Trotzdem finden sich immer wieder Kosmetikprodukte im Drogerieregal, die mit dem Wirkstoff Silber werben. Tatsächlich aber können silberhaltige Kosmetika das Mikrobiom der Haut stören. Dieses besteht aus Milliarden Mikroorganismen, wie Bakterien, Pilzen und Viren, die unsere Haut schützen und gesund halten. Durch die Verwendung bestimmter Kosmetikprodukte kann dieser Mikroorganismus aus dem Gleichgewicht gebracht werden. Auch die Umwelt leidet. Silber gelangt über das Abwasser in Flüsse und Seen, wo es auch Wasserorganismen schädigen kann. Ein bewusster Einsatz solcher Inhaltsstoffe ist also nicht nur aus gesundheitlicher, sondern auch aus ökologischer Sicht geboten.
"Pflegen ist Silber" - Glanz mit Schattenseiten
Silber findet in Kosmetikprodukten immer wieder Einsatz. Sein Wirkstoff birgt aber Fluch und Segen, denn während Hersteller mit seinen antimikrobiellen Eigenschaften werben, ist trotzdem Vorsicht geboten. Besonders Mikrosilber gilt als sicher, es durchbricht die Hautbarriere nicht. Die Sicherheit von Nanosilber ist allerdings noch nicht geklärt, vor allem neuere Studien zeigen mögliche gesundheitliche Risiken, etwa Gewebeveränderungen in Leber und Lunge nach oraler und inhalativer Aufnahme. Die Forschung ist noch nicht abgeschlossen, weshalb ein vorsichtiger Umgang ratsam ist.
Produkt im Check: Dr. Belter Ultra Sensitive Silver Spray
Auch das Serum „intensa-med“ Ultra-Sensitive Silver Spray Emulsion von Dr. Belter verspricht durch den Inhaltsstoff Silber Vorteile für die Hautgesundheit. Vor allem für schnelle Hilfe bei gereizter Haut, Rasurbrand, Neurodermitis, Insektenstichen, Juckreiz und Sonnenbrand soll es sorgen. Die Anwendung wird für alle Hauttypen empfohlen. Wir haben die Inhaltsstoffe und die Deklaration auf der Verpackung genau unter die Lupe genommen.
Wirkstoff oder Farbe?
Der Hersteller gibt Silber unter der Bezeichnung „Ci 77820“ an, laut EU-Kosmetikdatenbank handelt es sich hierbei um einen Farbstoff, nicht um einen Wirkstoff. Dennoch wird auf Verpackung und Website eine antibakterielle Wirkung ausgehend vom Silber ausgelobt. Das ist nicht nur potentiell irreführend, sondern widerspricht auch den Anforderungen an eine korrekte Deklaration.
Nicht für Wundflächen
Besonders problematisch ist der Hinweis auf der Verpackung: „Nicht auf Wundflächen anwenden“. Hautzustände wie Rasur- oder Sonnenbrand, für die das Produkt geeignet sein soll, gehen oft mit einer geschwächten Hautbarriere oder kleinen Verletzungen der Haut einher – wenn auch mikroskopisch klein. Eine Anwendung in solchen Fällen ist daher gegensätzlich zur Angabe auf der Verpackung nicht unbedenklich.
Auch die Angabe von „natürlichen Inhaltsstoffen“ und „frei von Farbstoffen“ stellt einen Widerspruch zu den tatsächlich enthaltenen Inhaltsstoffen dar. Denn das Produkt besteht beispielsweise aus einem synthetischen Polymer, das von Organisationen wie „Beat the Microbead“ als Mikroplastik eingestuft wird. Zudem ist der Inhaltsstoff Silber als Farbstoff deklariert – genau das Gegenteil also von dem, was ausgelobt wird.
Die „frei von“-Versprechen entsprechen nicht den Vorgaben des EU-Dokuments zu kosmetischen Werbeaussagen. Auch die Aussage „ausschließlich natürliche Inhaltsstoffe“ ist nicht haltbar. Der Hersteller wurde zur Form des Silbers, zur Konzentration und zur Widersprüchlichkeit der Anwendungshinweise befragt – eine Stellungnahme blieb jedoch aus.
VKI-Tipp
Antibakterielle Kosmetik sollte nur bewusst eingesetzt werden – das hilft nicht nur der Haut, sondern auch der Umwelt. Vor allem Sonnenbrände sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden, hier kursieren viele Mythen. Wir haben elf Hausmittel genauer unter die Lupe genommen: konsument.at/hausmittel-sonnenbrand

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