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Junge Frau beißt in einen Apfel und zeigt ihre schönen Zähne
Vorsorgen ist besser als reparieren, das gilt auch in der Zahnbehandlung Bild: Lucky Business/Shutterstock

Zähne: pflegen und erhalten

Besser vorsorgen, länger lächeln. Karies geht bei Kindern zurück.

Gesunde Zähne stehen für Schönheit und Jugendlichkeit. Abgesehen davon sind sie unser Kauwerkzeug und beeinflussen unsere Sprechweise. Sie zu pflegen und zu erhalten ist daher besonders wichtig – nicht zuletzt, um Erkrankungen des Zahnhalteapparates zu verhindern.

Die häufigsten Probleme bereiten Karies (Zahnfäulnis) und Parodontitis (Zahnfleisch­entzündung), die unter anderem durch ­unzureichende Mundhygiene und ein zahnschädigendes Ernährungsverhalten ver­ursacht werden. Die aktuellen Ergebnisse zeigen weiterhin einen rückläufigen Trend von Karieserfahrung bei Kindern und Jugendlichen. Ein Grund dafür sind die breit angelegten Basisprophylaxe-Programme in ganz Österreich.

System umgestellt auf Vorsorge

Gesunde Zähne haben – international betrachtet – vor allem die (wohlhabenden) Amerikaner, Holländer, Skandinavier und Schweizer. Das war aber nicht immer so. So hatten etwa die Kinder in der Schweiz Mitte der 1970er-Jahre ziemlich schlechte Zähne. Die Schweizer Gesundheitsbehörden stellten daraufhin ihr System der Zahn­gesundheit vollkommen um: Nicht das ­Reparieren und der Zahnersatz sollten länger im Mittel­punkt stehen – die Schweizer schrieben nun die Vorsorge groß. Eine wichtige und erfolgversprechende Maßnahme ­bestand darin, dass sie den Beruf des ­Dentalhygienikers einführten. Die Erfolge geben den Schweizern heute recht.

Rollenwandel nötig

Auch bei den Erwachsenen machen sich Verbesserungen bemerkbar. Hat das Älterwerden in unserer Großelterngeneration meist fortschreitende Zahnlosigkeit be­deutet, so gilt dies schon längere Zeit nicht mehr. Heute sollen die Zähne erhalten bleiben; generell nehmen die Zahnreparaturen (konservierende Leistungen) zu. Wurzelbehandlungen retten daher viele Zähne, die früher gezogen worden wären. Doch der nächste Schritt in der Zahnmedizin ist längst fällig.

Reparieren, stopfen, kleben, füllen

In Österreich hat jene traditionelle Zahnmedizin, die repariert, stopft, klebt und füllt (konservativ-restaurativ, prothetisch), immer noch einen höheren Stellenwert als die Vorsorgemedizin. Konventionelle Zahnärzte geben sich eher wenig mit entzündetem Zahnfleisch und Zahnhalteapparat bzw. mit der Kariesvorbeugung ab. Sie beschränken sich vorwiegend auf Füllungen, Kronen, Brücken, Prothesen sowie auf chirurgische und kieferorthopädische Behandlungen. Diese Arbeiten sind in der Regel besser bezahlt als zahnerhaltende Maßnahmen. Auch die Kassen stabilisieren diese Zustände: Sie geben vergleichsweise wenig Geld für zahnmedizinische Vorsorge aus.

Mehr Vorsorge bei Erwachsenen

Dagegen investieren Patienten immer noch große Summen in den Zahnersatz (Kronen, Brücken, Implantate). Solange sich hier nichts ändert und solange die Prophylaxe bei den Erwachsenen keinen höheren Stellenwert bekommt, wird sich auch die Rolle der Zahnärzte nicht entscheidend wandeln. Folgende Trends zeichnen sich ab:

Spezialisierung schreitet voran

  • Spezialisierung - sie nimmt zu. An die Seite des Zahnarztes treten die Prophy­laxe­assistenten und in vielen Ländern die besser ausgebildeten Dentalhygieniker.
  • Teamchefs: Zahnärzte übernehmen die Rolle der Teamchefs, die für das Gespräch mit dem Patienten, die Diagnose, die Behandlung und die Qualitätskontrolle zuständig sind. Vorwiegend präventive Tätigkeiten werden stärker delegiert.
  • Parodontologie: Die Behandlung von Zahnfleisch und Zahnhalteapparat (Parodontologie) und die kosmetische Zahnmedizin gewinnen an Bedeutung.
  • Für alte Menschen: Wir werden älter und benötigen länger funktionierende Zähne. Ältere Patienten haben ganz besondere Mund- und Zahnprobleme, die die konventionelle Zahnmedizin nur unzureichend in den Griff bekommt. Probleme, die auch recht eng mit anderen medizinischen Bereichen zusammenhängen. Das entsprechende Fachgebiet, die Gerostomatologie, gewinnt immer mehr an Bedeutung.

Minimal-invasive Zahnmedizin

In der modernen Zahnmedizin setzt sich eine neue Geisteshaltung immer mehr durch. Das Motto lautet: „Minimal-invasiv“ – eine „Überbehandlung“ soll vermieden werden. Im Mittelpunkt steht eine schonende Vorgehensweise bei therapeutischen Eingriffen jeder Art, aber auch in der Vorsorge. Die Ziele:

  • Die Zahnmedizin beugt primär Zahnschäden vor (Gesundheitsberatung, Kontrollen).
  • Sie schätzt das Risiko neu entstandener Schäden richtig ein und greift ein, bevor Folge­schäden entstehen.
  • Sie behandelt vorhandene Defekte frühzeitig minimal-invasiv und erhält dadurch möglichst viel Zahnsubstanz.

 

 

Für heutige Patienten, aber mehr noch für die nächsten Generationen, hat das klare Auswirkungen: Die Art der Behandlung und die Ausgaben für zahnmedizinische Leistungen verschieben sich. Es wird viel Gewicht auf die Vorsorge und die Erhaltung der Zähne gelegt und in diesem Bereich auch verstärkt investiert. Dazu kommt, dass die ästhetischen Ansprüche steigen (z.B. Implantate, kosmetische Eingriffe), was wahrscheinlich zusätzliche Ausgaben bedeutet. Ziel wird es sein, im Alter statt einer großen, herausnehmbaren Prothese noch immer viele eigene Zähne und einen festsitzenden Zahnersatz zu haben. Der persönliche Nutzen liegt in der besseren Lebensqualität. Man kann besser sprechen und essen, die Zähne sehen natürlicher aus.

BUCH: Zähne

Zähne
Bild: VKI

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