O du süße & faire Weihnachtszeit
ÖKO.LOGISCH
Die Adventzeit ist DIE Schokolade-Zeit des Jahres. Umso wichtiger, dass es faire Nikolos, Krampusse & Co sind, die im Einkaufswagerl landen. Für Kakaobauernfamilien gibt es indes etwas mehr vom Kuchen.
Im KONSUMENT-Magazin und -Blog schreibe ich über Themen im weiten Feld der Nachhaltigkeit. Die Kolumne nennt sich ÖKO.LOGISCH.
Markus Stingl, Redakteur
Wer bewusster schenken möchte, achtet auf mehr als nur eine glitzernde Hülle. Zunächst sollte auf die Produktqualität geschaut werden. Bio-Produkte sind da die erste Wahl. In zahlreichen Lebensmitteltests konnten wir feststellen, dass die Schadstoffbelastung von Bio-Produkten deutlich geringer ist als die von konventioneller Ware.
Zum anderen sollten Konsument:innen zu dem Schokonikolaus greifen, bei dem möglichst alle entlang der Lieferkette fair behandelt werden. Mit anderen Worten: auch jene, die den Rohstoff Kakao anbauen.
„Fair“-Zertifizierungen bieten eine gewisse Sicherheit, dass entlang der Lieferkette auf die Einhaltung ethischer Standards geachtet wird und eine angemessene Entlohnung erfolgt. Vertrauenswürdige Labels sind beispielsweise Fairtrade, WFTO (World Fair Trade Organization) oder Gepa.
Bio und fair: kostspielig?
Soll man dann lieber gleich den teuren Marken-Nikolaus kaufen? Eher nicht. Denn gerade die Branchengrößen Lindt, Milka, Ferrero & Co. hinken bei unabhängiger Zertifizierung hinterher. Wenn überhaupt, dann setzen sie auf unternehmenseigene Nachhaltigkeitsprogramme. Darüber hinaus ist Bio bei Markenware Mangelware. Das zeigt auch der alljährliche Schoko-Nikolaus-Check von Südwind und Global 2000.
Bei unternehmenseigenen Nachhaltigkeitsprogrammen fehlt es oftmals an der notwendigen Transparenz, da die Kriterien selbst definiert und deren Einhaltung auch selbst kontrolliert werden. Nicht überraschend bricht Fairtrade-Österreich-Geschäftsführer Hartwig Kirner für externe Zertifizierungen eine Lanze: „Sie bringen für Konsument:innen einfach ein höheres Maß an Sicherheit als unternehmenseigene Programme.“
Schokolade = Luxusgut
Preislich können Schokonikolaus und -krampus aus Bio-Zutaten mit konventioneller Ware also mithalten, auch beim Geschmack müssen keine Abstriche gemacht werden. Zudem sollte man sich bewusst machen, dass Schokolade ein Genussmittel, ein Luxusgut ist. Entsprechend könnte auch mal ein wenig tiefer in die Tasche gegriffen werden – auch wenn das, wie bereits erwähnt, beim Schokonikolaus gar nicht zwingend notwendig ist. Bio, fair und kostengünstig sind keine Widersprüche.
Steigende Kakaopreise
Apropos Luxusgut. Der Weltmarktpreis für Kakao ist infolge klimawandelbedingter Missernten in den vergangenen Jahren sehr stark gestiegen. Auch die staatlich festgelegten Erntepreise für Kakao in den beiden größten Kakaoanbau-Ländern der Welt, Ghana und Côte d’Ivoire (früher Elfenbeinküste), wurden zuletzt deutlich erhöht.
Die Frage, die man sich stellt: Bekommen dann die Kakaobauernfamilien mehr vom Kuchen ab? Fairtrade hat eine Studie zu der Entwicklung der Einkommen der am Fairtrade-System teilnehmenden Kakaobauernfamilien in Côte d’Ivoire veröffentlicht.
Das Ergebnis zeigt, dass es in die richtige Richtung geht: Die extreme Armut hat sich halbiert – von 36 Prozent der Haushalte im Jahr 2020 auf aktuell 17 Prozent. Zudem kamen immer mehr Bauernfamilien näher an die Schwelle eines existenzsichernden Einkommens heran.
Faktum ist aber auch: Nur 9 Prozent erreichen diese Schwelle.
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Warum Kakao-Bauernfamilien vielfach an und unter der Armutsgrenze leben müssen, haben wir in einem separaten Artikel recherchiert.

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