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Sauerstoff-Patient - älterer Mann zieht Sauerstoffmaske an sein Gesicht heran
Herzgesundheit - geistige Leistungsfähigkeit - chronische Erkrankung - hilft Intervall-Hypoxie-Hyperoxie-Therapie? Bild: Photoroyalty / shutterstock.com

Sauerstoff für bessere Gesundheit?

Verbessert die Intervall-Hypoxie-Hyperoxie-Therapie die geistige Leistungsfähigkeit bei älteren Menschen, die Herzgesundheit oder hilft sie bei chronischen Krankheiten?

Unzureichend untersucht. Ob IHHT die geistige Leistungsfähigkeit und die Herzgesundheit verbessert, wurde nur in mangelhaften Studien untersucht. Diese kamen zu widersprüchlichen Ergebnissen. Zu anderen chronischen Erkrankungen waren keine Studien zur Wirksamkeit auffindbar.

Behandlung mit Sauerstoff

Manche Arztpraxen, Kliniken und Heilpraktiker bieten eine sogenannte Intervall-Hypoxie-Hyperoxie-Therapie (IHHT), auch bekannt als Zelltraining oder Mitochondrientraining. Dabei atmen die Behandelten über eine Maske abwechselnd sauerstoffarme und sauerstoffangereicherte Luft ein. Üblich sind zehn oder mehr Behandlungen über eine Zeit von mehreren Wochen. Angeblich soll die IHHT eine ganze Reihe von Beschwerden lindern und bei verschiedenen Krank­heiten helfen. Unser Kooperationspartner medizin-transparent.at hat nach wissenschaftlichen Belegen für die Wirksamkeit der Therapie gesucht.

Studien weisen Mängel auf

Die Wissenschafter:innen fanden Studien zu zwei Indikationen, nämlich Gedächtnisproblemen bei älteren Menschen und Bluthochdruck bei Menschen mit hohem Herz-Kreislauf-Risiko. Für diese beiden Pro­blembereiche wurde die IHHT mit einer Scheinbehandlung verglichen. Die Studien lassen jedoch keine Aussagen darüber zu, ob die IHHT hilfreich ist, denn die Arbeiten weisen schwerwiegende Mängel auf und kommen zudem zu widersprüchlichen Ergebnissen. Inwieweit die IHHT bei anderen chronischen Gesundheitsproblemen hilft, wurde nie in aus­sagekräftigen Studien erforscht.

Nebenwirkungen ungenügend untersucht

Nicht ausreichend untersucht wurden auch mögliche unerwünschte Wirkungen der Therapie. In einer Studie wird zumindest erwähnt, dass Teilnehmende nach den ersten Behandlungen vorübergehend über Schwindel und Atemnot berichteten. Solche Beschwerden können auch im Hochgebirge auftreten, wo die Luft dünner ist und weniger Sauerstoff enthält als im Flachland.

Nichts mit Höhentraining zu tun

Die Behandlung wird auf diversen Webseiten auch mit dem aus dem Leistungssport bekannten Höhentraining verglichen. In der Höhe nimmt der Körper weniger Sauerstoff auf. Als Gegenreaktion produziert der Körper vermehrt rote Blutkörperchen. Diese binden Sauerstoff und befördern ihn mit dem Blut zu den Zellen. Auf diese Weise können Sportlerinnen und Sportler durch Training in hohen Lagen über Tage oder Wochen die Sauerstoffversorgung der Muskulatur und damit die Leistungsfähigkeit verbessern. Ein Vergleich der IHHT mit Höhentraining hinkt jedoch, denn bei der IHHT bewegt man sich in der Regel nicht, zudem atmet man abwechselnd sauerstoffarme und sauerstoff­reiche Luft ein. Wenig zielführend ist auch Werbung zur IHHT, die auf den 2019 verliehenen Medizin-Nobelpreis verweist. Die damit ausgezeichnete Forschung ­bezieht sich darauf, wie Zellen auf eine Änderung des Sauerstoffgehalts in der Umgebung reagieren. Die Auswirkung einer IHHT auf die Gesundheit haben die Forscher jedoch nie untersucht.

Kooperation mit medizin-transparent.at

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Bild: Cochrane/medizin transparent

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"Faktencheck Medizin" ist eine Kooperation von KONSUMENT mit Cochrane-Österreich. medizin-transparent ist werbefrei, unabhängig und wird durch die Bundesgesundheitsagentur gefördert.

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