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Jemand trägt eine Creme auf seinen Handrücken auf, während eine andere Person auf einem Klemmbrett Notizen macht.
Bild: chokniti / stock.adobe.com

Schöngeredet: Die Wissenschaft hinter Kosmetik

Immer wieder stolpert man auf Verpackungen von Kosmetikprodukten über Auslobungen wissenschaftlicher Studien, die die Wirksamkeit der jeweiligen Produkte belegen sollen. Wie genau diese Studien aussehen und in welchem Umfang sie stattgefunden haben, hinterfragen vor einem möglichen Kauf wohl aber die wenigsten.

Diesmal im Check: Neutrogena Retinol Boost + Intensives Nacht Serum

Auch wir sind auf ein solches Produkt gestoßen, das mit „wissenschaftlichen Ergebnissen“ seine Wirksamkeit bewirbt. Tatsächlich aber handelt es sich im Fall des Retinol Boost + Intensiven Nacht Serums der Marke Neutrogena um einen sogenannten Anwender-Test, an dem 35 Personen teilgenommen haben. Auch wenn dies
unter wissenschaftlicher Aufsicht stattgefunden haben soll, geht es über einen Praxis-Test oder eine Selbsteinschätzung nicht hinaus. Für eine objektiv durchgeführte, wissenschaftliche Studie braucht es unabhängige Prüflabore, die objektive Messungen durchführen.

Bedenkliche Inhaltsstoffe

Das Serum selbst enthält eine Vielzahl an unserer Meinung nach bedenklichen Inhaltsstoffen. Hauptinhaltsstoff ist ein erdölbasierter Weichmacher (Emollient), ergänzt durch zwei Emulgatoren, die die Hautbarriere schwächen können. Auch Antioxidantien, Fette und das Konservierungsmittel BHT sind enthalten. Letzteres ist biologisch schlecht abbaubar und besitzt hormonähnliche Eigenschaften. Laut Studien kann es die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen, die Fruchtbarkeit senken und Wachstum und Entwicklung beeinflussen.

Inhaltsstoff Retinol

Retinol, also Vitamin A, hilft beim Zellwachstum und unterstützt das Immunsystem. Über eine ausgewogene Ernährung nehmen wir in der Regel bereits genügend Vitamin A zu uns, eine zusätzliche Zufuhr, zum Beispiel durch bestimmte Kosmetika, ist nicht notwendig und kann auch bedenklich sein. Auch im Serum von Neutrogena ist Retinol enthalten, der Hersteller weist darauf hin, dass die kombinierte Anwendung mit anderen Produkten, die ebenfalls Retinol enthalten, vermieden werden soll. Dies mit dem Zusatz „an derselben Stelle“. Da Gefahr aber nicht nur in Form von Hautreizungen besteht, ist dieser Warnhinweis nicht ausreichend. Eine genaue Mengenangabe für Retinol gibt es am Produkt nicht, es wird lediglich mit dem Zusatz „hochkonzentriert“ beworben. Anwender:innen wird es damit schwer gemacht, ein mögliches Risiko einzuschätzen.

Ärgerliche Verpackung

Nicht nur das Produkt selbst, auch die Verpackung des Serums sorgt bei Konsument:innen für Ärger. Die Kartonverpackung enthält im Inneren einen Trennsteg, dadurch entstehen etwa 30 Prozent Leerraum. Schüttelt man die Verpackung, bewegt sich das Fläschchen im Inneren der Verpackung kaum. So wird die Einschätzung der tatsächlichen Produktgröße durch die zu große Verpackung und den Trennsteg stark beeinflusst. Auch eine wesentlich kleinere Verpackung würde für das Produkt ausreichen.

Immer wieder erreichen uns zu diesem Thema Zuschriften verärgerter Konsument:innen. Das Problem von Mogelpackungen und Shrinkflation ist nicht nur ein Phänomen beschränkt auf den Lebensmittelhandel,
sondern auch bei Kosmetika mittlerweile gang und gäbe. Halb gefüllte Tuben, zu groß verpackte Döschen, viel Luftraum im Fläschchen. Grundsätzlich kann man dagegen leider nichts machen, solange Hersteller den Inhalt korrekt angeben. Wir empfehlen jedenfalls: Kontrollieren Sie die Mengenangaben auf Verpackungen und vergleichen Sie mit anderen Produkten. Wenn möglich, schütteln Sie das Produkt leicht, um einen besseren Eindruck über den Inhalt zu erhalten. Melden Sie uns gerne, wenn Sie ein Produkt entdecken, das bei Ihnen für Ärger sorgt: portal.vki.at/Form

Mehr zum Thema

Die allgemeine Gefahr einer Überdosierung mit Vitamin A besteht in einer Beeinträchtigung der Leber und kann auch bei Schwangeren oder Stillenden zum Problem werden. Es kann die Entwicklung des Fötus beeinträchtigen und das Risiko für Fehlbildungen erhöhen.

Mehr dazu: https://konsument.at/retinol-kosmetika

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