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Bub übermalt graue Schornsteine mit schöner Landschaft
Bild: alphaspirit/stock.adobe.com

Wird die Zukunft grau oder grün? Teil 2

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Klimathemen sind momentan nicht unbedingt en vogue. Ein Trend, der gekommen ist, um zu bleiben? Lesen Sie den zweiten, positiv gestimmten Teil der Mini-Serie.

Markus Stingl - Redakteur: Nachhaltigkeit, Finanzthemen
Markus Stingl, Bakk. phil. | Redakteur: Nachhaltigkeit, Finanzthemen Bild: VKI

Im KONSUMENT-Magazin und -Blog schreibe ich über Themen im weiten Feld der Nachhaltigkeit. Die Kolumne nennt sich ÖKO.LOGISCH.

Markus Stingl, Redakteur

In der vergangenen KONSUMENT-Ausgabe blickte ich im ersten Teil der Mini-Serie (ob der aktuellen Nachrichtenlage) tendenziell pessimistisch in die Zukunft. Doch, eh schon wissen, eine Medaille hat immer zwei Seiten. Wie angekündigt, liefere ich diesmal Anhaltspunkte und Überlegungen, warum wir positiv in eine grünere Zukunft blicken können. 

Fünf Buchstaben, die dabei aus meiner Sicht den Unterschied machen könnten: 

C.H.I.N.A. 

Die Volksrepublik musste in der Vergangen­heit oft als Sündenbock herhalten: „Na, wenn die weiter so viel CO2 rausblasen, dann brauchen wir in Österreich nicht den Klima-Musterschüler raushängen zu lassen.“ Abgesehen davon, dass dieses Argument immer schon gehinkt hat – pro Kopf wird weniger emittiert als hierzulande –, belehrt uns China eines Besseren. 

Das 1,4-Milliarden-Einwohner-Land macht in Sachen Klimaschutz ernst: Der Treibhaus­gasausstoß (THG), der seit mehr als 20 Jah­ren steil nach oben geht, sank nun im ersten Halbjahr – trotz 5-Prozent-Wirtschafts­wachstums.

Manche Expert:innen gehen davon aus, dass das nicht nur ein Ausreißer war, sondern dass China den Scheitelpunkt beim CO2-Ausstroß erreicht hat und es fort­an bergab geht mit den THG. Wenn der welt­größte CO2-Emittent so einen Wendepunkt erreicht, dann kann das jedenfalls positiv stimmen! 2020 hatte China angekündigt, bis 2060 klimaneutral werden zu wollen. Das geht womöglich deutlich schneller. 

Photovoltaik-Boom

Angeschoben wird die Entwicklung durch den raschen Ausbau der Erneuerbaren, den Fokus auf Solartech­nologie, E-Mobilität und Batterien. Da das (anders in China ja nicht denkbar) Hand in Hand geht mit einem Boost für die Wirt­schaft, wird dieser Trend mehr sein als bloß ein Strohfeuer. China schickt sich an, der erste „Elektrostaat“ zu werden.

„Aber es werden doch immer noch Kohle­kraftwerke in China gebaut“, werden manche nun einwenden. Das ist korrekt, aber auch hier sind sich Expert:innen recht sicher, dass der Kohleboom bald enden werde. Bestehende Anlagen fahren nur auf halber Kraft bzw. werden nur für die Grundlast verwendet. Die neu installierten Erneuerbaren decken den zusätzlichen Energiebedarf mehr als ab. 

Das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass China noch weit davon entfernt ist, ein grüner Musterschüler zu sein. Und auch nicht beschönigen, was dort sonst noch so im Argen liegt. 

Aber in einer Zeit, in der die USA, und mit Abstrichen lei­der auch Europa, dem Klimaschutz den Rücken kehren, sind sol­che Nachrichten aus Fernost Balsam für die Seele. 

Sie widerlegen das oft verwen­dete Narrativ, wonach ein „Weiter wie bis­her“ kombiniert mit einem vagen Verweis auf mögliche technologische Quanten­sprünge eine probate Zukunftsstrategie sei. Es geht vielmehr um: Legen wir los! 

Und in Österreich? 

Auf rot-weiß-roter Habenseite ist zu verbuchen, dass auch bei uns die THG-Emissionen bereits seit drei Jahren sinken. Die Maßnahmen, die in den vergangenen Jahren gesetzt wurden, zeigen also Wirkung. 

Auch wenn hierzulande momentan in Sachen Klimaschutz eher zaghaft agiert wird – immerhin wurde im Juni der 2. öster­reichische Sachstandsbericht zum Klima­wandel veröffentlicht, die bislang umfas­sendste wissenschaftliche Grundlage zum Thema. Dass man sich so eine Studie „leistet“, ist keine Selbstverständlichkeit. 

In der Theorie steht dort auf 800 Seiten, was zu tun ist. Jetzt geht es um die konkrete Umsetzung – damit es nicht zu einer Kehrtwende bei den THG-Emissionen kommt. Es wäre doch schade, wenn uns China hier den Rang ablaufen würde – und zwar nachhaltig. 

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