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Massenkonsum: Einkaufszentrum mit vielen Menschen beim Shoppen
Egal, ob im Einkaufszentrum oder online: Massenkonsum ist schlecht für Klima und Umwelt Bild: Shutterstock/estherpoon

Massenhaft online oder im Geschäft einkaufen?

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Neben Ernährung, Wohnen, Mobilität und Energieverbrauch verursacht insbesondere der Massenkonsum Umwelt- und Klimaprobleme. Wir haben die Freiheit, dazu die richtigen Antworten zu finden. Über Onlinehandel, Klimaschutz, Einkommen und Abenteuer.  

Ich kaufe, daher bin ich?

Der Artikel „Klimaschutz im System Maximalkonsum“ in der Wiener Zeitung beschreibt mit dem Massenkonsum einen wichtigen Aspekt in Bezug auf Klima- und Umweltschutz. Auch wenn die CO2-Emissionen der Produktion oft dem Erzeugerland zugerechnet werden (z. B. China), entfalten diese Emissionen ihre Wirkung weltweit, also auch in Österreich. Der Zeitungsartikel suggeriert, dass online zu shoppen klimafreundlicher sei als vor Ort einzukaufen. Das kann manchmal zutreffen, jedenfalls sind weitere Aspekte zu beachten.

Onlinehandel verändert unser Leben

Im genannten Artikel zitiert Redakteurin Eva Stanzl eine Studie des Umweltbundesamt Deutschland, wonach der Onlinehandel weniger CO2-Ausstoß verursache als Supermärkte und Einkaufszentren. Mit dem Onlinehandel verzichten wir aber oft auf lokale Wertschöpfung bzw. Steuern und soziale Kontakte zum Verkaufspersonal. Denn die Paketbot:innen haben zu viel Stress zum Tratschen. Und wie würde eine Stadt oder ein Dorf ohne Geschäfte ausschauen, wenn es im öffentlichen Raum nur mehr Lagerhallen-Portale für Lieferdienste oder den eigenen Überkonsum („Self Storage“) gäbe? Abgesehen davon sind die vielen Retouren lästig und ökologisch problematisch, wenn man z. B. nicht passende Kleidung online einkauft.

Beim Klimaschutz auf soziales Gefüge achten

Klimaschutz allein „als Selbstzweck“ – ohne Blick auf das soziale Gefüge – kann also zu negativen gesellschaftlichen Entwicklungen führen. Wobei das Phänomen Überkonsum vor allem ein Problem der Reichen und der Mittelschicht ist, siehe auch orf.at: „Reiche verursachen viel mehr CO2-Ausstoß“ und „Vereinbar: Klimakrise und Armut bekämpfen“. Die „weniger vom pekuniären Reichtum Begünstigten“ leiden in der Regel viel stärker unter den Klimaveränderungen.

Beim Umweltschutz die richtigen Fragen stellen

Abgesehen von Produkten des täglichen Bedarfs – brauche ich ein Produkt überhaupt? Oder kann ich es leihen (z. B. eine Bohrmaschine von Nachbar:innen oder von der „Bibliothek der Dinge“ in Wien)? Tauschen (u. a. Kleidertausch) oder Reparieren (reparaturfuehrer.at und reparaturnetzwerk.at) sind weitere Möglichkeiten. Autos kann man teilen (Carsharing) oder für den Urlaub mieten (Test von Mietwagen Online-Buchungsportalen).

Überlegen, was ich wirklich, wirklich brauche, statt Frustkauf wegen Stress im Job oder weil der Partner gerade grantelt. Stattdessen anders „belohnen“: etwa mit einem schönen Abend mit Freund:innen, einer Kulturveranstaltung oder einer Wohlfühl-Massage. Wenn ich weniger einkaufe, spare ich Geld, Zeit, Mobilität und vermeide auch überquellende Kleider- und Schuhschränke. Nicht zu kaufen, vermeidet außerdem Schadstoffe (z. B. PFAS) und schützt garantiert das Klima, weil …
… der „Ablasshandel“ war früher auch schon einmal besser 😉 …

„Klimaneutral“ – „The Great CO2-Swindle“

Warum die Kompensationszahlungen etwa für Flugreisen zu schön sind, um wahr zu sein, erklärt der Kolumnist Ralf Stork sehr anschaulich im Artikel „Keine Kohle, aber konsumieren“. Auch viele Produkte werden als „klimaneutral“ bezeichnet, ohne es zu sein – melden Sie Greenwashing an den VKI. Worauf man sonst bei Gütesiegel achten muss, hat mein Kollege Raphael Fink in einem Blog beschrieben. Einen Label-Kompass inklusive Lebensmittel-Gütesiegel finden Sie unter: bewusstkaufen.at/label-kompass.

Wie ist das nun mit dem Online-Shoppen?

In der deutschen UBA-Studie wird festgestellt, dass bis zu drei Viertel der Treibhausgas-Emissionen im Lebenszyklus eines Produkts bereits bei der Herstellung entstehen. Ob wir online oder im Geschäft einkaufen, ist somit nicht so ausschlaggebend für unsere Klimabilanz. Zitate aus der Studie: „Die größte Stellschraube für den ökologischen Einkauf sind langlebige Produkte, die umweltfreundlich hergestellt sind.

Bestenfalls bekomme ich diese auch im Geschäft um die Ecke, das ich mit dem Fahrrad oder zu Fuß gut erreichen kann.“ Und „Online-Shopping kann klimafreundlicher sein, wenn man sonst mit dem Auto zum Geschäft fahren müsste“. Muss ich? Muss ich allein mit dem Auto fahren? Wie wäre es mit Einkaufsgemeinschaften am Land?

    Man bringt seine Einkäufe mit dem Lastenrad nach Hause
    Besonders umweltverträglich: Einkäufe mit dem Lastenrad nach Hause zu bringen Bild: Shutterstock/pikselstock

    Kleine Abenteuer im Alltag

    Statt dem großen Wochenendeinkauf mit dem Auto zu erledigen, kann ich mit dem Rad oder dem Einkaufstrolley als „Lastenesel“ am Weg von der Arbeit oder zwischendurch einkaufen. Gleichzeitig Fitness und das Wetter genießen (es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ausrüstung!). Ein paar Regentropfen ab und zu werden die gestandene Frau, der gestandene Mann wohl aushalten 😉. Klimaschutz bedeutet auch das Verlassen der Komfortzone. Wir suchen doch andauernd neue Abenteuer. Klimaschutz ist nicht nur notwendig, sondern das größte Abenteuer überhaupt. Auf geht’s!

    Und nicht vergessen: Soziale Beziehungen sind die übersehenen Faktoren des Glücks im Alltag.

    Weitere Informationen

    • Das Ende des Kapitalismus“ (Ulrike Herrmann): Ewiges, unendliches, aber auch „grünes“ Wirtschaftswachstum als Motor des Kapitalismus ruiniert Umwelt, Klima und Menschen. Wie ein Schrumpfen der Wirtschaft funktionieren könnte, wird in diesem Buch auch erläutert.
    • Weniger ist mehr“ (Jason Hickel): Warum der Kapitalismus den Planeten zerstört, wir ohne Wachstum glücklicher sind und warum es eine neue Beziehung zur Natur braucht.
    • Für Wissbegierige: Wissen4Future

    Arno Dermutz - Experte: Umweltzeichen Bildung
    DI Arno Dermutz - Experte: Umweltzeichen Bildung Bild: VKI

    Im VKI bin ich für das Österreichische Umweltzeichen im Bildungsbereich zuständig. Alles rund um Bildung für eine nachhaltige Entwicklung ist mein Kernthema.

    Arno Dermutz, Umwelt- und Bildungsexperte


     

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