Bilder zeigen grüne Idyllen
Aber auch hierzulande wird den Konsumenten gerne suggeriert, Produkte würden
besonders umweltverträglich oder nachhaltig hergestellt, obwohl sie sich
überhaupt nicht von herkömmlichen Erzeugnissen unterscheiden. Konkrete
Behauptungen werden dabei in der Regel vermieden, in Worten, Bildern oder Logos
wird jedoch ein „grüner“ Eindruck vermittelt.
Traditionelle Landwirtschaft
Verbreitete Unsitte ist die Darstellung einer intakten Natur und/oder einer
traditionellen Landwirtschaft, die bei den Menschen völlig falsche Vorstellungen
über die heutigen Bedingungen der Massenproduktion nährt. Gerne werden
Bauernhöfe in einer idyllischen Landschaft abgebildet, die es in dieser Form
bestenfalls in Freilichtmuseen zu sehen gibt. Den Karton der Haltbar-Vollmilch
der Lidl-Eigenmarke Milbona ziert eine Blumenwiese mit weidenden Kühen und
Bauersleuten mit traditionellem Werkzeug: Sense und Heurechen.
Auch das Getreide wird, so scheint’s, noch mit der Hand geschnitten und zu
Garben zusammengebunden (Landgut-Roggenbrot, Lidl). Und die „sonnengereifte“
Gerste für den Kathreiner Kneipp Malzkaffee (Nestlé) wird im Pferdefuhrwerk
durch die Landschaft gekarrt.
Romantisch verklärte Vergangenheit
Diese Bilder, so wird im CI-Bericht kritisiert, rufen die Erinnerung an eine
romantisch verklärte Vergangenheit wach, als die Zeiten noch besser waren. Es
ist klar, dass der Massenbedarf an Konsumgütern mit damaligen
Produktionsmethoden nicht gedeckt werden könnte. Auch solche Darstellungen sind
laut dem Verbraucherdachverband als irreführend zu bewerten, auch wenn sie
rechtlich unangreifbar sein mögen.
88 Prozent der Kühe im Anbindestall
Kühe, aber auch Schweine, werden gerne auf der grünen Wiese dargestellt. Doch
der Anteil der Freilandhaltung ist auch in Österreich denkbar gering. Der Anteil
der Milchkühe, die im Anbindestall gehalten werden, beträgt laut Grünem Bericht
2002 rund 88 Prozent.
„Das ist Heimat“ lautet der Slogan
auf den Produkten der ADEG-Gruppe. Auch nichtssagende Aussagen wie diese können
Konsumenten einen zusätzlichen Nutzen suggerieren, der sie animiert, einen
höheren Preis zu zahlen.
Jogurt natur ist die geläufige Bezeichnung für Jogurt ohne
Zugabe von Früchten. Wenn aber das Wörtchen „Natur“ aus einer saftig grünen
Bergwiese hervorstrahlt, dann kriegt es eine andere Bedeutung – ob das von
Hersteller Emmi wirklich nicht beabsichtigt war?!