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FRau sitzt neben einem LINK-Scooter
Die grünere Wahl im Straßenverkehr? Bild: LINK-Superpedestrian/Pressefoto

Greenwashing: Leih-Scooter von Link

E-Scooter prägen inzwischen das Wiener Straßenbild mit. Sie sind wohl gekommen, um zu bleiben. Insbesondere der ­Anbieter Link brüstete sich zuletzt, die grünere Wahl zu sein. Stimmt das? Und wie umweltfreundlich sind E-Scooter wirklich?

Was uns stutzig gemacht hat

Leih-Scooter sind vor einigen Jahren angetreten, den Stadtverkehr aufzumischen – oder ­zumindest ein wesentlicher Baustein im Modal-Split zu werden. Darunter versteht man die prozentuellen Anteile der einzelnen Verkehrsmittel am Gesamtverkehrsaufkommen. Faktum ist: In Wien prägen E-Scooter inzwischen das Straßenbild mit. Und sie ­polarisieren. Insbesondere, weil einige Scooter-Fahrer sich nicht gerade durch ­umsichtige Fahrweise auszeichnen, wenn man es vornehm formulieren will. Darüber möchten wir aber nicht berichten.

Mit Öko-Aussagen punkten

E-Scooter polarisieren auch, weil sie für die einen eine tolle, grüne Fortbewegungs-Alternative sind. Andere wieder meinen, dass das alles nach Greenwashing müffelt. Einer der Leih-­Scooter-Anbieter in Wien, Link, trieb es ­marketingmäßig zuletzt ziemlich bunt, versuchte frech, mit Öko-Aussagen zu punkten. Das hat uns auf den Plan gerufen.

Der Check: Auskunft nicht erteilt

Link sei die grünere Wahl, las man z.B. auf Flugblättern, die direkt an den E-Scootern angebracht waren. Das sug­geriert zum einen, dass Link ein nachhaltigerer Leih-Scooter-Anbieter ist als andere. Und zum anderen, dass E-Scooter-Fahren per se grüner sei als andere Fortbewegungsarten.

Kann Link das belegen? Nein.

Der Beweis, dass das Link-Setup nachhaltiger ist als jenes der Konkurrenz, konnte auch auf Nachfrage nicht erbracht werden. Die Scooter am (Wiener) Markt sind, salopp gesprochen, wohl alle mehr oder weniger gleich. Gleich haltbar, recycelbar und aus ähnlichen Materialien und Komponenten gefertigt. Alle versichern, Öko-Strom zu nutzen – na aber selbstverständlich, das gehört zum Image dazu! Ob Link das ohne Weißwaschung mittels Ökostromzertifikaten hinbekommt? Auskunft nicht erteilt.

Generell öko?

Die Gretchenfrage lautet: Ist E-Scooter-Fahren generell öko? Nein, denn es hängt davon ab, welche andere Art der Fortbewegung mit der Scooterfahrt ersetzt wurde. Wer zu Fuß gegangen oder mit dem Fahrrad gefahren wäre, ja selbst der, der Öffis benutzt hätte, wäre nach­haltiger unterwegs gewesen.

Scooter statt Zufußgehen

Klar, eine ­ersetzte Autofahrt macht den E-Scooter im Vergleich grüner. Aber nationale wie internationale Studien zeigen, dass Scooter insbesondere das Zufußgehen, Fahrrad- oder Öffi-Fahren ersetzen. Also gerade die nachhaltigen Alternativen. Sie merken: Vom grünen Marketing-Spruch von Link bleibt wenig Substanz übrig.

Logo der Scooter-Firma LINK
Bild: LINK-Superpedestrian/Presse

Stimmt das, was die behaupten?

In unserem Greenwashing-Check schauen wir genauer hin. Diesmal: Der E-Scooter Link des Unternehmens Superpedestrian.

Was sagt Link dazu?

Die Mutter­gesellschaft von Link, das US-Unternehmen Superpedestrian, hat fristgerecht auf unsere Nachfrage geantwortet. Im englischen Wortlaut unten unter Downloads zu finden.

Hält das grüne Versprechen?

Unser Fazit: Nein, tut es nicht.

Link wählt die gerne und oft verwendete Greenwashing-Methode der vagen Begriffe und wirbt zudem mit Selbstverständlichkeiten. „Die grünere Wahl“ ist eine nicht greifbare Formulierung, total schwammig und letztlich intransparent. Denn Belege bleibt Link schuldig. So wurde auch die Ankündigung auf der Homepage der Link-Mutter Superpedestrian noch nicht wahrgemacht, eine Ökobilanzierung der Scooter zu veröffentlichen.

Sehr vage, nicht nachvollziehbar

Auch die Antwort auf unsere diesbezügliche Nachfrage lässt vermuten, dass die Veröffentlichung der Studie auf die lange Bank geschoben wurde („Standardisierung und Benchmarks müssen erst entwickelt werden“). Auf dem erwähnten Flugblatt brüstet sich das Unternehmen damit, „mehr als 1 Million Autofahrten“ ersetzt zu haben. Wieder sehr vage, wieder intransparent und für Konsumenten nicht nachvollziehbar. Denn ob die 1 Million Autofahrten in Wien oder weltweit ersetzt wurden, in welchem Zeitraum und wie das überhaupt gezählt wurde, darüber schweigt Link sich aus.

Faktum ist, wie bereits erwähnt, dass hauptsächlich Fußwege und Radfahrten durch E-Scooter ersetzt werden – und nicht die umwelt- und klimaschädlichen Autofahrten. Das lässt Link geflissentlich unerwähnt. Das Unternehmen setzt auf langlebige Scooter, das ist zu begrüßen. Aber das macht die Konkurrenz auch, schon allein aus ökonomischen Überlegungen. Sich deshalb als grüner als der Mitbewerb zu titulieren, geht sich nicht aus.

Behauptung beweisen

Das Beispiel zeigt gut, wie wichtig ein verbindlicher rechtlicher Rahmen wäre, der Unternehmen dazu zwingen würde, ihre grünen Behauptungen durch transparente Fakten zu untermauern.

Melden Sie uns Greenwashing!

Sie haben den Eindruck, dass ein als grün beworbenes Produkt oder Unternehmen doch nicht so grün ist wie dargestellt?

Sie ärgern sich über die Verwendung von Begriffen wie „grün“, „nachhaltig“ oder „klimaschonend“ auf manchen Produkten – obwohl es widersinnig wirkt oder ohne, dass es dafür eine Begründung gibt?

Sie sind sich unsicher, ob das grüne Versprechen eines Unternehmens auch wirklich eingehalten wird? Sie fragen sich, ob ein Werbeslogan nicht einfach nur ein PR-Gag und Greenwashing ist?

Dann bitten wir Sie: Melden Sie uns Ihre Beobachtung! Füllen Sie dazu unser Meldeformular aus.

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