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Oranger Hintergrund. Darauf das Wort PFOA, welches in roter Farbe durchgestrichen ist.
PFOA (Perfluoroktansäure) ist das Gift, das die Ursache des Umweltskandals im Film „Vergiftete Wahrheit“ war. Es ist inzwischen weitestgehend verboten. Für viele andere PFAS gilt das leider noch nicht Bild: somchaiP, Carabus/Shutterstock, Montage/VKI

PFAS: Jahrhundertgifte in Konsumprodukten

, aktualisiert am BLOG

Manches ist schön, wenn es für immer bleibt. Bei den PFAS, hochgiftigen Ewigkeitschemikalien, könnten wir darauf verzichten.

Diese Schadstoffe werden nicht abgebaut und verbleiben im menschlichen Körper oder der Umwelt. Sie können diverse Krebsarten sowie Missbildungen auslösen, verminderte Wirkung von Impfungen verursachen und einiges mehr. Nur wenige dieser Chemikalien sind jedoch bisher verboten.

Am 7. Februar 2023 wurde ein Vorschlag für eine EU-weite Beschränkung aller PFAS in vielen Produkten und Anwendungen veröffentlicht. Too little, too late...

Ein Umweltskandal in den USA

Ein Skandal führte zur Aufdeckung eines Umweltproblems: Jahrzehntelang wurde das hochgiftige PFOA (Perfluoroctansäure) in den Ohio River geleitet und PFOA-haltige Schlämme in einer nicht abgedichteten Deponie entsorgt. Das Unternehmen dahinter: DuPont. Der Aufdecker dieses Vergiftungsskandals: Robert Billot. Diese Geschichte wurde in „Dark Waters“ („Vergiftete Wahrheit“) verfilmt. 

David gegen Goliath: Robert Billot, ein unbekannter Wirtschaftsanwalt, legt sich 1998 mit DuPont, einem der weltweit größten Chemiekonzerne, an und deckt den sogenannten Teflon-Skandal auf. Das Unternehmen in Parkersburg (West Virginia) leitete jahrzehntelang das hochgiftige PFOA (Perfluoroctansäure) in den Ohio River und entsorgte PFOA-haltige Schlämme in einer nicht abgedichteten Deponie.

Seit 1951 verwendete DuPont diese Chemikalie zur Erzeugung von Teflon; entwickelt und hergestellt wurde sie von der Firma 3M. In geheimen Studien der beiden Unternehmen mehrten sich seit 1961 die Hinweise über die bedrohlichen Eigenschaften von PFOA. Trotzdem wurde die fahrlässige Entsorgung dieses Schadstoffes in die Gewässer und Böden der Umgebung weitergeführt. 

Die Folgen von PFOA zeigten sich in Ohio zuerst bei den Tieren in der Umgebung: Kühen, die in der Nähe weideten, stand der Schaum vor dem Maul. Sie starben an bösartigen Tumoren, ebenso viele Waldtiere. Kälber wurden mit Missbildungen geboren oder starben mit anormal verfärbten Eingeweiden. Später häuften sich Krebsfälle in der Bevölkerung, ebenso zeigten sich andere gesundheitliche Problem.

Robert Billot bringt dieses dunkle Geheimnis zu Tage und reicht im Jahr 1998 Klage gegen DuPont ein. Dabei riskiert er nicht nur seinen Job und seine Zukunft, sondern auch sein eigenes Leben, das seiner Ehefrau sowie seiner restlichen Familie. Im Jahr 2017 – 19 Jahren nachdem der Anwalt begonnen hatte, an diesem Fall zu arbeiten – musste Dupont den Opfern 671,7 Millionen US-Dollar Schadenersatz zahlen.

Neben PFOA ist eine zweite, früher häufig für sehr ähnliche Zwecke eingesetzte Chemikalie PFOS (Perfluoroctansulfonat), z. B. zur Produktion von "Scotchguard" von 3M. 

Wo werden sie eingesetzt?

Die Stoffgruppe, zu denen PFOA, GEN X und PFOS zählt, sind die sogenannten Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, auch PFCs - Per- und polyfluorierte Chemikalien oder manchmal ⁠PFT⁠ - Perfluorierte Tenside genannt. Diese umfassen tausende Substanzen. Die Chemikalien weisen sowohl Wasser als auch auch Öle, Fette und andere unpolare Verbindungen sowie Schmutzpartikel ab. Zugleich besitzen sie eine hohe thermische und chemische Stabilität. Aufgrund dieser besonderen Eigenschaften werden sie bereits seit geraumer Zeit in Konsumentenprodukten und in vielen Industriebereichen weit verbreitet eingesetzt. 

Danach, welche Mengen davon in die Umwelt gelangen, sind die folgenden Beispiele gereiht (aus dem Beschränkungsvorschlag vom 7.2.2023):

  • F-Gase (auch HFKW oder fluorierte Treibhausgase) tragen zu über 60% an der Umweltverschmutzung durch PFAS bei. Sie wurden als Ersatz für die Ozon-schädlichen FCKW eingeführt und werden weltweit als Kältemittel in Kälte- und Klimaanlagen sowie Wärmepumpen, als Löschmittel in Brandschutzeinrichtungen und zur Herstellung von Isolierschaumstoffen eingesetzt. Wie der Name schon sagt, sind diese Chemikalien auch sehr schädliche Treibhausgase, ihr Effekt ist bis zu 23.500-mal höher als der von Kohlendioxid. Ihr Einsatz wird durch bestehende Gesetze bereits schrittweise eingeschränkt (s. Kap. "Was machen die Behörden"); im Jahr 2050 wird ihr Einsatz gänzlich verboten sein, was sich zeitversetzt auf die Höhe der Emissionen auswirken wird. 
  • Bekleidung, insbesondere Outdoor-Kleidung (zum Beispiel unter dem Markennamen "Goretex"), Leder, Polstermöbel, Teppiche...
  • Verwendung im medizinischen Bereich, etwa in Verbandsmaterialien, Schläuchen und Katheter oder fluorierte Gase in Narkose- und Kontrastmitteln
  • Bauprodukte
  • Elektronische Geräte und Halbleiter
  • Lebensmittelkontaktmaterialien, beispielsweise beschichtete Küchengeräte wie Bratpfannen ("Teflon") oder Papier- und Kartonverpackungen von Lebensmitteln, wie z. B. Backpapier, Fast-Food-Verpackungen und Pizzakartons

Auch Schädlingsbekämpfungsmittel können diese Schadstoffe enthalten. Immerhin 16 Prozent der in der EU zugelassenen chemisch-synthetischen Pestizidwirkstoffe sind PFAS. So wurden bei einem Test von Global 2000 gemeinsam mit PAN (Europäischen Pestizid-Aktions-Netzwerk) in rund 15 Prozent des in der EU angebauten Obst und Gemüses PFAS nachgewiesen. 

Am 27.5.2024 hat Global 2000 auf eine weitere äußerst bedenkliche Problematik hingewiesen: Durch den Einsatz dieser Pestizide entsteht in den Gewässern TFA (Trifluoressigsäure), das nicht mehr abbaubar ist. In allen 23 Oberflächenwasser- und 6 Grundwasserproben wurden PFAS nachgewiesen. Sie stammten aus zehn europäischen Ländern, unter anderem auch aus Österreich.

TFA hatte denn Hauptanteil davon und wurde in bedenklich hohen Konzentrationen gefunden, die oft der Grenzwert in der EU-Trinkwasser-Richtlinie übersteigen. Laut einer Abschätzung stammt dieses TFA zu einem Großteil von Pestiziden. 

Weitere Anwendungen sind Imprägniersprays, Skiwachs, Schmiermittel, Zahnseide, Farben und Lacke u.v.m.

Die PFAS-Landkarte von Europa

Die französische Tageszeitung Le Monde hat im Rahmen eines investigativen Projekts im Februar 2023 eine Europa-Landkarte zu „PFAS-belasteten Standorten“ veröffentlicht. In der Karte werden Standorte mit nachgewiesener Kontamination und jene mit mutmaßlicher Kontamination dargestellt. Das Projekt wurde von Journalist:innen aus 17 EU-Staaten zur Aufklärung der Kontamination für die Öffentlichkeit durchgeführt. An über 17.000 Standorten in Europa wurde eine PFAS-Kontamination festgestellt. In Österreich allein sind es 291 Datenpunkte.

Gekommen, um zu bleiben

Ein massives Problem ist, dass diese Schadstoffe praktisch unzerstörbar sind – und daher im Englischen auch als „forever chemicals“ bezeichnet werden. Zugleich sind sie meist sehr mobil und daher weltweit allgegenwärtig. Und sie reichern sich im biologischen Gewebe an. Diese Chemikalien findet man in

  • Fischen
  • Meerestieren
  • Wildtieren
  • Milch und zahlreichen anderen Lebensmitteln
  • in menschlichem Blut und Muttermilch

Zahlreiche Untersuchungen in Produkten und im menschlichen Körper führen (unter vielen anderen) die internationale NGO Chemsec und der Danish Consumer Council THINK durch. Die globale Verteilung zeigt sich unter anderem darin, dass PFOS auch in der Leber von Eisbären gefunden wurde – um bis zu 4000-fach angereichert in Vergleich zur Konzentration in der Umwelt.

Sie technisch aus der Umwelt zu entfernen ist extrem schwierig und sehr kostenintensiv.

Die Auswirkungen

Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen zeigen verschiedenste Giftwirkungen, die in einer Grafik der Europäischen Umweltagentur dargestellt sind. Sie tragen auch zur Erderwärmung bei. Laut dem Beschränkungsvorschlag vom 7.2.2023 argumentieren einige Wissenschaftler:innen, dass die planetaren Grenzen für diese Alkylsubstanzen bereits überschritten sind. 

Und Studien zum Biomonitoring beim Menschen zeigen, dass der Cocktail aus den Substanzen, dem Teile der Bevölkerung über verschiedene Quellen (z. B. Lebensmittel, Trinkwasser, PFAS-haltige Produkte, Staub, Luft) ausgesetzt sind, bereits zu Gesundheitsrisiken führen kann. Auch bei einer Studie des Umweltbundesamt konnten in allen Müttern und ihren Neugeborenen die Substanzen nachgewiesen werden.

Infografik von einer schwangeren Frau und einem Mann mit Beschriftung welche Organe welche Schäden durch PFAS davontragen.
Auswirkungen von Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen auf die menschliche Gesundheit Bild: European Environment Agency (Originalbild) und Mrmw (Vektordatei)

Ursprünglich wurde die starke Giftwirkung hauptsächlich den längerkettigen PFAS zugeschrieben bzw. waren diese am besten untersucht. Diese enthalten mehr als sieben Kohlenstoffatome, wie wie PFOS und PFOA (O steht für Octyl, eine Kette aus acht Kohlenstoffen). Daher wurden sie in den vergangenen Jahren oft durch kürzerkettige ersetzt. Inzwischen geht man davon aus, dass die gesamte Gruppe der Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen problematisch ist. Dazu zählen auch fluorierte Polymere (chemischer Name PTFE).

Die Reaktion von Unternehmen

2013 stellte DuPont die Produktion und Nutzung von PFOA ein, alle anderen Fluorpolymerhersteller verpflichteten sich freiwillig, das bis 2015 ebenfalls zu tun. Im Juni 2022 hat Dupont in seiner Strategie angekündigt, die Produktion von langkettigen Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen einzustellen.  

Bei vielen anderen Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen wurde aber bereits nachgewiesen, dass sie genauso schädlich wie PFOA sind, und bei anderen gibt es dafür bereits einige Hinweise. Ende Dezember 2022 hat die Firma 3M angekündigt, bis Ende 2025 aus der Produktion der gesamten Gruppe der PFAS auszusteigen.

Einige Fast-Food-Ketten wie McDonalds und Burger King haben ebenso einen Ausstieg bei der Verwendung dieser Materialien für Papier- und Kartonverpackungen bis Ende 2025 angekündigt.

Seit 2018 verzichtet die Firma VAUDE zu 100 Prozent auf Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen als wasserabweisende Ausrüstung der Bekleidung.

Einige andere Unternehmen folgen inzwischen diesen Vorreitern.

Was machen die Behörden?

Für PFOS wurden in der EU ab 2008 und für PFOA ab 2020 weitgehende Beschränkungen festgelegt. Es sind nur mehr einige wenige Spezialanwendungen erlaubt.

Diese beiden Chemikalien zählen seit 2019 auch zu den problematischsten globalen Umweltschadstoffen, den sogenannten langlebigen organischen Schadstoffen (POPs = Persistent Organic Pollutants). Die Liste der POPs besteht zur Zeit (Anfang 2023) aus 36 Chemikalien bzw. Chemikaliengruppen, die in Pestizide, Industriechemikalien und sieben Chemikalien, die unbeabsichtigte entstehen können, eingeteilt werden.

Diese Stoffe haben alle eines gemeinsam: Sie sind schwer abbaubar, reichern sich in der Nahrungskette an und haben unerwünschte Wirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt. Daher hat sich im Mai 2001 die internationale Staatengemeinschaft im Stockholmer Übereinkommen darauf verständigt, POPs zu verbieten – dies geschieht meist mit Übergangsfristen, manchmal unter Einführung sehr niedriger Grenzwerte und oft auch mit Ausnahmen für bestimmte Anwendungen. Im Herbst 2022 wurden weitere Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen aufgenommen.

PFOA und einige andere Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen wurden in den vergangenen Jahren gemäß der Chemikaliengesetzgebung REACH als besonders besorgniserregende Chemikalien (SVHCs) identifiziert. SVHCs – über  200 Einzelstoffe oder Stoffgruppen - sind Kandidaten für die verpflichtende Zulassung und weitere Beschränkungen. 

In der Europäischen Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit (CSS) vom Oktober 2020 wurde als ein Ziel ein möglichst umfassendes Verbot von Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen genannt. Diese Chemikalien scheinen auch in der sogenannten "Restriction Roadmap" vom April 2022 prominent auf - dem Fahrplan der EU zu den künftigen Verboten und Beschränkungen von Chemikalien.

Fluorierte Treibhausgase (F-Gase) werden u.a. als Kältemittel in Kälte- und Klimaanlagen und auch in Wärmepumpen verwendet. Sie unterliegen wegen ihres hohen Treibhauspotenzials bereits eigener Reglementierungen. Die Emissionen sind von 2003 bis 2016 kontinuierlich gestiegen, zeigen aber nun aufgrund der gesetzlichen Regelungen einen deutlichen Abwärtstrend. Auf europäischer Ebene ist das Inverkehrbringen und die Verwendung fluorierter Treibhausgase in der Verordnung (EU) 2024/573 geregelt, die eine schrittweise Beschränkung der am Markt verfügbaren Mengen an teilfluorierten Kohlenwasserstoffen (HFKW) bis zum Ausstieg im Jahr 2050 vorschreibt. Für F-Gase in Klimaanlagen von Kraftfahrzeugen gilt zusätzlich eine eigene Richtlinie 2006/40/EG.

Fluorverbindungen werden heutzutage in vielen Feuerlöschschäumen verwendet. Sie tragen dazu bei, dass das Wasser fein verteilt wird. Diese Anwendung ist insofern sehr problematisch, da bei der Verwendung der Feuerlöscher relativ große Mengen der Schadstoffe unkontrolliert in die Umwelt gelangen. Im ersten Halbjahr 2023 wurden zum Vorschlag über das Verbot von PFAS in Feuerlöschschäumen aus dem Jahr 2022 Stellungnahmen von 2 wichtigen wissenschaftlichen Gremien der EU veröffentlicht, die ein schrittweises Verbot dieser Chemikalien befürworten. Im nächsten Schritt wird die EU Kommission darüber entscheiden, ob eine Beschränkung eingeführt werden wird. Dies ist durchaus zu erwarten, fraglich sind hier oft die Deadlines und Ausnahmen, die eingeführt werden.

Die Behörden Deutschlands, der Niederlande, Dänemarks, Norwegens und Schwedens haben am 7.2.2023 unter REACH, der Chemikalienverordnung der Europäischen Union, einen gemeinsamen Vorschlag zur universellen Beschränkung von Per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen bei der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) eingereicht. Diese Chemikalien sollen mit bestimmten niedrigen Grenzwerten, bis auf ein paar Ausnahmen, beschränkt werden. Grenzwerte, oder besser Richtwerte, sind nötig, da diese Schadstoffe ja ubiquitär vorhanden sind. Ab Juni 2024 wird dieser Vorschlag von den o.g. beratenden Gremien - SEAC (Committee for Socio-economic Analysis) und RAC (Committee for Risk Assessment) -behandelt.

Dänemark war Vorreiter bei einem Verbot von Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen in Lebensmittelverpackungsmaterialien und hat im Jahr 2020 als Richtwert für den Nachweis 20 mg/kg an Gesamt-Fluor eingeführt. Für die EU-weite Regelung werden mehr als das Doppelte, nämlich 50 mg/kg Gesamt-Fluor aus PFAS vorgeschlagen, was aber ebenso einem Verbot gleichkommt. Für einige Anwendungen, z. B. Lebensmittelkontaktmaterialien für die industrielle und gewerbliche Lebens- und Futtermittelproduktion und in der Medizin sind relativ lange Übergangsfristen vorgesehen.

Noch bis mindestens 2026 dauert es, dass der Vorschlag einer "Universellen Beschränkung der PFAS" alle Gremien und Konsultationen durchlaufen hat. Da - vermutlich massives - Lobbying seitens der Industrie, die über die meisten Mittel verfügt, aber auch vonseiten NGOs und weiteren Organisationen betrieben werden wird, ist offen, wie das Ergebnis aussieht. Danach treten laut dem Vorschlag für Konsumentenprodukte, etwa Textilien, im Minimum 13,5 Jahre Übergangsfrist in Kraft.  Es wird also noch bis nach dem Jahr 2030 dauern, bis PFAS von Konsumentenprodukten EU-weit verschwinden - sofern der Prozess zur Gesetzwerdung erfolgreich ist.

Eine der vorgeschlagenen Ausnahmen ist durchaus problematisch: Schädlingsbekämpfungsmittel sind wie alle "Biozid-Produkte" ausgenommen. Diese werden über die Biozid-Produkte-Verordnung geregelt. Das Verbot von PFAS-Pestiziden wird hier zurzeit noch nicht vorgeschlagen.

Im Frühjahr 2024 haben Dänemark und Frankreich angekündigt, nationale Verbote für bestimmte Produkte einzuführen. In Dänemark sollen PFAS ab 1.7.2026 in Kleidung (außer Arbeitsbekleidung), Schuhen, Imprägniermittel; in Frankreich in kosmetischen Produkten, Wachserzeugnissen, Kleidung (ebenso ist Arbeitsbekleidung nicht betroffen), Schuhen und Imprägniermittel für Textilerzeugnisse - es geht also jeweils um sehr Konsumenten-nahe Produkte verboten sein. In Frankreich wird der Prozess bis zur Veröffentlichung des Gesetzes länger dauern - man rechnet mit dem Jahr 2030. 

 

 

Tipps für Konsument:innen

Leider müssen wir heutzutage bewusste Kaufentscheidungen treffen, um auf PFAS zu verzichten - bis die Gesetzgeber endlich die PFAS möglichst weitgehend vom Mark verbann haben.

Bei Outdoor-Bekleidung und andere Textilien, die als "fleckgeschützt", "wasserabweisend" oder "öl- bzw. fettabweisend" bezeichnet werden, sind manchmal mit PFAS beschichtet. Im Jahr 2023 zeigte ein französischer Test von PFAS in Outdoor-Produkten  folgende Ergebnisse: die Schadstoffe wurden in ungefähr der Hälfte der Jacken, Kinderschihandschuhe, Hosen und Imprägnierungsmittel und in fast allen schmutzabweisenden Tischdecken gefunden. 
Was weist auf PFAS hin? Als Markenbezeichnungen weisen "Scotchgard" von 3M oder "Goretex" von dupont hin. Die chemische Bezeichnung dieser Fluorpolymere ist PTFE, auch diese findet man manchmal. So ist Mundschutz aus Stoff manchmal damit ausgerüstet.

✓ Um bei Textilien PFAS zu vermeiden, achten Sie darauf, dass sie mit Aussagen wie „PFC-frei“ oder "PFAS-frei" gekennzeichnet oder beworben werden. Ab und zu findet man auch „fluorfrei“ oder "PTFE-frei". Die Kennzeichnung "PFOA-frei" oder "PFOS-frei" ist nicht ausreichend. Das betrifft ja nur bereits verbotene Stoffe, und dürfte eigentlich gar nicht mehr in den Werbeaussagen verwendet werden. 
Einige Siegel schreiben vor, dass auf diese giftigen Chemikalien verzichtet wird. Dazu gehören bluesign®, GOTs, das Österreichische Umweltzeichen und der Blaue Engel, Öko-Tex®, oder Green Shape der Fa. Vaude. Ein Vergleich von acht 2-Lagen-Funktionsjacken ohne Fluor-Ausrüstung findet sich im Heft 10/2020 des KONSUMENT.

Für die Antihaft-Beschichtung von Kochgeschirr werden häufig PFAS verwendet. Die Markenbezeichnung der Firma dupont ist "Teflon". Bei der Verwendung besteht für den Menschen dann eine Gefahr, wenn die Pfannen ohne Inhalt stark erhitzt werden - auf über 360°C. Dann können giftige fluorierte Chemikalien entweichen. Achten Sie bei der Verwendung dieser Pfannen darauf. Bei der bestimmungsgemäßen Verwendung der Pfannen könnten - nach einigen Studien - sehr geringe Mengen an fluorierten Chemikalien entweichen, die keine Gefahr bedeuten. Bei der Produktion und Entsorgung des Geschirrs können PFAS in die Umwelt gelangen. Um unsere Umwelt und damit uns zu schützen, raten wir davon ab, solche Pfannen zu kaufen. 
✓ Kaufen Sie Kochgeschirr wie z.B. Pfannen aus anderen Materialien als Teflon-beschichteten, zum Beispiel aus Gusseisen, Carbonstahl, emaillierte Pfannen oder solche, die nur mit Keramik-beschichtet sind. Am besten achten Sie zusätzlich darauf, dass sie als "PFAS-frei" o.ä. gekennzeichnet oder beworben werden.

Auch die Innenbeschichtung von Einweggeschirr, Fast-Food-Verpackungen, Tiefkühlkartons, Backpapier und anderen wasser- und fettabweisend beschichteten Papier- und Kartonprodukten kann PFAS enthalten. Dies wurde u. a. von uns gemeinsam mit einigen anderen Ländern, vom deutschen BUND und einer amerikanischen Konsumentenschutzorganisation untersucht. 
Verwenden Sie statt Einweggeschirr Mehrwegbehälter und -becher. In Take-Away und anderen Lokalen ist es oft möglich, diese statt den Einweggeschirr befüllen zu lassen - fragen Sie danach! 
Einige Fast-Food-Ketten haben, wie oben erwähnt, bereits angekündigt, bis Ende 2025 dafür zu sorgen, dass keine PFAS in ihrem Verpackungen mehr enthalten sind. Da heißt es also noch warten...

✓ Beim Kauf von Biolebensmitteln kann man sicher sein, dass keine bedenklichen Schädlingsbekämpfungsmittel verwendet wurden und PFAS und andere bedenkliche Biozide so nicht in das Essen gelangt sind.  

✓ Verwenden Sie die App Scan4Chem: Für besonders besorgniserregende Chemikalien, die sogenannten SVHCs, gilt eine Auskunftspflicht von Herstellern über ihren Gehalt in bestimmten Konsumprodukten. Jene PFAS, die zurzeit als die bedenklichsten bekannt sind, zählen dazu.  Um die Anfrage von Konsument:innen zu erleichtern, wurde diese App entwickelt. Nähere Informationen finden Sie dazu unter www.scan4chem.at.

✓ Achten Sie beim Kauf von Kälte- und Klimaanlagen und Wärmepumpen darauf, dass möglichst keine F-Gase enthalten sind. Alternativen sind sogenannte "natürliche Kältemittel". 

 

Weitere Informationen - ein paar Empfehlungen

Susanne Stark - Expertin: Umweltzeichen, Chemie
Dr. Susanne Stark - Expertin: Umweltzeichen, Chemie Bild: VKI

Seit 2009 bin ich im VKI für das Österreichische Umweltzeichen und das EU-Ecolabel zuständig. Alles rund um Schadstoffe ist mein Kernbereich.

Susanne Stark, Chemikerin

ToxFree- und Life-Logo der EU
Bild: ToxFree LIFE for All

Die geäußerten Ansichten und Meinungen sind jedoch ausschließlich die des:der Autor:in und spiegeln nicht unbedingt die der Europäischen Union oder von CINEA wider. 

Weder die Europäische Union noch die Bewilligungsbehörde können für sie verantwortlich gemacht werden. 

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