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Eine Gelse sitzt auf der Haut und sticht zu
Gelsen, Stechmücken, Moskitos – wie immer man sie nennt, ihre Stiche sind nicht nur lästig, sondern können auch gesundheitliche Folgen haben. Bild: mycteria / stock.adobe.com

Gesundheitsrisiko: Gelsenstiche und ihre möglichen Folgen

Gelsen sind nicht nur lästig, sie können Krankheiten übertragen. Inzwischen machen sich auch tropische Arten in Österreich breit. Wir geben einen Überblick über die Gefahrenlage und sagen Ihnen, wie Sie sich am besten schützen können.

Was sind vektorübertragene Krankheiten?

Krankheitserreger wie Bakterien, Viren oder Parasiten können auch von Insekten auf den Menschen übertragen werden. Man spricht von vektorübertragenen Krankheiten. Zu den gefährlichen heimischen Krankheitsüberträgern gehört etwa der gemeine Holzbock, eine Zeckenart, die Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen kann (siehe auch den KONSUMENT-Artikel Borreliose - Zeck, bleib weg!). Ebenfalls heimisch sind Gelsen der Gattung Culex. Diese können, nach einer Blutmahlzeit von infizierten Vögeln, das West-Nil-Virus übertragen.

Welche Stechmückenarten übertragen Krankheiten?

Aktuell verändert sich allerdings die Bedrohungslage für vektorübertragene Krankheiten in Österreich. Bedingt durch die Klimaerwärmung machen sich auch exotische Stechmückenarten breit, darunter Mückenarten der Gattung Aedes.

Welche Infektionskrankheiten können nach einem Mückenstich auftreten?

Mücken der Gattung Aedes können Infektionskrankheiten übertragen, die wir bislang mit subtropischen und tropischen Zonen in Verbindung bringen, etwa das Dengue-, Zika- und auch das West-Nil-Fieber. Gegen viele dieser Krankheiten gibt es keinen Schutz und auch keine Schutzimpfung. Meist kommt nur eine symptomatische Behandlung infrage.

West-Nil-Fieber

Das West-Nil-Fieber wird durch das gleichnamige Virus verursacht. Als Überträger fungieren unter anderem Stechmücken der Gattungen Culex und Aedes. Diese nehmen das Virus über das Blut infizierter Vögel (Zwischenwirt) auf und übertragen es auf Menschen und andere Säuger. Wir sind dabei ein Endwirt. Wir können zwar erkranken, das Virus jedoch nicht mehr weitergeben. Bei etwa 20 Prozent der Infizierten treten nach einer Inkubationszeit von zwei bis acht Tagen grippeähnliche Symptome auf, darunter hohes Fieber, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen oder Magen-Darm-Symptome. In seltenen Fällen können Störungen des zentralen Nervensystems auftreten. Dabei kann es zu einer Meningitis, Enzephalitis, Lähmungserscheinungen sowie Entzündungen verschiedener Organe mit tödlichem Verlauf kommen. Gegen das Virus gibt es kein Medikament. Die Behandlung erfolgt ausschließlich symptomatisch.

Chikungunya-Fieber

Das Chikungunya-Fieber wird durch Gelsen der Gattung Aedes übertragen. Die Erkrankung tritt in der Regel sieben bis neun Tage nach dem Stich durch eine infizierte Mücke auf. Die Symptome sind hohes Fieber, starke Gelenks- und Muskelschmerzen sowie Kopfschmerzen, manchmal begleitet von einem Hautausschlag. Die Krankheit heilt meistens wieder aus. Bei Neugeborenen, älteren Menschen sowie Personen mit chronischen Erkrankungen kann sie allerdings einen schweren Verlauf nehmen. Gegen das Virus gibt es kein Medikament. Die Behandlung erfolgt ausschließlich symptomatisch. Nach einer überstandenen Erkrankung besteht lebenslange Immunität. Seit Anfang dieses Jahres ist in Österreich eine Schutzimpfung gegen das Chikungunya-Fieber zugelassen. Die Kosten von gut 200 Euro sind privat zu tragen.

Dengue-Fieber

Die Übertragung des Dengue-Virus erfolgt vor allem durch Mücken der Gattung Aedes (meist Asiatische Tigermücke und Gelbfiebermücke). Die grippeähnlichen Symptome mit Fieber, Ausschlag sowie Kopf-, Muskel-, Glieder-, Knochen- oder Gelenkschmerzen treten meist drei bis zehn Tage nach dem Stich auf. Auch nach einer überstandenen Infektion besteht keine Immunität. Im Gegenteil, bei wiederholter Ansteckung steigt das Risiko für einen schweren Verlauf der Erkrankung, der tödlich enden kann. In Österreich sind bisher keine Übertragungen des Dengue-Virus bekannt. Alle in Österreich aufgetretenen Infektionen erfolgten in Endemiegebieten. Die Risikogebiete liegen vor allem in Südostasien, Süd- und Zentralamerika, der Karibik und Teilen Afrikas. Auch gegen das Dengue-Virus gibt es kein Medikament. Die Behandlung erfolgt symptomatisch. Zur Fiebersenkung beziehungsweise gegen Schmerzen dürfen keine Medikamente mit Acetylsalicylsäure und Ibuprofen eingenommen werden. Zur Fiebersenkung eignet sich Paracetamol. In Österreich ist derzeit ein Lebendimpfstoff für Personen ab vier Jahren zugelassen. Der Impfstoff kostet gut 150 Euro.

Sandmückenfieber

Das die Erkrankung auslösende Bunya-Virus wird durch Sandmücken übertragen. Sandmückenfieber tritt vor allem im Mittelmeerraum und Südosteuropa sowie im Mittleren Osten, in Pakistan sowie in den tropischen bis subtropischen Regionen Asiens und Amerikas auf. Die Erkrankung äußert sich durch grippeähnliche Symptome wie rasch hohes Fieber, Augen-, Muskel-, Kopf- und Gelenksschmerzen. Es können auch Bindehautentzündungen und Hautausschläge bis hin zur Meningitis auftreten. Gegen das Sandmückenfieber gibt es keine Therapie, es werden nur die Symptome behandelt. Eine Schutzimpfung existiert ebenfalls nicht

Zika-Fieber

Die Übertragung des Zika-Virus erfolgt vor allem durch Mücken der Gattung Aedes. Der Großteil der Infizierten zeigt keinerlei Symptome. Kommt es zum Ausbruch der Krankheit, ist dies vor allem mit leichtem Fieber, Kopfschmerzen, Hautausschlägen sowie Muskel- und Gelenksschmerzen verbunden. In seltenen Fällen kann das sogenannte Guillain-Barré-Syndrom auftreten. Dabei kommt es zu einer Muskelschwäche. Problematisch sind Infektionen von Schwangeren, da das Virus beim Fötus schwere Fehlbildungen des Gehirns (Mikrozephalie) verursachen kann. Die Übertragung des Virus erfolgt nicht nur durch Gelsen, sie kann auch direkt von Mensch zu Mensch, etwa durch sexuelle Kontakte, erfolgen. Das Zika-Virus ist vor allem in den Tropen und Subtropen verbreitet, etwa in Afrika, Asien sowie Süd-und Mittelamerika. Alle in Österreich gemeldeten Infektionen traten infolge von Reisen in Verbreitungsgebiete auf. Auch gegen das Zika-Virus gibt es keine spezielle Therapie. Die Behandlung erfolgt rein symptomatisch, eine Schutzimpfung existiert nicht.

Gelbfieber

Die Übertragung des Virus erfolgt über die Gelbfiebermücke. Nach drei bis sechs Tagen kommt es in der Regel zu schweren Krankheitsverläufen mit hohem Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, niedrigem Puls und Zeichen einer Blutungsneigung (z. B. Nasenbluten). In schlimmen Fällen treten Gelbsucht, Nierenfunktionsstörungen, Bluterbrechen, blutige Stühle und Störungen des Zentralnervensystems bis hin zu Delirium sowie schwere Blutungen mit Todesfolge durch Nieren- und Leberversagen auf. Die Behandlung erfolgt rein symptomatisch, eine Therapie gegen Gelbfieber existiert nicht. Wer in ein Gelbfiebergebiet reist, sollte sich durch eine in Österreich zugelassene Impfung schützen. Diese ist für knapp 80 Euro erhältlich.

Malaria

Malaria wird durch einzellige Organismen, sogenannte Plasmodien, verursacht. Die Übertragung erfolgt durch Anophelesmücken. Bislang sind Malariafälle in Österreich nur durch Reiserückkehrer aus Malariagebieten bekannt. Die Krankheit beginnt meist uncharakteristisch mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und gelegentlich auch Durchfall und Erbrechen. Besonders gefährlich ist eine Infektion mit P. falciparum. Dieser Erreger breitet sich im Körper sehr schnell aus und ist im schlimmsten Fall tödlich. Tritt nach einer Reise in ein Malariagebiet Fieber auf, sollte ein Arzt konsultiert werden. Gegen Malaria gibt es keine Schutzimpfung. Bei Reisen in Malariagebiete wird eine Chemoprophylaxe empfohlen. Welche jeweils geeignet ist, sollte vor

Schlafkrankheit

Die Schlafkrankheit wird durch eine Infektion mit sogenannten Typanosomen verursacht. Dabei handelt es sich um einzellige geißeltragende Flagellaten. Die Übertragung der Erreger erfolgt durch den Stich der Tsetsefliege. Bei der Schlafkrankheit handelt es sich um eine ernsthafte Erkrankung des Lymph- und Nervensystems, die tödlich enden kann. Das Verbreitungsgebiet der Schlafkrankheit liegt in Afrika südlich der Sahara. Die Erkrankung trifft vor allem Menschen, die in ländlichen Regionen unter einfachen Bedingungen leben. Das Infektionsrisiko für Touristen ist deshalb eher gering. Die Schlafkrankheit sollte so rasch wie möglich mit geeigneten Medikamenten behandelt werden. Je eher die Behandlung erfolgt, desto größer sind die Überlebenschancen.

Loiasis

Loiasis wird durch Fadenwürmer (Filarien) verursacht. Die Erkrankung tritt nur im Regenwaldgürtel des westlichen und zentralen Afrikas auf. Die Übertragung erfolgt durch Bremsen. Eine Infektion lässt sich meist gut behandeln.

Flussblindheit

Flussblindheit (Onchozerkose) wird durch einen Fadenwurm verursacht, als Überträger fungieren Kriebelmücken. Die Erkrankung tritt vor allem im tropischen Afrika sowie in Süd- und Zentralamerika auf. Typische Symptome sind etwa Juckreiz, Lymphknotenschwellung (Adenopathie), Narbenbildung der Haut sowie Augenläsionen, die zur Erblindung führen können. Die Therapie erfolgt mit dem Wurmmittel Ivermectin

VKI-TIPPS

Vektorübertragene Krankheiten: Die bei uns bekannten und gefährlichen Krankheiten sind Borreliose und Frühsommermeningoenzephalitis (FSME) sowie das West-Nil-Fieber. Inzwischen machen sich jedoch aufgrund der Klimaverschiebung zunehmend aus wärmeren Regionen eingewanderte Mückenarten der Gattung Aedes breit. Diese können Krankheiten wie Chikungunya-, Dengue-, Zika- oder das West-Nil-Fieber übertragen.

Kleidung: Der Schutz beginnt bei der Kleidung. Diese sollte im Sommer eher weiter geschnitten und aus hellem, dicht gewebtem Stoff gefertigt sein. Zusätzlichen Schutz bietet das Imprägnieren der Kleidung mit Insektiziden. Dabei sollten nur Mittel verwendet werden, die dafür geeignet sind. Häufig wird etwa Permethrin verwendet. Vergessen Sie nicht, auch die Socken zu behandeln. Im Handel ist auch bereits imprägnierte Kleidung erhältlich.

Insektengitter und Klimaanlagen: Insektengitter an Fenstern und Türen sowie Klimaanlagen halten Gelsen davon ab, in die Innenräume zu gelangen. Fenster, die auch am Abend oder während der Nacht geöffnet bleiben, sollten mit einem Insektenschutzgitter versehen sein. Die Maschenweite sollte nicht mehr als 1,2 mm betragen. In Gegenden mit Sandmücken und Kriebelmücken sollte die Maschenweite der Gitter etwa 0,6 mm betragen. Moskitonetze sind gerade in tropischen Gegenden eine weitere wichtige Barriere. Achten Sie darauf, dass Sie nicht mit dem Netz in Berührung kommen.

Gelsenabwehrmittel: Bei einem Aufenthalt in Regionen, in denen durch Gelsen übertragene Krankheiten vorkommen, sollten Sie unbedeckte Hautstellen zusätzlich mit einem Gelsenabwehrmittel behandeln. Nicht jedes Mittel ist dabei gleichermaßen geeignet. Für tropische Gebiete empfiehlt die WHO DEET (Diethyltoluamid). DEET ist allerdings nicht unumstritten. Es darf nicht in die Augen gelangen und kann Allergien und Hautreizungen verursachen. (Lesen Sie dazu auch den Beitrag der Verbraucherzentrale Hamburg unter vzhh.de und Eingabe des Begriffs DEET ins Suchfeld.)

Impfen und Propyhlaxe: Achten Sie bei Reisen in tropische Gebiete auf die Impfempfehlungen der Behörden, etwa zu Gelbfieber. Verwenden Sie eine geeignete Prophylaxe, wenn Sie in ein Malariagebiet reisen. In tropischen Gebieten sollte man sich zusätzlich mit wirksamen Insektenschutzmitteln schützen und über den Schlafplatz ein Moskitonetz spannen.

Gelsen-App fürs Handy

Bedingt durch den Klimawandel gelangen neue Gelsenarten zu uns, die Krankheiten übertragen können. Deshalb ist es wichtig zu wissen, welche Arten in Österreich vorkommen und welche Rolle sie als Krankheitsüberträger spielen.

Über das von der EU mitfinanzierte GelsenMonitoring-Programm „Mosquito Alert“ können Privatpersonen Gelsensichtungen per App melden. Die Mosquito-AlertApp kann aus den jeweiligen App-Stores kostenlos aufs Smartphone geladen werden.

Besonders Sichtungen der Tigermücke, aber auch der Japanischen bzw. der Koreanischen Buschmücke und der bisher in Österreich noch nicht nachgewiesenen Gelbfiebermücke sind von Interesse. Sie können bestimmte Krankheitserreger übertragen und heimische Arten verdrängen.

Ebenfalls gemeldet werden sollten Sichtungen der Gemeinen Stechmücke. Sie hat von den heimischen Arten die größte Bedeutung für die Verbreitung von Krankheitserregern (z. B. West-Nil-Virus).

Test Insektenstichheiler

Grundsätzlich geht der Schutz vor Gelsenstichen vor, zur Linderung des Juckreizes im Nachhinein werden sogenannte Insektenstichheiler angeboten, die mit Wärme bzw. elektrischen Impulsen arbeiten. Wir haben uns in einem Test angesehen, wie gut diese Geräte funktionieren.

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