Wie sieht es bei Käse und Wursterzeugnissen verpackungstechnisch aus? Mein Vorschlag, man könnte ja den Käseaufschnitt ohne Folienpapier in eine mitgebrachte Jausenbox verpacken, wird hier nicht angenommen. Man informiert mich über Hygiene-Vorschriften und verweist darauf, dass derzeit nur in 22 Filialen in Österreich testweise mitgebrachte Mehrwegboxen mit Wurst, Käse, Antipasti etc. befüllt werden.
Dann geht’s eben ohne Käse für mich weiter in die nächsten Abteilungen. Gibt´s Müsli fürs Joghurt aus dem Glas? Leider nein. Die Müsliverpackungen sind nur außen aus Karton. Innen steckt ein Plastikbeutel. Zumindest gibt’s Haferflocken in Kartonage verpackt. In Ermangelung einer Alternative besteht mein Frühstück drei Tage lang aus Joghurt aus dem Glas, einem Apfel, Apfelmus aus dem Glas und Haferflocken oder aus einem trockenen Salzstangerl. Schmeckt, aber irgendwann wird´s dann doch fad.
Immerhin ist bei den Grundnahrungsmitteln für den Vorratsschrank oder für die Tiefkühltruhe das Angebot an plastiklos verpackter Ware größer: Öl, Essig, Reis, Nudeln, Marmeladen, Honig, Eingekochtes oder Eingelegtes, Tiefkühl-Gemüse, Gewürze und manche Getränke werden in biologisch abbaubaren Verpackungsmaterialien, Karton- oder Glasverpackungen verkauft.
Plastikfrei einkaufen beim Diskonter? Quasi unmöglich.
Das ist der Eindruck, den ich ein paar Tage später bei meinem Einkauf im Diskonter rasch erhalte. Hier finde ich deutlich mehr Plastikverpackungen als zuvor im klassischen Supermarkt. Die meisten Obst- und Gemüsesorten, Milchprodukte (Ausnahme: Milch und Joghurt werden im Glas und Eier im Karton angeboten), Fleisch, auch Grundnahrungsmittel finde ich fast nur in Plastik verpackt. Hier werden gar Bananen im Plastikschlauch verpackt – mein persönlicher Innbegriff sinnloser Plastikverpackungen.
Mein gutes Gewissen bringt auch Schattenseiten mit sich
Was mir nach jedem plastikfreien bzw. –reduzierten Einkauf auffällt: Ich muss schwer(er) tragen. Meine gekauften Lebensmittel in Weckgläsern und Glasflaschen lassen mich ganz schön schleppen.
Der für mich größte Wermutstropfen ist allerdings, dass ebendiese Gläser und Glasflaschen ausnahmslos Einwegbehältnisse sind. Natürlich kann ich die Gläser und Flaschen als Vorratsbehältnisse verwenden, Eingekochtes darin abfüllen oder auch Likör in den Glasflaschen ansetzen. Dennoch: So viel Marmelade, Chutneys kann ich gar nicht einkochen, um wirklich alle leeren Gläser wieder zu verwenden.
In unserem KONSUMENT-Magazin haben wir bereits mehrfach über Milch in Flaschen kritisch berichtet. Ob biologisch oder konventionell erzeugt: Die Flaschenmilch beispielsweise wird stets in Einweg-Glasflaschen, also reinen Wegwerfprodukten abgefüllt, die nach Gebrauch von den Kunden meist in Glascontainer geworfen werden. Und genau hier liegt die Problematik: Wie die Umweltberatung klar ausführt, haben Einwegflaschen bzw. -gläser eine schlechte Ökobilanz. Wird das Glas im Altglascontainer gesammelt und recycelt, bleibt der Rohstoff zwar erhalten, dennoch muss das Altglas zerkleinert, wieder eingeschmolzen und zu neuen Flaschen/Gläsern geformt werden – ein äußerst energieintensiver Prozess. Mehrwegflaschen müssen zwar auch mit Wasser und Reinigungsmitteln gewaschen werden, dieser Vorgang ist allerdings in jeder Ökobilanz miteingerechnet.
Alles in allem: Wirklich umweltfreundlich sind nur Pfandsysteme. Übrigens: Erfreulicherweise gab Österreichs größte Molkerei, Bergland Milch, vor einigen Monaten bekannt, ihre Milch in der Glasflasche noch im Jahr 2019 auf ein Mehrwegsystem umzustellen. Ich bin schon sehr gespannt auf die Umsetzung.
Zu guter Letzt stelle ich fest, dass mein gutes Gewissen, plastikfrei eingekauft zu haben, sich auch auf der Rechnung bemerkbar macht. Plastikfreie Alternativen sind teilweise deutlich teurer. Beispiele gefällig?
- Der klassische Dreierpack Paprika rot-grün-gelb (Herkunft Österreich) kostet € 1,79, während der einzelne Paprika (ebenfalls Herkunft Österreich) mit € 0,99 per Stück deutlich teurer kommt.
- 1 kg Zucchini im Plastiksack (Herkunft Italien) ist um € 1,19 erhältlich, die einzelne (Bio-)Zucchini (Herkunft Österreich) kostet € 0,99.
- Im Milchregal wird konventionelle Milch im Tetrapak (1 Liter) bereits um € 0,99 angeboten, die konventionelle Milch im Glas kostet € 1,59, die Bio-Milch im Glas gar € 1,69.
- Das konventionelle Naturjoghurt im Becher (500 g) gibt´s bereits um € 0,59, dieselbe Menge im Glas kostet € 1,09, die Bio-Alternative gar € 1,29.
- Für die Kichererbsen im Glas (350 g) muss ich € 1,69 berappen, während 300 g in der Dose (auch diese ist innen mit Kunststoff ausgekleidet) nur € 0,99 kosten.
Mein Fazit
Nach einigen Tagen meines Selbstversuchs kann ich festhalten: Plastikfrei einkaufen im Supermarkt und beim Diskonter ist tatsächlich kein leichtes Unterfangen. (Plastik-)Verpackungen sind allgegenwärtig. Ein plastikfreier Einkauf ist mit vielen Kompromissen und Verzichten verbunden. Vor allem tierische Produkte wie Milch- und Fleischerzeugnisse und frischer Fisch sind im Supermarkt de facto nicht plastikfrei erhältlich. Milch und Joghurt im Glas sind für mich im Übrigen in der derzeit angebotenen Form keine Alternative zu Plastikverpackungen. Ich persönlich freue mich schon sehr auf den von der größten Molkerei Österreichs angekündigten Umstieg auf ein umweltfreundlicheres Mehrwegsystem – den etwas höheren Preis und das Schleppen der deutlich schwereren Milchflaschen nehme ich gerne in Kauf.
Weiterführende Links
- In unserer Erhebung haben wir den Anteil an plastikverpacktem Obst und Gemüse (konkret Äpfel, Gurken, Karotten, Paprika und Tomaten) in 58 heimischen Supermarktfilialen erfasst. Fazit: Wer beim Einkauf von Obst und Gemüse im Supermarkt Verpackungsmüll vermeiden möchte, tut sich schwer. Viele Produkte werden unnötigerweise in Plastik verpackt angeboten, oft günstiger als offene Ware. Bei den Diskontern war gar über 70 Prozent des genannten Obst- und Gemüseangebotes in Plastik verpackt.
- Mein Kollege Raphael hat seine Erfahrungen an der Wursttheke ebenfalls dokumentiert.
- In unserem KONSUMENT-Magazin und auf konsument.at berichten wir regelmäßig über die Plastikproblematik, zuletzt über Mikroplastik, das sich aus Kunstfaser-Kleidung beim Waschen löst, über Mikroplastik in Meersalz, Plastik im Teebeutel, Kunststoffabfall bei Lebensmitteln und Mikroplastik als Scheuermittel in Glaskeramikreinigern.
- Auch über das Thema Nachhaltigkeit berichten wir laufend, wie z.B. über Greenwashing, sogenannte Repair Café's, Kreislaufwirtschaft und wiederbefüllbare Kaffee-Kapseln.
- Zero Waste Austria hat eine Liste mit so genannten Zero Waste Shops in Österreich erstellt, also Geschäften, in denen Waren möglichst unverpackt zum Kauf angeboten werden.
- Auf diesem Nachhaltigkeits-Blog werden 100 Alternativen und Tipps zu Produkten aus Plastik gegeben.
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