Was uns stutzig gemacht hat
Red Bull steht für vieles, aber sicher nicht für Nachhaltigkeit. Da das Thema inzwischen so omnipräsent geworden ist, versucht auch der Energydrink-Produzent, sein Image entsprechend aufzupolieren. Insbesondere auf seiner Homepage. Ein kritischer Blick lohnt sich da allemal.
Der Check
Warum Red Bull ein nachhaltiges Unternehmen ist? Die Argumentation, die sich der Weltkonzern zurechtgelegt hat, ist simpel: Im Kerngeschäft operiere man in einem Kreislaufsystem. "Denn jede Dose hat mehr als ein Leben", heißt es sloganartig. Soll heißen: Die aus Aluminium hergestellten Dosen können recycelt und daraus dann wieder neue Dosen hergestellt werden. Damit ist der heimische Getränkehersteller fein raus.
Denn er schiebt die Verantwortung den Konsumenten zu. Sie und nur sie haben es in der Hand, die Dosen sachgerecht zu entsorgen. Wenn den Konsumenten das entsprechende (Umwelt-)Bewusstsein fehlt, tja, was soll man da als Inverkehrbringer der Gebinde tun? Faktum ist, dass es den Konsumenten leider tatsächlich bisweilen am entsprechenden Bewusstsein fehlt. Wenn man Müll nach Marken klassifiziert, dann sind es Red-Bull-Dosen, die mit am häufigsten in freier Natur gefunden werden – Stichwort Littering. Aber wen wundert es? In Werbespots von Red Bull werden die Dosen von den Comic-Protagonisten häufig achtlos weggepfeffert.
Recycling: Wie hoch ist der Anteil?
Abgesehen davon, dass durch die prinzipielle Rezyklierbarkeit einer Verpackung deren generelle Nachhaltigkeit noch lange nicht gewährleistet ist: Red Bull schweigt sich geflissentlich darüber aus, wie viele zurückgebrachte Dosen es wieder in den Produktionsprozess schaffen. Daraus lässt sich wohl schlussfolgern, dass der Anteil von recyceltem Aluminium in den Red-Bull-Dosen nicht gerade hoch sein dürfte.
Hohe Umweltbelastung bei Produktion
Das Energie-Einsparungspotenzial von rezyklierten Dosen in Höhe von bis zu 95 Prozent – dick und fett publiziert auf der Red-Bull-Homepage – bleibt wohl ein frommer Wunsch. Unterm Strich kann sich Red Bull aus der immens hohen Umwelt- und Klimabelastung bei der Aluminiumherstellung nicht herausreden. Zur Veranschaulichung: Pro Jahr verkauft Red Bull 7,5 Milliarden Aludosen mit einem Gesamtgewicht von umgerechnet mehr als 500 Jumbojets.
Die zweite Strategie, die gefahren wird: Nur jene Teilbereiche des unternehmerischen Tuns von Red Bull werden publiziert, die den Konzern in einem guten Licht erscheinen lassen. Etwa die (Gewichts-)Vorteile der Aludose beim Transport gegenüber anderen Gebinden (z.B. Glas). Eine gesamthafte Ökobilanz sucht man vergeblich.
Was sagt Red Bull dazu?
Wir haben Red Bull neun konkrete Fragen gestellt. Antwort erhielten wir nur auf eine einzige. Hier im Wortlaut:
"Nachhaltigkeit ist seit jeher ein sehr wichtiges Thema für Red Bull. Deshalb unterstützt Red Bull ein bundesweites und modernes Pfandrücknahmesystem für Einwegverpackungen für weniger Abfall in der Natur, mehr Recycling und einen sinnvollen Wertstoffkreislauf. Die Einführung eines Einwegpfandsystems ist aus unserer Sicht der sicherste und effizienteste Weg zur Erreichung der geforderten Sammelquoten für PET-Flaschen und bietet zudem die notwendige Planungssicherheit für Hersteller und Handel."
Fazit
Hält das grüne Versprechen? Nein. Red Bull bleibt vage und belegt keine seiner Aussagen transparent, z.B. durch Anführung einer Quelle. Es wird mit fundiert klingenden Zahlen geworben, deren Korrektheit aber von den Konsumenten nicht überprüft werden kann. Es wird geschickt manipuliert, indem relevante Informationen zurückgehalten und im Vergleich unwichtige als wichtig präsentiert werden.
Kein Nachhaltigkeitsbericht
So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass Red Bull keinen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Anregungen hinsichtlich Mehrweg-Lösungen, z.B. für die Gastronomie, werden ignoriert – und zwar wider besseres Wissen, dass Mehrweg die mit Abstand umweltfreundlichste Alternative ist.
Immerhin unterstützt Red Bull mittlerweile die Einführung eines Einwegpfandsystems, das in Österreich 2025 etabliert werden soll. Bei der zeitgleich implementierten Mehrwegquote geht der Kelch an Red Bull vorüber. Denn alkoholfreie Getränke in kleinen Flaschen und Dosen bis zu 0,5 Liter sind davon ausgenommen. Ob Red Bull hier erfolgreich interveniert oder seinen Einfluss ausgespielt hat? Das bleibt offen.