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Mann sitzt auf Tragfläche von Flugzeug
Bild: Sergey Nivens/Adobe.Stock.com

Klimacourage. Aber wie?

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ÖKO.LOGISCH

Grundsatzfrage: Wenn man umwelt- und klimaschädliches Verhalten beobachtet, lieber wegschauen – leben und leben lassen? Oder die Leute darauf ansprechen? 

Markus Stingl - Redakteur: Nachhaltigkeit, Finanzthemen
Markus Stingl, Bakk. phil. | Redakteur: Nachhaltigkeit, Finanzthemen Bild: VKI

Im KONSUMENT-Magazin und -Blog schreibe ich über Themen im weiten Feld der Nachhaltigkeit. Die Kolumne nennt sich ÖKO.LOGISCH.

Markus Stingl, Redakteur

Ich wage mich an ein Thema, das mir schon lange schwer im Magen liegt. Es geht um, ich nenne es, Klimacourage. Manche von Ihnen werden das Gefühl kennen. Im Fami­lien- oder Freundeskreis, bei Gesprächen mit Bekannten oder Kolleg:innen. Dieses Gefühl: „Jetzt muss ich aber endlich etwas sagen!“ Und zwar immer dann, wenn sich die Gespräche ganz offensichtlich um klima­schädliches Verhalten drehen, dieses aber vom Gegenüber nicht als solches erkannt oder eingeschätzt wird. 

Ein Beispiel

Vor ein paar Monaten war ich regelmäßig Teil einer Essens-Runde. Das Smalltalk-Thema Nummer 1 war Reisen. Leute, die ich als aufgeschlossen, mehr noch, als sensibel gegenüber Umwelt- und Klimathemen eingeschätzt hatte, redeten dort unentwegt über ihre aktuellen Rei­sen. Nicht nach Kärnten oder Tirol, nicht an die Adria oder vielleicht an die Nordsee. Nein, es waren Thailand, Mexiko oder Aus­tralien. Eine Destination weiter weg als die andere. 

Für mich besonders beklemmend, dass es vorwiegend jüngere Menschen waren, die sich da in touristischen Superlativen ergingen. Die sich unreflektiert in Jumbo­jets setzen. Und zwar regelmäßig. Eltern, die ihre kleinen Kinder mit Fern­reisen beglücken. Also jene Kinder, die im Erwachsenenalter die klimatischen Langzeitfolgen dieser Flugreisen aushalten werden müssen. 

Der Essens-Runde fern blieb ich schließlich nach einer Aussage, die mir den Rest gab: „Im Grunde genom­men muss man ja jetzt noch Fernreisen machen, wer weiß, wie lange das überhaupt noch möglich ist.“ 

Warum ich nie den Mund aufgemacht habe, außer, um mich still mit Essen voll­zustopfen? Ich hab’s nicht getan um des Friedens willen. Ich wollte die Stimmung nicht trüben, nicht der Partycrasher sein, nicht die Beziehung zu diesen Leuten beschädigen. Denn ob ich die richtigen Worte gefunden hätte? Ich weiß es nicht. Ich hab’s mir scheinbar nicht zugetraut. 

Fragen stellen, Neugier wecken

Vor ein paar Monaten habe ich ein Interview mit dem Nachhaltigkeitsforscher und Psycho­logen Thomas Brudermann darüber ge­führt, warum wir Menschen uns lieber selbst täuschen, als nachhaltig zu leben. Auch er meint, dass es nicht sonderlich schlau ist, wenn man Menschen mit erhobenem Zeigefinger im Frontalangriff mit ihrem klimaschädlichen Verhalten konfrontiert. Denn dann sei die erste intui­tive Reaktion eine Abwehr bzw. ein Einigeln im eige­nen positiven Selbstbild. Brudermann schlägt vielmehr vor, dass man die Menschen einladen sollte, sich genauer mit den Dingen zu beschäftigen. Nicht, indem man genau erklärt, sondern indem man z. B. die Neugier weckt, Fragen stellt. Puh, leichter gesagt als getan. 

Wie ist Ihre Meinung? 

Ich kopiere jetzt mal das Ö3-Format „Frag das ganze Land“: Was meinen Sie? Soll ich über meinen Schatten springen und das nächste Mal meine Bekannten & Co auf ihre klima­schädliche Vielfliegerei ansprechen? Und was mich auch interessieren würde: Machen Sie es? Ihre Familie und Freund:in­nen darauf aufmerksam, wenn sie sich klimaschädlich verhalten? Ich bin ge­spannt auf Ihre Zuschriften (markus.stingl@vki.at)

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