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Lebensmittel: ein Produkt, zwei Qualitäten? - Studie der EU-Kommission

Markenlebensmittel unterscheiden sich innerhalb der EU. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der EU-Kommission. Fast ein Drittel der untersuchten Lebensmittel sind in verschiedenen Mitgliedstaaten unterschiedlich zusammengesetzt. 

Schon an der Supermarktkassa verschiedener EU-Länder beginnt für viele Konsumenten die Ungleichbehandlung: Je nach Land unterscheidet sich der Preis (Supermärkte: Preisvergleich Österreich und Deutschland 10/2018). Doch die aktuelle Studie der EU-Kommission verdeutlicht, dass nicht nur die Preise voneinander abweichen - auch beim Inhalt unterscheiden sich Markenprodukte.  

Kein Unterschied zwischen Ost und West? 

Bereits vor einigen Jahren beanstandeten vor allem osteuropäische EU-Staaten die angeblich geringere Qualität von Markenprodukten in ihren Ländern. Sie forderten eine Lösung auf EU-Ebene. Der ungarische Kanzleiminister Janos Lazar beschuldigte die „großen Multis“, den Ungarn „Lebensmittel-Müll“ zu verkaufen. Länder wie Polen fühlten sich diskriminiert, von „Lebensmittel-Rassismus“ war die Rede. Die tschechische Regierung beschwerte sich, bei einigen Produkten sei das Land die Mülltonne Europas.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker reagierte im Jahr 2017 auf dieses Problem: „Ich werde nicht akzeptieren, dass in einigen Teilen Europas trotz gleicher Verpackung Lebensmittel von geringerer Qualität verkauft werden.“ Ein Verbot doppelter Qualitätsstandards wurde auf den Weg gebracht und eine EU-weite Untersuchung durchgeführt. Tibor Navracsics, Kommissar für Bildung, Kultur, Jugend und Sport, erklärte zu den Ergebnissen: „Die Bilanz fällt gemischt aus. Zwar ist zu begrüßen, dass sich hinsichtlich der Zusammensetzung von Markenlebensmitteln keine Anzeichen für eine Kluft zwischen Ost und West feststellen ließen, doch erfüllt es mich mit Sorge, dass knapp ein Drittel der geprüften Produkte eine unterschiedliche Zusammensetzung aufwies, aber als identisch oder ähnlich vermarktet wurde.“ 

Die Ergebnisse 

Analysiert wurden fast 1.400 Lebensmittel in 19 EU-Staaten, darunter Länder wie Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, die Slowakei und Ungarn. Die Tests ergaben, dass es auf dem EU-Markt in einigen Mitgliedstaaten Produkte gibt, die den Konsumenten in gleicher Form angeboten werden, jedoch beispielsweise einen anderen Fleisch- oder Fischgehalt, einen höheren Fettgehalt oder eine andere Art von Süßstoff aufweisen als in anderen Mitgliedstaaten.

Die Auswertung ergab, dass 9 Prozent der Produkte in den Regalen gleich aussahen, aber unterschiedlich zusammengesetzt waren. Weitere 22 Prozent sahen ähnlich aus, hatten aber unterschiedliche Rezepturen. Europäische Konsumenten können folglich bei rund einem Drittel der massenproduzierten Markenlebensmittel davon ausgehen, dass sie sich in der Zusammensetzung von Land zu Land unterscheiden. Ein „einheitliches geografisches Muster“ fand das Forschungszentrum der Kommission allerdings nicht. Trotzdem will man EU-weit gegen Lebensmittelbetrug und unlautere Vermarktungspraktiken vorgehen.  

Reform des Verbraucherrechts 

Bereits letztes Jahr wurden Pläne zur Reform des EU-Verbraucherrechts („New Deal for Consumers“) präsentiert. Sanktionen sollen verschärft, die Rechte von Konsumenten ausgebaut werden. Außerdem wurde präzisiert, wann Doppelstandards bei der Qualität von Produkten als irreführende Praxis zu betrachten sind. Leitlinien zur Unterstützung der nationalen Behörden bei der Anwendung der EU-Verbraucher- und -Lebensmittelvorschriften wurden erarbeitet. Verbraucher-Kommissarin Vera Jourová sagt dazu: „Im europäischen Binnenmarkt wird es nicht zweierlei Standards geben. Mit den neuen Vorschriften, die Doppelstandards bei der Qualität unter Strafe stellen und die Verbraucherschutzbehörden stärken, verfügen wir über die erforderlichen Instrumente, um diesen Missstand abzustellen." 

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