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In Reagenzgläsern ist Wasser gefüllt, darin stecken verschiedene Blumen und Kräuter.
Bild: bintaf / stock.adobe.com

Kosmetik von Promis: Clean Beauty mit Schönheitsfehlern

In den letzten Jahren ist die Kosmetikbranche um einige Marken reicher geworden. Und mit ihr auch die eine oder andere prominente Persönlichkeit. Denn neben renommierten Kosmetikprodukten prägen immer öfter jene von Stars und Sternchen aus Film, Fernsehen und Musik die Regale in den Drogeriemärkten.

Von Rihanna bis Lady Gaga, von Jennifer Lopez bis Brad Pitt – ob man sie nun kennt oder nicht – die Beautyindustrie haben Promis fest im Griff. Sie wollen mit innovativen Produkten den Markt erobern und vermitteln den Fans, tiefstes Verständnis für ihre Bedürfnisse zu haben. Halten diese Produkte aber auch, was sie versprechen, oder stellt sich ein Vertrauen gegenüber Produkten nahezu blind ein, wenn berühmte Persönlichkeiten mit ihrem Namen dafür werben? Wir haben die Kosmetikmarke von Sängerin Victoria Beckham genauer unter die Lupe genommen.

Das Versprechen: "Clean Beauty"

Luxuriöse Verpackung, minimalistische Ästhetik, hohe Versprechen: „Clean + Lean Ingredients“. Victoria Beckham Beauty, so heißt die Kosmetikmarke der Sängerin, gibt nach außen hin ein klares Bild. Bei näherer Betrachtung verschwimmt dieses Bild etwas. Die Marke wirbt mit „clean“, also sauberen, und „lean“, also reduzierten, schlanken Inhaltsstoffen. Das vermittelt für Konsument:innen den Eindruck eines einfachen, reduzierten und auf das Wesentliche konzentrierten Produkts. Wir haben uns ein Lippenprodukt näher angesehen, den Posh Balm. Dieser soll die Lippen pflegen, glätten und mit Feuchtigkeit versorgen – und das vom Fitnessstudio bis zum Feierabend, wie es auf der Website heißt.

Posh Balm – Natürliches Produkt?

Der Lippenpflegestift wird auf der Website von Victoria Beckham Beauty mit drei Hauptinhaltsstoffen beworben: Murumur seed butter complex, cucumber seed oil und plant-derived lanolin alternative. Bei den ersten beiden genannten Inhaltsstoffen handelt es sich um Fette aus Pflanzenkernen, diese sind jedoch nur in sehr geringen Mengen enthalten.

Der Posh Palm der Eigenmarke von Victoria Beckham neben der Verpackung vor weißem Hintergrund.
Als "natürliches Produkt" deklariert, tatsächlich aber gar nicht so natürlich: Der Posh Palm von Victoria Beckham Beauty. Bild: VKI

Sie stehen in der Inhaltsliste so weit hinten, dass zum Beispiel vom Gurkensamenöl lediglich ein Prozent enthalten sein könnte. Der dritte Inhaltsstoff, die Lanolin-Alternative, ist zwar tatsächlich in höherer Menge enthalten, als natürlicher Inhaltsstoff zählt sie allerdings nicht. Dabei handelt es sich nämlich um ein synthetisches Produkt, das unter Einsatz von Wärme, Katalysatoren und Druck aus verschiedenen chemischen Komponenten hergestellt wird. Ursprünglich stammen die Bausteine aus pflanzlichen Quellen, das Endprodukt stellt aber einen industriell hergestellten Ester dar – weit entfernt von einem natürlichen Inhaltsstoff.

Ein dehnbarer Begriff

Auch dieses Produkt zeigt also – „clean“ ist ein dehnbarer Begriff. Victoria Beckham Beauty wirbt mit dem „V-Standard“, einem eigenen Reinheitsversprechen. Laut Website werden keine „veralteten Materialien“ oder „toxischen Stoffe“ verwendet. Die Liste der ausgeschlossenen Inhaltsstoffe umfasst unter anderem Paraffin
– ein Mineralölprodukt. Doch genau dieses findet sich im getesteten Produkt in Form von „Synthetic Wax“. Anstelle eines natürlichen Produkts handelt es sich also um ein Produkt aus synthetischen Weichmachern, wachsartigen Substanzen und sogar Mineralöl. Je nach Farbvariante des Lippenprodukts sind ebenso bis zu drei Azofarbstoffe enthalten, diese stehen im Verdacht, krebserregend zu sein.

Marketing vs. Realität

Die Marke Victoria Beckham Beauty erzielte im vergangenen Jahr weltweit einen
Rekordumsatz von rund 130 Millionen Euro. Der Erfolg basiert nicht nur auf Produktqualität, sondern auch auf geschicktem Marketing. Begriffe wie „clean“, „natürlich“ oder „pflanzlich“ sind rechtlich nicht geschützt und werden oft inflationär verwendet. Beim Posh Balm Lippenpflegestift handelt es sich nicht um ein natürliches Pflegeprodukt. In einem Lippenpflege-Test des VKI würde es aufgrund seiner Zusammensetzung mit „nicht empfehlenswert“ abschneiden.

Wer Wert auf natürliche Pflege legt, sollte sich nicht von wohlklingenden Werbeversprechen blenden lassen. Achten Sie auf kurze verständliche INCI-Listen, den Verzicht auf Mineralöle und Azorfarbstoffe, transparente Herstellerangaben und unabhängige Tests und Bewertungen.

Mehr dazu unter: konsument.at/lippenpflege

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