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Malerei eines gelben Post-Autos auf einer Hauswand - Werbung für CO2-Neutralität
Was ist von der Nachhaltigkeitsstrategie der Post zu halten? Bild: MSt/VKI

Greenwashing? Post: CO2-neutral mit Dieselautos

CO2-neutrale Zustellung - mit Dieselautos. Wie passt das zusammen?

Wir haben uns die Nachhaltigkeitsstrategie der Österreichischen Post genauer angesehen.

Was uns stutzig gemacht hat

In den vergangenen Monaten mehrten sich die Meldungen zum Thema „CO2-neutrale Zustellung“ der Österreichischen Post. Stein des Anstoßes: Eine Kampagne der Post, die diese „grüne“ Zustellung zum Thema hat – und zwar beworben via Sticker auf ­fossilbetriebenen Autos.

Exemplarisch eine Wortmeldung: „Die Post wirbt mit ‚CO2-neutral zugestellt‘, aber bei uns werden die Post und die Pakete ­separat mit Dieselautos zugestellt.“ Eine andere Person findet das „fast schon provozierend“.

Der Check: ein patscherter Slogan

Logo der Post mit der Aufschrift CO2-neutral zugestellt
Manche Diesel-Autos der Post tragen dieses Logo Bild: Post

Wir möchten angesichts der Emotionalität sachlich klären, was es mit der CO2-neutralen Zustellung der Post auf sich hat und wie diese einzuordnen ist.

In der Tat könnte man es auf gut Österreichisch als etwas patschert bezeichnen, dass der Slogan „CO2-neutral zugestellt“ auf allen Zustellfahrzeugen der Post platziert ist – egal ob fossil oder elektrisch betrieben.

So etwas kann die Wogen schon hochgehen lassen. Diesen Groll nimmt die Post ­offenbar bewusst in Kauf, frei nach dem Motto „Tu Gutes und rede darüber“.

Ist es wirklich so gut, was die Post da macht?

Faktum ist, dass der Konzern eine große E-Fahrzeugflotte besitzt (laut Eigenangaben die größte Österreichs) und diese stetig wächst. Seit vergangenem Jahr werden ausschließlich E-Zustellautos angeschafft. Das selbst gesteckte Ziel ist es, 2030 CO2-frei zustellen zu können – also ohne fossile Zustellfahrzeuge.

In der Modellregion Graz klappt das schon, Innsbruck und Salzburg sollen heuer folgen. Freilich, anders als in den urbanen ­Zentren, stottern im ländlichen Raum derzeit noch mehrheitlich Diesel- bzw. Benzinmotoren unter den Hauben der Postautos.

CO2-Kompensation

Um dem Slogan „CO2-neutral zugestellt“ gerecht werden zu können, muss somit auf die im Greenwashing- Check schon öfters erwähnte Methode der CO2-Kompensation zurückgegriffen werden. Das Prinzip in einem Satz erklärt: Verursachte Treibhausgas­emissionen werden andernorts mittels Investitionen in Klimaschutzprojekte kompensiert. Prinzipiell stehen wir diesem Ansatz mit einer guten Portion Skepsis gegenüber – Vermeidung sticht Kompensation.

Gebäude effizienter ­gestaltet

Allerdings macht es ­einen gehörigen Unterschied, ob ein Unternehmen wie die Post noch nicht vermeidbare Emissionen in ihrem Kerngeschäft (Brief- und Paketzustellung) CO2-neutral stellen will oder ob es zum Beispiel ein fossiler Dinosaurier wie Shell mit Sprit machen möchte (ohne große Änderungen im Kerngeschäft).

Und es macht ebenfalls einen gehörigen Unterschied, wenn CO2-Kom­pensation nur als eine zeitlich begrenzte Strategie gesehen wird. Denn die Post versucht nicht nur die Zustellung, sondern den Konzern als Ganzes auf den Weg hin zur Klimaneutralität zu bringen. Neben der Umstellung der Fahrzeugflotte auf E-Mobilität werden unter anderem Gebäude effizienter ­gestaltet, Photovoltaikanlagen errichtet und auch externe Lieferanten zu umweltschonendem Transport angehalten. Im Fernverkehr etwa fehlen aber momentan schlichtweg die technischen Möglichkeiten, CO2-frei agieren zu können.

Was sagt die Post dazu?

Wir haben der Post neun Fragen zur Beantwortung zugesandt.

Der Konzern hat fristgerecht und in gut verständlicher Form geantwortet. Die Antworten - siehe Download unten - sind in unsere Bewertung eingeflossen.

Hält das grüne Versprechen?

Die Post ist auf einem guten Weg und ist auch im Vergleich zum Mitbewerb, den wir uns exemplarisch angeschaut haben, ein Vorreiter. ­Natürlich, CO2-Kompensation hat ihre Schwächen. Die Post argumentiert und kommuniziert insbesondere auf ihrer Homepage aber nachvollziehbar und transparent, dass die Kompensation nur eine von vielen Stellschrauben ist, um den Konzern als Ganzes in eine nachhaltige Richtung zu lenken.

Den grünen Pfad nicht verlassen

Bleibt zu hoffen, dass dieser grüne Pfad nicht verlassen wird. Da die Zustell­flotte in den kommenden Jahren auch im ländlichen Raum immer mehr elektrifiziert werden wird, löst sich das von den Konsument:innen eingangs vorgebrachte Argument wohl auch bald von selbst. Bis dahin wird die Post den Vorwurf des Greenwashings wohl oder übel aushalten müssen.

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