Zum Inhalt

Staub wird eingesaugt
200 chemische Verbindungen wurden in gewöhnlichem Hausstaub gefunden. Bild: alexbrylovhk/stock.adobe.com

Der Lurch ist los

BLOG

ÖKO.LOGISCH

Dass ich als Milbenallergiker schon seit Jahr­zehnten mit Hausstaub auf dem Kriegsfuß stehe, ist klar. Eine Studie, über die ich unlängst gestolpert bin, bringt das Ganze allerdings auf ein völlig neues Level.

Markus Stingl - Redakteur: Nachhaltigkeit, Finanzthemen
Markus Stingl, Bakk. phil. | Redakteur: Nachhaltigkeit, Finanzthemen Bild: VKI

Im KONSUMENT-Magazin und -Blog schreibe ich über Themen im weiten Feld der Nachhaltigkeit. Die Kolumne nennt sich ÖKO.LOGISCH.

Markus Stingl, Redakteur

In der Studie wurden Schlafzimmer- Staubproben auf ihre chemische Belas­tung hin analysiert. Ein Potpourri aus mehr als 200 chemischen Verbindungen wurde identifiziert, darunter einige äußerst bedenkliche: hormonaktive Pestizide, krebserregende Stoffe und fortpflanzungs­schädigende Chemikalien. 

Hausstaub ist ein Spiegel unserer (Kon­sum-)Gesellschaft. Und ich für meinen Teil kann ganz klar sagen: Das Gespiegelte ge­fällt mir nicht. Es sind nämlich (wieder mal) die Kinder, die die Haupt-Leidtragenden sind. Sie sind deshalb so stark gefährdet, weil sie häufiger als unsereins mit dem Hausstaub in Berührung kom­men. Na klar, die Welt der Kinder spielt sich einfach viel öfter auf dem Boden ab (weitere Details zur Studie lesen Sie auf hier).

Cocktail-Effekt

Es sollte uns (Eltern) wirklich nicht egal sein, woraus der Lurch in der Ecke besteht: In Wahrheit ist er ein Giftcocktail der besonders perfiden Art. Cocktail trifft es sehr gut: Genau dieser Effekt, der Cocktail-Effekt, macht die Sache nämlich so gefährlich. Die Kombination mehrerer Substanzen kann ge­sundheitlich bedenklicher sein als jede einzelne Substanz für sich. In KONSUMENT warnen wir bereits seit Jahren davor.

Wenig Wissen

Die erwähnte Studie ist mitnichten die Einzige, die sich dem Thema bedenkliche Che­mikalien widmet. Es gibt hunderte, tausende ande­rer Studien, die ein ähn­lich alarmierendes Bild unserer Umwelt zeich­nen. Chemikalien, über deren gesundheits­schädliche Auswirkun­gen man viel zu wenig, bisweilen gar nichts weiß, befinden sich nicht nur im Hausstaub. Wir sind überall mit ihnen konfrontiert. Sie sind in Lebensmitteln, Kosmetika, Verpackungen, in der Luft, im Regen etc. nachweisbar.

Die Menschheit hat die irrwitzige Zahl von mehr als 100 Millionen nichtnatürlichen Chemikalien hervorgebracht. Davon werden 40.000 bis 350.000 mehr oder weniger intensiv kommerziell genutzt. Reichen tut das offensichtlich noch nicht. Es wird weiter munter drauflos gepantscht. Faktum ist, niemand weiß im Detail, was wir da eigentlich alles essen, trinken, ein­atmen müssen.

Globale Krise

Immer mehr Expert:innen und Wissenschafter:innen sprechen daher sehr deutlich von einer globalen Krise, mit ähnlich dramatischen Folgen für die Menschheit wie die Klimakrise. Nur be­kommt die Schadstoffkrise im Vergleich nicht die gleiche (mediale) Aufmerksamkeit. 

Zu erwähnen ist auch, dass die beiden Krisen korrespondierende Gefäße sind: Industriechemika­lien tragen erheblich zur Ver­stärkung der Klimakrise bei. Und je stärker spürbar die Auswirkungen der Kli­makrise, desto „erfin­dungsreicher“ werden wir, um uns auch auf „che­mischer Ebene“ dagegen zu wappnen.

Wir müssen nur wollen

Um den eingangs erwähnten Spiegel gedanklich noch einmal hervorzukramen: Wir können uns abwenden, das Gespiegelte negieren. Verschwinden werden die Probleme so freilich nicht. Wir sollten hinschauen, auch wenn es zuweilen weh tut. 

Hilflos sind wir jedenfalls nicht: Wir können etwas dagegen tun. Gegen alle planetaren Krisen können wir etwas tun. Wir müssen nur wollen.

Ein Hinweistext mit Logos. Links steht ein deutscher Haftungsausschluss, der betont, dass die geäußerten Meinungen nur die der Autorinnen und Autoren sind und nicht unbedingt die der Europäischen Union oder CINEA widerspiegeln. Rechts befinden sich zwei Logos: das EU-Logo mit dem Hinweis „Kofinanziert von der Europäischen Union“ und darunter das Projektlogo „ToxFree LIFE for All“.
Bild: VKI

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

O du süße & faire Weihnachtszeit BLOG

O du süße & faire Weihnachtszeit

Die Adventzeit ist DIE Schokolade-Zeit des Jahres. Umso wichtiger, dass es faire Nikolos, Krampusse & Co sind, die im Einkaufswagerl landen. Für Kakaobauernfamilien gibt es indes etwas mehr vom Kuchen.

Kraut und Solarstrom-Rüben BLOG

Kraut und Solarstrom-Rüben

Als Betreiber eines Bal­konkraftwerks kennt das VKI-Redakteur Markus Stingl gut: Han­dy-Apps, die einem zeigen wollen, was man nicht alles Gutes mit seinem Sonnen­strom bewirkt. Ein Vergleich der Apps zeigt jedoch, dass es noch viel Verbes­serungsbedarf gibt.

Oh, wie schön ist Panama! BLOG

Oh, wie schön ist Panama!

Warum die Klimakrise auch eine Krise der Wirtschaft bzw. unseres Konsums sein wird, zeigt sich auch anhand des Beispiels Panamakanal.

Wird die Zukunft grau oder grün? Teil 2 BLOG

Wird die Zukunft grau oder grün? Teil 2

Klimathemen sind momentan nicht unbedingt en vogue. Ein Trend, der gekommen ist, um zu bleiben? Lesen Sie den zweiten, positiv gestimmten Teil der Mini-Serie.

Wird die Zukunft grau oder grün? Teil 1 BLOG

Wird die Zukunft grau oder grün? Teil 1

Klimathemen fristen momentan ein Schattendasein. Ist das nur eine kurze Momentaufnahme, oder ein sich verfestigender Trend? Wird die Zukunft grün oder grau? Argumente und Überlegungen in zwei Teilen.

Meschugge wegen der Sommerhitze? BLOG

Meschugge wegen der Sommerhitze?

Wenn die Temperaturen steigen, sinkt die psychische Belastbarkeit. Dann werden Konsumentscheidungen bisweilen irrational. Aber das ist schon okay.

Kommentieren

Sie können den Text nach dem Abschicken nicht nachträglich bearbeiten, Länge: maximal 3000 Zeichen. Bitte beachten Sie auch unsere Netiquette-Regeln.

Neue Kommentare können nur von angemeldeten Benutzern veröffentlicht werden.

Anmelden

0 Kommentare

Keine Kommentare verfügbar.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang