Er ist der Grund, warum es sich viele Vegetarier:innen laut eigenen Aussagen nicht vorstellen können, vegan zu leben: Käse. Es gibt ihn weich, hart, frisch, mit Schimmel, geschnitten als Brotbelag oder gerieben zum Überbacken. Und dieses vielfältige Angebot wird auch angenommen.
Laut Landwirtschaftsministerium essen die Österreicher:innen im Durchschnitt 23 Kilo pro Jahr, das sind etwa zwei Käsebrote pro Tag. Doch die Herstellung von Käse ist ressourcenintensiv und die CO2-Bilanz schlecht. Laut einer Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg verursacht 1 kg Käse 5,7 kg CO2-Äquivalente – das klimaschädlichste Milchprodukt nach Butter. Käseersatz auf Basis von Kokosfett kommt pro kg auf nur 2,0 kg CO2-Äquivalente.
>> Wenn Sie angemeldet sind, gelangen Sie hier direkt zur Testtabelle (Produktfinder).
Warum veganer Käse gekauft wird
Doch es ist nicht nur des Klimaschutzes wegen, warum immer mehr Konsument:innen auf Käse verzichten. Viele sehen die Milchwirtschaft und den Umgang mit den Kühen kritisch und verzichten aus ethischen Gründen auf Käse. Denn Milchkühe werden im Laufe ihres Lebens mehrmals besamt, rasch nach der Geburt von den Kälbern getrennt und daraufhin optimiert, möglichst viel Milch zu geben – die Milchleistung einer Kuh ist in den vergangenen Jahrzehnten durch einseitige Züchtung und hohen Kraftfuttereinsatz fast auf das 2,5-Fache gestiegen.
Ein deutsches Marktforschungsinstitut hat in einer Befragung herausgefunden, dass der Tierschutz der ausschlaggebendste Grund für den Verzicht auf Milchprodukte ist – gefolgt von Umwelt- und Klimaschutz sowie Unverträglichkeiten. Die Mehrheit der knapp 2.000 Befragten gab jedoch an, veganen Käse zusätzlich zu tierischem Käse zu konsumieren – und nicht als Ersatz.
Bleibt die Frage offen, wie es um die gesundheitlichen Aspekte des veganen Käses bestellt ist, wie oft er verzehrt werden sollte – und wie er im Vergleich zum tierischen Pendant abschneidet. Dafür haben wir uns die pflanzlichen Alternativen zu Hartkäse im Block, in Scheiben, gerieben, Feta, Weichkäse, Mozzarella, Frischkäse und Topfen näher angesehen.
>> Wenn Sie angemeldet sind, gelangen Sie hier direkt zur Testtabelle (Produktfinder).
Konsument:innen fragen, wir antworten
Was ist veganer Käse?
Veganer Käse ist eine rein pflanzliche Käsealternative ohne Milch. Vegane Käsesorten sind etwa Frischkäse, Weichkäse, Hartkäse und Reibekäse – alle auf pflanzlicher Basis.
Im Handel am häufigsten vertreten sind Produkte auf Kokosölbasis. Manchmal ist auch Sheabutter enthalten. 126 der 162 getesteten Produkte enthalten entweder Kokosöl oder Sheabutter. Kokosöl ist reich an gesättigten Fettsäuren und eines der wenigen pflanzlichen Öle, das bei Raumtemperatur fest ist. Käsealternativen auf Kokosölbasis imitieren meist Schnitt- oder Hartkäse. Streukäse wird ebenfalls auf Kokosölbasis angeboten, aber auch auf Stärkebasis. Veganer Feta ist mit wenigen Ausnahme auf Kokosfettbasis. Weichkäse ist am häufigsten auf Cashewbasis.
Warum darf veganer Käse nicht Käse heißen?
Das EU-Marktordnungsrecht sieht für Milch und Milcherzeugnisse einen Bezeichnungsschutz vor. Demnach dürfen mit wenigen Ausnahmen (z. B. Kokosmilch) pflanzliche Alternativen zu Milch nicht mit tierischen Begriffen (z. B. Milch, Joghurt, Käse) bezeichnet werden. Ähnliche Bestrebungen gab es auch für den Fleischsektor. Hier gab es allerdings vom EU-Parlament im Jahr 2020 keine Zustimmung.
Auch in Österreich gibt es im Rahmen diverser Unterkommissionen des Österreichischen Lebensmittelbuches schon länger Diskussionen über diese Produkte und das Bestreben, "Verbraucher:innen vor Irreführung zu schützen“. Seit 2023 gibt es einen Leitfaden für Kennzeichnungsvorschriften für vegane und vegetarische Produkte. Dieser beschreibt, welche Kennzeichnungen durch den Bezeichnungsschutz nicht möglich sind (z. B. geschützte Ursprungsbezeichnungen wie „Milch“) und welche Anforderungen an beschreibende Bezeichnungen gestellt werden.
Diese beschreibenden Bezeichnungen sollen Verbraucher:innen eine eindeutige Zuordnung des Produktes ermöglichen und müssen auf die Zusammensetzung (vegan, pflanzlich, vegetarisch) sowie gegebenenfalls auch auf die wesentliche pflanzliche Zutat (z. B. Soja) hinweisen. Ebenso eindeutig sollte sein, wie das Produkt schmeckt bzw. wie es zu verwenden ist (z. B. „veganer Ei-Ersatz mit Eiweiß der Erbse“, „veganes Produkt/Erzeugnis aus Erbsenprotein mit Thunfischgeschmack“). Gültig ist dieser Leitfaden allerdings nur für österreichische Anbieter. Nichtsdestotrotz verwenden Konsument:innen im allgemeinen Sprachgebrauch dennoch Begriffe wie "veganer Käse" oder "Hafermilch".
Wie wird pflanzlicher Käse hergestellt?
Käse aus Milch ist kaum industriell verarbeitet, denn die festen Bestandteile setzen sich von den flüssigen ab, wenn das Milcheiweiß durch Milchsäurebakterien oder Labenzyme gerinnt. Für die Gerinnung bei pflanzlichem Käse benötigen die Hersteller Stärke oder Verdickungsmittel. Der Käse ist somit auch höher industriell verarbeitet.
Damit der vegane Käse auch nach Käse schmeckt und etwa nicht nur nach Kokosöl, sind zudem meist Aromen notwendig. Vegane Weich- und Frischkäse hingegen kommen des Öfteren mit weniger Zusatzstoffen aus, da sie einen Fermentationsprozess und eine Reifung ähnlich zu herkömmlichen Käse durchlaufen.
Warum schmeckt veganer Käse nicht?
Obwohl häufig Aromen in veganem Käse enthalten sind (bei mehr als der Hälfte der getesteten Produkte) oder die Produkte fermentiert sind, schmecken sie nur selten wie das tierische Original. Allerdings kommt es bei Ernährungsumstellung zu veganer Kost auch nach einiger Zeit zu einer Änderung der Geschmacksvorlieben. Die große Angst, auf Käse nicht verzichten zu können, kann sich also nach ein paar Wochen veganem Essen auch in nichts auflösen.
Wie schmilzt veganer Käse besser?
Damit Käse schmilzt, ist ein gewisser Fett- und Eiweißanteil notwendig. Je nach Basis des veganen Käses zahlt es sich aus, entweder mit Fett oder mit Eiweiß zu experimentieren. Veganen Käse auf Kokosfettbasis kann man etwa mit Sojacuisine vermengen, damit er besser schmilzt. Bei veganem Käse auf Stärkebasis kann man neben der Sojacuisine auch Fett (z. B. Rapsöl) probieren.
Warum hat pflanzlicher Käse Nutri Score E?
Er ist meist reich an Fett, gesättigten Fettsäuren und im Vergleich zu Kuhmilchkäse arm an Protein, daraus ergibt sich der ungünstige Nutri-Score von E.
Welcher veganer Käse ist gesund?
Produkte auf Kokosölbasis sind nicht sehr gesund, sie sind besonders reich an gesättigten Fettsäuren. Besser sind Produkte auf Soja- oder auf Cashewbasis.
Käsealternativen gleich Analogkäse?
Nein, der klassische Analogkäse enthält laut unseren Erhebungen Milchbestandteile – meist um die 50 Prozent.
Wie lange hält veganer Käse?
Die Haltbarkeit hängt von verschiedenen Faktoren ab und lässt sich pauschal so nicht beantworten. Länger als ein paar Tage sollte man veganen Käse jedoch nicht im Kühlschrank aufheben. Er lässt sich jedoch wunderbar einfrieren. Tiefgekühlt halten fettreiche Produkte etwa ein halbes Jahr, bevor sie ranzig werden.
Pflanzlicher Käse ohne Zusatzstoffe
Diesen gibt es kaum im Lebensmitteleinzelhandel. Aber manche veganen Käsesorten lassen sich selber zubereiten, diese kommen ohne Zusatzstoffe wie Aromen aus.
Veganen Käse selber machen
Die meisten Produkte aus dem Supermarkt oder Diskonter sind nicht für den täglichen Konsum gedacht, denn sie haben entweder einen schlechten Nutri-Score oder gelten als hoch verarbeitet. Manche Produkte sind sogar hoch verarbeitet und haben einen Nutri-Score von E. Auf pflanzlichen Käse verzichten muss man dennoch nicht, denn es gibt auch gesündere, weniger hoch verarbeitete Alternativen, die man ganz einfach selbst zu Hause zubereiten kann. Wir haben zwei Rezepte ausprobiert: Mozzarella aus Cashewkernen und Frischkäse aus Mandeln.
Rezept: Veganer Mozzarella
Rezept: Veganer Frischkäse
Welcher vegane Käse ist der beste?
Für unseren Test haben wir über 160 Käseersatzprodukte ausgewählt und uns hierfür die Auswahl im Lebensmitteleinzelhandel angesehen. Gekauft haben wir die Produkte bei Adamah, Billa, Denns, Gurkerl, Hofer, Interspar, Lidl, Maran Vegan, Metro, Penny, Pflanzilla, Prokopp und Reformstark Martin.
Das Probensample setzt sich zusammen aus 9 Hart-/Schnittkäse im Block, 39 Hart-/Schnittkäse in Scheiben, 18 Käse gerieben, 16 vegane Feta, 22 Weichkäse, 5 Mozzarella, 47 Frischkäse und 6 Topfen. Den größten Anteil an unserem Test hat demnach veganer Frischkäse natur und mit Geschmack (z. B. Kräuter, Knoblauch), gefolgt von pflanzlichem Käse in Scheiben. An dritter Stelle, aber schon mit einem deutlich geringeren Anteil, ist veganer Weichkäse. Am seltensten in den Geschäften zu finden ist veganer Mozzarella, Topfen und Käse am Stück.
50 der 162 getesteten Produkte stammen aus biologischer Landwirtschaft. Die meisten Bio-Produkte gibt es beim veganen Mozzarella (100 Prozent), den geringsten beim veganen Hart- und Schnittkäse in Scheiben.
Premium
Weiterlesen mit KONSUMENT-Abo:
- 24-Stunden-Ticket
oder - Online-Flatrate
Zugriff auf alle Artikel und Testergebnisse schon ab 3,75 Euro/Monat
Jetzt weiterlesenBereits registriert? Hier anmelden.
Frischkäse oder Frischkäsezubereitung?
dorisq, 25. April 2024, 16:04
Frischkäse aus Kuhmilch wird in österreichischen Supermärkten meist unter der hauseigenen Bio-Marke angeboten und besteht aus pasteurisierter Bio-(Heu)Milch und (jodiertem) Salz, bei Hofer wird noch Molkeneiweiß zugesetzt. Diese Bio-Frischkäse ohne künstliche Zusätze sind meist billiger als die "traditionellen" Frischkäsezubereitungen.
Man sollte der Konsument Leserschaft nicht Frischkäsezubereitungen als Frischkäse "verkaufen".
Liebe Grüße
Doris Quasnicka
An die Redaktion zu s.o.
dorisq, 26. April 2024, 13:04
LG Doris Quasnicka
Als Frischkäse wahrgenommen
Redaktion, 26. April 2024, 09:04
Die Redaktion