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Redbull Dose auf Eiswürfeln
Ist Red Bull nachhaltig? Bild: Steve Cukrov / Shutterstock.com

Greenwashing: Red Bull - Recycling von Alu-Dosen

Der Energydrink-Hersteller Red Bull will sich ins grüne Licht rücken. Wer genauer hinschaut, merkt: Anspruch und Wirklichkeit klaffen weit auseinander.

Was uns stutzig gemacht hat

Red Bull steht für vieles, aber sicher nicht für Nachhaltigkeit. Da das Thema inzwischen so omnipräsent geworden ist, versucht auch der Energydrink-Produzent, sein Image entsprechend aufzupolieren. Insbesondere auf seiner Homepage. Ein kritischer Blick lohnt sich da allemal.

Der Check

Warum Red Bull ein nachhaltiges Unternehmen ist? Die Argumentation, die sich der Weltkonzern zurechtgelegt hat, ist simpel: Im Kerngeschäft operiere man in einem Kreislaufsystem. "Denn jede Dose hat mehr als ein Leben", heißt es slogan­artig. Soll heißen: Die aus Aluminium hergestellten Dosen können recycelt und da­raus dann wieder neue Dosen hergestellt werden. Damit ist der heimische Getränkehersteller fein raus.

Denn er schiebt die ­Verantwortung den Konsumenten zu. Sie und nur sie haben es in der Hand, die Dosen sachgerecht zu entsorgen. Wenn den Konsumenten das entsprechende ­(Umwelt-)Bewusstsein fehlt, tja, was soll man da als Inverkehrbringer der Gebinde tun? Faktum ist, dass es den Konsumenten leider tatsächlich bisweilen am entsprechenden Bewusstsein fehlt. Wenn man Müll nach Marken klassifiziert, dann sind es Red-Bull-Dosen, die mit am häufigsten in freier Natur gefunden werden – Stichwort Littering. Aber wen wundert es? In Werbespots von Red Bull werden die Dosen von den Comic-Protagonisten häufig achtlos weggepfeffert.

Recycling: Wie hoch ist der Anteil?

Abgesehen davon, dass durch die prinzipielle Rezyklierbarkeit einer Verpackung deren generelle Nach­haltigkeit noch lange nicht gewährleistet ist: Red Bull schweigt sich geflissentlich ­darüber aus, wie viele zurückgebrachte ­Dosen es wieder in den Produktionsprozess schaffen. Daraus lässt sich wohl schluss­folgern, dass der Anteil von recyceltem ­Aluminium in den Red-Bull-Dosen nicht ­gerade hoch sein dürfte.

Hohe Umweltbelastung bei Produktion

Das Energie-Einsparungspotenzial von rezyklierten Dosen in Höhe von bis zu 95 Prozent – dick und fett publiziert auf der Red-Bull-Homepage – bleibt wohl ein frommer Wunsch. Unterm Strich kann sich Red Bull aus der immens hohen Umwelt- und Klimabelastung bei der Aluminiumherstellung nicht heraus­reden. Zur Veranschaulichung: Pro Jahr verkauft Red Bull 7,5 Milliarden Aludosen mit einem Gesamtgewicht von umgerechnet mehr als 500 Jumbojets.

Die zweite Strategie, die gefahren wird: Nur jene Teilbereiche des unternehme­rischen Tuns von Red Bull werden publiziert, die den Konzern in einem guten Licht erscheinen lassen. Etwa die (Gewichts-)Vorteile der Aludose beim Transport gegenüber anderen Gebinden (z.B. Glas). Eine gesamthafte Ökobilanz sucht man ver­geblich.

Was sagt Red Bull dazu?

Wir haben Red Bull neun konkrete Fragen gestellt. Antwort erhielten wir nur auf eine einzige. Hier im Wortlaut:

"Nachhaltigkeit ist seit jeher ein sehr wichtiges Thema für Red Bull. Deshalb unterstützt Red Bull ein bundesweites und modernes Pfandrücknahme­system für Einwegverpackungen für weniger Abfall in der Natur, mehr Recycling und einen sinnvollen Wertstoffkreislauf. Die Einführung eines Einwegpfandsystems ist aus unserer Sicht der sicherste und effi­zienteste Weg zur Erreichung der geforderten Sammelquoten für PET-Flaschen und bietet zudem die notwendige Planungs­sicherheit für Hersteller und Handel."

Fazit

Hält das grüne Versprechen? Nein. Red Bull bleibt vage und belegt keine seiner Aussagen transparent, z.B. durch Anführung einer Quelle. Es wird mit fundiert klingenden Zahlen geworben, deren Korrektheit aber von den Konsumenten nicht überprüft werden kann. Es wird geschickt manipuliert, indem relevante Informationen zurück­gehalten und im Vergleich unwichtige als wichtig präsentiert werden.

Kein Nachhaltigkeitsbericht

So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass Red Bull keinen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Anregungen hinsichtlich Mehrweg-Lösungen, z.B. für die Gastronomie, werden ignoriert – und zwar wider besseres Wissen, dass Mehrweg die mit Abstand umweltfreundlichste Alternative ist.

Immerhin unterstützt Red Bull mittlerweile die Einführung eines Einwegpfandsystems, das in Österreich 2025 etabliert werden soll. Bei der zeitgleich implementierten Mehrwegquote geht der Kelch an Red Bull vorüber. Denn alkoholfreie Getränke in kleinen Flaschen und Dosen bis zu 0,5 Liter sind davon ausgenommen. Ob Red Bull hier erfolgreich interveniert oder seinen Einfluss ausgespielt hat? Das bleibt offen.

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Greenwashing? Grünes Mascherl, nichts dahinter? Melden Sie es uns! Bild: VKI

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Leserreaktionen

Leidiges Thema

Red Bull und die Umwelt ist wirklich ein leidiges Thema und ich finde es sehr wichtig, dass KONSUMENT dieses aufgreift. Andere, auf Werbeeinnahmen angewiesene Printmedien können sich kaum eine kritische Berichterstattung erlauben.

Als Plogger (müllsammelnder Jogger) kann ich nur bestätigen, dass mit Abstand die meisten weggeworfenen Dosen aus dem Hause Red Bull stammen. Diesbezüglich habe ich auch schon mit der Firma mehrmals Kontakt aufgenommen, jedoch immer die gleichen nichtssagenden Antworten erhalten.

Nebenbei betrifft auch das Hauptthema der Februar Ausgabe von KONSUMENT (Skitouren: Boom zulasten der Umwelt 2/2022) Red Bull: Die oft unglaublich spektakulären Bilder und Videos von Outdoor-Risikosportarten animieren viele zur Nachahmung, oft ohne Rücksicht auf unberührte Naturräume. Zudem wäre interessant, wie die Umweltschutz-Standards bei diesen Produktionen aussehen.

Gerhard Bleimschein
Gunskirchen
(aus KONSUMENT 4/2022)

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