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Carsharing - Auf Abruf mobil

Carsharing, eine interessante Alternative zur Mobilität per eigenem Pkw, liegt im Trend – private wie kommerzielle Angebote nehmen zu. Nicht außer Acht lassen sollte man die Themen Versicherungsschutz und mögliche Selbstbehalte.

Dieselverbrauch klettert auf Rekordhoch

Die vergangenen Jahre haben deutlich gemacht, dass die auch von Österreich verfolgten Klimaziele nur mit einer Reduktion des Autoverkehrs zu erreichen sein werden. Im Vorjahr kletterte der Dieselverbrauch in Österreich auf den Rekordwert von 8,3 Milliarden Liter – das sind rund 1.000 Liter pro Kopf.

Der Benzinverbrauch blieb mit 2,2 Milliarden Liter immerhin stabil. Bei Diesel sind die Haupttreiber freilich Transport-, Bau- und Landwirtschaft. Aber auch der Bestand an Privat-Pkw und die Zahl der gefahrenen Kilometer steigen Jahr für Jahr weiter an.

Parkplätze werden knapp

Hinzu kommt, dass der Platz knapp wird. In den Städten sowieso, aber auch auf dem Land. Bewohner von Wohnanlagen kämpfen ebenso wie Eigenheimbesitzer immer häufiger damit, dass jeder in der Familie sein eigenes Auto hat (oder sogar mehrere) und man so nicht nur den eigenen Vorplatz und die Einfahrt verparkt, sondern auch den der Nachbarn und den gesamten umgebenden öffentlichen Raum.

Stehzeug statt Fahrzeug

Lösungsmöglichkeiten

Lösungsmöglichkeiten sind gefragt und durchaus auch bekannt: Neben deutlich dichteren Öffi-Verkehrsnetzen und der Förderung einer sicheren Fußgänger- und Radwege-Infrastruktur zählt dazu auch die Nutzung von Carsharing-Angeboten.

Gerade von den rund 1,4 Millionen Zweit- und Drittautos in Österreich ist bekannt, dass sie oft mehr stehen als fahren. Diese Tendenz verstärkt sich: Laut Verkehrsclub Österreich wurden mit diesen Fahrzeugen zuletzt im Durchschnitt nur rund 7.200 Kilometer pro Jahr zurückgelegt. Das sind um fast 1.200 Kilometer weniger als noch 2010.

Stehzeug statt Fahrzeug

Verkehrsexperten sehen vor allem hinsichtlich der „Stehzeuge“ großes Potenzial für eine günstigere und umweltverträglichere Mobilität. Günstiger für den einzelnen Nutzer, weil Wirtschaftlichkeitsberechnungen zur Frage „Auto selbst kaufen oder teilen“ zeigen, dass das Sparpotenzial gerade bei weniger als 10.000 jährlich zurückgelegten Kilometern hoch ist. Umweltverträglicher deshalb, weil allein schon die Herstellung eines Autos sehr ressourcenintensiv und umweltbelastend ist.

Lauter Gewinner

Lauter Gewinner

Unbestritten ist, dass die gemeinschaftliche Nutzung von Autos vielen Seiten Vorteile bringt: den kommerziellen Anbietern eine Einkommensquelle, privaten Anbietern das Teilen der Fahrzeughaltungskosten, den Nutzern einen leicht verfügbaren fahrbaren Untersatz, ohne sich um Service, Reinigung, Versicherung, Reparaturen oder eine längerfristige Abstellmöglichkeit kümmern zu müssen. Und sogar diejenigen, die auf ihr eigenes Auto schwören, profitieren davon, weil dank Carsharern mehr Parkplätze frei bleiben.

Zahlreiche Möglichkeiten

Mittlerweile gibt es nicht nur in größeren Städten, sondern auch auf dem Land zahlreiche Möglichkeiten, beim Autoteilen mitzumachen. Sei es über klassisches Carsharing, wo ein Fahrzeug an einer festen Station entliehen werden kann und dort wieder abzustellen ist. Oder in steigendem Ausmaß, weil praktischer, über sogenanntes Free Floating: Dabei sind die Fahrzeuge über eine bestimmte Region verteilt. Das nächstgelegene Fahrzeug wird online oder per App gesucht und nach Gebrauch flexibel abgestellt. Diese Möglichkeit gibt es bisher allerdings nur in Wien.

Stetige Weiterentwicklung

Auch privates Carsharing, bei dem die Übergabe und Rückgabe von Fahrzeugen über Onlineplattformen geregelt wird, entwickelt sich stetig weiter. Und vor allem im Rahmen von E-Mobilität gibt es viele regionale Initiativen, die die kurzfristige Vermietung anbieten.

An Versicherungsschutz denken

An Versicherungsschutz denken

Sowohl derjenige, der das Auto privat verleihen möchte, als auch der, der es sich ausborgt, sollte dabei unbedingt auch an den damit verbundenen Versicherungsschutz denken. Jedes Auto muss über eine Kfz-Haftpflicht, die Sach- und Personenschäden an Dritten abdeckt, versichert sein – das ist Pflicht. Eine Kaskoversicherung deckt Schäden am eigenen Fahrzeug ab, sie ist aber freiwillig.

Grundsätzlich gilt, dass man als Privatperson ein Auto an jemand anderen verleihen kann und der Versicherungsschutz aufrecht bleibt. Fällt dafür allerdings Miete an, wie zum Beispiel bei Carsharing247 oder Caruso Carsharing, wird ein zusätzlicher Versicherungsschutz verlangt – eine Kontaktaufnahme mit dem Versicherer ist in diesem Fall unumgänglich.

Auf mögliche Einschränkungen in der Polizze achten

Auch bei privatem Verleihen ohne Miete kann die Kfz-Haftpflicht unter Umständen auf den jeweiligen Halter oder auf einen bestimmten Nutzerkreis beschränkt sein. Wird das Fahrzeug von jemand anderem gelenkt, fällt dann im Schadensfall vielleicht ein Selbstbehalt an; der grundsätzliche Versicherungsschutz bleibt aber aufrecht. Auch bei Führerscheinneulingen werden oft höhere Prämien oder Selbstbehalte fällig. Achten Sie auf mögliche Einschränkungen in der Polizze, klären Sie die Lage mit dem Versicherer und lassen Sie sich Zusagen betreffend einen erweiterten Schutz immer schriftlich bestätigen.

Hohe Selbstbehalte

Hohe Selbstbehalte

Die Versicherungsprämien für die geteilten Fahrzeuge sind hoch; sie betragen beispielsweise bei einem privaten Anbieter 6 bis 10 Euro pro Tag. Bei kommerziellen Anbietern ist der Haftpflicht- und Kaskoversicherungsschutz üblicherweise im Mietpreis inkludiert und wird nicht extra ausgewiesen. Oft sind aber (relativ hohe) Selbstbehalte in der Kaskoversicherung vorgesehen. Bei Car2go beträgt der Selbstbehalt bei Miete eines Smart 500 Euro, bei Miete eines Mercedes-Benz 1.000 Euro.

Durch Aufpreis reduzieren

Manche Anbieter wie DriveNow, Carsharing247, Caruso, Weeshare oder Drivy bieten die Möglichkeit, den Selbstbehalt durch einen Aufpreis zu reduzieren. So beträgt zum Beispiel der Selbstbehalt bei DriveNow 1.200 Euro, und er lässt sich durch einen Jahresbeitrag von 99 Euro oder einen Beitrag von 1 Euro pro Miete auf 420 Euro senken. Durch Zuzahlung von 199 Euro fällt der Selbstbehalt überhaupt weg. Ob diese Reduktion sinnvoll ist, hängt von der Häufigkeit der Nutzung ab.

Wie sind Ihre Erfahrungen?

Daten zu Schadenshäufigkeit und -höhe bei Carsharing gibt es kaum. Erfahrungswerte in diesem neuen und ständig wachsenden Bereich sind daher für uns von großem Interesse (siehe dazu „Mehr zum Thema“).

Ein Umwelt-Zeichen setzen

Aus Natur- und Klimaschutzsicht ist es grundsätzlich zu befürworten, wenn sich möglichst viele Menschen ein Auto teilen. Dadurch erhöht sich die Produktivität pro Auto, die eingesetzten Ressourcen werden effizienter genutzt und auch die Flächennutzung fällt deutlich günstiger aus als bei einem einzeln beanspruchten Fahrzeug.

Besser geht immer

Carsharing- Angebote, die nicht nur ökonomisch, sondern vor allem auch ökologisch durchdacht sind, sollen mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet werden. Das gibt ökologisch interessierten Nutzern zusätzliche Orientierung auf dem Wachstumsmarkt und ökologisch engagierten Anbietern die Möglichkeit, am Marketing des bekanntesten Umweltlabels teilzuhaben sowie öffentliche Vergünstigungen und Förderungen zu realisieren.

Tipp

Fragen Sie beim Anbieter Ihrer Wahl aktiv nach dem Umweltzeichen. Auch wenn er noch nicht zertifiziert ist, motiviert ihn das bestimmt, seine Umweltperformance zu verbessern, die in der Folge mit dem Label sichtbar gemacht werden kann. Voraussetzungen für das Umweltzeichen sind u.a.:

  • die Förderung von multimodaler Mobilität (also neben dem Carsharing auch die Nutzung von Öffis, Erreichbarkeit zu Fuß oder mit dem Fahrrad);
  • ein Mindestanteil kleinerer Fahrzeuge in der gesamten Fahrzeugflotte;
  • ältere Fahrzeuge werden innerhalb von 4 Jahren durch umweltfreundliche Topmodelle und Antriebssysteme ersetzt;
  • die gesetzlichen Standards für Neuzulassungen bei Diesel- und Benzin- motoren werden erheblich übertroffen;
  • Elektromobilität wird durch einen Mindestanteil an rein elektrischen Fahrzeugen gefördert;
  • Strom aus anbietereigenen Ladestationen stammt zu 100 % aus erneuerbarer Energie;
  • bei der Gebrauchsqualität werden hohe Standards eingehalten.

Immer mehr gefahrene Kilometer in Österreich

Inforgrafik: Immer mehr gefahrene Kilometer in Österreich; (Bild: VCÖ - Mobilität mit Zukunft)

VKI-Tipps

Nutzungsverhalten. Ein eigenes Auto oder gar ein Zweitauto braucht bei geringer Nutzung mehr Platz und erfordert mehr Geld als ein ebenso verfügbares geteiltes Auto. Überdenken Sie einmal Ihr Nutzungsverhalten und sehen Sie sich mögliche Alternativen an. Prüfen Sie in der Stadt verschiedene Varianten, erfragen Sie außerhalb von Städten regionale Angebote, zum Beispiel für Pendelmöglichkeiten zum Zug oder andere Kurzfahrten.

Versicherung. Bei kommerziellen Angeboten fallen oft hohe Selbstbehalte an, auch bei privatem Autoteilen sollten Haftung und Versicherungsschutz mitbedacht und geregelt werden.

Mitfahrzentralen. Auch das Mitfahren ist eine Art, Autos zu teilen. Informieren Sie sich über Mitfahrbörsen oder organisieren Sie eine Fahrgemeinschaft.

Mehr zum Thema

Wie sind Ihre Erfahrungen?

Wir möchten weiter zu diesem Thema berichten und Ihre Erfahrungen einfließen lassen: Nutzen Sie Car2go, DriveNow oder einen anderen kommerziellen Anbieter und wie hat sich das in der Praxis bewährt? Haben Sie Erfahrungen mit privatem Carsharing? Welche Vereinbarungen haben Sie zum Versicherungsschutz oder zu Haftungsfragen getroffen? Nehmen Sie Mitfahrbörsen in Anspruch?

Berichten Sie uns von Ihren Erfahrungen: carsharing@vki.at

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