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Dunkles Heizöl fließt aus dem Spund eines Ölfasses
Heizöl wird in nicht allzuferner Zukunft verboten sein. Energie Direct versucht gegenzusteueren Bild: Corona-Borealis-Studio Shutterstock

Greenwashing: Energie Direct - Klimaneutrales Heizöl

Das Heizen mit ­Heizöl wird in nicht allzu ferner ­Zukunft verboten sein. Das Image des Brennstoffs ist mies. Wie ­versucht Energie Direct gegenzusteuern? Mit einem „Aus Wasser mach Wein“-Kunstgriff, genannt „klimaneutrales Heizöl“.

Was uns stutzig gemacht hat

Unternehmensfolder von Energie Direct behauptet, dass Heizöl klimaneutral ist
Energie Direct vermittelt, dass Heizöl klimaneutral ist Bild: Energie Direct/Barbaliss/Shutterstock/VKI

Konsumenten haben uns mehrfach auf den Energieanbieter Energie Direct mit Hauptsitz in Graz aufmerksam gemacht und einen Check des Werbeslogans „klimaneutrales Heizöl“ erbeten.

Der Check

Heizöl und klimaneutral, das geht nicht zusammen. Nie und nimmer. Das sagt schon der Hausverstand. Ein vertiefender Check dieser Behauptung von Energie Direct ist im Grunde obsolet. Zu erwartbar das Ergebnis. Wir haben den Check trotzdem gemacht.

In aller Kürze: Heizöl ist ein Produkt fossilen Ursprungs. Sie wissen schon, die Produktkategorie, die uns die Klimakrise eingebrockt hat. Und auf so ein Produkt das Pickerl „klimaneutral“ draufzukleben, ist über alle Maßen dreist. Wie argumentiert Energie Direct diese intellektuelle Verrenkung? Auf der Homepage u. a. so: „Wir sehen uns als Energie-Anbieter in der Verantwortung, nachhaltig mit knappen Ressourcen umzugehen und das Klima zu schonen. Deshalb wird unser Shell Heizöl Eco klimaneutral ­hergestellt, also ohne die Menge an Treibhausgasen in der Atmosphäre zu erhöhen.“ Erstens: Shell? Ja, richtig, die ­wurden bei ihrem CO2-Ausgleich an der Zapfsäule von uns schon mit Green­washing in Verbindung gebracht. Zweitens: Wie um alles in der Welt kann man ­Heizöl klimaneutral herstellen?

CO2-Ablasshandel mit Zertifikaten

Energie Direct hat das Greenwashing-Rad nicht neu erfunden. Der CO2-Ablasshandel läuft so ab, wie er immer ­abläuft: mit Zertifikaten. Im konkreten Fall werden Treibhausgasemissionen mit Investitionen in ein Aufforstungs- bzw. ein Windkraftprojekt „­klima­neu­tral“ gerechnet. Die Zeche zahlt aber nicht Energie Direct. Nein! Die Zertifikate müssen die Verbraucher schon selbst bezahlen. Diesen Kunstgriff hat man sich beim großen Bruder Shell abgeschaut. Bei Energie Direct heißt dieser Beitrag dann „Umweltcent“.

"Ohne CO2 gäbe es kein Leben"

In einem Erklärvideo von Energie Direct wird zudem folgende „Information“ verbreitet, die Klimawandel-Beschwich­tiger gerne zur Gewissensberuhigung verwenden: „Kohlenstoffdioxid ist für das Wachstum von Pflanzen mitverantwortlich und wird zur Sauerstoffabgabe benötigt. Ohne CO2 gäbe es kein Leben auf der Erde und es wäre sehr kalt.“ Und das wird den Kunden wirklich zugemutet? Okay, die Info ist zwar prin­zipiell korrekt – es geht hier aber um natürliches CO2, ohne das wir tatsächlich ein Problem hätten. Aber warum wird das in einem Imagevideo von Energie Direct lanciert, in dem der Klimawandel per se nicht negiert wird?

Beitrag zur Klimakrise

Um den Gedanken in den Köpfen der Kunden zu verankern: CO2 ist eh nicht so böse, wie alle tun. Dass Energie ­Direct mit dem Verkauf von Heizöl zur mensch­gemachten Klimakrise beiträgt, wird elegant umschifft.

Was sagt Energie Direct dazu?

Wir haben Energie Direct acht Fragen zur Beantwortung zugesandt. Die Firma hat fristgerecht und ausführlich geantwortet. Im Wortlaut zu finden unten im Download.

Hält das grüne Versprechen?

Der Slogan „klimaneutral“ ist ein rotes Tuch. Nicht nur für uns, sondern auch für viele kritische Verbraucher. Mehr als ein Viertel der Einmeldungen unter konsument.at/greenwashing betreffen Klimaneu­tralität, CO2-Neutralität oder ähnlich lautende Versprechungen. Wird ein solcher Slogan in Verbindung mit einem Produkt fossilen Ursprungs genannt, schrillen die Alarmglocken umso lauter. Und zwar zu Recht. So auch beim „klimaneutralen Heizöl“ von Energie Direct. Ziel muss es sein, dass nicht mehr Heizöl durch ­Kompensationsprojekte „klimaneutral“ gerechnet wird, sondern dass weniger Heizöl verbrannt wird. Sonst fahren wir sehenden Auges in die Klimakatastrophe. Besonders perfide, dass Energie Direct aktuell immer noch den Einbau von Ölheizungen propagiert, obwohl diese ab 2035 verboten sein werden.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Energie Direct nicht der einzige ­Heizölhändler ist, der mit Kompensation wirbt. Auch Manfred Mayer Mineralöle, Heizöl24 oder Fast Energy bewerben klimaneutrales oder CO2-neutrales Heizöl.

Die Strategie hinter all dem ist altbekannt: Interessen wahren, das eigene Geschäft schützen und das schlechte Gewissen der Kunden durch professionelles Marketing beruhigen. Green­­­­washing in Reinkultur. Es ist höchste Zeit, dass Geschäftsaktivitäten wie z. B. der Vertrieb von Heizöl, die dem Klimaschutz diametral gegenüberstehen, nicht mehr als klimafreundlich, klimaneutral, CO2-neutral usw. beworben werden dürfen.

Download: Antworten von Energie Direct

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Greenwashing? Grünes Mascherl, nichts dahinter? Melden Sie es uns! Bild: VKI

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