Wenn Kinder erste Erfahrungen mit Schminke und Make-up machen möchten, finden Eltern im Handel mittlerweile eine Vielzahl an vermeintlich kindgerechten Kosmetikprodukten. Mit ihrer süßen Aufmachung sprechen sie nicht nur Kinder selbst an, mit Attributen wie „sanft“, „wasserbasiert“ oder „speziell für empfindliche Haut“ werden auch Eltern zur Zielgruppe.

Schön gefährlich? Kosmetik für Kinder
Zielgruppe Kleinkinder - immer mehr Marken bringen Kosmetikprodukte speziell für Kinder auf den Markt. Sie werden als harmlos beworben, die Aufmachung ist verspielt. Ganz ungefährlich sind diese Produkte oft aber nicht.
Nagellack für Kinder
Da die meisten Nagellacke für Erwachsene auf Lösungsmittel basieren, sind sie für kleine Kinderhände noch nicht geeignet. Eine scheinbar harmlose Alternative soll wasserbasierter Nagellack sein. Er ist meist geruchsarm, leicht abwaschbar und verzichtet auf eben diese aggressiven Lösungsmittel. Das klingt auf den ersten Blick kindgerecht, bringt aber auch einige Nachteile.
Achtung bei Inhaltsstoffen
„Wasserbasiert“ heißt nicht automatisch „natürlich“ oder „unbedenklich“. Oft finden sich in diesen Nagellacken synthetische Polymere, Konservierungsstoffe und Farbstoffe, die durchaus problematisch sein können. Besonders kritisch wird es dann, wenn Kinder ihre bemalten Finger in den Mund nehmen. Auch die Anwendung ist oft unpraktisch – wasserbasierte Nagellacke laufen Gefahr, wesentlich langsamer zu trocknen, schlechter zu halten und zu unerwünschten Verfärbungen zu führen.
Produkt-Check: Claire’s Club Rainbow Peel-Off Polish Set

Wir haben uns im Besonderen mit dem Nagellack-Set von Claire’s auseinandergesetzt, das gezielt für Kinder zwischen drei und sechs Jahren verkauft wird.
Lange Liste
Die Liste unserer Meinung nach für Kinder bedenklicher Inhaltsstoffe ist lang. Das Set wasserbasierter Nagellacke enthält unter anderem Polyvinylalkohol (PVA), ein synthetisch hergestellter Kunststoff, der aber in geringen Mengen unbedenklich sein sollte. Gefährlicher für die Gesundheit von Kindern sind die enthaltenen Azofarbstoffe, die im Körper krebserregende Amine entstehen lassen können. In Produkten für Kinder haben diese deshalb nichts verloren.
Weitere Inhaltsstoffe sind vor allem für die Umwelt belastend. Das Produkt enthält unter anderem synthetische Polymere, die in der Umwelt schlecht abbaubar sind. Auch das zusätzlich enthaltene Rizinusöl-Derrivat ist nur schwer biologisch abbaubar und vor allem für Wasserorganismen giftig.
Anwendung des Produkts
Abgesehen von den Inhaltsstoffen bereitet das Nagellack-Set auch in der Anwendung wenig Freude. Wir haben es ausprobiert und festgestellt, dass die Lacke aufgrund ihrer klebrigen Textur schlecht auftragbar sind. Die Farben decken schlecht und hinterlassen am Nagel Verfärbungen, außerdem trocknen die Lacke nur sehr langsam und brauchen ungefähr zehn Minuten, bis die Oberfläche nicht mehr klebt. Eine Geduldsprobe – nicht nur für Kinder.
Stellungnahme und Fazit
Wir haben den Hersteller um eine Stellungnahme gebeten und nachgefragt, warum der krebserregende Azofarbstoff eingesetzt wird. Leider haben wir nur wage Antworten erhalten, der Hersteller rechtfertig die Verwendung damit, dass der Farbstoff laut EU-Verordnung nicht verboten ist.
Wir können das Produkt jedenfalls nicht empfehlen. Neben Gefahr für die Gesundheit des Kindes und für die Umwelt, kommt auch der Spaß-Faktor zu kurz. Die aufwendige Anwendung und klebrige Textur gleicht einem eingefärbten Bastelkleber und bietet keine kindgerechte Alternative zu echtem Nagellack.
VKI-Tipp
Kinder wollen sich ausprobieren – und das dürfen sie auch. Doch bei Kosmetik für Kinder gilt: So wenig wie möglich, so sicher wie nötig. Wer seinem Kind den Wunsch nach Nagellack erfüllen möchte, sollte Produkte zumindest ohne Azofarbstoffe wählen. Achten Sie auf kurze, verständliche Inhaltsstofflisten und lassen Sie sich nicht von niedlicher Aufmachung täuschen. Für kleine Kinder eignet sich am besten ein kreatives Spiel mit abwaschbaren Farben, das nicht dauerhaft auf Haut oder Nägeln bleibt.
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