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Leere Plastikflaschen am Strand
Plastic Social: Müllsammler tauschen Plastik gegen Geld oder medizinische Dienste Bild: chaiyapruek-youprasert/Shutterstock

Greenwashing: Fa Beach Love - alte Flasche vom Strand

Ein sozial-ökologisches Projekt schickt sich an, die Plastikvermüllung der Weltmeere aufzuhalten. Die Fa-Mutter Henkel ist daran beteiligt. Ist das ernst gemeintes Engagement oder grünes Feigenblatt?

Was uns stutzig gemacht hat

Eine Konsumentin schickte uns Bilder des Fa-Duschgels „Beach Love“. Sie zeigte sich skeptisch, ob „das Hand und Fuß hat, was es mit Ocean Plastic und Social Plastic auf sich hat“.

Fa Beach Love Duschgel

Duschgel-Flasche von Fa-Beach-Love
Fa-Beach-Love-Duschgel: Zu 98 Prozent aus Social Plastic hergestellt Bild: AKonstantinoudi/VKI

Der Check: Ocean-Plastic-Produkte

Die Verschmutzung der Welt­meere durch Plastikmüll hat kata­strophale Ausmaße angenommen. ­Dieses Problembewusstsein ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Konsumgüter-Produzenten reagieren darauf – mit unterschiedlichsten Stra­tegien. Bisweilen versuchen sie, ihr Image mit Ocean-Plastic-Produkten aufzu­polieren. Ocean Plastic? Das sind Plastikflaschen & Co, die aus dem Meer gefischt, recycelt und wieder zu neuen Verpackungen verarbeitet werden.

 

Partner Plastic Bank

Aufkleber auf einer Duschgel-Flasche sagt: Bekämpft Plastik und Armut
Aufkleber auf einer Duschgel-Flasche sagt: Bekämpft Plastik und Armut Bild: A Konstantinoudi/VKI

Im vorliegenden Fall versucht die Fa-Mutter Henkel, auf dieser Ocean- Plastic-Welle mitzureiten. Denn der erste Eindruck, den das Beach-Love- Duschgel durch Design, Name und den Sticker (siehe Foto) vermittelt, ist eben genau dieser: „Wenn ich dieses Produkt kaufe, tu ich etwas gegen das Plastikmüllproblem in den Ozeanen.“

Ganz falsch ist diese Annahme vielleicht nicht. Das hat mit dem Koopera­tionspartner von Henkel zu tun, der Plastic Bank. Ihr Business-Modell: In Küstenregionen von Ländern ohne Recyclingsystem wird Plastikmüll eingesammelt.

Die Müllsammler:innen tauschen das Plastik gegen Geld oder Sozialleistungen ein (z. B. medizinische Versorgung). Da durch dieses System die Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung verbessert werden, so die Theorie, wird das Plastik „Social Plastic“ genannt.

Zu 98 Prozent aus Social Plastic hergestellt

Henkel kooperiert seit 2017 mit der Plastic Bank. Die Beach-Love-Flasche wurde laut Fa zu 98 Prozent aus Social Plastic hergestellt. Auf der Rückseite ist zu lesen, dass man sich gemeinsam das Ziel gesetzt hat, Ocean Plastic zu bekämpfen. Auf der Vorderseite, dass der Müll „an Strand und Land“ gesammelt wurde. Also doch nix mit direkt aus dem Meer gefischtem Plastik. Auch wenn der eingesammelte Social- Plastic-Müll nicht mehr ins Meer gespült werden kann: Henkel kommuniziert (bewusst oder unbewusst) ungenau, was definitiv nicht in Ordnung ist.

Was sagt Henkel dazu?

Die Fa-Mutter klärt uns in einer Stellungnahme auf, dass es sich bei dem Produkt um eine limitierte Edition aus 2020 handelt. Hinsichtlich der ungenauen Kommunikation zu Ocean Plastic bleibt Henkel ausweichend. Insgesamt glänzt die Stellungnahme nicht durch Transparenz. Interessant ist die Info, dass von 39 Sorten in Österreich lediglich vier Fa- Duschgelflaschen Social Plastic enthalten, zwei aber mit März aus dem Sortiment genommen und zwei ab Juni auf recyceltes PET umgestellt werden. Im Wortlaut ist die Stellungnahme unten als Download zu finden.

Hält das grüne Versprechen?

Social Plastic war bei Fa eine kaum wahr­nehmbare Randerscheinung und wird ab Sommer überhaupt aus dem Sortiment verschwinden. Insofern verwundert es, warum noch 2020 mit „Beach Love“ die grüne Werbetrommel groß gerührt wurde. Wie uns Henkel mitteilt, wolle man fortan den Einsatz von Social Plastic auf Marken mit „besonders nachhaltiger Markenpositionierung“ beschränken. Problematisch ist jedenfalls folgendes: Die Plastic Bank bietet eine Lösung für ein Problem an, das Firmen wie Henkel verursachen. Insofern ist eine Betei­ligung an der Lösung scheinheilig. Eine nachhaltige Lösung ist es ohnedies nicht. Es sollte nicht vorrangig darum gehen (müssen), Plastik einzusammeln. Sondern darum, die Herstellungsmengen drastisch zu reduzieren.

"Verantwortung liegt bei Kunden"

Henkel schreibt uns, dass man nur begrenzten Einfluss darauf habe, wie Konsument:innen mit leeren Verpackungen umgehen. Der Konzern schiebt die Verantwortung also auf die Kund:innen, versucht sie aber, wie Henkel uns schreibt, mit Informationen dabei zu unter­stützen, richtig zu recyclen. Ein grüner Draht­seilakt.

Investition in in Re­cyc­ling

Positiv: Henkel investiert im Zuge der Social-Plastic-Kooperation aktiv in Re­cyc­linganlagen vor Ort (konkret Ägypten). Prinzipiell begrüßenswert ist, dass feste Duschpflegeprodukte in Pappschachteln bzw. Refill-Angebote im Henkel-Sor­timent zu finden sind. Allerdings nur vereinzelt und nur im High-End-Bereich. Wo sind die Angebote für Kund:innen mit etwas kleinerem Börsel? Und wo bleibt eine glaubhafte Plastik­reduktions­strategie?

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Bild: VKI

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