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Junges Pärchen das mit Wanderstöcken unterwegs ist - Prävention für Rückenschmerzen
Sport und Bewegung als Prävention für Rückenschmerzen bzw. Wirbelsäulenschmerzen. Bild: baranq / Shutterstock.com

Rückenschmerzen - Was kann man zur Vorbeugung machen?

Bewegung, Sport, Trainings – die Bandbreite im Umgang mit Wirbelsäulenbeschwerden ist groß. Wir haben uns angesehen, welche Möglichkeiten es gibt.

Viele kennen die Situation: Ein brennender und stechender Schmerz taucht wie aus dem Nichts im Bereich der ­Lendenwirbelsäule auf. Jede Bewegung wird zur Qual und beeinträchtigt den Alltag.

Dem Rückenschmerz auf der Spur

Rund 1,9 Millionen Menschen in Österreich leiden an chronischen Kreuz- oder Rückenschmerzen. Etwa 80 Prozent davon sind "unspezifische" Rückenschmerzen, also Beschwerden, für die kein bestimmter Auslöser feststellbar ist.

Als Ursachen spezifischer Rückenschmerzen gelten Bandscheibenvorfälle, einfache Knochenbrüche, Osteoporose, Tumore oder Infektionserkrankungen. "Unspezifische Rückenschmerzen sollten innerhalb von vier bis sechs Wochen wieder abklingen", sagt Wilhelm Eisner, Präsident der ­Österreichischen Schmerzgesellschaft und Oberarzt an der Universitätsklinik für Neurochirurgie in Innsbruck. Diese können mit hausärztlich verschrie­benen Schmerzmitteln in Form von Tabletten oder Tropfen sinnvoll behandelt werden.

Ursachen abklären

Bestehen die Rückenbeschwerden aber über diesen Zeitraum hinaus und kommt es zum Beispiel zu Lähmungserscheinungen oder neurologischen Ausfällen, empfiehlt Wilhelm Eisner die Überweisung an physikalische ­Mediziner:innen oder Neurolog:innen, die durch eine körperliche Untersuchung die Ursache der Schmerzen und Beschwerden festzustellen versuchen. 

Arzt zeigt an einem Skelett mit dem Finger auf den unteren Rücken bzw. die Lendenwirbelsäule
Halten die Schmerzen an, empfiehlt sich das Gespräch mit physikalischen Mediziner:innen oder Neurolog:innen. Reichen konservative Maßnahmen der Physiotherapie nicht, können weitere Fachärzt:innen hinzugezogen werden. Bild: chainarong06 / shutterstock.com

Sie veranlassen oder empfehlen je nach Symptomatik ein Röntgen, eine Computertomografie oder eine MRT, um bildgebend die Ursache abzuklären. Führen diese Untersuchungen zum Nachweis von degenerativen Verän­derungen, wie etwa einer chronischen Fehlhaltung, sind konservative Maßnahmen der Physiotherapie mit Bewegung, Kräftigung der Muskulatur oder Haltungskorrektur angezeigt. 

Reichen auch diese Behandlungen nicht aus, können weitere Fachärzt:innen zur inter- und multidisziplinären Behandlung hinzugezogen werden, so der Professor für Neurochirurgie.

Pärchen läuft im Wald
Ausdauersportarten haben insgesamt einen positiven Effekt auf die Gesundheit. Bild: Monkey Business Images / shutterstock.com

Entspannung, Sport und viel Bewegung

Für Conny Schwartz, Physiotherapeutin in Wien, stellt regelmäßige Bewegung den Ausgleich dar, den viele Menschen brauchen, die von Rückenschmerzen ­ge­plagt werden. "Und in den meisten Fä­llen kann man damit auch vorbeugen."

Wer keinen Lieblingssport hat, sollte sich besser mit einem Ausdauersport anfreunden als mit einem, der mit Leistung und Wettkampf verbunden ist. Ausdauersportarten wirken sich ins­gesamt positiv auf die Gesundheit aus und bergen kaum Risiken wie etwa ­Verletzungen oder Belastungen des ­Bewegungsapparates.

Mangelnde Bewegung spielt jedenfalls bei vielen orthopädischen Problemen eine Rolle. So können viele Beschwerden im Kindes- und Jugendalter auf zu wenig körperliche Betätigung zurückgeführt werden.

Älterer Mann im Vordergrund, jüngerer Frauen und Männer im Hintergrund machen Dehnübungen und Aufwärmübungen
Gute Vorbereitung, Aufwärmübungen, die Schlussphase und der Ausgleich sind bei jeder Sportart wichtig. Bild: Ground-Picture / shutterstock.com

Kraft für mehr Körpergefühl

Egal, für welche Sportart man sich entscheidet, wichtig seien neben dem ­einheitlichen Trainingsplan auch eine gute Vorbereitung, die Schlussphase und der Ausgleich, so Conny Schwartz: "Es ist ein Begleitprogramm, das nicht fehlen darf."

Vor Beginn sollte die Muskulatur durch einige Aufwärmübungen, wie etwa das Strecken der Arme und der Beine, aufgelockert werden. Das Laufen oder Joggen kommt mehr der allgemeinen Kondition und der Beinmuskulatur zugute als den Muskeln des Oberkörpers und der Arme. Gymnastikübungen oder Krafttraining schaffen Abhilfe. 

Es soll Spaß machen

Mit der richtigen Technik, einem begleitenden Muskeltraining und angepasstem Tempo sei fast jede Sportart geeignet, den ­Organismus zu kräftigen, die Muskeln zu aktivieren und so auch den Rücken zu stärken, erklärt Conny Schwartz. "Wenn die sportliche Belastung die Kräfte des Körpers nicht übersteigt, kann sie nicht schaden."

Wichtig sei es, ein gutes Körpergefühl zu entwickeln und zu erspüren, welche Bewegungen und wie viel Anstrengung guttun, aber auch welche den Körper überstrapazieren. Es soll Spaß machen und nicht zur Qual werden, ist die ­Physiotherapeutin überzeugt. Muskelkräftigende Bewegungsformen stärken auch die Knochen.

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Kontrolliertes Training

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, in Bewegung zu bleiben und dabei die Muskeln zu stärken. Eine, die speziell auf den Rücken zielt, ist das sogenannte Kieser-Training. Dabei trainiert man selbstständig mit verschiedenen Fitnessgeräten. Vor der ersten Trainingseinheit gibt es eine ärztliche Unter­suchung sowie eine Besprechung mit den Trainer:innen, um die Details des Trainingsprogramms festzulegen. Die ersten Termine werden vom Trainingspersonal begleitet.

Danach erfolgt das Training selbstständig, es wird aber ­regelmäßig kontrolliert, um zu verhindern, dass sich Fehler einschleichen. Das Kieser-Training setzt auf die Kräf­tigung der Rückenmuskulatur, um die Wirbelsäule zu entlasten und so Rückenschmerzen zu verringern. Um einen ­guten Effekt zu erzielen, sollte man etwa zweimal die Woche trainieren.

Bei der sogenannten Rückenschule liegt der Schwerpunkt auf Übungen, mit denen die Rumpf- und Rücken­muskulatur gestärkt werden soll. Dabei wird vorab von Expert:innen festgestellt, welche Übungen genau für die jeweilige Problemlage geeignet sind. Ziel ist es, dass der Bewegungsapparat der Wirbelsäule die entsprechende ­Unterstützung geben kann.

Frau macht die Rückenübung Vierfüßlerstand
Um den Rücken zu stärken gibt es verschiedene Methoden, z.B. die Rückenschule - die Feldenkrais-Methode - oder Kieser-Training Bild: Studio Romantic / shutterstock.com

Gewohntes im Fokus

Einen anderen Ansatz verfolgt die Feldenkrais-Methode. Diese findet sowohl bei Menschen im Hochleistungsbereich als auch bei jenen in der Rehabilitation Anwendung. Bei Letzteren geht es um den Bewegungsapparat, vor allem wenn dieser durch Schmerzen oder andere Einschränkungen in Mitleidenschaft ­gezogen wird. 

Möchte eine Person mit orthopädischen Problemen die Feldenkrais-Methode anwenden, werden zunächst ihre Bewegungsgewohnheiten analysiert und festgestellt, welche davon mit der Problematik zusammenhängen. Dann wird daran gearbeitet, die betreffenden Gewohnheiten zu ändern. Wenn eine Person zum Beispiel Schmerzen im Knie hat, kann so festgestellt werden, ob diese durch einen ungünstigen Bewegungsablauf beim Laufen hervor­gerufen werden.

Triggerpunktmassage - zwei männliche Daumen drücken auf weiblichen Rücken
Manchmal liegt die Schmerz-Ursache in einer anderen Region. Nicht immer helfen Schmerzpunkt-Therapie oder Faszienbehandlung, manche orthopädischen Probleme brauchen Medikation oder Operation. Bild: Albina Gavrilovic / shutterstock.com

Zum Punkt kommen

Wann sollte eine Physiotherapie ins Auge gefasst werden? "Es gibt zwei Möglichkeiten: entweder zur Präven­tion, um den Körperstatus ansehen zu lassen, oder um Schmerzen zu bekämpfen", sagt Conny Schwartz. Kommt jemand mit Schmerzen zu ihr und kann keine orthopädische Diagnose vorweisen, versucht Schwartz zunächst herauszufinden, woher die Schmerzen stammen. 

"Ich muss bei Personen mit Hüftproblemen auch andere Regionen ansehen, weil es sein kann, dass die Beschwerden woanders liegen. In weiterer Folge geht es um die manuelle Behandlung wie eine Schmerzpunkt-Therapie oder eine Faszienbehand­lung, wenn die Schmerzen etwa von ­einem Muskel ausgehen. 

Übungen zur Kräftigung und Stärkung können die ­Patient:innen auch selbst ausführen. Auch die Schreibtisch- oder Bildschirmhöhe, Bürosessel- oder Mausposition sollten an die Person angepasst werden", so Schwartz.

Wichtig ist zu wissen: Es gibt orthopä­dische Probleme, die durch Medikation oder eine Operation behandelt werden müssen, weil regelmäßige Bewegung allein das nicht mehr ausgleichen kann. Sie kann aber auf jeden Fall die Lebensumstände verbessern.

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