203 Chemikalien im Staub – was bedeutet das für uns Menschen?
Im Rahmen einer Untersuchung wurden Staubproben aus norwegischen Schlafzimmern analysiert. Dabei konnten 203 verschiedene chemische Verbindungen identifiziert werden. Besonders häufig vertreten waren Phthalate, die als Weichmacher in Kunststoffen verwendet werden und hormonell wirksam sein können.
Kinder besonders gefährdet
Kinder sind besonders anfällig für Schadstoffe im Hausstaub. Sie spielen oft auf dem Boden, stecken die Hände in den Mund und ihr Körper befindet sich noch in der Entwicklung. Schon geringe Konzentrationen können daher große Auswirkungen haben.
Besonders bedenkliche Stoffe – eine Übersicht
Die Forschenden identifizierten sieben besonders bedenkliche Stoffe, die in drei Kategorien fallen:
- PMT-Chemikalien (persistent, mobil, toxisch): z. B. Zusatzstoffe in Kunststoffen wie Benzophenon und Bisphenol A
- EDC (endokrine Disruptoren): Stoffe, die den Hormonhaushalt beeinflussen können
- Neurotoxische Stoffe: z. B. Pflanzenschutzmittel
Was hat sich verändert?
Im Vergleich zu früheren Studien zeigt sich ein verändertes chemisches Profil:
- Weniger Benzotriazole (verboten seit 2016)
- Mehr identifizierte Stoffe dank verbesserter Analysemethoden
- Neue Stoffgruppen, die bisher kaum reguliert sind
Was können Verbraucher:innen tun?
- Regelmäßig lüften und Staub entfernen, besonders in Schlafräumen und Kinderzimmern
- Produkte mit weniger Chemikalien wählen, z. B. zertifizierte Möbel, Teppiche und Spielzeuge
- Auf Inhaltsstoffe achten – insbesondere bei Kosmetika, Reinigungsmitteln und Kunststoffen
- Politische Maßnahmen unterstützen, die eine bessere Kennzeichnung und Regulierung von Schadstoffen fordern
Fazit der Studie
Hausstaub ist mehr als nur ein Hygieneproblem – er ist ein Spiegel unserer Konsumwelt. Im Vergleich zu früheren Untersuchungen (2001 – 2002, 2013) zeigen die Ergebnisse eine Veränderung im Stoffmuster, mit weniger Benzotriazolen, aber insgesamt mehr identifizierten Stoffen. Dies spiegelt sowohl regulatorische Maßnahmen (z. B. das Verbot von Benzotriazolen im Jahr 2016) als auch verbesserte Analysemethoden wider, die seit 2023 am NILU entwickelt wurden.
Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Überwachung des Innenraumklimas mit Schwerpunkt auf Staub sowie von mehr Wissen über Cocktail-Effekte, da viele Stoffe gleichzeitig auftreten und sich gegenseitig in ihren gesundheitlichen Auswirkungen verstärken können. Die Ergebnisse zeigen auch, dass die Regulierung einzelner Stoffe zwar Wirkung zeigen kann, aber schnell neue Stoffgruppen auftauchen.
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