
Macht mich die Sommerhitze meschugge?
ÖKO.LOGISCH
Wenn die Temperaturen steigen, sinkt die psychische Belastbarkeit. Dann werden meine Konsumentscheidungen bisweilen irrational. Aber das ist schon okay.

Im KONSUMENT-Magazin und -Blog schreibe ich über Themen im weiten Feld der Nachhaltigkeit. Die Kolumne nennt sich ÖKO.LOGISCH.
Markus Stingl, Redakteur
Vielen Dank für die zahlreichen Rückmeldungen auf meine letztmonatliche Kolumne zum Thema „Klimacourage“. Danke auch dafür, dass sie allesamt sachlich und höflich formuliert sind.
Wie der Grundtenor der Rückmeldungen ist? Sie sind fast alle positiv. Also im Sinne von: „Auch ich komme bisweilen in die Bredouille, wenn ich klima- und umweltschädliches Verhalten bei meinen Mitmenschen beobachte – wie soll ich darauf reagieren?“
Eine Person forderte aber mehr Selbstreflexion von mir: „Vielleicht hinterfragen Sie auch einmal Ihr eigenes Verhalten – da gibt es sicher beim Umweltschutz auch irgendwo noch Optimierungsbedarf.“
Dem komme ich gerne nach.
Asche auf mein Haupt
Wer der Meinung ist, dass meine letztmonatige Kolumne eine leicht moralisierende Schlagseite hatte, mag nicht ganz falsch liegen. Asche auf mein Haupt. Hier und heute will ich (einmal mehr) festhalten, dass auch ich voller Öko-Makel bin. Natürlich nicht ohne, in guter alter Relativierungs-Manier, eine Klimaausrede einzuschieben: Aber es ist ja die Hitze, die mich geistig umnachtet!
Wovon ich rede?
Rückblende in den Mai: Als ich die Meldung lese, dass uns in Europa ein extremer Hitzesommer bevorsteht, wohlgemerkt gestützt von seriösen Quellen wie dem Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersagen und dem Max-Planck-Institut für Meteorologie, werde ich leicht panisch. Schon im vergangenen Sommer war es in unserer Wohnung kaum noch aushaltbar. 52 Hitzetage (Rekord!) und 53 Tropennächte (Rekord!) in der Wiener Innenstadt sprechen eine klare Sprache.
Und jetzt droht gar ein noch heißerer Sommer? In meiner Verzweiflung kaufe ich kurzerhand, Sie ahnen es, so ein mobiles Klima-Splitgerät. Nicht ohne mir eine zweite Klimaausrede mantrahaft vorzubeten: Ich betreibe ein Balkonkraftwerk, also ist der Strom für die Klimaanlage wenigstens teilweise erneuerbar.
„Aber Moment mal“, werden manche von Ihnen jetzt womöglich denken, „der hat doch schon ein Klimagerät!“ Ja, Sie haben Recht. Schon 2020 habe ich ein Monoblockgerät gekauft. Es aber nur eine Saison lang verwendet. Zum einen waren da Gewissensbisse und auch der sportliche Eifer groß („30 Grad im Schlafzimmer? Mehr hast du nicht drauf, Sommer? Das geht auch ohne Klimaanlage!“). Zum anderen steht das Monoblockgerät inzwischen woanders. In Niederösterreich. Die Sommernächte im Dachgeschoßzimmer beim Schwiegervater sind sonst kaum schlafbar.
Nicht auf mich selbst vergessen
Warum erzähle ich Ihnen das? Wie schon erwähnt, bin auch ich in Sachen nachhaltiger Lebensstil alles andere als unfehlbar. Ich versuche zwar möglichst umwelt- und klimaschonend zu leben. Aber freilich stoße auch ich an Grenzen. Immer wieder.
Weil ich es bereits 2020 sehr treffend an dieser Stelle formuliert habe, zitiere ich mich kurzerhand selbst: „Mir ist bewusst geworden, dass ich bei meinen Bemühungen, die Umwelt zu schützen, nicht auf mich selbst vergessen darf. Das ist jetzt keine Ermunterung zu unreflektiertem Konsum. Aber ich kann mich nur wiederholen: Um die drohende Klimakatastrophe abzuwenden, braucht es persönliches Engagement, natürlich. Aber ohne die ganz großen politischen Weichenstellungen, drohen diese singulären Engagements zu verpuffen.“
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