Der Trend zum Onlinehandel mittels Dropshipping reißt nicht ab: Weltweit hat sich das Volumen dieses Geschäftsmodells seit der Pandemie verdreifacht. Auch in Europa boomt der Versand direkt von Herstellern und Marktplätzen an Konsument:innen. Das hat gravierende Nachteile für die Kaufenden. Beim sogenannten Dropshipping betreiben Händler:innen einen eigenen Webshop. Sie lagern die Ware aber nicht selbst. Stattdessen leiten die Betreiber der Websites die Bestellung automatisiert an Drittanbieter – oft in Fernost – weiter.

EVZ warnt vor Dropshipping - Hohe Risiken
Ärger, Frust, Müll: Das Europäische Verbraucherzentrum (EVZ) gibt Tipps, wie unseriöse Dropshipping Webshops erkannt und vermieden werden können
Für Konsument:innen bedeutet dies:
- Die Ware kommt oft verspätet.
- Sie entspricht sehr häufig überhaupt nicht der beworbenen Qualität.
- Der Kundendienst ist unzureichend.
- Rücksendeadressen fehlen oder liegen außerhalb der EU.
- Das teure Rückporto nach Fernost muss selbst getragen werden.
- Firmendaten im Impressum fehlen oder sind unvollständig.
- Kontaktmöglichkeiten sind absichtlich eingeschränkt, um das gesetzliche Rückgaberecht auszuhebeln (Rücktritt, Widerruf).
- Besonders bedenklich: Viele Dropshipping-Webseiten wenden gezielt Irreführung durch deutschsprachige Namen, .at- oder .de-Domains, heimatliche Motive und Nationalfarben sowie manipulierte Bewertungen an (LINK).
"Lieferung meist aus China"

„Verbraucher:innen wissen in der Regel gar nicht, dass sie von einem Dropshipping Shop bestellen und die Lieferung meist aus China erfolgt“, erklärt der Leiter des Europäischen Verbraucherzentrums Österreich (EVZ) Mag. Reinhold Schranz.
„Was zunächst wie ein günstiges Schnäppchen wirkt, entpuppt sich häuǩg als teure Enttäuschung: Nach wochenlanger Wartezeit erhalten Konsument:innen statt der beworbenen Qualitätsware minderwertige Produkte – schlecht verarbeitet, aus billigem Material und teils mit penetrantem Geruch.“
Schlechte Bewertungen und auf der Warnliste
Das EVZ rät zu besonderer Vorsicht. Es empfiehlt, vor dem Kauf auf folgende Warnsignale zu achten, vor allem wenn die Preise sehr attraktiv wirken:
- Unvollständiges Impressum: Keine vollständige Firmenbezeichnung, fehlende Postadresse, keine UID-Nummer oder Handelsregisterangabe
- Firmenadresse: Google Maps zeigt ein Postfach (P.O. Box) oder ein privates Wohnhaus anstelle einer echter Unternehmensadresse
- Rücksendeadresse: Keine Adresse angegeben oder Rücksendung außerhalb der EU (z.B. nach China/Fernost)
- Rücksendung: Teures Rückporto
- Kontakt: Nur ein Texteingabefeld, keine direkte E-Mail oder Telefonnummer
- Shop-Optik: Typisches Shopify-Design – viele Dropshipping-Seiten nutzen diese Plattform.
- Bewertungen: Keine oder auffallend schlechte Bewertungen auf unabhängigen Bewertungsplattformen.
- Warnlisten: Shop ist bereits bei der Watchlist Internet LINK als problematisch gelistet.

Klarna: „Buy Now, Pay Later“ vervielfacht Probleme
Beim Zahlen mit Klarna offenbart Dropshipping einen weiteren tückischen Aspekt. Bei dieser Bezahlmethode erhalten Händler:innen von Klarna sofort ihr Geld. Sind Käufer:innen mit der Bestellung unzufrieden, weist Klarna Betroffene ab, sie müssten das Problem mit dem Händler bereinigen. Die aber wollen bei Problemen nicht erreichbar sein. Klarna hilft kaum und übergibt in solchen Fällen offene Forderungen immer wieder an Inkassobüros. Die wieder führen unerbittlich und rechtswidrig das Mahnverfahren. Auch dann, wenn die Lieferung mangelhaft war und Händler:innen die Regeln des Konsumentenschutzes missachtet haben. - Lesen Sie mehr dazu: Klarna-Probleme - Mahnung trotz Zahlung
Dropshipping als ökologischer Sündenfall
Auch aus Sicht des Umweltschutzes ist Dropshipping zweifelhaft. Minderwertige Produkte werden unter umweltschädlichen Bedingungen produziert, mittels Social Media und Suchmaschinen zu Billigstpreisen vermarktet und über große Entfernungen importiert (emissionsintensiv). Es gibt de-facto kein Kundeservice, Rückgaben funktionieren nicht und der Warenwert ist gering: Ein großer Teil dieser Lieferungen endet direkt im Müll.
Europäisches Verbraucherzentrum hilft
Treten Probleme auf, sollten Verbraucher:innen schnell handeln: den Kaufvertrag widerrufen, eine Rückbuchung („Chargeback“) bei der Bank oder Kreditkartengesellschaft beantragen, Käuferschutzprogramme nutzen und sich frühzeitig an das Europäische Verbraucherzentrum wenden. „Wir lassen Konsument:innen nicht allein“, betont Mag. Reinhold Schranz, „unsere Rechtsberatung hilft, Ansprüche effektiv durchzusetzen.“
SERVICE: Weitere Informationen zu diesem Thema inklusive Musterbrief gibt es auf https://europakonsument.at/dropshipping

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