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Borreliose - Zeck, bleib weg!

Zecken sind als Krankheitsüberträger berüchtigt. Am häufigsten ist die Lyme-Borreliose. Wir sagen Ihnen, wie Sie sich am besten gegen Zecken schützen können.

Zecken zählen zu den Profiteuren der Klimaerwärmung. Schon bei fünf bis sieben Grad Celsius werden die Spinnentiere aktiv und suchen sich einen Wirt. Gefürchtet sind die Parasiten vor allem, weil sie die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen. Ohne Impfschutz gegen FSME kann eine Infektion tödlich enden. Weitaus häufiger sind allerdings Erkrankungen an der nach dem US-amerikanischen Ort Lyme benann­ten Lyme-Borreliose. Gegen die von Bakterien übertragene Krankheit gibt es keinen Impfschutz. In Österreich werden die Borre­lien vor allem vom Gemeinen Holzbock (Ixo­des ricinus) übertragen. Schätzungen zufol­ge erkranken hierzulande pro Jahr 25.000 bis 70.000 Menschen an Borreliose. Nicht jeder Stich einer infizierten Zecke führt da­bei zur Ansteckung, und nicht jede Infektion führt zum Ausbruch der Erkrankung.

Komplizierte Diagnose

Die Diagnose einer Borrelieninfektion erfolgt meist über einen Antikörpertest. Die Anti­körper sind im Blut ab ungefähr 3 Wochen nach der Infektion (Zeckenstich) nachweis­bar. Sie sagen allerdings nichts darüber aus, ob es sich um eine akute oder um eine bereits lange zurückliegende und ausge­heilte Borreliose handelt. In seltenen Fällen sind keine Antikörper nachweisbar.

Spätfolgen und Therapie

Standard bei Borreliose ist eine Behandlung mit Antibiotika. Im Frühstadium der Erkrankung reicht meist eine zweiwöchige Therapie aus. Im Spätstadium wird eine drei- bis vierwöchige Antibiotika-Therapie empfohlen. Wichtig ist eine ausreichende Dosierung und Dauer der Behandlung, damit alle Krankheitserreger eliminiert werden. Als Spätfolgen können jedoch chronische Gelenkentzündungen, Nervenschäden oder Empfindungsstörungen auftreten.

Krankheitsverlauf: Drei Stadien

Krankheitsverlauf: 3 Stadien

Eine Borreliose-Infektion ist nicht ohne Wei­teres als solche erkennbar, da die Symptome sehr unterschiedlich ausfallen. Grundsätz­lich werden drei Stadien unterschieden.

Zecken können eine Borreliose-Infektion auslösen, die schwerwiegende Folgen haben und in drei Stadien unterschieden werden kann. (Bild: Oksana Akhtanina/Shutterstock)

Stadium I

(3 bis 30 Tage nach der Infek­tion)

Am häufigsten kommt es zu einer oftmals juckenden Rötung um die Einstich­stelle. Die Rötung kann sich kreisförmig oder oval erheblich ausbreiten. Sie wird deshalb als Wanderröte (Erythema migrans) bezeichnet. In 10 bis 30 Prozent aller Fälle ist die Wanderröte von unspezifischen Symptomen wie einem Krankheitsgefühl, leicht erhöhter Temperatur, kurz andauernden Schmerzen in kleinen Gelenken, Schleim­beuteln und Sehnen sowie Müdigkeit be­gleitet. Ohne Behandlung verblasst die Wanderröte meistens innerhalb von Tagen oder Wochen.

Stadium II

(einige Wochen bis sechs Monate nach dem Zeckenstich)

Typi­sche Symptome beim Erwachsenen sind Entzündungen der Hirnhäute und Nerven­wurzeln (Meningoradikulitis bzw. Morbus Bannwarth). Häufig treten auch heftige Schmerzen im Rumpf oder in den Extremi­täten auf, die durch rezeptfreie Schmerz­mittel nicht gelindert werden können. Im Spätstadium kann es zu Lähmungserschei­nungen von Armen und Beinen kommen. Bei Kindern wird häufig auch eine akute Hirnhautentzündung (Meningitis) oder Ge­sichtslähmung (Fazialisparese) beobachtet. In Europa selten ist eine Herzmuskelent­zündung. Diese kann zu einer Verlangsamung des Herzschlags führen, die in aus­geprägten Fällen den vorübergehenden Einsatz eines Herzschrittmachers erforder­lich machen kann. Ebenfalls selten tritt ein sogenanntes Borrelien-Lymphozytom auf. Dabei handelt es sich um kleine, bläulich rote Hautknötchen, vorzugsweise im Be­reich der Brustwarzen, im Genitalbereich, an den Ohrläppchen sowie an den Nasen­flügeln. Hiervon sind vor allem Kinder, Jugendliche und Frauen betroffen.

Stadium III

(länger als sechs Monate bis Jahre nach dem Zeckenstich) 

Im Spätstadium sind vor allem die Gelenke betroffen. Es handelt sich dabei um schub­weise oder chronisch verlaufende Entzün­dungen von einem oder mehreren Gelen­ken. Betroffen sind vor allem die großen Gelenke, insbesondere die Kniegelenke sowie Sprung-, Ellbogen-, Finger-, Zehen-und Handwurzelgelenke und Kiefergelenke. Die Schmerzen und Schwellungen klingen oft nach einigen Wochen ab, können aber immer wieder auftreten und von Gelenk zu Gelenk springen. Bei älteren Frauen kann es in seltenen Fällen zu einer chronischen Hautentzündung (Acrodermatitis) kommen. Betroffen sind vor allem Beine, Arme sowie Finger und Zehen. Zunächst ist die Haut gerötet und geschwollen. Unbehandelt können im weiteren Verlauf die Gelenke betroffen sein und Nervenschädigungen auftreten. Sehr selten entwickelt sich eine Borreliose zu einer Neuroborreliose mit einer chronisch fortschreitenden Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) und des Rückenmarks (Myelitis). Die Symptome ähneln denen einer Multiplen Sklerose.

VKI-Tipps: Vor Zecken schützen

VKI-Tipps:

Vorbeugen. Halten Sie sich im Freien möglichst auf den Wegen und vermeiden Sie es, durch hohes Gras zu gehen. Beim Wandern am besten lange Hosen tragen. Wirksame Repellents können Zecken fernhalten.

Kontrolle. Nach einem Aufenthalt in der Natur sollten Sie Kleidung und Körper auf Zeckenbefall absuchen. Wanderbekleidung gut ausschütteln und nicht im Schlafzimmer liegen lassen.

Vor Stichen schützen

Am besten ist es, sich möglichst vor Zecken­stichen zu schützen. Dabei helfen folgende Maßnahmen:

• Zecken halten sich gern in hohem Gras und im Unterholz auf, deshalb sollten Sie diese Bereiche meiden. Bei Wande­rungen oder Spaziergängen möglichst auf befestigten Wegen bleiben.

• Tragen Sie Wanderbekleidung mit langen Ärmeln, eine lange Hose sowie festes Schuhwerk. Die Hosenbeine sollten möglichst in die Schuhe oder in die Socken gesteckt werden. Glatte Stoffe machen es für die Parasiten schwieriger, Halt zu finden.

• Helle Kleidung macht es einfacher, Zecken, die sich festgekrallt haben, zu erkennen. Bei einer Kontrolle, die auch während der Wanderung in gewissen Abständen erfolgen sollte, können die Tiere entfernt werden, bevor sie an die Haut gelangen.

• Führen Sie auf Wanderungen immer eine Zeckenkarte oder Zeckenzange mit. So ist es möglich, eine Zecke rasch und vollständig zu entfernen.

• Bestimmte Repellents wirken auch gegen Zecken, sofern sie folgende Wirkstoffe in ausreichender Dosierung enthalten:

DEET (Diethyltoluamid) gilt als sehr effektiv. Da der Wirkstoff Schleimhäute und Augen reizen und allergische Reakti­on auslösen kann, sollte er in hohen Kon­zentrationen nicht auf Dauer großflächig angewendet werden. DEET kann zudem Kunststoffoberflächen angreifen, also z.B. Sonnenbrillen beschädigen. Mittel: Anti Brumm Forte, Nobite Hautspray

EBAAP (Ethyl-butylacetyl-aminopro­pionat) ist ebenfalls ein effektiver Wirk­stoff gegen Zecken. Er kann die Augen reizen, gilt sonst aber als verträglich.

Icaridin (Hydroxyethyl-isobutyl-piperidin-carboxylat). Der Wirkstoff wehrt Zecken über Stunden effektiv ab. Icaridin gilt als verträglicher als DEET, kann aber ebenfalls die Augen reizen. Das Mittel greift Kunststoffoberflächen nicht an. Mittel: Autan Protection Multi, Mosquito Protect

PMD (para-Menthan-3,8-diol) lässt sich aus ätherischem Zitroneneukalyptusöl gewinnen oder synthetisch herstellen. Die Wirkungsdauer ist gegenüber Icaridin und DEET verkürzt. PMD kann die Augen stark reizen und bei Menschen, die zu Allergien neigen, allergische Reaktionen auslösen. Mittel: Soventol Protect Intensiv Schutzspray

• Da die Wirkdauer der Repellents beschränkt ist, sollte man sie in gewissen Abständen erneut auftragen.

• Kontrollieren Sie nach einem Ausflug in die Natur Ihre Kleidung und schütteln Sie sie im Freien aus. Benutzte Wander­bekleidung nicht im Schlafzimmer liegen lassen.

• Kontrollieren Sie auch Ihren Körper unbedingt auf Zeckenbefall. Insbesondere Kniekehlen, Achseln, Genitalbe­reich, Rücken, Nacken, Kopf und Ohren sollten dabei genau inspiziert werden.

• Haustiere, die Freigang haben, ebenfalls unbedingt mit Zeckenschutzmitteln be­handeln (siehe dazu Zeckenschutzmittel für Hunde und Katzen - Nur Gift wirkt) und regelmäßig auf Zecken- befall kontrollieren.

• Wenn Sie eine Zecke entdecken, sollten Sie diese möglichst rasch entfernen, um eine Infektion zu verhindern. Am besten verwenden Sie dazu eine Zeckenzange, eine Zeckenkarte oder eine Zecken­schlinge. Alternativ kann auch eine Pinzette verwendet werden, mit der man den Kopf des Tieres nahe an der Hautoberfläche zu fassen bekommt. Die Zecke darf keinesfalls gequetscht werden. Der Einsatz von Klebstoff oder Öl, um die Zecke zu ersticken, ist nicht ratsam, da das Tier dann vermehrt Speichel absondert – das führt zu einem erhöhten Infektionsrisiko. Die Stichstelle anschließend desinfizieren. Bleibt der Stechrüssel in der Haut zurück, sollte er von einem Arzt entfernt werden.

• Die Zecke danach töten und entsorgen – möglichst, ohne dass man mit Körper­flüssigkeiten des Tieres in Kontakt kommt. So lässt sich verhindern, dass Krankheitserreger über Mikroverletzun­gen der Haut aufgenommen werden.

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