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Lebensmittel im Supermarkt - Marke gegen Eigenmarke

Sind Markenprodukte besser als Eigenmarken aus dem Supermarkt oder vom Diskonter? Eine Bilanz aus 15 Jahren Lebensmitteltests.

An der Kampagne des Verbandes der Markenartikel-Industrie, „Lieber Marke“, kam man auch heuer kaum vorbei. Im Zeitalter der sogenannten „social media“ setzten die Hersteller auf Plakatwänden, Infoscreens, im Fernsehen oder in Printmedien ganz zeitgemäß auf eigens designte Emojis. Aber sind Markenartikel, wie es die Werbung suggeriert, wirklich besser als die Eigenmarken der Handelsketten?

Bilanz: 15 Jahre VKI-Lebensmitteltests

Wir haben Bilanz über 15 Jahre VKI-Lebensmitteltests gezogen und dafür die Bewertungen von fast 2.000 Lebensmitteln herangezogen. Neben konventionellen Produkten haben wir uns dabei auch die Bio-Linien näher angeschaut. Berücksichtigt wurden dabei nur umfassende Lebensmitteltests; nicht berücksichtigt haben wir Untersuchungen, bei denen nur Einzelaspekte eine Rolle spielten, wie etwa die Bestimmung des Zuckergehalts oder die Untersuchung auf Pflanzenschutzmittelrückstände.

Hofer bei Handelsmarken vorn

Eigen- bzw. Handelsmarken spielten in unseren Tests ab der Jahrtausendwende zunehmend eine Rolle. Waren beim Naturjoghurt-Test im Jahr 2000 nur 6 von 25 Produkten (24 %) Eigenmarken, betrug der Anteil beim Erdbeerjoghurt-Test im Jahr 2011 bereits 47 Prozent (17 von 36 Produkten). Doch wie gut sind die Eigenmarken? Der Mittelwert der Testurteile aller untersuchten Produkte, die in unsere Bilanz einflossen, liegt bei 63 Punkten, was gerade noch einem „gut“ entspricht. Vergleicht man alle konventionell erzeugten Handelsmarkenprodukte mit konventionell erzeugten Markenprodukten, ist kaum ein Unterschied auszumachen.

Handelsketten im Vergleich. Im Durchschnitt aller getesteten konventionellen Handelsmarkenprodukte liegt Hofer mit 69 Punkten (= gut) vorne. (Grafik: VKI)

Interessant wird es, wenn man die Eigenmarken der verschiedenen Anbieter getrennt voneinander vergleicht. Hier liegt Hofer in unserer Bilanz mit 69 Punkten vorn. Damit hängen die Eigenmarken des Diskonters auch die Markenprodukte deutlich ab, die im Mittel 64 Test-Punkte erreichen und damit gleichauf mit den Eigenmarken von Lidl abschneiden. Knapp dahinter folgen REWE und Spar. Unter den sonstigen Eigenmarken befinden sich überwiegend Produkte der im Jahr 2015 in die Insolvenz geschlitterten Zielpunkt-Kette.

Eigenmarken im Vergleich

Eigenmarken im Vergleich

Taucht man etwas tiefer in die Materie ein und schaut sich die Eigenmarken an, von denen mindestens zehn Produkte getestet wurden, ergibt sich ein noch differenzierteres Bild. In dieser Statistik ragt die Hofer-Eigenmarke Milfina heraus. Von 17 Milfina-Produkten wurden 14 mit „sehr gut“ bewertet. Im Durchschnitt bedeutet das 81 Punkte, was knapp einem „sehr gut“ entspricht. Der Abstand zur zweitplatzierten REWE-Handelsmarke Hofstädter fällt deutlich aus.

Handelsmarken im Vergleich: Mittleres Ergebnis der am häufigsten getesteten konventionellen Handelsmarken. (Grafik: VKI) 

Bio-Eigenmarken

Zwar machen konventionell erzeugte Produkte immer noch den Löwenanteil bei unseren Tests aus, doch der Bio-Boom hinterlässt zunehmend seine Spuren. Bei den Bio-Eigenmarken hat Lidl die Nase vorn, gefolgt von Hofer, Spar, REWE und denn’s. Auffällig ist, dass die meisten Bio-Handelsmarken im Durchschnitt besser
abschneiden als die Bio-Markenprodukte.

Handelsketten im Vergleich: Bio-Handelsmarken-Produkte. (Grafik: VKI)

Schaut man sich die Ergebnisse im Detail an, fällt der Qualitätsunterschied der beiden Bio-Eigenmarken von Hofer auf. Die Marke „Zurück zum Ursprung“ (Durchschnitt 73 Punkte) schneidet deutlich besser ab als „Natur aktiv“ (Durchschnittswert 48 Punkte). Allerdings haben wir aus der Natur-aktiv-Linie bislang lediglich 10 Produkte getestet, bei „Zurück zum Ursprung“ waren es insgesamt 39.

Bio-Handelsmarken im Vergleich. (Grafik: VKI)

Produktgruppen im Vergleich

Milchprodukte

Am häufigsten getestet haben wir Milchprodukte. Vergleicht man konventionell erzeugte Ware mit Bio-Produkten, ergibt sich ein uneinheitliches Bild. Hofer führt auch diese Statistik mit seinen konventionellen Handelsmarken an, auf den Plätzen zwei und drei folgen allerdings die Bio-Handelsmarken von Spar und Hofer. Etwas abgeschlagen am Ende firmieren die Bio-Markenprodukte sowie die konventionell erzeugte Ware der Handelsmarken von Lidl.

Fleischprodukte

Deutlich weniger häufig getestet wurden Fleisch und Fleischwaren. Das liegt schlicht daran, dass das Angebot im Vergleich zu dem bei Milchprodukten deutlich kleiner ist. Vor allem Bio-Produkte fristen hier immer noch ein Nischendasein. Aufgrund der geringen Probenanzahl war eine Auswertung von Bio-Fleisch und Bio-Fleischwaren nicht
möglich. Schaut man sich die konventionell erzeugte Ware im Detail an, liegt Lidl mit 65 Punkten vorn. REWE sowie die Markenprodukte erreichten gerade noch ein „gut“.

Fertigprodukte, Getränke und Öle

Auch in diesen Bereichen ist konventionelle Ware im Vergleich zu Bio-Ware deutlich in der Überzahl. Von insgesamt 175 getesteten Fertigprodukten (inklusive Snacks) waren lediglich 13 bio. Im Durchschnitt erreichten alle Handelsmarken und die Markenprodukte eine gute Bewertung. Gleiches gilt für alkoholische Getränke (174 getestete Produkte) sowie für Öle und Fette, von denen wir insgesamt 168 getestet haben.

Verkostung

Im Rahmen unserer Lebensmitteltests belassen wir es nicht bei der Laboruntersuchung der Produkte. Wir wollen immer wissen, ob sie den Konsumentinnen und Konsumenten auch schmecken. Dafür lassen wir die Lebensmittel in der Regel auch von Laien verkosten. Ein Vergleich zwischen Handelsmarken- und Markenprodukten, die konventionell erzeugt wurden, lässt nur geringe Unterschiede erkennen. 79 Prozent der Verkoster vergaben an die Eigenmarke ein "sehr gut" bzw. ein "gut", 73 Prozent an die Markenprodukte. Anders die Situation bei den Bio-Produkten. Hier liegen die Handelsmarken mit 74 Prozent sehr guten bzw. guten Bewertungen gegenüber den Markenartikeln (55 Prozent) deutlich vorn.

So gut schmecken Bio-Produkte. (Grafik: VKI)

Schadstoffbelastung im Vergleich

Ebenfalls ein wichtiges Kriterium bei unseren Lebensmitteltests ist, ob und wie stark die Produkte mit Schadstoffen belastet sind. Bei den Produkten aus konventioneller Herstellung schnitten Eigenmarken und Marken ähnlich ab. Bei den Markenprodukten fielen 10 Prozent durch („nicht zufriedenstellend“ bzw. „weniger zufriedenstellend“), bei den Eigenmarken waren es 11 Prozent.

Bio-Produkte nicht schadstofffrei 

Erstaunlich und nicht unbedingt vertrauenerweckend sind hier allerdings die Werte der Bio-Produkte. 12 Prozent der Handelsmarken- und 9 Prozent der Markenprodukte waren betroffen, wobei bei Bio-Produkten am häufigsten Mineralölbestandteile (sie gelangen bei der Produktion in die Lebensmittel) für die schlechte Bewertung verantwortlich waren. Im Gegensatz zu konventionellen Produkten fanden wir hier keine Pflanzenschutzmittelrückstände.

Schadstoffbelastung: So schnitten die getesteten Produkte bei der Schadstoffbelastung ab. (Grafik: VKI)

Mikrobiologie

Ein wichtiger Bestandteil unserer Tests ist natürlich, ob die Produkte die gesetzlichen Bestimmungen für die Genusstauglichkeit erfüllen und damit verkehrsfähig sind. Hier zeigten sich kaum Unterschiede zwischen konventionell erzeugter Ware und Bio-Produkten. Keine Rolle spielte auch, ob es sich um Markenware handelte oder um Eigenmarken-Produkte.

Auffällige Produkte

Auffällige Produkte

Im Zuge unserer Testbilanz stießen wir auf einige zusätzliche Erkenntnisse zu Qualität und Preis von Produkten:

  • Darbo-Blütenhonig. Der Preis hat sich zwischen 1996 und 2014 fast verdoppelt, dabei ist die Qualität allerdings deutlich besser geworden.
  • Butter. Auch bei der Butter hat sich der Preis zwischen 1997 und 2017 fast verdoppelt.
  • Lachs. Hier fällt das Testergebnis bei IKEA auf. In allein drei Tests (2000, 2007 und 2010) schnitt der Lachs, der vom Einrichtungsriesen verkauft wird, mit „weniger zufriedenstellend“ bzw. „nicht zufriedenstellend“ ab. Grund war jeweils die mikrobiologische Qualität.
  • Marillenmarmelade. Der Preis für die Eigenmarken von Clever und Spar ist zwischen 2000 und 2006 deutlich gesunken.
  • Mozzarella. Zwischen 2002, 2006 und 2019 hat sich beim Preis kaum etwas verändert. Auffällig sind hier sehr unterschiedliche Ergebnisse der mikrobiologischen Untersuchung. Sie reichen für dieselbe Marke von „sehr gut“ bis „nicht zufriedenstellend“. Ausschlaggebend dafür waren hygienische Beanstandungen.
  • Verpackter Salat. Auch bei vorgeschnittenem Salat ist bezüglich der Hygiene Vorsicht geboten. Die Produkte sollten jedenfalls nicht erst zum Mindesthaltbarkeitsdatum, sondern möglichst frisch verzehrt werden. (getestet 2002, 2006, 2011 und 2019)
  • Nöm-Erdbeerjoghurt. Hier fiel uns auf, dass sich die Zusammensetzung im Lauf der Jahre deutlich verändert hat. Nöm mix Erdbeere hatte 2011 noch 13,5 Prozent Fruchtanteil zu bieten. 2016 war es fast ein Drittel weniger, dafür wurde Stärke, natürliches Aroma und Rote Bete für die Farbe zugesetzt.
  • Schokolade. 2009 fiel die einheitliche Verpackungsgröße. Davor enthielt jede Tafel Milka 100 Gramm. Heute sind bei gleicher Aufmachung unterschiedliche Füllmengen zwischen 87 und 93 Gramm mit gleichem Preis im Handel.
  • Kombucha. Kombucha haben wir 2001 getestet (siehe dazu Kombucha - Sagenhafter Teepilz). Zu dieser Zeit wurde das Teegetränk als Wundermittel mit gesundheitsbezogenen Angaben auf der Verpackung (unterstützt Abwehrkräfte und Gleichgewicht der Darmflora, wirkt harmonisierend auf die Darmtätigkeit) angeboten. Damals konnten wir keine gesundheitsfördernden lebenden Keime in den Produkten nachweisen und vergaben deshalb auch kein Testurteil. Mittlerweile gibt es nur noch eine Kombucha-Marke im Handel.

Marken und Handelsmarken

Um etwas über das Einkaufsverhalten von Konsumentinnen und Konsumenten herauszufinden, starteten wir im vergangenen Jahr eine Umfrage. Fast 500 Personen nahmen daran teil.

Demnach greifen Verbraucher vor allem bei Milchprodukten, Gemüse, Milch und Tiefkühlprodukten zu Eigenmarken. Am wenigsten gefragt sind diese bei Fertiggerichten, Fleisch und Wurstwaren, alkoholfreien Getränken und Eiern. Als Hauptargument für den Griff zu Handelsmarken geben Kunden den Preisvorteil an. Fast 60 Prozent der Befragten sehen keinen Qualitätsunterschied zwischen Eigenmarken und Marken.

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