Landwirtschaftlicher Hochbetrieb auch im Winter: Während draußen die Schneeflocken leise zu Boden fallen und kalter Wind über die Dächer der Gewächshäuser fegt, strecken im wohltemperierten Inneren Setzlinge ihre Triebe empor.
Die heimischen Landwirte können Tomaten, Gurken, Paprika – eine bunte Vielfalt an Fruchtgemüse – auch in der kalten Jahreszeit ziehen, ernten und verkaufen. Normalerweise. In dieser Saison ist alles anders. Die hohen Energiekosten für das Betreiben der Gewächshäuser zwingen die Landwirte zu Produktionsstopps und Sortimentsänderungen – und die Konsumenten zum teilweisen Verzicht auf regionale Produkte.
Kalte Gewächshäuser
Markus Flicker ist einer der Landwirte, die eine Saison aussetzen. Der Wiener Gemüsebauer in dritter Generation bewirtschaftet in Wien-Donaustadt zwei Gewächshäuser, in denen er Minigurken produziert – seit vier Jahren auch im Winter. Obwohl Fruchtgemüse im Winter keine Saison hat und die Produktion ökologisch zu hinterfragen ist, greifen viele Konsumenten gerne zu Gemüse aus Österreich. Und diese Nachfrage decken beheizte Gewächshäuser.
Für deren Beheizung verwendet Flicker Erdgas, wobei das dabei entstehende CO₂ in die Gewächshäuser geleitet wird und die Pflanzen düngt. „Das Kohlendioxid stärkt das Wachstum, die Pflanzen sind somit gesünder“, erklärt Flicker seine Anbauweise. Damit ist seit vergangenem Oktober jedoch Schluss. „Anders als Salate, Spinat und Radieschen benötigt Fruchtgemüse im Winter zusätzliche Belichtung und entsprechend Wärme – und hier sind die Produktionskosten einfach zu hoch“, sagt Flicker.
Weniger Nachfrage nach teurem Gemüse
Im Handel müsste er aufgrund der vielfach gestiegenen Energiepreise und der zusätzlichen CO₂-Bepreisung für seine Minigurken so viel verlangen, dass die Konsumenten nicht mehr zu dem Produkt greifen würden, meint er. „Außerdem war in den vergangenen Monaten aufgrund der Teuerungen ein gewisser Einbruch des Absatzes von Gemüsespezialitäten spürbar, teureres Gemüse wurde weniger gekauft als billigeres.“ So wie ihm geht es auch anderen Gemüsebauern.
Premium
Weiterlesen mit KONSUMENT-Abo:
- 24-Stunden-Ticket
oder - Online-Flatrate
Zugriff auf alle Artikel und Testergebnisse schon ab 3,75 Euro/Monat
Jetzt weiterlesenBereits registriert? Hier anmelden.
Kommentieren
Sie können den Text nach dem Abschicken nicht nachträglich bearbeiten, Länge: maximal 3000 Zeichen. Bitte beachten Sie auch unsere Netiquette-Regeln.
Neue Kommentare können nur von angemeldeten Benutzern veröffentlicht werden.
Anmelden0 Kommentare