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eine Hand hält Fragezeichen
Fragen und Antworten Bild: sdecoret Shutterstock

Lootboxen: Fragen & Antworten

Warum FIFA und Raid und wo ist der Unterschied zu Fußball-Stickern?

Die BEUC, der Europäische Dachverband der Konsumentenorganisationen, hat einen Katalog von Fragen und Antworten zu Lootboxen erstellt.

Frage: Warum sind Lootboxen ein Problem?

Antwort: Die Spielindustrie ist ein riesiger Markt mit Milliarden Kunden weltweit. Sie sind für die Branche eine Haupteinnahmequelle. Es gibt Schätzungen, wonach Lootboxen 2025 mehr als 20 Milliarden Dollar erwirtschaften sollen. Unternehmen arbeiten mit vielen Tricks, damit Kunden Geld für Lootboxen ausgeben. Wir finden, dass viele von ihnen unfaire und räuberische Praktiken sind.  Das ist bedenklich, weil viele Spiele mit Lootboxen auf Kinder und Minderjährige zielen. Es gibt viele Berichte, wonach Kinder und Erwachsene angeleitet wurden sehr viel Geld für Lootboxen auszugeben. Sie verursachen ganz eindeutig finanzielle Schäden.

Warum sollten Konsumenten keine In-Game-Käufe tätigen, wenn sie das wollen?

Es ist ok, wenn einige Unternehmen anbieten Geld im Spiel auszugeben. Das sollte aber in einer fairen und offenen Weise geschehen. Konsumenten sollten nicht gefinkelt manipuliert werden, damit sie Geld ausgeben. Die Anbieter sollten keine Dark Patterns und auch sonst keine Psycho-Tricks verwenden zum Nachteil der Kunden.

Helfen mehr Transparenz und Information?

Ließen sich einige Probleme mit mehr Transparenz und Information für den User lösen - etwa, indem man mehr konkrete Wahrscheinlichkeiten und Informationen anzeigt?
Wir glauben nicht, dass mehr Information etwas löst. Angaben zu Wahrscheinlichkeiten sind bedeutungslos, weil die Konsumenten sie nicht verstehen. Viele glauben, dass ihre Chancen steigen, wenn sie öfter kaufen und mehr Geld ausgeben. Hingegen: Die Anzeige echter Preise statt virtueller Währungen könnte helfen, die Ausgaben im Blick zu behalten; aber da viele andere Faktoren die Kunden zum Kauf drängen, wird die Angabe echter Preise allein nicht reichen.

Warum FIFA und Raid?

Warum haben sie diese beiden Spiele für die Untersuchung gewählt? Es gäbe noch andere Spiele mit Lootboxen.
Die beiden sind unter jungen Leuten sehr beliebt. FIFA ist für PC und Konsolen, kostet beim Kauf 70 bis 100 Euro und während des Spieles können die Spieler zusätzlich Geld für Lootboxen ausgeben, um im Wettbewerb gegen andere Spieler besser dazustehen. Raid hingegen ist für Mobilgeräte. Es kostet beim Download nichts (Freemium). Dafür werden die Spieler massiv ins Geldausgeben gedrängt, weil das Spiel sonst nach einer kurzen kostenlosen Nutzung auf der Stelle tritt.

Soll man Lootboxen als Glückspiel regulieren?

Es gibt inzwischen politische Diskussionen, ob Lootboxen als Glückspiel reguliert werden sollen. Sie befürworten das nicht. Warum?
Es stimmt: Lootboxen haben viel mit Glücksspiel und Casino gemeinsam, inklusive Gestaltung und zufällige Gewinne. Wir glauben aber, dass die Regulierung als Glückspiel nicht passt. Glückspiel ist auf nationaler Ebene geregelt. Das würde zu sehr unterschiedlichen nationalen Bestimmungen führen und ebenso unterschiedlichen Formen, diese Regeln durchzusetzen. Nun sind aber Online-Spiele von Natur aus grenzüberschreitend. Wir glauben, dass man sich die Sache durch eine gesamt-europäische Brille ansehen sollte. Außerdem würde die Einstufung als Glücksspiel die Frage aufwerfen, welchen Wert Spiel-Inhalte in der wirklichen Welt haben. Einige Länder, z.B. Norwegen, definieren Glücksspiel als eine Aktivität, bei der man echtes Geld rausziehen kann. Und das ist bei den meisten Lootboxen nicht der Fall. Die Regulierungen für das Glücksspiel scheinen uns ungenügend für rein digitale Inhalte ohne materiellen Wert im engeren Sinn. Weil dieser Markt so groß ist, sollten Videospiele über die Perspektive des Konsumentenrechtes unter die Lupe genommen werden. Und das könnte eine konsistente Regulierung auf EU-Ebene leisten.

Hilft das EU-Konsumentenrecht?

Das EU-Konsumentenrecht deckt diese Fälle ab, oder?
Es ist kompliziert. Die sogenannte Unfair Commercial Practices Directive (Richtlinie gegen den unlauteren Wettbewerb) könnte einige Probleme regeln, speziell jene, wo es sich um Manipulation handelt. Aber: So viel wir wissen, ist das in der Praxis noch nicht ausprobiert worden. Wie auch immer: Wir ermutigen Konsumentenorganisationen zu überprüfen, ob Lootboxen mit bestehendem Recht vereinbar sind.

Warum konzentrieren Sie sich nicht auf andere Aspekte?

Warum konzentrieren sie sich nicht darauf, wie Video-Spiele Kinder negativ beeinflussen können – etwa über das Entstehen von Spielsucht, Bildschirmzeit, Gewalt etc …?
Obwohl es sehr problematisch ist Kinder zu manipulieren und auszubeuten, haben die Lootboxen auch auf erwachsene Spieler negative Auswirkungen. Schließlich machen sie einen großen Teil der Videospieler aus. Außerdem sehen wir als Konsumentenorganisation es nicht als unsere Aufgabe an, zu beurteilen ob Videospiele gut oder schädlich für Kinder sind. Wir haben es absichtlich vermieden hier eine moralische Sicht einzunehmen.

Was raten Sie Eltern ...

... deren Kinder Lootboxen kaufen bzw. kaufen wollen?
Reden Sie mit dem Kind über die Videospiele, die sie spielen und ganz besonders über das Geld-Ausgeben. Es gibt von klicksafe einen Quiz zu In-Game-Käufe, mit dem Sie das Kind für die Probleme sensibilisieren können. Seien Sie zurückhaltend Ihre Bezahl-Infos im Spiel oder auf der Plattform zu speichern. Nützen Sie wenn möglich die Möglichkeit Ausgaben zu kontrollieren, etwa mit Passwörtern.

Das kann sich in der Praxis als unmöglich erweisen. Die Teenager spielen FIFA und die Pensionisten Candy Crush. Wie soll man da einen Unterschied machen?
Das Problem gibt es auch in anderen Bereichen. Gesetze sind allgemein und müssen auf unterschiedliche Altersstufen angewandt werden. Kinder brauchen mehr Schutz als Erwachsene; entsprechend sind die Gesetze zu interpretieren.

Wird der neue Digital Service Act Lootboxen regulieren?

Das ist noch unklar und muss geprüft werden.

Wo ist der Unterschied zu den Fußball-Stickern?

Lootboxen mögen wie traditionelle Fußball- und Pokemon-Karten wirken. Aber das Spiel-Design, die Zugänglichkeit und die Bezahlmöglichkeiten machen digitale Lootboxen viel potenter. Anders als physische Karten im Geschäft an der Ecke, können Lootboxen in großen Mengen und von zu Hause gekauft werden. Spielprogrammierer können die Kaufentscheidungen bei Lootboxen viel besser manipulieren als bei traditionellen Karten.

Können Leute ihre Packages wieder verkaufen, die sie durch Lootboxen bekommen haben?

Nein, das können sie nicht. Es gibt zwar einen grauen Markt oder den Schwarzmarkt für solche In-Game-Stücke, aber durchschnittliche User nutzen sie nicht.

Welche Altersstufen spielen Raid oder FIFA?

Wir wissen, dass schon Sechsjährige FIFA spielen. Bei Raid sind sie etwas älter. Altersbeschränkungen (in Europa PEGI) sind sehr weiche Richtlinien und sie werden im Allgemeinen nicht kontrolliert. Die Beschränkungen zielen in erster Linie auf die Darstellung von Sex, Gewalt, Drogen etc. und weniger auf den Schwierigkeitsgrad.

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EU Flagge, darunter steht "Mitfinanziert durch die Europäische Union"
Bild: ECC-net

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