Ich hab die Nase voll. Buchstäblich und hartnäckig. Also Krankenstand – und für einen Vater zweier Kinder verhältnismäßig viel Zeit allein zu Haus. Mit Serien-Marathons will ich sie nicht verbringen. Zumindest nicht nur. Bücherlesen ist vom Konzentrationslevel her nur partiell möglich. Aber Podcasts gehen gut. Und, Sie ahnen es, ich habe da was gehört, das ich Ihnen nicht vorenthalten will.
Es geht um ein Thema, das mich seit einiger Zeit immer wieder zum Nachgrübeln bringt. Um die Eigenverantwortung der Konsument:innen (in KONSUMENT 05/2025 führte ich dazu ein Interview mit dem Autor Wolf Lotter und auch im letztmonatigen Öko.Logisch ging ich der Frage nach).
Wie geht gutes Leben?
Zurück zum Podcast mit dem etwas eigenwilligen Namen Hotel Matze. Dort zu Gast ist Prof. Dr. Maja Göpel. Sie ist Nachhaltigkeitsexpertin, Transformationsforscherin, Politökonomin und Autorin. Es kommt die Frage auf, wie man eine sozial-ökonomische Transformation vorantreiben kann. Klingt kompliziert? In Wahrheit ist es simpel. Die Kernfrage lautet, wie gutes Leben und Wirtschaften umwelt-und klimaverträglich vereinbar sein können. Es geht um Sicherheit, sozialen Zusammenhalt und Wohlstand. Themen, die uns allen wichtig sind (Göpel hat dafür ein Netzwerk namens „Mission wertvoll“ ins Leben gerufen).
Was steht am Menüzettel?
Wichtig ist, sagt Göpel im Podcast durchaus ermahnend in Richtung ihrer Forschungs-Kollegenschaft, Wohlstands- und Lebensstilforschung nicht gleichzusetzen. Was jemand kauft oder nicht, solle keine Regierung vorgeben. Die Rahmenbedingungen und Standards dessen, was ins Regal kommt, sehr wohl.
Oft werde aus einschlägigen Kreisen bewusst die falsche Erzählung gestreut, dass, wenn der Staat regulierend eingreife, er den Bürger:innen den Lebensstil vorschreibe. „Eine Abwehrrhetorik, die nicht stimmt“, sagt Göpel und bringt es lukullisch auf den Punkt: Das Menü, aus dem Konsument:innen auswählen können, müsse möglichst zukunftsfreundlich sein. Was auf dem Menüzettel stehe, das müssen sich aber die Produzierenden mit den staatlichen Institutionen ausmachen. „Das darf man nicht auf die Konsument:innen abwälzen, das ist ein komplett idiotisches Freiheitsversprechen.“ Man könne ja nicht ständig mit Smartphone und QR-Code durch die Gegend rennen und sich dann am Ende doch schuldig fühlen, weil man irgendein E 713 nicht ganz genau verstanden hat.
Ich sehe das ganz genauso
Die Eigenverantwortung der Konsument:innen endet an dem Punkt, an dem sie nicht die Zeit, Energie und Nerven haben, sich mit Inhaltsstoffen oder Lieferketten zu beschäftigen. Das im hektischen Alltag den Leuten abzuverlangen, es als Entscheidungsfreiheit zu verkaufen, ist pure Drangsalierung.
Freilich, der Aufwand, im Supermarkt eher zum Bio-als zum konventionellen Lebensmittel zu greifen, so es das Börsel hergibt, hält sich in Grenzen. Ob Bio wirklich besser ist und wo die ökologische Landwirtschaft noch Schwächen hat, habe ich mit Nachhaltigkeitspionier Werner Lampert diskutiert.
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