuckerreichste Getränk der Marke Pona, es kommt auf 27 g Zucker pro Flasche (7,1 Stück Würfelzucker). Beworben wird es als „österreichische Antwort auf den klassischen G’spritzten Traubensaft“. 

Hakuma Focus Mango
Bild: VKI

Hakuma

Laut Werbeslogan ein „Premium-Eistee mit natürlichen Zutaten und echter Funktion“ aus Österreich. Die Sorte „Focus Mango“ ist ein Grüntee-Matcha mit Mango, Zitrone und Vitamin C und soll für die richtige Portion Konzentration sorgen. Die kleine 235-ml-Flasche kommt jedoch auf 16 g Zucker pro Flasche, das Sind 4,1 Stück Würfelzucker. 

Cucumis
Bild: VKI

Cucumis

Die Lavendellimonade Cucumis aus Hamburg präsentiert sich als „perfektes Sommergetränk“ und ist mit Fruktose gesüßt. Die Originalrezeptur bringt es in der 330-ml-Flasche auf 16 g Zucker, das sind 4,1 Stück Würfelzucker. 

Makava
Bild: VKI

Makava

Das in Kärnten produzierte koffeinhaltige Getränk verspricht „perfekte Erfrischung mit jedem Schluck“. Was auf den zweiten Blick auffällt: In der 330-ml-Glasflasche sind 17 g Zucker enthalten, also 4,3 Stück Würfelzucker.  Den angeblich „vielen Vitaminen“ steht somit viel Zucker gegenüber,
der Vitamingehalt ist bei üblicher Verzehrmenge vernachlässigbar.

Fritz Spritz Rhabarber
Bild: VKI

Fritz-Spritz

Die erste Gemüseschorle aus dem Haus von Fritz-Kola ist die mit Bio-Rhabarberdirektsaftanteil. Der Hersteller propagiert das Produkt mit „Vitaminen zum Trinken“, doch in der 330-ml-Flasche steckt mehr Zucker als Vitamine. 20 Gramm sind es, das entspricht 5,1 Stück Würfelzucker. 

Vöslauer Balance Juicy Erdbeere Pfeffer
Bild: VKI

Vöslauer Balance Juicy

„Mehr Saft, wenig Zucker” bedeutet im Fall der Sorte „Erdbeere-Pfeffer“ 22 g Zucker pro Flasche. Wenig ist für uns etwas anderes. Denn „wenig“ müsste eigentlich gleichzusetzen sein mit „zuckerarm“ und das geht sich mit den deklarierten 2,9 g pro 100 ml nicht aus. In der 750-ml-Flasche stecken somit 22 g Zucker, das sind 5,6 Stück Würfelzucker. 

Organics by Red Bull easy Lemon
Bild: VKI

Organics by Red Bull

Das Getränk enthalte eine „elegante Süße“ durch Zucker, der aus biologisch angebauten Zuckerrüben gewonnen wird. Die Wahrheit: Diese Süße beruht auf 23 g Zucker pro Dose. Im Fall der Sorte „Easy Lemon“ ist das fast die Grenze, die die WHO als zuträglich erachtet. In einer 250-ml Dose stecken somit 23 g Zucker, das sind 5,8 Stück Würfelzucker. 

Club Mate
Bild: VKI

Club Mate

Kommen wir zu einem Kultgetränk. Das koffeinhaltige Erfrischungsgetränk aus Deutschland wird mit einem niedrigen Kaloriengehalt beworben, besteht jedoch zu 5 Prozent aus Zucker. In der 500-ml-Flasche sind 25 g Zucker enthalten, das sind 6,4 Stück Würfelzucker. 

Hoobert
Bild: VKI

Hoobert

Das „Natur-Kola“ aus Österreich nach Rezeptur eines heimischen Apothekers erhalte seinen Geschmack durch natürliche Kräuterauszüge und werde mit Quellwasser aus den Hohen Tauern gebraut. Die 330-ml-Flasche des „Ur-Kolas“ kommt auf stolze 28 g Zucker, das sind 7,1 Stück Würfelzucker. Platz 3 in unserem Ranking. 

Römerquelle Emotion Birne Melisse
Bild: VKI

Römerquelle Emotion

Wird als kalorienarm beworben und kommt ohne künstliche Süßungsmittel aus. Die Sorte „Birne-Melisse“ bringt es in der 750-ml-Flasche jedoch auf stolze 32 g Zucker, das sind 8,1 Stück Würfelzucker. Silber in unserem Ranking für das Erfrischungsgetränk aus dem Hause Coca-Cola. 

Fever-Tree Raspberry Rhubarb
Bild: VKI

Fever-Tree

Laut Hersteller „so fruchtig wie der britische Sommer selbst“ – mit Himbeeren, die „im Strathmore Valley in Schottland heranreifen und Rhabarber von einer Familienfarm im englischen Norfolk“. Die Sorte Raspberry & Rhubarb Tonic Water gewinnt unser Negativ-Ranking mit 39 g Zucker in der 500-ml-Flasche. Das sind stolze 9,9 Stück Würfelzucker. Zur Veranschaulichung: Laut WHO liegt die maximale Zuckerzufuhr bei 12,9 Stück Würfelzucker oder 50 g pro Tag.

Was bringen Herstellerabgabe und Zuckersteuer?

Etliche Länder haben sich der Zuckerproblematik angenommen und unterschiedliche Initiativen gegen den hohen Zuckerkonsum gesetzt. 

Im Rahmen der Nationalen Reduktionsstrategie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft wurde in Deutschland vereinbart, den Zuckergehalt von Softdrinks von 2015 bis 2025 auf freiwilliger Basis um 15 Prozent zu senken. Das Ergebnis ist jedoch ernüchternd. Bis zu Beginn 2023 sei der durchschnittliche Zuckergehalt in den Getränken nur um zwei Prozent gesunken. Das Ziel von 15 Prozent weniger Zucker würde so erst in Jahrzehnten erreicht werden, meint etwa Oliver Huizinga von der Deutschen Adipositas-Gesellschaft. 

In Großbritannien gibt es seit 2018 eine Hersteller-Abgabe auf Softdrinks, um die Konzerne zu einer Zuckerreduktion zu bewegen. Der Zuckergehalt der Getränke sei im gleichen Zeitraum wie in Deutschland um knapp 30 Prozent gesunken. London hat zusätzlich ein Werbeverbot für Junkfood innerhalb des Wirkungsbereiches des Londoner Verkehrsverbundes erlassen, um gegen Übergewicht bei Kindern vorzugehen. Dieses Werbeverbot wirkt und verringerte die Käufe von zucker-, fett- und salzhaltigen Lebensmitteln. Der Rückgang betrug rund 1.000 kcal bei diesen Lebensmitteln pro Haushalt und Woche. Besonders deutlich war die Verringerung bei Schokolade und Süßwaren (minus 19 Prozent).

Stopp-Zeichen aus Würfelzucker vor hellblauem Hintergrund
Werbeverbote für zuckerhaltige Lebensmittel und höhere Herstellerabgaben zeigen Wirkung Bild: Shutterstock/Mehaniq

Zusätzliche Steuern auf Softdrinks mit hohem Zuckergehalt können ein wirksames Mittel gegen die Zunahme chronischer und nicht übertragbarer Krankheiten sein, wie Studien der Zeitschrift „The Lancet“ zeigen. Nach der Auswertung von über 300 internationalen Studien zeigte sich, dass höhere Preise die Nachfrage nach ungesunden Lebensmitteln vorrangig bei einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen reduzieren könnten. Diese Gruppen seien zudem besonders häufig von schweren Erkrankungen und deren finanziellen Auswirkungen betroffen. Es wäre daher laut Studienautor:innen sinnvoll, die zusätzlich generierten Steuereinnahmen in die Armutsbekämpfung zu investieren. 

Eine weitere Studie der Universität Hamburg im Auftrag mehrere deutscher Gesundheitsorganisationen zeigt zudem, dass die Herstellerabgaben auf Zuckergetränken einen Lenkungseffekt habe und eine gestaffelte Mehrwertsteuer für Lebensmittel (keine Steuer auf Obst und Gemüse, ungesunde Lebensmittel höher als bisher besteuert) starkes Übergewicht stoppen könne.

Fazit

Der Zuckerkonsum in Österreich liegt deutlich über den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation. Umso wichtiger ist es, Zucker nicht auch noch in flüssiger Form zu sich zu nehmen. Auch wenn einige Hersteller mit gesunden Erfrischungsgetränken werben, bedeutet dies nicht, dass diese auch wirklich gesundheitsfördernd sind. Denn wie unsere Analyse von zwölf Produkten zeigt, liefern alle beispielshaft eingekauften hippen Getränke deutliche Zuckermengen (zwischen 15 und 39 Gramm pro Verpackungseinheit). 

Wir empfehlen

  • Werfen Sie immer einen Blick in die Nährwerttabelle und beachten Sie den Zuckergehalt
  • Achten Sie in der Zutatenliste auf alle Zutaten, die mit -ose enden, oft versteckt sich Zucker dahinter
  • Seien Sie achtsam bei der Aussage „kein Zucker zugesetzt“. Diese Produkte sind aufgrund ihres natürlichen Zuckergehalts oft besonders zuckerhaltig und zählen als Süßigkeit, etwa Quetschies, die kein Ersatz für frisches Obst sind
  • Trinken Sie zuckerhaltige Getränke nur in absoluten Ausnahmefällen 
  • Das Alltagsgetränk empfehlen wir Wasser oder ungesüßten Kräuter-/Früchtetee. Auch moderate Mengen an Grün- und Schwarztee oder Kaffee sind in Ordnung

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