Wer beschwert sich?
Schranz: Es sind vor allem junge Erwachsene, Student:innen, alleinerziehende Mütter, Mütter in Karenz, junge Familien, die gerade Haus bauen und sich ein Vermögen aufbauen wollen, normale Verbraucher:innen. Auch Konsument:innen, die im Zuge der Coronavirus-Pandemie arbeitslos wurden und Pensionist:innen, die sich die Pension aufbessern wollen. Manche von ihnen haben sogar Kredite aufgenommen, um sich die teuren Online-Coachings leisten zu können. Manche investieren ihre gesamten Ersparnisse. Wir erhalten unterschiedliche Beschwerden zu verschiedenen Angeboten, wie man schnell und ohne Aufwand ein passives Einkommen verdienen kann.
Wo hakt es rechtlich?
Schranz: Es ist immer dasselbe.
- Recht: In vielen Fällen sind die Kund:innen Verbraucher, werden aber nicht korrekt über ihr Widerrufsrecht im Fernabsatz informiert.
- Preis: Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt nicht (Wucher).
- Produkt: Die Coachings führen nicht zum versprochenen Erfolg. Darauf angesprochen empfehlen die Anbieter, weitere Coachings zu buchen.
- Pingpong: Anbieter und Plattform spielen bei Beschwerden Pingpong mit den Betroffenen.
Was fällt besonders auf?
Schranz: Besonders schlimm finde ich, wie sie alleinerziehende Mütter bzw. Mütter in Karenz ausnehmen. Ein Schaden von 25.000 Euro, dann Kosten von 12.000 Euro. Das ist dreist – viel Geld für Unsinn.
Manche Coaches haben das Motto „Fake it till you make it“, also vortäuschen, bis du genug verdient hast. Für diese gibt es eigene kommerzielle Angebote, zum Beispiel in Dubai mit teurer Yacht, Ferrari, Fotograf, wo sie sich inszenieren können. Da wird ein Image kreiert und auf das fallen viele rein.
Ist das legal?
Schranz: Nein. Interessent:innen werden durch diese Inszenierung eines Erfolgs getäuscht. Die Coaches arbeiten mit unseriösen Methoden und Copecart und Digistore unterstützen diese Vorgangsweise.
Wie hoch ist der Schaden?
Schranz: Hoch. Die Schadenssumme liegt unserer Schätzung nach im einstelligen Millionenbereich.
Ich habe mich breitschlagen lassen, unterschrieben und will nun raus: Was soll ich tun?
Schranz: Nicht zahlen und den Vertrag schriftlich anfechten, also Widerruf. Betroffene können sich an uns wenden (siehe europakonsument.at/kontakt oder vki.at/beratung). Wir stellen außerdem einen Musterbrief zur Verfügung und prüfen die Verträge. Oft werden Informationspflichten nach dem Fern- und Auswärtsgeschäftegesetz (FAGG) missachtet, das Rücktrittsrecht ausgehebelt. Oft ist Wucher im Spiel.
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