Zum Inhalt
Smart-Home-Steuerungsbildschirm am Tablet
Wird die Helligkeit reduziert, lässt sich mit smarten Beleuchtungssystemen viel Energie sparen – eine Reduktion der Helligkeit um nur zehn Prozent spart je nach Hersteller bis zu 30 Prozent Strom. Bild: RSplaneta / shutterstock.com

Smart-Home-Systeme: Intelligent Energie sparen

Energiesparen ist angesagt, besonders auch im privaten Bereich. Hier setzen immer mehr Smart-Home-Hersteller an.

Noch vor wenigen Monaten spielten die Energiekosten für viele von uns keine besonders große Rolle. Dann kam der Ukraine-Krieg und in dessen Folge explodierten sie schier. Als die Fernwärme Wien Anfang Juni ankündigte, die Preise für einen Großteil der eigenen Kunden per Oktober 2022 annähernd verdoppeln zu wollen, ging ein deutliches Raunen durch Medien, Politik und Öffentlichkeit. Auch, weil die Fernwärme Wien nicht der einzige Fernwärme-Anbieter ist, der die Preise angesichts steigender Gas-Kosten auf dem Weltmarkt, anheben wird.

Plötzlich war der Gedanke ans Energiesparen wieder in den Köpfen verankert – kein Wunder, beanspruchen die Energiekosten doch einen deutlichen Anteil am Haushaltsbudget. So verbraucht ein durchschnittlicher österreichischer Haushalt mit vier Personen laut Statistik Austria zwischen 4.500 und 6.000 kWh Strom pro Jahr. Zwar sind laut der österreichischen Energieagentur die Energiepreise für Haushalte im April 2022 zum ersten Mal seit Dezember 2021 leicht gesunken.

Energiepreise stark gestiegen

Die Steigerungen der vergangenen Monate würden diesen Rückgang allerdings um ein Vielfaches übertreffen. Gegenüber März 2022 sei der Energiepreisindex zwar um 0,5 Prozent zurückgegangen, im Jahresvergleich April 2021 zu April 2022 bleibe aber ein Plus von 39 Prozent.

"Energiepreise blieben die zentralen Treiber der Inflation. Haushaltsenergie ist massiv teurer als vor einem Jahr und damit zur Belastung für viele geworden", betont dementsprechend Franz Angerer, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur.

Stromfresser im Haushalt finden

Einen nicht zu unterschätzenden Anteil am Energieverbrauch haben Haushaltsgeräte. Neben Heizung und Warmwasser treiben dabei vor allem Beleuchtung, Kochen sowie Geräte im Standby-Modus den Verbrauch in die Höhe. Smarte Techniken können hier Abhilfe schaffen, versprechen die Hersteller solcher Systeme. Aber lässt sich wirklich Energie sparen, indem immer mehr Technik ins Haus geholt wird und mehr Geräte miteinander vernetzt werden? Pauschal lässt sich dies nicht mit einem eindeutigen „Ja“ beantworten.

Sechs bis zehn Prozent CO2-Reduktion

Konkret geplant und umgesetzt, ist es aber möglich, wie eine Studie der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen bereits im Jahr 2019 gezeigt hat. Demnach können Haushalte mit einem vernetzten Zuhause den CO2-Ausstoß um bis zu etwa zehn Prozent senken. Bei einer Wohnung im Mehrfamilienhaus würden Smart-Home-Techniken immer noch eine Reduktion von bis zu rund sechs Prozent bringen – trotz des erhöhten Stromverbrauchs. Denn während smarte Technik auf der einen Seite Einsparungen (beispielsweise bei der Heizenergie) ermögliche, benötige sie im Gegenzug natürlich mehr Strom – und zwar umso mehr, je ausgeprägter die Vernetzung sei, wie die Studienautoren betonen.

Heizung & Kühlung

Dennoch können derartige Systeme sparen helfen. Vor allem beim Thema Heizung/Kühlung findet sich viel Potenzial. In einem durchschnittlichen Einfamilienhaus können jährlich bis zu 14 Prozent der Heizkosten eingespart werden, in Wohnungen immerhin noch bis neun Prozent.

Für eine smarte Heizungssteuerung werden vor allem entsprechende Heizkörperthermostate benötigt. Diese ersetzen den manuellen Thermostat am Heizkörper und ermöglichen eine automatisierte Regelung der Heizkörper. Dafür können beispielsweise Temperaturprofile für einzelne Räume erstellt werden, wodurch es möglich ist, die Räume genau auf die Temperatur zu bringen, die gerade nötig, gewünscht oder sinnvoll ist. Also etwa im Badezimmer morgens und abends für eine gemütliche Temperatur zu sorgen, während den Rest des Tages ein kühleres Niveau gehalten wird.

Ein Grad weniger spart sechs Prozent Heizkosten

Laut der deutschen Stiftung Warentest spart allein das Herunterdrehen der Heizung um nur ein Grad im Schnitt sechs Prozent der Heizkosten. Werden im Smart Home allerdings Geräte wie smarte Mähroboter oder intelligente Video-Türklingeln genutzt, schmälert sich das Energiesparpotenzial deutlich.

Solche Geräte und Systeme steigern üblicherweise hauptsächlich den Komfort und haben dadurch kaum positive Auswirkungen auf den Energieverbrauch. Mit einer Einschränkung: Smarte Staubsaugerroboter. Diese sind nicht nur komfortabel, sondern verbrauchen gleichzeitig deutlich weniger Strom als klassische Staubsauger.

Automatisierte Rollläden

Gerade im Bereich der Raumklimatisierung finden sich noch viele weitere Möglichkeiten, mittels intelligenter Systeme Energie zu sparen. So können beispielsweise Rollläden und Jalousien automatisiert werden. Sie wirken wie eine zusätzliche Dämmung und sorgen dafür, dass im Winter weniger Wärme aus dem Raum entweicht und im Sommer weniger Hitze eindringt. Gerade wenn Sonnenstand, Außen- und Innentemperatur sowie die Anwesenheit von Bewohnern in entsprechende Automatisierungsszenarien einbezogen werden, bietet sich ein nicht zu unterschätzendes Einsparungspotenzial.

Standby-Geräte

Dazu kommt, dass ein grundlegender Vorteil des smarten Heims im übergreifenden Management von Geräten und Situationen liegt. Ein Beispiel dafür sind etwa Standby-Geräte. Im durchschnittlichen österreichischen Haushalt finden sich zahllose Geräte, die (zumindest zum Teil) im Standby-Modus betrieben werden. Dazu zählen etwa Computer, DVD-/Blu-ray-Player, eingesteckte Ladegeräte für Handy, Tablet & Co., Fernseher, Kaffeemaschine, Spielkonsole, Stereoanlage, SAT-Receiver beziehungsweise Set-Top-Box für den Kabelanschluss, Waschmaschine sowie unzählige weitere.

Smarte Steckdosen

Laut Berechnungen von Energieversorgern machen die (unnötigen) Kosten durch Standby-Betrieb in einem durchschnittlichen Haushalt mit drei Personen im Schnitt etwa zehn bis 20 Prozent der gesamten Stromrechnung aus. Die Energieregulierungsbehörde E-Control schätzt sogar, dass durch den Standby-Modus insgesamt jährlich rund eine Terrawattstunde (TWh) Strom in Österreich verbraucht wird.

Doch diesen versteckten Stromfressern lässt sich einfach entgegenwirken – durch den Einsatz smarter Steckdosen. Diese ermöglichen einerseits in vielen Fällen die Überwachung des Stromverbrauchs und zeigen dadurch auf, welches angeschlossene Geräte momentan und in der Vergangenheit wieviel an Energie verbraucht (hat). Andererseits ermöglichen Smart-Home-Systeme über die sogenannten Smart Plugs, Geräte automatisiert vom Strom zu nehmen.

Die Zwischenstecker selbst verbrauchen im Regelfall nur dann Energie, wenn sie angesprochen werden, also einen Befehl oder eine Statusabfrage erhalten. Im intelligenten Heim lassen sich dann beispielsweise Zeitpläne erstellen, im Rahmen derer die daran angeschlossenen Geräte automatisiert ein- und wieder ausgeschaltet werden.

Beleuchtung

Auch im Bereich der Beleuchtung finden sich Möglichkeiten, im Eigenheim Energie zu sparen. So lassen sich klassische Glühbirnen durch LED-Beleuchtungssysteme ersetzen, die deutlich weniger Strom verbrauchen. Allerdings tragen auch diese ihren Teil zur Energieverschwendung bei, da die Beleuchtung häufig deutlich länger aufgedreht ist, als sie benötigt wird.

Im smarten Heim lässt sich dies allerdings verhindern, indem Glühbirnen durch smarte Lampen ersetzt werden, ebenso wie Schalter durch smarte Schalter oder smarte Aktoren im Schaltkasten. In Kombination mit Bewegungsmeldern lässt sich in der Folge dafür sorgen, dass Licht nur dort angeht, wo es gerade benötigt wird. Nach einer vordefinierten Dauer schalten die Lampen sich automatisiert wieder ab.

Automatisierter Helligkeitspegel

Zudem lässt sich die Stärke der Beleuchtung dem vorhandenen Helligkeitspegel anpassen. Gerade hier findet sich enormes Einsparungspotenzial. So kann man bei smarten Leuchtmitteln den Stromverbrauch um rund 30 Prozent senken, indem die Helligkeit um zehn Prozent reduziert wird.

Fachausdrücke kurz erklärt

Aktoren: Aktoren sind ein Bestandteil des Smart-Home-Konzeptes und wandeln elektrische Impulse in mechanische Energie um, um beispielsweise motorisierte Rollläden anzutreiben oder das Licht per Funk ein- oder auszuschalten.

Beleuchtung, intelligent: In der Praxis sieht intelligente Beleuchtung so aus, dass mehrere Beleuchtungsquellen ausgewählt, vernetzt und je nach individueller Präferenz programmiert werden können. Intelligente Beleuchtung ermöglicht es Usern, jederzeit die jeweils gewünschte Lichteinstellung flexibel zu steuern.

Heizkörperthermostat, smart: Der herkömmliche Thermostat am Heizkörper wird durch einen digitalen Thermostat ersetzt. Das digitale Gerät kann nun mithilfe einer App über das Smartphone gesteuert werden.

Schalter: Ein smarter Schalter ist eine in ihrer Form an einen Lichtschalter angelehnte Elektronik, mit der verschiedene Funktionen im Haushalt gekoppelt werden können.

Steckdose, smart: Die intelligente Steckdose wartet gegenüber der konventionellen Steckdose mit diversen Zusatzfunktionen auf und kann im Haushalt aufgrund der automatisierten Steueroptionen zahllose Abläufe optimieren.

Buchtipp "Smart Home"

Lesen Sie auch unser Buch "Smart Home":

  • Systeme, Funktionen, Beispiele
  • Systemüberblick und Tipps für den Einstieg
  • Gängige Funktionen und Herausforderungen
  • Einfach umsetzbare Beispielprojekte

Buch ansehen: https://konsument.at/shop/smarthome

Lesen Sie mehr auf konsument.at

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

This could also be of interest:

Was ist eine Energiegemeinschaft?

Was ist eine Energiegemeinschaft?

Energiegemeinschaften sind eine Möglichkeit, sich direkt an der Energiewende zu beteiligen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Thema.

Kommentieren

Sie können den Text nach dem Abschicken nicht nachträglich bearbeiten, Länge: maximal 3000 Zeichen. Bitte beachten Sie auch unsere Netiquette-Regeln.

Neue Kommentare können nur von angemeldeten Benutzern veröffentlicht werden.

Anmelden

0 Kommentare

Keine Kommentare verfügbar.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang