Im Optimalfall lässt man es gar nicht erst so weit kommen, dass sich die Haut zu röten beginnt und begrenzt den Aufenthalt in der prallen Sonne.
Oder, wie der Dermatologe Univ.-Prof. Dr. Harald Maier es ausdrückt: „Besser als die besten Hausmittel ist der gesunde Hausverstand! Die richtige Selbsteinschätzung der persönlichen Sonnenempfindlichkeit und Sonnenschutz helfen, Sonnenbrände zu vermeiden.“
In diesem Zusammenhang empfehlen wir die regelmäßige und großzügige Anwendung von Sonnenschutzmitteln. Näheres dazu finden Sie in unseren aktuellen VKI-Tests „Sonnenschutzmittel“ sowie „Sonnenschutz fürs Gesicht“.
Bleibende Schädigung
Trotz der Bezeichnung Sonnenbrand handelt sich dabei nicht um eine Verbrennung im klassischen Sinn, sondern um eine akute Entzündungsreaktion der Haut auf übermäßige UV-Strahlung. Die dabei entstandenen Hautschäden können nicht mehr vollständig rückgängig gemacht werden. Im Gegenteil: Einmal angerichtet Schäden bleiben nicht nur, sie summieren sich im Laufe des Lebens und erhöhen somit das Hautkrebsrisiko.
11 Hausmittel im Check
Behandelt gehört ein Sonnenbrand allemal, schon allein um sich Linderung zu verschaffen. Das Internet ist diesbezüglich voll von guten Tipps. Wir haben ganz zeitgemäß den Microsoft „Copilot“, also die Künstliche Intelligenz (KI) befragt, die uns eine Zusammenstellung von 11 Hausmitteln geliefert hat. Welche davon tatsächlich sinnvoll und welche eher unter „gut gemeint“ bis „bedenklich“ einzustufen sind, haben sich DIin Dr.in Birgit Schiller (VKI Kosmetikexpertin) und Dermatologe Univ.-Prof. Dr. Harald Maier genauer angeschaut.
Hilft Aloe Vera bei Sonnenbrand?
Angebliche Wirkung: Aloe Vera enthält Mehrfachzucker (Polysaccharide), die entzündungshemmend und wundheilend wirken. Das aus den Blättern gewonnene Gel kühlt die Haut, lindert Schmerzen und fördert die Regeneration.
Von der KI vorgeschlagene Anwendung: Frisches Gel aus dem Blattinneren auf die Haut auftragen oder ein reines, parfümfreies Aloe-Vera-Gel aus der Apotheke verwenden.
Das sagen die VKI-Expert:innen: Die behauptete heilende Wirkung ist kaum belegt. Hinweise gibt es lediglich auf feuchtigkeitsspendende und pflegende Eigenschaften. Auch die Herstellung von frischem Gel, das unbedenklich eingesetzt werden kann, ist nicht so einfach wie es viele Webseiten beschreiben. Grund dafür ist der hautreizenden Stoff Aloin, der in den äußeren Blattschichten enthalten ist und bei unsachgemäßer Verarbeitung ins Gel gelangen kann. Besser ist, man verwendet ein fertiges Gel aus der Drogerie oder Apotheke. Aber Achtung! Nicht jedes Produkt enthält auch wirklich frische Aloe Vera. Mehr dazu im VKI-Test „Aloe Vera in Kosmetika“.
Hilft Topfen bei Sonnenbrand?
Angebliche Wirkung: Topfen wirkt kühlend, entzündungshemmend und feuchtigkeitsspendend. Die Milchsäurebakterien beruhigen die Haut und unterstützen die Heilung.
Von der KI vorgeschlagene Anwendung: Topfen etwa 1 cm dick auf ein Tuch streichen, auf die betroffene Stelle legen, 10 – 15 Minuten einwirken lassen und mit lauwarmem Wasser abspülen.
Das sagen die VKI-Expert:innen: Die kühlende Wirkung des Topfens kann angenehm sein, für alle andere behaupteten Wirkungen gibt es keine Belege. Besonders für die angebliche Wirkung der Milchsäurebakterien finden sich keine Beweise. Extrakte aus Milchsäurebakterien sowie die Milchsäure selbst können auf intakter Haut angewendet positive Effekte haben. Ersteres soll einen positiven Effekt auf das hauteigene Mikrobiom haben, zweitere hat einen leichten Peeling-Effekt und fördert so die Neubildung von Hautzellen. Ob diese keratolytische Wirkung der Milchsäure den Heilungsprozess von Sonnenbrand allerdings fördert oder eher noch mehr Schaden anrichtet, ist noch nicht untersucht. Topfen mit 20% Fett eignet sich aufgrund der rückfettenden Wirkung besser fettarmer.
Hilft Grüner Tee oder Schwarzer Tee bei Sonnenbrand?
Angebliche Wirkung: Die in Grüntee und Schwarztee enthaltenen Gerbstoffe (Tannine) wirken adstringierend und entzündungshemmend. Antioxidantien fördern die Zellregeneration.
Von der KI vorgeschlagene Anwendung: Starken Tee aufbrühen, abkühlen lassen, Tuch darin tränken und 15 – 20 Minuten auflegen.
Das sagen die VKI-Expert:innen: Die den Inhaltstoffen des Tees zugeschriebenen Wirkungen sind gut belegt und auch bei Sonnenbrand förderlich. Wichtig ist, Tee in Bio-Qualität ohne Geschmackszusätze zu verwenden. Ein kühlender Wickel mit Tee-Sud kann somit empfohlen werden.
Helfen Gurkenscheiben oder pürierte Gurke bei Sonnenbrand?
Angebliche Wirkung: Gurken bestehen zu über 90 % aus Wasser und enthalten Vitamin C, gemeinsam wirkt das kühlend und entzündungshemmend.
Von der KI vorgeschlagene Anwendung: Frische Gurkenscheiben auflegen oder pürierte Gurke als Maske verwenden.
Das sagen die VKI-Expert:innen: Gekühlte Scheiben einer Bio-Gurke die gut abgewaschen sind können sich gut anfühlen und entzündete Haut beruhigen. Auch das Vitamin C kann helfen, geschädigte Zellen zu reparieren. Einer Anwendung auch auf Sonnenbrand steht daher nichts entgegen.
Hilft Buttermilch bei Sonnenbrand?
Angebliche Wirkung: Buttermilch kühlt die Haut, wirkt leicht entzündungshemmend und spendet Feuchtigkeit.
Von der KI vorgeschlagene Anwendung: In ein Tuch geben und als Kompresse 20 – 30 Minuten auflegen.
Das sagen die VKI-Expert:innen: Ähnlich wie Topfen kann Buttermilch eine kühlende Wirkung haben. Sie ist fettärmer als Topfen und daher auch weniger rückfettend. Zusätzlich ist Buttermilch potenziell saurerer als Topfen. Somit ist sie etwas weniger geeignet zur „Behandlung“ von Sonnenbrand als Topfen, mit einem Wickel aus Buttermilch wird man aber auch keinen Schaden anrichten. Ob es tatsächlich praktisch ist, einen Wickel mit Buttermilch herzustellen, ist jedoch fraglich.
Hilft Hafermehl bei Sonnenbrand?
Angebliche Wirkung: Hafer enthält Beta-Glucane (lösliche Ballaststoffe), die entzündungshemmend und hautberuhigend wirken. Das hilft, die natürliche Hautbarriere zu stärken.
Von der KI vorgeschlagene Anwendung: Eine Tasse Hafermehl in ein lauwarmes Bad geben, 20 – 30 Minuten darin baden, anschließend an der Luft trocknen lassen.
Das sagen die VKI-Expert:innen: Die beschriebenen Wirkungen der im Hafer enthaltenen Beta-Glucane sind wissenschaftlich belegt. Ein Bad in einer Mehlsuppe ist allerdings unpraktisch und potenziell kostspielig – wenn nämlich das Mehl den Abfluss verstopft und die Handwerker kommen müssen. Besser wirkt da wohl eine Pflegecreme die Beta-Glucane enthält.
Hilft Natron oder Backpulver bei Sonnenbrand?
Angebliche Wirkung: Natron hat eine leicht alkalische Wirkung, die den Juckreiz lindert und die Haut beruhigt. Es wirkt außerdem antiseptisch.
Von der KI vorgeschlagene Anwendung: 1 Tasse Natron in ein Bad geben oder eine Paste aus Natron und Wasser auf die Haut auftragen, 10 Minuten einwirken lassen.
Das sagen die VKI-Expert:innen: Auf keinen Fall diesen Rat befolgen! Natron ist basisch und stört bereits den leicht sauren pH-Wert der gesunden Haut. Hautreizungen können die Folge sein. Auf Sonnenbrand hat es absolut nichts verloren.
Hilft Kokosöl bei Sonnenbrand?
Angebliche Wirkung: Kokosöl enthält Laurinsäure, die antibakteriell wirkt, sowie Vitamin E, das die Hautregeneration unterstützt. Es spendet Feuchtigkeit und lindert Spannungsgefühle.
Von der KI vorgeschlagene Anwendung: Dünn auf die betroffenen Stellen auftragen, idealerweise nach dem Abklingen der akuten Rötung.
Das sagen die VKI-Expert:innen: Öle können keine Feuchtigkeit spenden, sondern bestenfalls rückfettend wirken. Aufgrund der Wärme, die beim Schmelzen auf der Haut aufgenommen wird, kann ein geringer kühlender Effekt entstehen. Dieser entspricht aber sicher nicht dem Effekt einer Emulsion mit mindestens 50 % Wasser, wie es zum Beispiel Topfen oder Buttermilch sind. Laurinsäure kann gewisse Bakterien abtöten, diese Wirkung hat aber keinen Effekt auf Sonnenbrand. In der Abheilungsphase von Sonnenbrand kann das Öl sich günstig auf die Abschuppung der geschädigten Oberhautzellen auswirken. Zur allgemeinen Hautpflege kann es dadurch auch auf intakter Haut eingesetzt werden.
Hilft Honig bei Sonnenbrand?
Angebliche Wirkung: Honig wirkt antibakteriell, entzündungshemmend und feuchtigkeitsspendend. Er unterstützt die Wundheilung und reduziert das Infektionsrisiko.
Von der KI vorgeschlagene Anwendung: Dünn auf die betroffene Haut auftragen, 15 – 20 Minuten einwirken lassen, dann vorsichtig abspülen.
Das sagen die VKI-Expert:innen: Honig keinesfalls auf Sonnenbrand auftragen! Die oben genannten Wirkungen sind zwar belegbar, aber aufgrund der klebrigen Konsistenz wird die Entfernung vom Honig voraussichtlich nicht ohne zusätzliche Irritation möglich sein. Die belegte wundheilende Wirkung von Honig bezieht sich übrigens auf chronische und komplizierte Wunden, nicht auf Entzündungen wie Sonnenbrand.
Helfen Kartoffelscheiben oder Kartoffelsaft bei Sonnenbrand?
Angebliche Wirkung: Kartoffeln enthalten Stärke und Enzyme, die kühlend und entzündungshemmend wirken. Sie lindern Schmerzen und Rötungen.
Von der KI vorgeschlagene Anwendung: Rohe Kartoffelscheiben auflegen oder Saft aus geriebenen Kartoffeln auf die Haut tupfen.
Das sagen die VKI-Expert:innen: Von Kartoffelscheiben ist eine Kühlung ähnlich jener von Gurkenscheiben zu erwarten, mehr aber auch nicht. Für Schmerz- und Rötungslinderung fanden wir keine wissenschaftlichen Nachweise. Saubere Bio-Kartoffelscheiben auf der Haut werden vermutlich nicht viel helfen, sollten aber auch keinen Schaden anrichten.
Hilft Zitronensaft oder Limettensaft bei Sonnenbrand?
Angebliche Wirkung: Die Mischung mit Olivenöl wirkt entspannend, schmerzlindernd und kann die Regeneration der Haut fördern.
Von der KI vorgeschlagene Anwendung: Frischen Zitronen- oder Limettensaft mit etwas Olivenöl vermengen und vorsichtig auf die betroffene Haut einmassieren.
Das sagen die VKI-Expert:innen: Zitronen- und Limettensaft sind sehr sauer, sie direkt auf die Haut aufzutragen ist keine gute Idee. Zusätzlich enthält der Saft von Zitrusfrüchten Furocumarine, das sind klassische phototoxische Substanzen. Als solche bezeichnet man Stoffe, die unter Einwirkung von Sonnenstrahlung zu einer versträrkten Sonnenbrandreaktion führen. Olivenöl allein kann hingegen zur Hautpflege in der Abheilungsphase des Sonnenbrands eingesetzt werden. Es enthält viele ungesättigte Fettsäuren und auch Antioxidantien. Direkt auf den Sonnenbrand kann man Olivenöl in Bio-Qualität ganz dünn auftragen.
Allgemeines
- Bei einem Sonnenbrand besteht ein Barriereschaden der Haut. Säuren und basische Stoffe sind daher aufgrund ihrer irritativen Potenz für die Pflege ungeeignet, genauso wenig starke Basen. Kühlende Stoffe hingegen tun gut; Antioxidantien fördern die Heilung und rückfettende Stoffe helfen bei der Pflege.
- Gerade bei der Anwendung von Pflanzenstoffen muss man vorsichtig sein, denn Naturstoffe sind nicht immer unbedenklich. Sie sind keine reinen Stoffe sondern Gemische, die auch oft reizende Anteile enthalten können.
- Durch die Klimakrise wachsen verstärkt mediterrane Pflanzen in Österreich, aber auch einheimische Pflanzen (z.B. Johanniskraut), welche reich an an Furocumarinen sind. Diese können auf der Haut zu schweren phototoxischen Reaktionen führen. Furocumarine sind Abwehrstoffe der Pflanzen gegen mikrobielle Pflanzenkrankheiten.
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