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Kärntnermilch Valentinskäse: in durchsichtige Kunststoffverpackung eingeschweißter Käse wirkt leicht rötlich, Etikett mit Valentinsherzchen
Kärntnermilch Valentinskäse: blassrosa Käsescheibe als Sonderedition zum Valentinstag Bild: A. Konstantinoudi/VKI

Kärntnermilch Valentinskäse: herzige Sonderedition oder völliger Käse?

Konsumentinnen und Konsumenten staunten über die Wirkungsmacht des „Patrons der Liebenden“, die bis zum Kärntnermilch Valentinskäse reicht. Rund um den Valentinstag avanciert so manches Produkt zur Valentins-Sonderedition. In diesem Fall traf es Käse, der für den Valentinstag eine rosa Einfärbung erhielt. Zudem: warum abgepackt in Bayern?

Diesmal im Lebensmittel-Check: Ein Nachtrag zum Valentinstag: Der Kärntnermilch Valentinskäse, extra in Rosa eingefärbt für eine Valentins-Sonderedition, belustigt und verärgert. Die blassrosa Käsescheibe wirkt in der Verpackung mit aufgedruckten roten Herzerln wie Leberkäse.

Das ist das Problem

Das steht drauf: Kärntnermilch Valentinskäse

Gekauft bei: bei Billa erhältlich

Dieses Fundstück vom Februar 2022 aus dem BILLA-Käseregal möchten wir unseren Leserinnen und Lesern nicht vorenthalten. Der Kärntnermilch Valentinskäse ist ein extra hergestelltes Produkt, das rund um den Valentinstag-Tag in einer Verpackung mit roten Herzchen zum Käsekauf animieren soll. „Dass der Handel mit ‚besonderen Tagen‘ wie dem Valentinstag sehr gute Geschäfte macht, ist ja schon lange bekannt.

Aber ist es wirklich notwendig, für diesen Tag einen eigenen Käse zu produzieren?“, schreibt uns Frau E. und merkt verärgert an: „Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Produkt nach dem Valentinstag kaum noch gekauft wird und so viel Valentinskäse-Müll im Handel anfällt – wodurch auch wieder die Umwelt leidet. Daran sind auch die Transportwege schuld.“ Ihr ist aufgefallen, dass die Herstellung laut Etikett in Kärnten, die Verpackung aber in Bayern erfolgt. Abgesehen davon erscheint der Konsumentin das Produkt ein wenig absurd: „Was man an diesem Käse ansprechend finden soll, kann ich auch nicht verstehen. Mich erinnert das Produkt nur an eine Scheibe Leberkäse!“

Gefärbter Käse

Kärntnermilch Valentinskäse: Rückseite des Produkts, Eitkett mit Zutaten
Kärntnermilch Valentinskäse: anlässlich des Valentinstages bekam dieses Käsestück durch Rote-Rübensaft eine zarte Rosafärbung. Bild: A. Konstantinoudi/VKI

Da hat Frau E. nicht ganz unrecht. Der Kärntnermilch Valentinskäse – eine Scheibe Gouda-Käse, verpackt, mit rosa Etikett und aufgedruckten roten Herzen – erhielt durch Rote-Rüben-Saft eine blassrosa Färbung. Die kann durchaus an Leberkäse erinnern. Für Käse sind einige Farbstoffe zugelassen, zum Beispiel Carotin (E160 a), um den Käse gleichmäßig gelb zu färben. Diese Farben werden meist synthetisch hergestellt.

Valentinskäse auf Kundenwunsch produziert

Mit Rote-Rüben-Saft setzt die Kärntnermilch reg.Gen.m.b.H. immerhin ein natürliches Mittel zur Färbung ein. Der Zusammenhang mit dem Valentinstag sei dahingestellt, es geht wohl eher um die Vermarktung des Produkts. Eine geschichtliche oder übertragene Verbindung vom Käse zum „Schutzpatron der Liebenden“ und dem Gedenktag am 14. Februar ist uns jedenfalls nicht bekannt.

Käse als Sonderedition 

Dieser Käse ist nicht das erste Produkt, das als Sonderedition ins Verkaufsregal wandert. Rund um den Valentinstag sind es aber traditionell vor allem Süßwaren- und Blumensortimente oder Wäsche, die der Handel als Valentins-Geschenke vermarktet. Warum also nicht auch Käse, mag hier der ursprüngliche Gedanke gewesen sein. Der Valentinskäse sei auf Kundenwunsch hergestellt worden, so der Produzent. Es handle sich um „eine explizite und geforderte Produktentwicklung für einen Handelspartner“, erfahren wir. Für den kommende Valentinstag sei – sofern Interesse am Produkt bestünde – eine attraktivere Produktgestaltung anvisiert.

Verpacken in Bayern teilweise rentabler

Nicht nur rosa Käse als Valentinstagsartikel scheint uns etwas weit hergeholt, auch die Produktions- und Verpackungsschritte liegen viele Transportkilometer voneinander entfernt. Zu viele für Käse, der nach dem Valentinstag vielleicht kaum noch gekauft wird? Die Kärntnermilch reg.Gen.m.b.H. erklärte auf unsere Anfrage, warum einige ihrer Käseprodukte nicht vor Ort, sondern in Bayern verpackt werden. Das Unternehmen habe die ökologische und wirtschaftliche Sinnhaftigkeit dahinter überprüft: Eine eigene Verpackungsanlage für Stücke und Scheiben sei unrentabel, die Auslagerung in die spezialisierte Anlage in Deutschland sei effizienter und ressourcenschonender.

Reaktionen von Kärntnermilch reg.Gen.m.b.H und REWE Group

Kärntnermilch

„Grundsätzlich dürfen wir sagen, dass wir jedes Feedback unserer Konsumenten und Konsumentinnen stets sehr ernst nehmen. Zur Anfrage bezüglich des Valentinskäses können wir daher informieren, dass es sich bei diesem Käse um eine explizite und geforderte Produktentwicklung für einen unserer Handelspartner handelt. Die Kärntnermilch verfügt über eine hausinterne Produktentwicklung, welche eine hohe Flexibilität und Schnelligkeit bei der Umsetzung spezieller Kundenanforderungen aufweist. Vom Kunden wurde die Anfrage gestellt, einen speziell zum Valentinstag eingefärbten Käse zu entwickeln, um eine entsprechende Präsenz im Regal zu erreichen. Auch das Layout, das von unserem Handelskunden so freigegeben wurde, trifft die Botschaft des Käses zum Valentinstag äußerst zutreffend.

Das konstruktive Feedback zur optischen Gestaltung des Käses trägt natürlich dazu bei, dass wir versuchen werden, den optischen Auftritt dieses Produktes attraktiver zu gestalten, sofern dieses Produkt seitens Kunden und Konsumenten für den kommenden Valentinstag von Interesse sein sollte. 

Zum Thema Umwelt, Verpackung und Nachhaltigkeit dürfen wir einen kurzen Einblick in das Umweltmanagementsystem der Kärntnermilch geben.

Es ist sehr positiv und freut uns auch, dass sich unsere Konsumentinnen und Konsumenten Gedanken über Nachhaltigkeit und Umwelt machen. Dies tun wir auch – die Kärntnermilch beschäftigt sich seit vielen Jahren mit nachhaltigem Umweltschutz, ist seit 2003 Umwelt zertifiziert nach ISO 14001 und EMAS, produziert seit 1994 Bio-Produkte und die gesamte Milchanlieferung ist gentechnikfrei zertifiziert. Für unser Umweltsystem und für unseren Nachhaltigkeitsbericht haben wir bereits mehrere CSR- und Umweltpreise gewonnen (TRIGOS, ASRA).

Wir verarbeiten die Milch unserer regionalen Milchbauern, die ca. 65 % der Wirtschaftsfläche Kärntens nach gentechnikfreien und biologischen Richtlinien bewirtschaften, die positiven Einfluss auf unsere Umwelt (biologisch abbaubare Reinigungsmittel, nur geprüfte Düngemittel – es gibt einen eigenen Betriebsmittelkatalog usw.), auf den Tourismus (Pflege der Wiesen, Almen, Wälder usw.) und auf unsere Kultur (bäuerliches Kulturgut wie Almauftrieb, Erntedank usw.) haben. Es ist also davon auszugehen, dass wir genau prüfen, ob eine ökologische und wirtschaftliche Sinnhaftigkeit dahintersteht, einen Teil unseres Käses in Deutschland verpacken zu lassen.

Eine eigene Verpackungsanlage wie Sliceranlage usw. wäre für unsere Produktionsmengen unrentabel. Zudem würden auf die einzelne Packung deutlich höhere Kosten entstehen, die sich auf das Endprodukt auswirken, und die CO2-Belastung würde absolut ansteigen, da eine Abpackung bei einem Betrieb, der sich darauf spezialisiert hat, effizienter, schneller, ressourcenschonender und speziell auf unsere Anforderungen adaptiert durchgeführt werden kann.

Aus diesem Grund werden einige unserer Käse (Stücke und Scheiben) in Bayern abgepackt und tragen daher ein deutsches Genusstauglichkeitskennzeichen. Unser Abpackbetrieb in Bayern wurde von der AMA (Agrarmarketing Austria) zertifiziert und trägt somit das AMA-Alpenregion Siegel. Die Prüfung und Zertifizierung erfolgt nach den österreichischen AMA-Richtlinien bzw. AMA-BIO-Richtlinien.

Nur die gesamte komplexe Betrachtung unserer Tätigkeit und das Wissen um die Hintergründe gewisser Entscheidungen ergibt das Bild unserer ökologischen und ökonomischen Verantwortung. D.h. somit auch, nur weil ein deutsches Genusstauglichkeitskennzeichen am Etikett steht, erfolgt die Verpackung des Käses trotzdem umwelt- und ressourcenschonend.

Wir hoffen, hiermit die Kritikpunkte, die seitens einer Konsumentin vorgebracht wurden, geklärt zu haben, und stehen natürlich gerne jederzeit für alle weiteren Fragen zur Verfügung.“

Kärntnermilch reg.Gen.m.b.H
 

BILLA, Stellungnahme der REWE Group

„Beim angesprochenen Produkt handelt es sich um Gouda-Käse mit zugesetztem Rote Beete Extrakt, der anlässlich des Valtentinstages erstmalig in unseren Regalen zu finden war – Erfahrungswerte hinsichtlich Nachfrage zu früheren Perioden liegen somit nicht vor. Dieser Käse verfügt über ein vergleichsweise langes Mindesthaltbarkeitsdatum, weshalb er vereinzelt noch in unseren Märkten erhältlich ist.

Wir freuen uns, eine große Vielfalt an heimischen Produkten im Sortiment anbieten zu können, und achten mit unseren Partner:innen auf nachhaltige Produktion und kurze Lieferwege. Da der Hersteller über keine eigene Abpackstation für Scheiben/Stücke verfügt, wurde dieser Prozess an die am nähesten gelegene Möglichkeit ausgelagert – im konkreten Fall ein Unternehmen in Bayern, das nur rund 2 Stunden für den Transport entfernt ist.“

REWE GROUP
7.3.2022

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Bei gefärbten Lebensmitteln kann es sich um natürliche oder synthetische Farbstoffe handeln. Lesen Sie in der Zutatenliste nach, welche Zutaten für die Färbung verwendet wurden.

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