Zum Inhalt

Werbespruch mit Megphon: Nur für kurze Zeit, jetzt zugreifen
Falsche Rabatte - wir haben Billa, Spar, Hofer und Lidl geklagt Bild: Coloures-Pic/stock.adobe.com

Falsche Rabattaktionen – wir klagen Billa, Spar, Hofer und Lidl

, aktualisiert am

Rabatt! EXTREM-AKTION! Preissenkung! Die großen Ketten versuchen, ihre Preise möglichst vorteilhaft darzustellen. Sie verstoßen dabei gegen das Gesetz zur Preisauszeichnung. Wir sagen: Das ist Irreführung der Konsument:innen und haben geklagt.

Viele Menschen sehen „minus 50 %“ auf einem Produkt und glauben, das sei ein Schnäppchen. Wenn aber der Preis zwei Wochen vorher niedriger als der aktuell beworbene Verkaufspreis war, dann ist die Bewerbung dieser „Preisermäßigung“ unzulässig. Seit 2022 gilt in Österreich eine gesetzliche Regelung (konkret § 9a Preisauszeichnungsgesetz): Wirbt ein Geschäft mit einem Rabatt, dann muss sich der Rabatt auf den niedrigsten Preis der letzten 30 Tagen beziehen. Und nur auf diesen niedrigsten Preis. Verbraucher sollen dadurch ein realistisches Bild vom tatsächlichen Vorteil des beworbenen Preises bekommen.  

Ein Einkaufswagen enthält viele Prozentangaben: 30 bis 40% aller Lebensmittel-Einkäufe laufen über Aktionen
30 bis 40% aller Lebensmittel-Einkäufe laufen über Aktionen. Viele "Aktionen" beruhen auf falschen Vergleichspreisen Bild: ktsdesign/stock.adobe

Billa, Spar, Hofer und Lidl

Billa, Spar, Hofer und Lidl beherrschen etwa 90 Prozent des österreichischen Marktes. Was sie tun, hat Gewicht. Wir haben uns ihre Rabattaktionen angesehen. Ergebnis: Sie halten sich nach unserer Auswertung nicht an diese Vorschrift. Hier ein Beispiel von Billa:

BILLA GENUSSWELT Roastbeef Sous Vide

Zwei Inserate von Billa zeigen irreführende Rabatte
Bild: VKI/Klagsschrift

In der Kalenderwoche 11, zwischen 13.03. und 19.03.2025 bewirbt Billa das Roastbeef mit 29,90 Euro. In der KW 13 kostet dasselbe Produkt 32,99 Euro. Laut Billa-Werbung ist es angeblich um drei Euro billiger geworden. Das ist falsch. Billa hat das Produkt um drei Euro verteuert. Rabatte müssen sich auf den echten niedrigsten Preis der letzten 30 Tage beziehen – und nicht auf einen vorher künstlich erhöhten Preis. Das hat ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (Herbst 2024, Aldi Süd) bestätigt.

Spar: Ein Euro teurer geworden

Garnelen: Das Produkt wird teurer, aber Spar wirbt mit einem - falschen - Rabatt
Garnelen werden in Wirklichkeit teurer Bild: VKI/Klagsschrift

Zwischen 6. und 12.2. kosten sie 11,99 Euro. Zwei Wochen später kostet dasselbe Produkt 12,99 Euro. Das ist ein Euro teurer. Aber Spar nimmt einen unzulässigen Vergleichspreis und wirbt mit falschen Rabattprozenten.

Viele Verstöße

Bis September 2025, so berichtet das Ö1-"Journal um acht" am 15.9.2025, wurden in Wien 2400 Kontrollen durchgeführt. Bei mehr als 500 Betrieben entdeckte das Amt Mängel bei der Preisauszeichnung. Das sind 22 Prozent. In 304 Fällen zeigte das Marktamt so einen Betrieb an. Die Verwaltungsstrafe dafür beträgt im Schnitt 500 Euro (siehe auch unten).

Wir hingegen haben eine sogenannte Unterlassungsklage eingebracht. Gewinnen wir sie, berechtigt uns jeder einzelne Verstoß zur Exekution. In dem Fall droht dem Unternehmen eine Geldstrafe bis zu 100.000 Euro - pro Verstoß. 

T-Mobile war so ein Fall, siehe T-Mobile/Magenta: Kunden in die Irre geführt, Urteil ignoriert, 60.000 € Strafe.

Getreide, Öl, Mehl: Grundnahrungsmittel sind deutlich teurer geworden
Seit 2019 haben sich Grundnahrungsmittel wie Mehl, Öl, ... deutlich verteuert. Haushalte mit weniger Geld sind anfällig für falsche Preisversprechen Bild: Mountain Brothers/stock.adobe

Lebensmittelpreise deutlich gestiegen

Für betroffene Konsument:innen sind diese sogenannte „Aktionen“ keine Kleinigkeit.

  • Inflation: Lebensmittelpreise sind deutlich gestiegen – besonders günstige Produkte:
    Seit 2019 haben sich die Preise für Grundnahrungsmittel wie Mehl, Kartoffeln oder Öl teils verdoppelt. Besonders Haushalte mit geringem Einkommen leiden darunter – sie greifen häufiger zu Aktionsware und sind dadurch besonders anfällig für falsche Preisversprechen. 
  • Teurer: Größere Haushalte können in Österreich pro Jahr durchaus um 1.000 Euro mehr für Lebensmittel ausgeben als in Deutschland.
  • Billiger? 40 Prozent aller Einkäufe in Österreich laufen über Aktionen – aber oft ohne echte Ersparnis: Viele davon beruhen auf falschen Vergleichspreisen. Man glaubt zu sparen, kauft, spart aber nicht. Das untergräbt das Vertrauen.

Folgen Sie den Links unten.

"Gegen unzulässige Rabattwerbung"

Dr.in Barbara Bauer - Juristin
Dr.in Barbara Bauer, Juristin beim VKI Bild: VKI

Dr.in Barbara Bauer ist Juristin in unserer Rechtsabteilung:

„Mit unseren Klagen im Auftrag des Sozialministeriums gehen wir systematisch gegen unzulässige Rabattwerbungen großer Supermarktketten vor. Die Vergleichspreise sollen auf realen Marktwerten basieren und Rabattpreise nicht attraktiver erscheinen, als sie es sind.“ 

Schmelzendes Prozentzeichen: Das Marktamt beanstandete 500 Betriebe wegen Verstößen gegen das Preisauszeichnungsgesetz
Das Marktamt beanstandete in den ersten acht Monaten 2025 über 500 Betriebe. Sie haben alle gegen das Preisauszeichnungsgesetz verstoßen Bild: vipman4/stock.adobe

Wiener Marktamt: Vorsatz und Wiederholungstäter

Preisauszeichnung und -kontrolle: Im Ö1-„Journal um acht“ vom 15.9.2025 bestätigt und ergänzt Alexander Hengl, Sprecher des Wiener Marktamtes, unsere Sicht: https://oe1.orf.at/player/20250915/807226/1757916500000

Hier die Kernaussagen: 

Kontrollen: "Bei Möbelhäusern haben wir eine Beanstandungsquote von 40 Prozent. Die Supermärkte schaffen es in letzter Zeit auch nicht."

Wiederholungstäter: "Die Verstöße nehmen auf alle Fälle zu. Hinzu kommt, dass manche Supermärkte nicht belehrbar sind. Das ist tatsächlich Vorsatz. Es gibt Wiederholungstäter."

Strafen: "Die Strafen liegen bei maximal 1450 Euro, sind aber anscheinend nicht ausreichend. Bei Supermärkten sind Filialleiter haftbar. Außer, wir weisen nach, dass das eventuell von der Zentrale kommt, dann haftet ein Geschäftsführer. Wenn man aber den austauscht, fangen wir wieder bei 200 Euro Strafe an."

Unterstützung: "Der VKI hat eine Klage eingebracht, weil die großen Ketten sich nicht dran halten. Das wird natürlich vom Marktamt unterstützt."

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

PENNY: Aktionsware nicht vorrätig

PENNY: Aktionsware nicht vorrätig

Gerade in Zeiten hoher Preissteigerungen erfreuen sich Aktionen im Lebensmittelhandel großer Beliebtheit. Besonders ärgerlich werden diese allerdings, wenn die Aktionsware nicht vorrätig ist.

Österreich-Aufschlag im Supermarkt premium

Österreich-Aufschlag im Supermarkt

Unser Preisvergleich im Supermarkt zeigt: Wer in Österreich einkauft, zahlt im Durchschnitt um bis zu 20 Prozent mehr als in Deutschland.

Irritierende Preisschilder bei Lidl

Irritierende Preisschilder bei Lidl

„Lidl wirbt mit abgelaufenen Aktionen und dem kleingedruckten Hinweis ‚gültig gewesen bis‘. Das kann unmöglich in Ordnung sein,“ ärgert sich Herr K.. Seine Anfrage ist eine von vielen zur unübersichtlichen Lidl-Preisauszeichnung, die sich quer durch das Sortiment zieht.

Rabatte: Gespart oder draufgezahlt? premium

Rabatte: Gespart oder draufgezahlt?

Rabatte sind toll, oder? Dem ersten Impuls folgend, würden viele wohl sagen: ja! Aber stimmt dieses Bauchgefühl auch? Lesen Sie acht Beobachtungen rund ums Thema Aktionsware im Supermarkt.

Kommentieren

Sie können den Text nach dem Abschicken nicht nachträglich bearbeiten, Länge: maximal 3000 Zeichen. Bitte beachten Sie auch unsere Netiquette-Regeln.

Neue Kommentare können nur von angemeldeten Benutzern veröffentlicht werden.

Anmelden

0 Kommentare

Keine Kommentare verfügbar.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang