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Grüne Hand hält grüne Erdkugel in Pflanzenoptik.
Das Ökosystem der Erde ist vielen Belastungen ausgesetzt. Bild: sarayut_sy/Shutterstock

Schadstoffverbreitung gefährdet Ökosystem Erde

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Von neun planetaren Belastungsgrenzen sind fünf bereits überschritten. Jene für Chemikalien zählt dazu.

Von neun planetaren Belastungsgrenzen sind fünf bereits überschritten. Jene für Chemikalien inklusive Plastik (im Englischen "Novel Entities") zählt dazu.

Das Modell der Planetaren Belastungsgrenzen stellt den Versuch dar, neun markante Belastungsgrenzen der Erde in einem einheitlichen Konzept darzustellen. Dabei werden die wichtigsten Faktoren in der Funktion des Ökosystems Erde, in die der Mensch eingreift, betrachtet. Dieses Konzept wurde ursprünglich von einer 28-köpfigen Gruppe von Erdsystem- und Umweltwissenschaftlern entwickelt und 2009 erstmals veröffentlicht. Das Einbringen der sogenannten "Novel Entities" zählt neben dem Klimawandel, der Intaktheit der Biosysteme und sechs weiterer zu den Faktoren, die hier erfasst werden. Die Einhaltung planetarer Belastungsgrenzen wurde in Teilen bereits von der internationalen Klimapolitik als Ziel übernommen, z.B. beim Zwei-Grad-Klimaschutz-Ziel.

    Ein Tortendiagramm, das die 9 planetaren Belastungsgrenzen zeigt
    Tortendiagramm der 9 planetaren Belastungsgrenzen. Bild: Azote f.d. Stockholm Resilience Centre, nach Persson et al 2022, Steffen et al 2015.

    Im Jänner 2022 wurde die planetare Belastungsgrenze für Novel Entities erstmalig von einer Reihe von Wissenschaftler:innen definiert und eine bereits massive Überschreitung konstatiert. Die Forscher:innen kommen zu dem Schluss, dass die derzeit zunehmende Produktion und Freisetzung von synthetischen Chemikalien und Plastik die Intaktheit des Erdsystems gefährdet. Dies ist in der Grafik des Stockholmer Resilience Centers anschaulich dargestellt. Es werden Maßnahmen gefordert, um die Produktion und Freisetzung von Schadstoffen zu reduzieren. Ebenso sei der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft sehr wichtig. Das bedeutet, Materialien und Produkte für die Wiederverwendung und das Recycling zu optimieren und im Kreislauf zu führen und die Sicherheit und Nachhaltigkeit von synthetischen Chemikalien entlang ihres gesamten Lebensweges zu gewährleisten.

    Die chemische Industrie ist eine Wachstumsbranche. Seit 1950 hat sich die Produktion von Chemikalien um das 50-fache erhöht. Bis 2050 soll sich diese Zahl noch einmal verdreifachen. Daher werden viele Anstrengungen nötig sein, um zugleich die globale Bedrohung durch Novel Entities zu reduzieren.

    Was können wir Konsument:innen dazu beitragen?

    Natürlich ist vor allem die Industrie gefordert, die richtige Maßnahmen zu treffen, ebenso wie der Gesetzgeber, der diese steuern kann und muss.

    Wir Konsument:innen können

    • Produkte hoher Qualität und frei von Schadstoffen kaufen, indem wir die Auswahl anhand von Tests des KONSUMENT und anderer Verbraucherorganisationen treffen. Empfehlenswert sind auch Produkte, die mit dem Österreichischen Umweltzeichen, dem Blauen Engel oder dem EU Ecolabel ausgezeichnet sind;
    • Produkte möglichst lange nutzen, reparieren lassen und Leih- und Tauschkonzepte nutzen;
    • Mehrwegprodukte einkaufen;
    • möglichst auf Verpackungen verzichten;
    • bei der Entsorgung richtg trennen und die getrennten Fraktionen in die Wertstoff- und Problemstoffsammlung geben;
    • die Scan4Chem-App nutzen. Damit kann man Informationen zu bestimmten Schadstoffen in Alltagsartikeln beim Hersteller einfordern. 

    Quellen und Links

    Susanne Stark - Expertin: Umweltzeichen, Chemie
    Dr. Susanne Stark - Expertin: Umweltzeichen, Chemie Bild: VKI

    Seit 2009 bin ich im VKI für das Österreichische Umweltzeichen und das EU-Ecolabel zuständig. Alles rund um Schadstoffe ist mein Kernbereich.

    Susanne Stark, Chemikerin

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