Durch dieses recht exotische Produkt sind wir auf XXXLutz aufmerksam geworden. Mit Greenwashing hat der Konzern wenig am Hut, mit Nachhaltigkeit allerdings auch nicht.
Greenwashing? XXXLutz - Gartenbank aus recyceltem Teakholz
Tropenholz mit grünem Anstrich?
Was uns stutzig gemacht hat
„Klingt sehr nach Fake.“ Mit dieser Einschätzung zu einem XXXLutz-Produkt meldete sich ein Konsument bei uns. Stein des Anstoßes war eine Gartenbank der XXXLutz-Eigenmarke Ambia, hergestellt aus Teakholz. Genau genommen aus recyceltem Teakholz. Laut Onlinebeschreibung „ein echtes Charaktermöbel“.
Greenwashing oder nicht?
Der Check
Bereits ab den 90er-Jahren des vorigen Jahrhunderts verschlechterte sich der Ruf von Möbeln aus Tropenhölzern zunehmend. Schon damals war die Zerstörung des Regenwalds ein Thema, NGOs gingen auf die Barrikaden. Wirklich ausgemustert haben die Möbelhersteller und -häuser dieser Welt solche Hölzer allerdings nie. Auch bei XXXLutz finden sich z.B. Gartenmöbel aus Teakholz. Eine Holzart, die ursprünglich in Asien beheimatet war, jetzt aber auch in Afrika und Südamerika angebaut wird. Und zwar in Plantagen, für die artenreicher Regenwald gerodet wurde. Jetzt stehen dort Teakholzbäume in Monokultur.
Besseres und schlechteres Teakholz
Das ist, ähnlich wie bei Ölpalmen-Plantagen, ein Biodiversitäts-Desaster (inklusive Bodenerosion und Pestizideinsatz). Es gibt dennoch „besseres“ und „schlechteres“ Teakholz. Letzteres wird praktisch unreguliert, z.T. komplett illegal geschlägert und verfügt entsprechend über keinerlei Zertifizierung. Wenn Teakholz, dann zumindest FSC-zertifiziert (Forest Stewardship Council). Das Holz-Gütesiegel hat sich auf die Fahnen geheftet, verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung voranzutreiben. Es steht allerdings seit Jahren in der Kritik, auch wir haben darüber berichtet (z.B. KONSUMENT 10/2018; konsument.at/tropenholz102018). Der Verdacht lautet u.a., dass auch illegales Holz zur Zertifizierung gelangt. FSC reagierte zuletzt auf die Kritik, das Ergebnis eines internen Prüfberichtes ist für Anfang 2023 angekündigt.
Aus alten Hütten, Türen, Schiffsplanken
Möbel werden aber auch aus recyceltem Teakholz hergestellt: aus Brettern alter Hütten, aus Türen, aus Schiffsplanken. Durchaus gewollt ist dabei der Vintage- Look, die Patina des Unvollkommenen. Prinzipiell ist recyceltem Teakholz gegenüber frisch geschlägertem der Vorzug zu geben. Ob das Recycling-Holz dereinst illegal geschlägert wurde, und unter welchen Bedingungen Arbeiter in den Schwellenländern die Hölzer einsammeln mussten, bleibt meist im Verborgenen. Auch im konkreten Fall informiert XXXLutz die Konsumenten nicht. Auf unsere Nachfrage hin verriet das Unternehmen, dass das Holz aus Indonesien stammt – und ursprünglich wohl aus einer Plantage, da Teak in Indonesien nicht heimisch ist und nur in Monokultur angebaut wird.
Eiche, Robinie, Douglasie, Edelkastanie
Neben dem Aspekt des Monokultur-Anbaus ist aus ökologischer Sicht auch der lange Transport bis nach Europa kritisch zu bewerten. Das gilt auch für die Recycling-Variante. Natürlich, Teakholz ist ein hartes Holz und hat Eigenschaften, die es für die Nutzung im Außenbereich prädestinieren. Es gibt aber auch Hölzer aus europäischen Wäldern, die dem Teakholz da kaum nachstehen, z.B. Eiche, Robinie, Douglasie oder Edelkastanie. Sie sind definitiv die nachhaltigere Wahl (inklusive FSC-Siegel als Mindeststandard).
Stellungnahme: Was sagt XXXLutz dazu?
Wir haben dem Konzern mit Sitz in Wels eine Reihe kritischer Fragen gestellt. Lutz hat darauf fristgerecht reagiert - siehe Download unten.
Hält das grüne Versprechen? Kein Nachhaltigkeitsbericht
Einen Nachhaltigkeitsbericht sucht man bei XXXLutz vergeblich – laut dem Unternehmen sei aber einer „geplant bzw. in Arbeit“. Ein paar grüne PR-Maßnahmen werden dann und wann gesetzt und auch kommuniziert. Aber das im Grunde einzige offizielle Statement des Unternehmens zum Thema Nachhaltigkeit findet sich im XXXLutz-Verhaltenskodex.
XXXLutz-Verhaltenskodex
Ein verschämter Absatz, der da lautet: „Das Unternehmen erwartet und unterstützt umweltbewusstes Handeln in allen Bereichen. Damit ist vor allem der sparsame Umgang mit nichterneuerbarer Energie (Strom, Treibstoff, Heizmittel) und die Bevorzugung von erneuerbarer Energie gemeint. Alle Beschäftigten sind sich bewusst, wie wichtig der Schutz der Umwelt für unsere und künftige Generationen ist. Dem Umweltschutz dienende Gesetze und Vorschriften sind genau einzuhalten.“
Mehr als dürftig
Das ist mehr als dürftig und klammert den Kernbereich des Unternehmens, also den Möbelverkauf, praktisch aus. Auf Nachfrage betont das Unternehmen, „einen starken Fokus auf FSC-zertifizierte Produkte“ zu haben.
Nachhaltigkeit ist ein Randthema
XXXLutz ist in den vergangenen expansiven Jahren zu einem der größten Möbelhändler der Welt aufgestiegen. Gerade mit dieser Marktstellung hätte XXXLutz einen riesigen Hebel in der Hand, das Thema Nachhaltigkeit voranzubringen. Schade, dass für die Eigentümerfamilie Seifert Nachhaltigkeit offenbar nur ein Randthema ist. Insofern ist XXXLutz über den Verdacht von Greenwashing erhaben, auch im konkreten Fall bei der Gartenbank aus recyceltem Tropenholz.
Das Unternehmen wirft sich kein grünes Mäntelchen um, sondern negiert das Thema Nachhaltigkeit schlicht und ergreifend.
DOWNLOAD: Stellungnahme von XXXLutz
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