Jugendgetränke - Wie gesund sind Energydrinks?
Influencer:innen sorgen für Hypes um Limonaden und Energy Drinks für Kinder und Jugendliche. Manche der Produkte sind aufgrund ihres hohen Koffeingehalts gerade für die Zielgruppe allerdings alles andere als gesund.
Prime | drinkprime.com
Die Influencer Logan Paul (USA) und KSI (britischer Rapper und Boxer), auch bekannt als „Wrestler“, vertreiben gemeinsam Getränke unter der Marke Prime. Mittlerweile haben sie mit Prime den europäischen Markt erobert. Das Getränk wird mit einem Hinweis auf eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung und eine gesunde Lebensweise verkauft.
Als „Türöffner“ auf dem europäischen Markt fungierten populäre Fußballclubs wie Arsenal London, FC Barcelona, Bayern München und Borussia Dortmund. Anfangs waren die knallig bunten Prime-Flaschen nur in Filialen der Firma Snack Shop um knackige zehn Euro pro Flasche erhältlich. Mittlerweile bekommt man sie günstiger in Tankstellen, Supermärkten und Drogeriemärkten. Die leeren Flaschen landen oft als Sammlerstücke in den Regalen der Kinderzimmer.
Koffein in der Flasche
Prime ist auch als Energydrink in Dosen erhältlich. Im Unterschied zur zuckersüßen Flaschenlimo enthält die „Energy-Version“ Koffein, und zwar ziemlich viel. In einer Dose Prime (0,355 l) stecken 200 mg Koffein. In einer Dose Red Bull mit 250 ml sind 80 mg Koffein enthalten.
Beide Getränke werden für Kinder und auch für Schwangere nicht empfohlen, dürfen aber an sie verkauft werden. In Slowenien wurde das Getränk verboten und auch in den USA selbst ist es umstritten. Auch in österreichischen Snack-Shop-Filialen ist Prime in der Dose inzwischen nicht mehr erhältlich.
Hierzulande bekommt man es derzeit nur noch über das Internet. Unsere Lebensmittelexpertin Nina Eichberger fragte nach und erhielt die Auskunft, dass das Produkt aufgrund zahlreicher Beschwerden von Eltern aus dem Sortiment genommen wurde. Zuvor sei das Getränk auch an jüngere Kinder verkauft worden, da es keine rechtlichen Einschränkungen gebe.
Warum ist Koffein problematisch?
Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ist für Kinder und Jugendliche eine tägliche Aufnahme von maximal drei mg Koffein pro kg Körpergewicht unbedenklich. Bei einem Körpergewicht von 45 kg entspricht dies einer Menge von maximal 135 mg Koffein.
Die meisten Energydrinks haben einen Koffeingehalt von knapp über 30 mg pro 100 ml. Prime Energy liegt mit 200 mg Koffein und Gönrgy mit 160 mg Koffein pro Dose weit darüber. Da davon auszugehen ist, dass eine geöffnete Dose komplett konsumiert wird, sollten Kinder und Jugendliche diese Getränke nicht erhalten.
Gönrgy | goenrgy.de
Gönrgy heißt der als „kalorienfreie Geschmacksexplosion“ vermarktete Energydrink von MontanaBlack, einem bekannten Social-Media-Star im deutschsprachigen Raum. Auch bei Gönrgy ist der Koffeingehalt mit 160 mg pro Dose für Kinder problematisch hoch.
Wie bei Prime werden auch bei Gönrgy die Behälter gerne gesammelt. In den ersten Monaten nach dem Launch war die Marke trotz stark erhöhter Produktionsmengen regelmäßig ausverkauft. Im Herbst 2023 expandierte Gönrgy in die Schweiz und nach Österreich. Auch in diesen Märkten waren die ersten Liefermengen laut Pressemeldungen nach nur zwei Wochen ausverkauft.
Bratee | bratee.de
Der Rapper Capital Bra war einer der ersten, der im deutschsprachigen Raum mit Eigenprodukten auf den Markt ging. Sein Produkt Bratee vermarktet er als „übertrieben krass, schön frisch und nicht zu süß“. Für uns ist krass, dass gerade dieses Produkt als „nicht zu süß“ beworben wird, ist es doch mit 8,4 g pro 100 ml unter den getesteten Getränken das mit dem meisten Zucker. Nur in Red Bull und Clever Energydrink steckt mit 11 g pro 100 ml mehr Zucker.
Offenbar hielt der Hype um Bratee aber nicht lange an. Laut dem Nachrichtenportal „Watson“ kämpfte die Marke bereits im Jahr 2022 mit starken Umsatzeinbußen.
Wie schmecken Energydrinks?
Uns hat nicht nur interessiert, wie die Vermarktung von Jugenddrinks funktioniert, sondern auch, wie gut derartige bzw. ähnliche Produkte bei der Zielgruppe ankommen.
Im Rahmen einer Blindverkostung haben wir 18 Jugendliche im Alter von 11 - 14 Jahren um ihre Meinung zu zehn verschiedenen Jugend- bzw. Sportgetränken gebeten. Die Jugendlichen wussten dabei nicht, welche Produkte sie verkosten. Für die Bewertung sollten sie sich am Schulnotensystem orientieren. Die abgegebenen Bewertungen reichten von „gut“ bis „durchschnittlich“.
Welcher Energydrink schmeckt am besten?
Als Sieger ging das „grüne“ Prime durchs Ziel, das auch von einem Drittel der Jugendlichen erkannt wurde. Auf Platz 2 folgte mit der Schartnerbombe Orange ein Klassiker. Interessanterweise waren die meisten unserer Verkoster jedoch der Meinung, dass es sich dabei um Fanta handelt. Ebenfalls aufs Stockerl schaffte es der Pfirsich-Eistee von Rauch: Platz 3.
Auf den Plätzen 4 bis 8 folgten Gatorade Cool Blue, Red Bull Blue, Bratee Pfirsich, Prime Rot, Clever Energy Honigmelone. Gönrgy Tropical Excotic kam dagegen nur auf Rang 9, den vorletzten Platz. Schlusslicht in unserer kleinen Verkostung war Peeroton Wild Beach, ein Hydration-Getränk, das in Österreich produziert wird. Diesem attestierten unsere Testpersonen unter anderem einen „komischen Nachgeschmack“
Wenig Drink, viel Koffein
Vorsicht geboten ist auch im Umgang mit anderen Energydrinks in kleineren Gebinden zu 250 ml wie z. B. Red Bull. Bei diesen Getränken wird die für Kinder und Jugendliche problematische Koffeinaufnahme ebenfalls deutlich überschritten, wenn am Tag mehr als eine Dose konsumiert wird.
Zu viel Koffein kann laut der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH (Ages) unerwünschte Wirkungen wie Herzklopfen, Kurzatmigkeit, unkontrolliertes Muskelzittern, schwere Übelkeit, Angstzustände sowie Nervosität auslösen.
Lebensmittelcheck
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