Zum Inhalt

Schokonikolaus und andere Süßigkeiten
Preislich können Schokonikolaus und -krampus aus Bio-Zutaten mit konventioneller Ware mithalten, auch beim Geschmack müssen keine Abstriche gemacht werden. Bild: and.one/stock.adobe.com

O du süße & faire Weihnachtszeit

BLOG

ÖKO.LOGISCH

Die Adventzeit ist DIE Schokolade-Zeit des Jahres. Umso wichtiger, dass es faire Nikolos, Krampusse & Co sind, die im Einkaufswagerl landen. Für Kakaobauernfamilien gibt es indes etwas mehr vom Kuchen. 

Markus Stingl - Redakteur: Nachhaltigkeit, Finanzthemen
Markus Stingl, Bakk. phil. | Redakteur: Nachhaltigkeit, Finanzthemen Bild: VKI

Im KONSUMENT-Magazin und -Blog schreibe ich über Themen im weiten Feld der Nachhaltigkeit. Die Kolumne nennt sich ÖKO.LOGISCH.

Markus Stingl, Redakteur

Wer bewusster schenken möchte, achtet auf mehr als nur eine glitzernde Hülle. Zunächst sollte auf die Produktqualität geschaut werden. Bio-Produkte sind da die erste Wahl. In zahlreichen Lebensmittel­tests konnten wir feststellen, dass die Schadstoffbelastung von Bio-Produkten deutlich geringer ist als die von konventioneller Ware. 

Zum anderen sollten Konsument:innen zu dem Schokonikolaus greifen, bei dem möglichst alle entlang der Lieferkette fair behandelt werden. Mit anderen Worten: auch jene, die den Rohstoff Kakao anbauen. 

„Fair“-Zertifizierungen bieten eine gewisse Sicherheit, dass entlang der Lieferkette auf die Einhaltung ethischer Standards ge­achtet wird und eine angemessene Entloh­nung erfolgt. Vertrauenswürdige Labels sind beispielsweise Fairtrade, WFTO (World Fair Trade Organization) oder Gepa. 

Bio und fair: kostspielig?

Soll man dann lieber gleich den teuren Marken-Nikolaus kaufen? Eher nicht. Denn gerade die Bran­chengrößen Lindt, Milka, Ferrero & Co. hin­ken bei unabhängiger Zertifizierung hinter­her. Wenn überhaupt, dann setzen sie auf unternehmenseigene Nachhaltigkeitspro­gramme. Darüber hinaus ist Bio bei Marken­ware Mangelware. Das zeigt auch der all­jährliche Schoko-Nikolaus-Check von Süd­wind und Global 2000

Bei unternehmens­eigenen Nachhaltigkeitsprogrammen fehlt es oftmals an der notwendigen Transpa­renz, da die Kriterien selbst definiert und deren Einhaltung auch selbst kontrolliert werden. Nicht überraschend bricht Fairtra­de-Österreich-Geschäftsführer Hartwig Kirner für externe Zertifizierungen eine Lan­ze: „Sie bringen für Konsument:innen ein­fach ein höheres Maß an Sicherheit als un­ternehmenseigene Programme.“ 

Schokolade = Luxusgut

Preislich können Schokoniko­laus und -krampus aus Bio-Zutaten mit konventioneller Ware also mithalten, auch beim Geschmack müssen keine Abstriche gemacht werden. Zudem sollte man sich bewusst machen, dass Schokolade ein Ge­nussmittel, ein Luxusgut ist. Entspre­chend könnte auch mal ein wenig tiefer in die Tasche gegriffen werden – auch wenn das, wie bereits erwähnt, beim Schokoni­kolaus gar nicht zwingend notwendig ist. Bio, fair und kostengünstig sind keine Wi­dersprüche.

Steigende Kakaopreise

Apropos Luxusgut. Der Weltmarktpreis für Kakao ist infolge klimawandelbedingter Missernten in den vergangenen Jahren sehr stark gestiegen. Auch die staatlich festgelegten Ernteprei­se für Kakao in den beiden größten Kakao­anbau-Ländern der Welt, Ghana und Côte d’Ivoire (früher Elfenbeinküste), wurden zuletzt deutlich erhöht. 

Die Frage, die man sich stellt: Bekommen dann die Kakaobauernfamilien mehr vom Kuchen ab? Fairtrade hat eine Studie zu der Entwicklung der Einkommen der am Fairtrade-System teilnehmenden Kakao­bauernfamilien in Côte d’Ivoire veröffent­licht. 

Das Ergebnis zeigt, dass es in die richtige Richtung geht: Die extreme Armut hat sich halbiert – von 36 Prozent der Haushalte im Jahr 2020 auf aktuell 17 Pro­zent. Zudem kamen immer mehr Bauern­familien näher an die Schwelle eines exis­tenzsichernden Einkommens heran. 

Fak­tum ist aber auch: Nur 9 Prozent erreichen diese Schwelle.

 

--------------------------------------------
Warum Kakao-Bauernfamilien vielfach an und unter der Armutsgrenze leben müssen, haben wir in einem separaten Artikel recherchiert.

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

This could also be of interest:

Das könnte auch interessant sein:

Kraut und Solarstrom-Rüben BLOG

Kraut und Solarstrom-Rüben

Als Betreiber eines Bal­konkraftwerks kennt das VKI-Redakteur Markus Stingl gut: Han­dy-Apps, die einem zeigen wollen, was man nicht alles Gutes mit seinem Sonnen­strom bewirkt. Ein Vergleich der Apps zeigt jedoch, dass es noch viel Verbes­serungsbedarf gibt.

Oh, wie schön ist Panama! BLOG

Oh, wie schön ist Panama!

Warum die Klimakrise auch eine Krise der Wirtschaft bzw. unseres Konsums sein wird, zeigt sich auch anhand des Beispiels Panamakanal.

Wird die Zukunft grau oder grün? Teil 2 BLOG

Wird die Zukunft grau oder grün? Teil 2

Klimathemen sind momentan nicht unbedingt en vogue. Ein Trend, der gekommen ist, um zu bleiben? Lesen Sie den zweiten, positiv gestimmten Teil der Mini-Serie.

Wird die Zukunft grau oder grün? Teil 1 BLOG

Wird die Zukunft grau oder grün? Teil 1

Klimathemen fristen momentan ein Schattendasein. Ist das nur eine kurze Momentaufnahme, oder ein sich verfestigender Trend? Wird die Zukunft grün oder grau? Argumente und Überlegungen in zwei Teilen.

Meschugge wegen der Sommerhitze? BLOG

Meschugge wegen der Sommerhitze?

Wenn die Temperaturen steigen, sinkt die psychische Belastbarkeit. Dann werden Konsumentscheidungen bisweilen irrational. Aber das ist schon okay.

Klimacourage. Aber wie? | VKI BLOG

Klimacourage. Aber wie?

Nachhaltigkeits-Redakteur Markus Stingl stellt in seiner Öko.Logisch-Kolumne die Grundsatzfrage: Wenn man klimaschädliches Verhalten beobachtet, lieber wegschauen? Oder die Leute darauf ansprechen? 

Kommentieren

Sie können den Text nach dem Abschicken nicht nachträglich bearbeiten, Länge: maximal 3000 Zeichen. Bitte beachten Sie auch unsere Netiquette-Regeln.

Neue Kommentare können nur von angemeldeten Benutzern veröffentlicht werden.

Anmelden

0 Kommentare

Keine Kommentare verfügbar.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang